Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Fünfftes Buch [Spaltenumbruch]
Xin und Jkieus mit dem Tatterschen Heere andes Königs Jeus Läger. Als dieser nun gleich durch die gewohnte Flamme sein Heer auffor- derte/ blieb doch selbtes in Meinung/ daß es a- bermals der Königin zu Liebe angestellte Freu- den-Feuer wären/ in seiner süssen Ruh unbe- weglich. Hierüber brachen die Tattern ins Läger ein/ zertraten und zerfleischten/ was ih- nen in voller Unordnung begegnete; erschlugen auch den König selbst mit seiner Paousa. Xin und Jkieus erschracken zwar selbst über der gros- sen Niederlage der Serer/ flohen also davon/ und boten den Tattern mit einem frischen Heere die Stirne. Alleine diese trieben den neuer- wehlten König Jkieus zurücke/ bemächtigten sich der grossen Länder Xensi/ Suchuen/ Jnu- nan und Qvecheu. Jkieus muste sich mit den Ost- und der andere Sohn des Jeus Pnigus mit den Sudländern vergnügen; ja das gantze Serische Reich ward zerrissen. Sintemal der Königliche Stadthalter Tschi in Xantung/ zu in Huqvang und Kiangsi/ und Tschyn in Xan- si sich zu Königen aufwarffen. Weil aber die Tatterschen Könige die eroberten Länder in viel Theile zergliederten/ ersahe Siangkung ein Nachkomme des Pferde-Hirten Ficius seinen Vortheil und versetzte denen Tattern einen un- vermutheten Streich/ eroberte auch die Land- schafft Xensi/ mit welcher er sich vergnügte/ und den Grund zu der folgenden Herrschafft seines Stammes Tschina legte; alles andere aber/ was er einnahm/ dem Könige Pingus abtrat. Von dieser Zeit an war nichts minder das allzu- viel Häupter habendo Scythische/ als das zer- gliederte Serische Reich über drey hundert Jahr lang in eitel innerliche Kriege zerspaltet/ also/ daß beyde die über Leschung ihres eigenen Hau- ses beschäfftiget waren/ kein fremdes anzuzün- den Zeit hatten. Unterdessen wuchs das Ge- schlechte Cnia mit Hülffe der Tattern in Xensi/ Xansi/ und Honan so groß/ daß es allen Nach- barn schrecklich ward. Die Furcht für dieser [Spaltenumbruch] aufsteigenden Macht verband wider ihren Für- sten dem Serischen Könige Xicin fünf angrän- tzende Serische Könige zusammen; er erlegte sie aber alle fünffe auffs Haupt. Jn Suchuen hatten zwey Tatterische Fürsten Pa und Xo sich mit einander durch einen langwierigen Krieg abgemergelt; suchten endlich ohne Erwegung/ daß die zwistigen Tauben der zu Hülffe geruffe- nen Adler/ und die mit einander kämpffende See-Schnecke und Reiger der Fischer Beute werden/ bey dem Cinischen Könige Hülffe/ wel- cher den letzten erlegte/ und den/ der geholffen/ zu seinem Unterthanen machte. Weil nun dieses Tschinischen Königs Sohn Chaosiang den Se- rischen König Tschi/ und Gvei überwältigte/ und die mächtige Stadt Jyang einnahm/ hiel- ten die West-Tattern für rathsam dieser an- wachsenden Macht zu begegnen; fielen also in Xensi ein/ und machten obigen Serischen Kö- nigen Lufft/ daß sie nebst dem Könige Han sich wider ihn aufs neue rüsten konten/ und er ihnen die Landschafft Xansi biß an den Saffran-Fluß wieder abtreten muste. Diese liessen zwar die Tattern alleine im Stiche/ weil aber der Tschi- nische König diesem streitbaren Volcke wenig abgewinnen konte/ auch auf das Serische Reich sein einiges Augenmerck hatte/ machte er mit ih- nen gleichsam Frieden. Hingegen streute er unter die Serischen Könige so viel Zwytracht/ daß sie einander selbst aufrieben/ und weil sie ein- tzelhafft mit ihm kriegten/ alle überwunden wurden; ja das oberste Haupt der Serer für ihm fußfällig ward. Aber der Tod besiegte den Chaosiang in seinem höchsten Siegs-Geprän- ge/ und des Fous Bruder Cheukiung brachte mit Hülffe der Tattern und der andern wieder ab- fallenden Serischen Könige wider seinen Sohn Ching oder Xius ein mächtiges Heer auf. Al- leine wie vieler Fürsten Bündnüsse/ weil ieder nicht den gemeinen/ sondern den Eigen-Nutz sucht/ wie die gezogenen Gewebe sich leicht ver- wirren; also diente der Serer und Tattern Sieg
Fuͤnfftes Buch [Spaltenumbruch]
Xin und Jkieus mit dem Tatterſchen Heere andes Koͤnigs Jeus Laͤger. Als dieſer nun gleich durch die gewohnte Flamme ſein Heer auffor- derte/ blieb doch ſelbtes in Meinung/ daß es a- bermals der Koͤnigin zu Liebe angeſtellte Freu- den-Feuer waͤren/ in ſeiner ſuͤſſen Ruh unbe- weglich. Hieruͤber brachen die Tattern ins Laͤger ein/ zertraten und zerfleiſchten/ was ih- nen in voller Unordnung begegnete; erſchlugen auch den Koͤnig ſelbſt mit ſeiner Paouſa. Xin und Jkieus erſchracken zwar ſelbſt uͤber der groſ- ſen Niederlage der Serer/ flohen alſo davon/ und boten den Tattern mit einem friſchen Heere die Stirne. Alleine dieſe trieben den neuer- wehlten Koͤnig Jkieus zuruͤcke/ bemaͤchtigten ſich der groſſen Laͤnder Xenſi/ Suchuen/ Jnu- nan und Qvecheu. Jkieus muſte ſich mit den Oſt- und der andere Sohn des Jeus Pnigus mit den Sudlaͤndern vergnuͤgen; ja das gantze Seriſche Reich ward zerriſſen. Sintemal der Koͤnigliche Stadthalter Tſchi in Xantung/ zu in Huqvang und Kiangſi/ und Tſchyn in Xan- ſi ſich zu Koͤnigen aufwarffen. Weil aber die Tatterſchen Koͤnige die eroberten Laͤnder in viel Theile zergliederten/ erſahe Siangkung ein Nachkomme des Pferde-Hirten Ficius ſeinen Vortheil und verſetzte denen Tattern einen un- vermutheten Streich/ eroberte auch die Land- ſchafft Xenſi/ mit welcher er ſich vergnuͤgte/ und den Grund zu der folgenden Herrſchafft ſeines Stammes Tſchina legte; alles andere aber/ was er einnahm/ dem Koͤnige Pingus abtrat. Von dieſer Zeit an war nichts minder das allzu- viel Haͤupter habendo Scythiſche/ als das zer- gliederte Seriſche Reich uͤber drey hundeꝛt Jahr lang in eitel innerliche Kriege zerſpaltet/ alſo/ daß beyde die uͤber Leſchung ihres eigenen Hau- ſes beſchaͤfftiget waren/ kein fremdes anzuzuͤn- den Zeit hatten. Unterdeſſen wuchs das Ge- ſchlechte Cnia mit Huͤlffe der Tattern in Xenſi/ Xanſi/ und Honan ſo groß/ daß es allen Nach- barn ſchrecklich ward. Die Furcht fuͤr dieſer [Spaltenumbruch] aufſteigenden Macht verband wider ihren Fuͤr- ſten dem Seriſchen Koͤnige Xicin fuͤnf angraͤn- tzende Seriſche Koͤnige zuſammen; er erlegte ſie aber alle fuͤnffe auffs Haupt. Jn Suchuen hatten zwey Tatteriſche Fuͤrſten Pa und Xo ſich mit einander durch einen langwierigen Krieg abgemergelt; ſuchten endlich ohne Erwegung/ daß die zwiſtigen Tauben der zu Huͤlffe geruffe- nen Adler/ und die mit einander kaͤmpffende See-Schnecke und Reiger der Fiſcher Beute werden/ bey dem Ciniſchen Koͤnige Huͤlffe/ wel- cher den letzten erlegte/ und den/ der geholffen/ zu ſeinem Unterthanen machte. Weil nun dieſes Tſchiniſchen Koͤnigs Sohn Chaoſiang den Se- riſchen Koͤnig Tſchi/ und Gvei uͤberwaͤltigte/ und die maͤchtige Stadt Jyang einnahm/ hiel- ten die Weſt-Tattern fuͤr rathſam dieſer an- wachſenden Macht zu begegnen; fielen alſo in Xenſi ein/ und machten obigen Seriſchen Koͤ- nigen Lufft/ daß ſie nebſt dem Koͤnige Han ſich wider ihn aufs neue ruͤſten konten/ und er ihnen die Landſchafft Xanſi biß an den Saffran-Fluß wieder abtreten muſte. Dieſe lieſſen zwar die Tattern alleine im Stiche/ weil aber der Tſchi- niſche Koͤnig dieſem ſtreitbaren Volcke wenig abgewinnen konte/ auch auf das Seriſche Reich ſein einiges Augenmerck hatte/ machte er mit ih- nen gleichſam Frieden. Hingegen ſtreute er unter die Seriſchen Koͤnige ſo viel Zwytracht/ daß ſie einander ſelbſt aufrieben/ und weil ſie ein- tzelhafft mit ihm kriegten/ alle uͤberwunden wurden; ja das oberſte Haupt der Serer fuͤr ihm fußfaͤllig ward. Aber der Tod beſiegte den Chaoſiang in ſeinem hoͤchſten Siegs-Gepraͤn- ge/ und des Fous Bruder Cheukiung brachte mit Huͤlffe der Tattern und der andern wieder ab- fallenden Seriſchen Koͤnige wider ſeinen Sohn Ching oder Xius ein maͤchtiges Heer auf. Al- leine wie vieler Fuͤrſten Buͤndnuͤſſe/ weil ieder nicht den gemeinen/ ſondern den Eigen-Nutz ſucht/ wie die gezogenen Gewebe ſich leicht ver- wirren; alſo diente der Serer und Tattern Sieg
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0656" n="600"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fuͤnfftes Buch</hi></fw><lb/><cb/> Xin und Jkieus mit dem Tatterſchen Heere an<lb/> des Koͤnigs Jeus Laͤger. Als dieſer nun gleich<lb/> durch die gewohnte Flamme ſein Heer auffor-<lb/> derte/ blieb doch ſelbtes in Meinung/ daß es a-<lb/> bermals der Koͤnigin zu Liebe angeſtellte Freu-<lb/> den-Feuer waͤren/ in ſeiner ſuͤſſen Ruh unbe-<lb/> weglich. Hieruͤber brachen die Tattern ins<lb/> Laͤger ein/ zertraten und zerfleiſchten/ was ih-<lb/> nen in voller Unordnung begegnete; erſchlugen<lb/> auch den Koͤnig ſelbſt mit ſeiner Paouſa. Xin<lb/> und Jkieus erſchracken zwar ſelbſt uͤber der groſ-<lb/> ſen Niederlage der Serer/ flohen alſo davon/<lb/> und boten den Tattern mit einem friſchen Heere<lb/> die Stirne. Alleine dieſe trieben den neuer-<lb/> wehlten Koͤnig Jkieus zuruͤcke/ bemaͤchtigten<lb/> ſich der groſſen Laͤnder Xenſi/ Suchuen/ Jnu-<lb/> nan und Qvecheu. Jkieus muſte ſich mit den<lb/> Oſt- und der andere Sohn des Jeus Pnigus<lb/> mit den Sudlaͤndern vergnuͤgen; ja das gantze<lb/> Seriſche Reich ward zerriſſen. Sintemal der<lb/> Koͤnigliche Stadthalter Tſchi in Xantung/ zu<lb/> in Huqvang und Kiangſi/ und Tſchyn in Xan-<lb/> ſi ſich zu Koͤnigen aufwarffen. Weil aber die<lb/> Tatterſchen Koͤnige die eroberten Laͤnder in viel<lb/> Theile zergliederten/ erſahe Siangkung ein<lb/> Nachkomme des Pferde-Hirten Ficius ſeinen<lb/> Vortheil und verſetzte denen Tattern einen un-<lb/> vermutheten Streich/ eroberte auch die Land-<lb/> ſchafft Xenſi/ mit welcher er ſich vergnuͤgte/ und<lb/> den Grund zu der folgenden Herrſchafft ſeines<lb/> Stammes Tſchina legte; alles andere aber/<lb/> was er einnahm/ dem Koͤnige Pingus abtrat.<lb/> Von dieſer Zeit an war nichts minder das allzu-<lb/> viel Haͤupter habendo Scythiſche/ als das zer-<lb/> gliederte Seriſche Reich uͤber drey hundeꝛt Jahr<lb/> lang in eitel innerliche Kriege zerſpaltet/ alſo/<lb/> daß beyde die uͤber Leſchung ihres eigenen Hau-<lb/> ſes beſchaͤfftiget waren/ kein fremdes anzuzuͤn-<lb/> den Zeit hatten. Unterdeſſen wuchs das Ge-<lb/> ſchlechte Cnia mit Huͤlffe der Tattern in Xenſi/<lb/> Xanſi/ und Honan ſo groß/ daß es allen Nach-<lb/> barn ſchrecklich ward. Die Furcht fuͤr dieſer<lb/><cb/> aufſteigenden Macht verband wider ihren Fuͤr-<lb/> ſten dem Seriſchen Koͤnige Xicin fuͤnf angraͤn-<lb/> tzende Seriſche Koͤnige zuſammen; er erlegte ſie<lb/> aber alle fuͤnffe auffs Haupt. Jn Suchuen<lb/> hatten zwey Tatteriſche Fuͤrſten Pa und Xo ſich<lb/> mit einander durch einen langwierigen Krieg<lb/> abgemergelt; ſuchten endlich ohne Erwegung/<lb/> daß die zwiſtigen Tauben der zu Huͤlffe geruffe-<lb/> nen Adler/ und die mit einander kaͤmpffende<lb/> See-Schnecke und Reiger der Fiſcher Beute<lb/> werden/ bey dem Ciniſchen Koͤnige Huͤlffe/ wel-<lb/> cher den letzten erlegte/ und den/ der geholffen/ zu<lb/> ſeinem Unterthanen machte. Weil nun dieſes<lb/> Tſchiniſchen Koͤnigs Sohn Chaoſiang den Se-<lb/> riſchen Koͤnig Tſchi/ und Gvei uͤberwaͤltigte/<lb/> und die maͤchtige Stadt Jyang einnahm/ hiel-<lb/> ten die Weſt-Tattern fuͤr rathſam dieſer an-<lb/> wachſenden Macht zu begegnen; fielen alſo in<lb/> Xenſi ein/ und machten obigen Seriſchen Koͤ-<lb/> nigen Lufft/ daß ſie nebſt dem Koͤnige Han ſich<lb/> wider ihn aufs neue ruͤſten konten/ und er ihnen<lb/> die Landſchafft Xanſi biß an den Saffran-Fluß<lb/> wieder abtreten muſte. Dieſe lieſſen zwar die<lb/> Tattern alleine im Stiche/ weil aber der Tſchi-<lb/> niſche Koͤnig dieſem ſtreitbaren Volcke wenig<lb/> abgewinnen konte/ auch auf das Seriſche Reich<lb/> ſein einiges Augenmerck hatte/ machte er mit ih-<lb/> nen gleichſam Frieden. Hingegen ſtreute er<lb/> unter die Seriſchen Koͤnige ſo viel Zwytracht/<lb/> daß ſie einander ſelbſt aufrieben/ und weil ſie ein-<lb/> tzelhafft mit ihm kriegten/ alle uͤberwunden<lb/> wurden; ja das oberſte Haupt der Serer fuͤr<lb/> ihm fußfaͤllig ward. Aber der Tod beſiegte den<lb/> Chaoſiang in ſeinem hoͤchſten Siegs-Gepraͤn-<lb/> ge/ und des Fous Bruder Cheukiung brachte mit<lb/> Huͤlffe der Tattern und der andern wieder ab-<lb/> fallenden Seriſchen Koͤnige wider ſeinen Sohn<lb/> Ching oder Xius ein maͤchtiges Heer auf. Al-<lb/> leine wie vieler Fuͤrſten Buͤndnuͤſſe/ weil ieder<lb/> nicht den gemeinen/ ſondern den Eigen-Nutz<lb/> ſucht/ wie die gezogenen Gewebe ſich leicht ver-<lb/> wirren; alſo diente der Serer und Tattern<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Sieg</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [600/0656]
Fuͤnfftes Buch
Xin und Jkieus mit dem Tatterſchen Heere an
des Koͤnigs Jeus Laͤger. Als dieſer nun gleich
durch die gewohnte Flamme ſein Heer auffor-
derte/ blieb doch ſelbtes in Meinung/ daß es a-
bermals der Koͤnigin zu Liebe angeſtellte Freu-
den-Feuer waͤren/ in ſeiner ſuͤſſen Ruh unbe-
weglich. Hieruͤber brachen die Tattern ins
Laͤger ein/ zertraten und zerfleiſchten/ was ih-
nen in voller Unordnung begegnete; erſchlugen
auch den Koͤnig ſelbſt mit ſeiner Paouſa. Xin
und Jkieus erſchracken zwar ſelbſt uͤber der groſ-
ſen Niederlage der Serer/ flohen alſo davon/
und boten den Tattern mit einem friſchen Heere
die Stirne. Alleine dieſe trieben den neuer-
wehlten Koͤnig Jkieus zuruͤcke/ bemaͤchtigten
ſich der groſſen Laͤnder Xenſi/ Suchuen/ Jnu-
nan und Qvecheu. Jkieus muſte ſich mit den
Oſt- und der andere Sohn des Jeus Pnigus
mit den Sudlaͤndern vergnuͤgen; ja das gantze
Seriſche Reich ward zerriſſen. Sintemal der
Koͤnigliche Stadthalter Tſchi in Xantung/ zu
in Huqvang und Kiangſi/ und Tſchyn in Xan-
ſi ſich zu Koͤnigen aufwarffen. Weil aber die
Tatterſchen Koͤnige die eroberten Laͤnder in viel
Theile zergliederten/ erſahe Siangkung ein
Nachkomme des Pferde-Hirten Ficius ſeinen
Vortheil und verſetzte denen Tattern einen un-
vermutheten Streich/ eroberte auch die Land-
ſchafft Xenſi/ mit welcher er ſich vergnuͤgte/ und
den Grund zu der folgenden Herrſchafft ſeines
Stammes Tſchina legte; alles andere aber/
was er einnahm/ dem Koͤnige Pingus abtrat.
Von dieſer Zeit an war nichts minder das allzu-
viel Haͤupter habendo Scythiſche/ als das zer-
gliederte Seriſche Reich uͤber drey hundeꝛt Jahr
lang in eitel innerliche Kriege zerſpaltet/ alſo/
daß beyde die uͤber Leſchung ihres eigenen Hau-
ſes beſchaͤfftiget waren/ kein fremdes anzuzuͤn-
den Zeit hatten. Unterdeſſen wuchs das Ge-
ſchlechte Cnia mit Huͤlffe der Tattern in Xenſi/
Xanſi/ und Honan ſo groß/ daß es allen Nach-
barn ſchrecklich ward. Die Furcht fuͤr dieſer
aufſteigenden Macht verband wider ihren Fuͤr-
ſten dem Seriſchen Koͤnige Xicin fuͤnf angraͤn-
tzende Seriſche Koͤnige zuſammen; er erlegte ſie
aber alle fuͤnffe auffs Haupt. Jn Suchuen
hatten zwey Tatteriſche Fuͤrſten Pa und Xo ſich
mit einander durch einen langwierigen Krieg
abgemergelt; ſuchten endlich ohne Erwegung/
daß die zwiſtigen Tauben der zu Huͤlffe geruffe-
nen Adler/ und die mit einander kaͤmpffende
See-Schnecke und Reiger der Fiſcher Beute
werden/ bey dem Ciniſchen Koͤnige Huͤlffe/ wel-
cher den letzten erlegte/ und den/ der geholffen/ zu
ſeinem Unterthanen machte. Weil nun dieſes
Tſchiniſchen Koͤnigs Sohn Chaoſiang den Se-
riſchen Koͤnig Tſchi/ und Gvei uͤberwaͤltigte/
und die maͤchtige Stadt Jyang einnahm/ hiel-
ten die Weſt-Tattern fuͤr rathſam dieſer an-
wachſenden Macht zu begegnen; fielen alſo in
Xenſi ein/ und machten obigen Seriſchen Koͤ-
nigen Lufft/ daß ſie nebſt dem Koͤnige Han ſich
wider ihn aufs neue ruͤſten konten/ und er ihnen
die Landſchafft Xanſi biß an den Saffran-Fluß
wieder abtreten muſte. Dieſe lieſſen zwar die
Tattern alleine im Stiche/ weil aber der Tſchi-
niſche Koͤnig dieſem ſtreitbaren Volcke wenig
abgewinnen konte/ auch auf das Seriſche Reich
ſein einiges Augenmerck hatte/ machte er mit ih-
nen gleichſam Frieden. Hingegen ſtreute er
unter die Seriſchen Koͤnige ſo viel Zwytracht/
daß ſie einander ſelbſt aufrieben/ und weil ſie ein-
tzelhafft mit ihm kriegten/ alle uͤberwunden
wurden; ja das oberſte Haupt der Serer fuͤr
ihm fußfaͤllig ward. Aber der Tod beſiegte den
Chaoſiang in ſeinem hoͤchſten Siegs-Gepraͤn-
ge/ und des Fous Bruder Cheukiung brachte mit
Huͤlffe der Tattern und der andern wieder ab-
fallenden Seriſchen Koͤnige wider ſeinen Sohn
Ching oder Xius ein maͤchtiges Heer auf. Al-
leine wie vieler Fuͤrſten Buͤndnuͤſſe/ weil ieder
nicht den gemeinen/ ſondern den Eigen-Nutz
ſucht/ wie die gezogenen Gewebe ſich leicht ver-
wirren; alſo diente der Serer und Tattern
Sieg
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/656 |
Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/656>, abgerufen am 01.07.2024. |