Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite
Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch]

Um dieses herrliche Sonnen-Bild sind um
den rundten Tempel herum in einer wohl ab-
getheilten Entfernung sechs andere zu sehen.
Das erste Bild war silbern/ stand auf zwey weis-
sen Ochsen/ hatte auff dem einen Fuße 29. Ta-
ge/ 12. Stunden/ und 44. sechzigtheil; Auff
dem andern 27. Tage/ 7. Stunden/ 42. sech-
zig theil zum Merckmahle seines Lauffs. So
hoch ist der Vorwitz des Menschen gestiegen/
daß er den Himmel auff einen Finger/ die Er-
de auff ein Haar/ und die Zeit gleichsam auff ei-
nem Augenblick abzumessen vermist! Seine
gläserne Kugel über dem Haupte war kaum
das zwey und vierzigste Theil so groß als die
Erd-Kugel; denn so viel kleiner soll der Mon-
de seyn; Wiewohl ihm ihrer viel auch das neun
und dreißigste Theil der Erde zueignen. Die-
se hatte in sich so wol ein irrdisches als ein wässe-
richtes Wesen; welches letztere gegen dem Sud-
lichen Rande sich als ein grosser Brunn in
viel Bäche zertheilete/ und gleichsam unter-
schiedene helleuchtende Spiegel abbildete.
Sie ware auch voll Meere/ Flüße/ Jnseln/
Berge/ Wälder und Thäle/ und daher ent-
springender unzehlbarer Flecken/ welche theils
daraus/ daß die Strahlen von der Sonnen-
Kugel in solche Tieffe nicht fallen können/ theils
aus dem Monden-Meere entspringen; auch/
weil dieses sich nichts minder als das irrdische
Meer aus seiner eigenen Natur/ und von der
Krafft der Sonnen-Strahlen/ bald hin bald
her beweget; ja der Monde sich von Ost gegen
West/ und wieder zurücke weltzet/ nicht einmal
wie das andere aussehen/ sondern/ nachdem
die Monden-Kugel gegen den Sonnen-Strah-
len/ oder dem Auge des Menschen stehet/ sich
verändern. Gleichwohl war sein silberfarbe-
ner Schein/ nicht nur wenn er voll/ sondern
auch/ wenn er nur wie eine Sichel aussah/
der schönste und dem Augenmasse nach/ grös-
seste nach der Sonnen für allen andern Stern-
Kugeln. Zu den Füssen dieses Bildes stand
[Spaltenumbruch] das himmlische Zeichen des wäßrichten Kreb-
ses; Jn der rechten Hand hatte es eine weis-
se Wachs-Fackel/ in der lincken einen Wasser-
Krug oder Thau-Horn. Sintemal der Mon-
de nicht nur die Nacht erleuchtet; sondern auch
die gantze Erd-Kugel/ welche sonst von der Hitze
der Sonne bald zu Staube werden würde/ an-
feuchtet; und zwar alsdenn/ wenn die Sonne
das Monden-Meer im Neu- und Voll-Mon-
den am hefftigsten bewegt/ am meisten bethauet;
also/ daß aus der Monden-Kugel nichts min-
der als aus der Erde viel/ iedoch weit dünnere
Dünste auffsteigen/ das Meer sich bey Epp und
Flut höher auffschwellet/ Flüsse anlauffen/ die
Pflantzen mehr Safft kriegen/ Krebse und Mu-
scheln völler werden/ das Gehirne feuchter wird/
und insonderheit die Blutlosen Dinge den Geist
des Monden empfinden.

Das andere Bild des Mercurs war von
einem aus getödtetem Qvecksilber zusammen
gefügten Talcke bereitet; welches mit einem
Fusse auff einem steinernen Hahn/ mit dem
andern auff eine Ertztene Schlange trat. Sei-
ne über dem Haupte schwebende Kugel war
neunzehn mahl kleiner als die Erd-Kugel/ und
kriegte auch nur zuweilen/ wenn die Sonnen-
Kugel am aller dunckelsten leuchtete/ einen
Ascherfarbenen Gegenschein. Auff einer Sei-
ten standen die gestirnten Zwillinge/ auff der
andern die Jungfrau. Diß Bild hatte in
der lincken Hand einen Zirckel/ in dessen Mit-
te das Bild der Sonnen stand; weil dieser Jrr-
Stern seinen Lauff um die Sonne verrichtet/
und von selbter sich keinmahl über acht und
zwanzig Staffeln entfernet/ wird also er gleich-
sam in ihre und der Venus Stralen stets ein-
gehüllet; daher auch seine Kugel meist auff bey-
den Seiten lichte ist/ wenn die Venus nicht zu-
weilen zwischen ihn und die Sonne tritt. Jn
der rechten Hand trug diß Bild einen Herolds-
Stab/ mit zwey gegeneinander gekehrten
Schlangen/ weil dieses Gestirne/ sonderlich

wenn
Erster Theil. C c c c
Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch]

Um dieſes herrliche Sonnen-Bild ſind um
den rundten Tempel herum in einer wohl ab-
getheilten Entfernung ſechs andere zu ſehen.
Das erſte Bild war ſilbern/ ſtand auf zwey weiſ-
ſen Ochſen/ hatte auff dem einen Fuße 29. Ta-
ge/ 12. Stunden/ und 44. ſechzigtheil; Auff
dem andern 27. Tage/ 7. Stunden/ 42. ſech-
zig theil zum Merckmahle ſeines Lauffs. So
hoch iſt der Vorwitz des Menſchen geſtiegen/
daß er den Himmel auff einen Finger/ die Er-
de auff ein Haar/ und die Zeit gleichſam auff ei-
nem Augenblick abzumeſſen vermiſt! Seine
glaͤſerne Kugel uͤber dem Haupte war kaum
das zwey und vierzigſte Theil ſo groß als die
Erd-Kugel; denn ſo viel kleiner ſoll der Mon-
de ſeyn; Wiewohl ihm ihrer viel auch das neun
und dreißigſte Theil der Erde zueignen. Die-
ſe hatte in ſich ſo wol ein irrdiſches als ein waͤſſe-
richtes Weſen; welches letztere gegen dem Sud-
lichen Rande ſich als ein groſſer Brunn in
viel Baͤche zertheilete/ und gleichſam unter-
ſchiedene helleuchtende Spiegel abbildete.
Sie ware auch voll Meere/ Fluͤße/ Jnſeln/
Berge/ Waͤlder und Thaͤle/ und daher ent-
ſpringender unzehlbarer Flecken/ welche theils
daraus/ daß die Strahlen von der Sonnen-
Kugel in ſolche Tieffe nicht fallen koͤnnen/ theils
aus dem Monden-Meere entſpringen; auch/
weil dieſes ſich nichts minder als das irrdiſche
Meer aus ſeiner eigenen Natur/ und von der
Krafft der Sonnen-Strahlen/ bald hin bald
her beweget; ja der Monde ſich von Oſt gegen
Weſt/ und wieder zuruͤcke weltzet/ nicht einmal
wie das andere ausſehen/ ſondern/ nachdem
die Monden-Kugel gegen den Sonnen-Strah-
len/ oder dem Auge des Menſchen ſtehet/ ſich
veraͤndern. Gleichwohl war ſein ſilberfarbe-
ner Schein/ nicht nur wenn er voll/ ſondern
auch/ wenn er nur wie eine Sichel ausſah/
der ſchoͤnſte und dem Augenmaſſe nach/ groͤſ-
ſeſte nach der Sonnen fuͤr allen andern Stern-
Kugeln. Zu den Fuͤſſen dieſes Bildes ſtand
[Spaltenumbruch] das himmliſche Zeichen des waͤßrichten Kreb-
ſes; Jn der rechten Hand hatte es eine weiſ-
ſe Wachs-Fackel/ in der lincken einen Waſſer-
Krug oder Thau-Horn. Sintemal der Mon-
de nicht nur die Nacht erleuchtet; ſondern auch
die gantze Erd-Kugel/ welche ſonſt von der Hitze
der Sonne bald zu Staube werden wuͤrde/ an-
feuchtet; und zwar alsdenn/ wenn die Sonne
das Monden-Meer im Neu- und Voll-Mon-
den am hefftigſten bewegt/ am meiſten bethauet;
alſo/ daß aus der Monden-Kugel nichts min-
der als aus der Erde viel/ iedoch weit duͤnnere
Duͤnſte auffſteigen/ das Meer ſich bey Epp und
Flut hoͤher auffſchwellet/ Fluͤſſe anlauffen/ die
Pflantzen mehr Safft kriegen/ Krebſe und Mu-
ſcheln voͤller werden/ das Gehirne feuchter wird/
und inſonderheit die Blutloſen Dinge den Geiſt
des Monden empfinden.

Das andere Bild des Mercurs war von
einem aus getoͤdtetem Qveckſilber zuſammen
gefuͤgten Talcke bereitet; welches mit einem
Fuſſe auff einem ſteinernen Hahn/ mit dem
andern auff eine Ertztene Schlange trat. Sei-
ne uͤber dem Haupte ſchwebende Kugel war
neunzehn mahl kleiner als die Erd-Kugel/ und
kriegte auch nur zuweilen/ wenn die Sonnen-
Kugel am aller dunckelſten leuchtete/ einen
Aſcherfarbenen Gegenſchein. Auff einer Sei-
ten ſtanden die geſtirnten Zwillinge/ auff der
andern die Jungfrau. Diß Bild hatte in
der lincken Hand einen Zirckel/ in deſſen Mit-
te das Bild der Sonnen ſtand; weil dieſer Jrr-
Stern ſeinen Lauff um die Sonne verrichtet/
und von ſelbter ſich keinmahl uͤber acht und
zwanzig Staffeln entfernet/ wird alſo er gleich-
ſam in ihre und der Venus Stralen ſtets ein-
gehuͤllet; daher auch ſeine Kugel meiſt auff bey-
den Seiten lichte iſt/ wenn die Venus nicht zu-
weilen zwiſchen ihn und die Sonne tritt. Jn
der rechten Hand trug diß Bild einen Herolds-
Stab/ mit zwey gegeneinander gekehrten
Schlangen/ weil dieſes Geſtirne/ ſonderlich

wenn
Erſter Theil. C c c c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0625" n="569"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi> </fw><lb/>
          <cb/>
          <p>Um die&#x017F;es herrliche Sonnen-Bild &#x017F;ind um<lb/>
den rundten Tempel herum in einer wohl ab-<lb/>
getheilten Entfernung &#x017F;echs andere zu &#x017F;ehen.<lb/>
Das er&#x017F;te Bild war &#x017F;ilbern/ &#x017F;tand auf zwey wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Och&#x017F;en/ hatte auff dem einen Fuße 29. Ta-<lb/>
ge/ 12. Stunden/ und 44. &#x017F;echzigtheil; Auff<lb/>
dem andern 27. Tage/ 7. Stunden/ 42. &#x017F;ech-<lb/>
zig theil zum Merckmahle &#x017F;eines Lauffs. So<lb/>
hoch i&#x017F;t der Vorwitz des Men&#x017F;chen ge&#x017F;tiegen/<lb/>
daß er den Himmel auff einen Finger/ die Er-<lb/>
de auff ein Haar/ und die Zeit gleich&#x017F;am auff ei-<lb/>
nem Augenblick abzume&#x017F;&#x017F;en vermi&#x017F;t! Seine<lb/>
gla&#x0364;&#x017F;erne Kugel u&#x0364;ber dem Haupte war kaum<lb/>
das zwey und vierzig&#x017F;te Theil &#x017F;o groß als die<lb/>
Erd-Kugel; denn &#x017F;o viel kleiner &#x017F;oll der Mon-<lb/>
de &#x017F;eyn; Wiewohl ihm ihrer viel auch das neun<lb/>
und dreißig&#x017F;te Theil der Erde zueignen. Die-<lb/>
&#x017F;e hatte in &#x017F;ich &#x017F;o wol ein irrdi&#x017F;ches als ein wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
richtes We&#x017F;en; welches letztere gegen dem Sud-<lb/>
lichen Rande &#x017F;ich als ein gro&#x017F;&#x017F;er Brunn in<lb/>
viel Ba&#x0364;che zertheilete/ und gleich&#x017F;am unter-<lb/>
&#x017F;chiedene helleuchtende Spiegel abbildete.<lb/>
Sie ware auch voll Meere/ Flu&#x0364;ße/ Jn&#x017F;eln/<lb/>
Berge/ Wa&#x0364;lder und Tha&#x0364;le/ und daher ent-<lb/>
&#x017F;pringender unzehlbarer Flecken/ welche theils<lb/>
daraus/ daß die Strahlen von der Sonnen-<lb/>
Kugel in &#x017F;olche Tieffe nicht fallen ko&#x0364;nnen/ theils<lb/>
aus dem Monden-Meere ent&#x017F;pringen; auch/<lb/>
weil die&#x017F;es &#x017F;ich nichts minder als das irrdi&#x017F;che<lb/>
Meer aus &#x017F;einer eigenen Natur/ und von der<lb/>
Krafft der Sonnen-Strahlen/ bald hin bald<lb/>
her beweget; ja der Monde &#x017F;ich von O&#x017F;t gegen<lb/>
We&#x017F;t/ und wieder zuru&#x0364;cke weltzet/ nicht einmal<lb/>
wie das andere aus&#x017F;ehen/ &#x017F;ondern/ nachdem<lb/>
die Monden-Kugel gegen den Sonnen-Strah-<lb/>
len/ oder dem Auge des Men&#x017F;chen &#x017F;tehet/ &#x017F;ich<lb/>
vera&#x0364;ndern. Gleichwohl war &#x017F;ein &#x017F;ilberfarbe-<lb/>
ner Schein/ nicht nur wenn er voll/ &#x017F;ondern<lb/>
auch/ wenn er nur wie eine Sichel aus&#x017F;ah/<lb/>
der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te und dem Augenma&#x017F;&#x017F;e nach/ gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e&#x017F;te nach der Sonnen fu&#x0364;r allen andern Stern-<lb/>
Kugeln. Zu den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;es Bildes &#x017F;tand<lb/><cb/>
das himmli&#x017F;che Zeichen des wa&#x0364;ßrichten Kreb-<lb/>
&#x017F;es; Jn der rechten Hand hatte es eine wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Wachs-Fackel/ in der lincken einen Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
Krug oder Thau-Horn. Sintemal der Mon-<lb/>
de nicht nur die Nacht erleuchtet; &#x017F;ondern auch<lb/>
die gantze Erd-Kugel/ welche &#x017F;on&#x017F;t von der Hitze<lb/>
der Sonne bald zu Staube werden wu&#x0364;rde/ an-<lb/>
feuchtet; und zwar alsdenn/ wenn die Sonne<lb/>
das Monden-Meer im Neu- und Voll-Mon-<lb/>
den am hefftig&#x017F;ten bewegt/ am mei&#x017F;ten bethauet;<lb/>
al&#x017F;o/ daß aus der Monden-Kugel nichts min-<lb/>
der als aus der Erde viel/ iedoch weit du&#x0364;nnere<lb/>
Du&#x0364;n&#x017F;te auff&#x017F;teigen/ das Meer &#x017F;ich bey Epp und<lb/>
Flut ho&#x0364;her auff&#x017F;chwellet/ Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e anlauffen/ die<lb/>
Pflantzen mehr Safft kriegen/ Kreb&#x017F;e und Mu-<lb/>
&#x017F;cheln vo&#x0364;ller werden/ das Gehirne feuchter wird/<lb/>
und in&#x017F;onderheit die Blutlo&#x017F;en Dinge den Gei&#x017F;t<lb/>
des Monden empfinden.</p><lb/>
          <p>Das andere Bild des Mercurs war von<lb/>
einem aus geto&#x0364;dtetem Qveck&#x017F;ilber zu&#x017F;ammen<lb/>
gefu&#x0364;gten Talcke bereitet; welches mit einem<lb/>
Fu&#x017F;&#x017F;e auff einem &#x017F;teinernen Hahn/ mit dem<lb/>
andern auff eine Ertztene Schlange trat. Sei-<lb/>
ne u&#x0364;ber dem Haupte &#x017F;chwebende Kugel war<lb/>
neunzehn mahl kleiner als die Erd-Kugel/ und<lb/>
kriegte auch nur zuweilen/ wenn die Sonnen-<lb/>
Kugel am aller dunckel&#x017F;ten leuchtete/ einen<lb/>
A&#x017F;cherfarbenen Gegen&#x017F;chein. Auff einer Sei-<lb/>
ten &#x017F;tanden die ge&#x017F;tirnten Zwillinge/ auff der<lb/>
andern die Jungfrau. Diß Bild hatte in<lb/>
der lincken Hand einen Zirckel/ in de&#x017F;&#x017F;en Mit-<lb/>
te das Bild der Sonnen &#x017F;tand; weil die&#x017F;er Jrr-<lb/>
Stern &#x017F;einen Lauff um die Sonne verrichtet/<lb/>
und von &#x017F;elbter &#x017F;ich keinmahl u&#x0364;ber acht und<lb/>
zwanzig Staffeln entfernet/ wird al&#x017F;o er gleich-<lb/>
&#x017F;am in ihre und der Venus Stralen &#x017F;tets ein-<lb/>
gehu&#x0364;llet; daher auch &#x017F;eine Kugel mei&#x017F;t auff bey-<lb/>
den Seiten lichte i&#x017F;t/ wenn die Venus nicht zu-<lb/>
weilen zwi&#x017F;chen ihn und die Sonne tritt. Jn<lb/>
der rechten Hand trug diß Bild einen Herolds-<lb/>
Stab/ mit zwey gegeneinander gekehrten<lb/>
Schlangen/ weil die&#x017F;es Ge&#x017F;tirne/ &#x017F;onderlich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Er&#x017F;ter Theil. C c c c</fw><fw place="bottom" type="catch">wenn</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[569/0625] Arminius und Thußnelda. Um dieſes herrliche Sonnen-Bild ſind um den rundten Tempel herum in einer wohl ab- getheilten Entfernung ſechs andere zu ſehen. Das erſte Bild war ſilbern/ ſtand auf zwey weiſ- ſen Ochſen/ hatte auff dem einen Fuße 29. Ta- ge/ 12. Stunden/ und 44. ſechzigtheil; Auff dem andern 27. Tage/ 7. Stunden/ 42. ſech- zig theil zum Merckmahle ſeines Lauffs. So hoch iſt der Vorwitz des Menſchen geſtiegen/ daß er den Himmel auff einen Finger/ die Er- de auff ein Haar/ und die Zeit gleichſam auff ei- nem Augenblick abzumeſſen vermiſt! Seine glaͤſerne Kugel uͤber dem Haupte war kaum das zwey und vierzigſte Theil ſo groß als die Erd-Kugel; denn ſo viel kleiner ſoll der Mon- de ſeyn; Wiewohl ihm ihrer viel auch das neun und dreißigſte Theil der Erde zueignen. Die- ſe hatte in ſich ſo wol ein irrdiſches als ein waͤſſe- richtes Weſen; welches letztere gegen dem Sud- lichen Rande ſich als ein groſſer Brunn in viel Baͤche zertheilete/ und gleichſam unter- ſchiedene helleuchtende Spiegel abbildete. Sie ware auch voll Meere/ Fluͤße/ Jnſeln/ Berge/ Waͤlder und Thaͤle/ und daher ent- ſpringender unzehlbarer Flecken/ welche theils daraus/ daß die Strahlen von der Sonnen- Kugel in ſolche Tieffe nicht fallen koͤnnen/ theils aus dem Monden-Meere entſpringen; auch/ weil dieſes ſich nichts minder als das irrdiſche Meer aus ſeiner eigenen Natur/ und von der Krafft der Sonnen-Strahlen/ bald hin bald her beweget; ja der Monde ſich von Oſt gegen Weſt/ und wieder zuruͤcke weltzet/ nicht einmal wie das andere ausſehen/ ſondern/ nachdem die Monden-Kugel gegen den Sonnen-Strah- len/ oder dem Auge des Menſchen ſtehet/ ſich veraͤndern. Gleichwohl war ſein ſilberfarbe- ner Schein/ nicht nur wenn er voll/ ſondern auch/ wenn er nur wie eine Sichel ausſah/ der ſchoͤnſte und dem Augenmaſſe nach/ groͤſ- ſeſte nach der Sonnen fuͤr allen andern Stern- Kugeln. Zu den Fuͤſſen dieſes Bildes ſtand das himmliſche Zeichen des waͤßrichten Kreb- ſes; Jn der rechten Hand hatte es eine weiſ- ſe Wachs-Fackel/ in der lincken einen Waſſer- Krug oder Thau-Horn. Sintemal der Mon- de nicht nur die Nacht erleuchtet; ſondern auch die gantze Erd-Kugel/ welche ſonſt von der Hitze der Sonne bald zu Staube werden wuͤrde/ an- feuchtet; und zwar alsdenn/ wenn die Sonne das Monden-Meer im Neu- und Voll-Mon- den am hefftigſten bewegt/ am meiſten bethauet; alſo/ daß aus der Monden-Kugel nichts min- der als aus der Erde viel/ iedoch weit duͤnnere Duͤnſte auffſteigen/ das Meer ſich bey Epp und Flut hoͤher auffſchwellet/ Fluͤſſe anlauffen/ die Pflantzen mehr Safft kriegen/ Krebſe und Mu- ſcheln voͤller werden/ das Gehirne feuchter wird/ und inſonderheit die Blutloſen Dinge den Geiſt des Monden empfinden. Das andere Bild des Mercurs war von einem aus getoͤdtetem Qveckſilber zuſammen gefuͤgten Talcke bereitet; welches mit einem Fuſſe auff einem ſteinernen Hahn/ mit dem andern auff eine Ertztene Schlange trat. Sei- ne uͤber dem Haupte ſchwebende Kugel war neunzehn mahl kleiner als die Erd-Kugel/ und kriegte auch nur zuweilen/ wenn die Sonnen- Kugel am aller dunckelſten leuchtete/ einen Aſcherfarbenen Gegenſchein. Auff einer Sei- ten ſtanden die geſtirnten Zwillinge/ auff der andern die Jungfrau. Diß Bild hatte in der lincken Hand einen Zirckel/ in deſſen Mit- te das Bild der Sonnen ſtand; weil dieſer Jrr- Stern ſeinen Lauff um die Sonne verrichtet/ und von ſelbter ſich keinmahl uͤber acht und zwanzig Staffeln entfernet/ wird alſo er gleich- ſam in ihre und der Venus Stralen ſtets ein- gehuͤllet; daher auch ſeine Kugel meiſt auff bey- den Seiten lichte iſt/ wenn die Venus nicht zu- weilen zwiſchen ihn und die Sonne tritt. Jn der rechten Hand trug diß Bild einen Herolds- Stab/ mit zwey gegeneinander gekehrten Schlangen/ weil dieſes Geſtirne/ ſonderlich wenn Erſter Theil. C c c c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/625
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/625>, abgerufen am 22.11.2024.