Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Fünfftes Buch [Spaltenumbruch]
Denn sie waren kaum in dem Königlichen Sitzeankommen/ als die Mydionier durch eine herr- liche Gesandschafft sich über ihre unruhige Nachbarn die Etoler beklagten/ daß/ weil sie sich ihrer Pöfel-Herrschafft nicht hätten unter- geben wollen/ sie von ihnen mit grosser Heeres- Krafft belägert würden/ und dahero wider diese unrechte Gewalt Hülffe baten. Weil nun Kö- nigen die Vergrösserung bürgerlicher Herr- schafft ohne diß stets ein Dorn in Augen ist; U- berdiß König Demetrius in Macedonien ihm ein grosses Stück Geldes für diese Hülffe dar- schoß; rüstete Agron in aller Eil hundert Schif- fe mit fünf tausend außerlesenen Kriegsleuten aus. Die Königin Teuta wolte alsbald bey ihrer Ankunfft ihr einen Nahmen machen; Und daher verkleidete sie sich in einen gemeinen Kriegsknecht/ und segelte ohne Vorbewust des Königs aus dem Hafen zu Narona mit darvon. Wie sie nun nach dreyen Tagen um Mitter- nacht an das Mydionische Vorgebürge kamen/ gab die Königin sich dem verordneten Kriegs- Haupte zu erkennen/ und befahl ihr allhier sein Ampt abzutreten. Hiermit befahl sie alsofort sich dem Ufer zu nähern/ und auff Booten das Kriegsvolck in möglichster Eil und Heimligkeit auszusetzen; Alsofort aber alle Schiffe und Na- chen vom Ufer wegzuführen/ mit der Andeu- tung/ daß sie entweder auff dem Lande siegen/ oder sterben/ keines weges aber sich ihres Schif- zeuges zu schändlicher Flucht mißbrauchen wol- te. Nach diesem machte sie die Schlacht-Ord- nung/ untergab dem Cleomenes das Fußvolck/ sie aber führte die Reuterey. Die Etolier sa- hen zu ihrer höchsten Bestürtzung/ als es anfing zu tagen/ ein fremdes Krieges-Heer harte an ih- rem Walle stehen. Jhre Vermessenheit ver- leitete sie gleichwol/ daß sie ihr Kriegsvolck ge- gen die Jllyrier aus dem Läger führten. Al- leine dieser/ und insonderheit der einer Löwin gleich kämpffenden Teuta Tapfferkeit brachte die Etolier/ welchen die belägerten Mydionier [Spaltenumbruch] auch in Rücken fielen/ bald im ersten Angrieffe in Verwirrung/ und kurtz hierauf in die Flucht. Von denen aber wenig Reuter entranen/ alles Fußvolck ward erschlagen oder gefangen/ und unter diesen auch der Etolische Zunfft-Meister. Also kehrte die Königin mit reicher Beute/ aber grösserm Ruhme eilfertig zurücke; welcher die Mydionier eine Ehren-Säule aus Ertzt auf- richteten/ mit der Beyschrifft: Der göttli- chen Teuta/ der Mydionier Erlöserin. König Agron/ der inzwischen um die verlohrne Königin sich halb todt gegrämet hatte/ ward durch ihre sieghaffte Zurückkunfft mit so über- mäßiger Freude überschüttet/ daß er davon/ und nicht wie die miß günstigen Etolier von ihm aus- sprengten/ an dem durch Schwelgerey verur- sachtem Seitenstechen den Geist aufgab. Al- so kan das Gemüthe zu seinem Verderb nichts minder mit etwas gutem überschüttet/ als der Leib durch gesunder Speisen Uberfluß gekrän- cket werden. Er verließ einen zwey jährigen Sohn Pines/ welchen er vorher mit einer Grie- chin erzeuget hatte; die Königin Teuta aber un- gesegnet. Denn es schien/ als hätte die Natur diß/ was es an Gemüths-Gaben ihr zuviel ge- geben/ durch Unfruchtbarkeit am Leibe wieder abbrechen/ und jene Ubermaß mit diesem Ge- brechen ausgleichen wollen. Teuta verwalte- te das Reich mit einer männlichen Klugheit/ und einer heldenmäßigen Tapfferkeit. Denn als die Messenier und Einwohner in Elis/ wel- che in dem Jllyrischen oder Jonischen Meere ihr Gewerbe und Schiffarth trieben/ sich wei- gerten auf Corcyra den gewöhnlichen Zoll ab- zugelten/ und deßhalben etliche Schiffe als ver- fallen eingezogen wurden; schickten die Eleer mit Zuziehung der Epirer unterschiedene Raub-Schiffe aus/ welche auf der Liburnischen Küste so gar die königlichen Segel antasteten. Die Königin befahl hingegen alle fremde Schif- fe auffzubringen/ eilte selbst mit einer Kriegs- Flot-
Fuͤnfftes Buch [Spaltenumbruch]
Denn ſie waren kaum in dem Koͤniglichen Sitzeankommen/ als die Mydionier durch eine herr- liche Geſandſchafft ſich uͤber ihre unruhige Nachbarn die Etoler beklagten/ daß/ weil ſie ſich ihrer Poͤfel-Herrſchafft nicht haͤtten unter- geben wollen/ ſie von ihnen mit groſſer Heeres- Krafft belaͤgert wuͤrden/ und dahero wider dieſe unrechte Gewalt Huͤlffe baten. Weil nun Koͤ- nigen die Vergroͤſſerung buͤrgerlicher Herr- ſchafft ohne diß ſtets ein Dorn in Augen iſt; U- berdiß Koͤnig Demetrius in Macedonien ihm ein groſſes Stuͤck Geldes fuͤr dieſe Huͤlffe dar- ſchoß; ruͤſtete Agron in aller Eil hundert Schif- fe mit fuͤnf tauſend außerleſenen Kriegsleuten aus. Die Koͤnigin Teuta wolte alsbald bey ihrer Ankunfft ihr einen Nahmen machen; Und daher verkleidete ſie ſich in einen gemeinen Kriegsknecht/ und ſegelte ohne Vorbewuſt des Koͤnigs aus dem Hafen zu Narona mit darvon. Wie ſie nun nach dreyen Tagen um Mitter- nacht an das Mydioniſche Vorgebuͤrge kamen/ gab die Koͤnigin ſich dem verordneten Kriegs- Haupte zu erkennen/ und befahl ihr allhier ſein Ampt abzutreten. Hiermit befahl ſie alſofort ſich dem Ufer zu naͤhern/ und auff Booten das Kriegsvolck in moͤglichſter Eil und Heimligkeit auszuſetzen; Alſofort aber alle Schiffe und Na- chen vom Ufer wegzufuͤhren/ mit der Andeu- tung/ daß ſie entweder auff dem Lande ſiegen/ oder ſterben/ keines weges aber ſich ihres Schif- zeuges zu ſchaͤndlicher Flucht mißbrauchen wol- te. Nach dieſem machte ſie die Schlacht-Ord- nung/ untergab dem Cleomenes das Fußvolck/ ſie aber fuͤhrte die Reuterey. Die Etolier ſa- hen zu ihrer hoͤchſten Beſtuͤrtzung/ als es anfing zu tagen/ ein fremdes Krieges-Heer harte an ih- rem Walle ſtehen. Jhre Vermeſſenheit ver- leitete ſie gleichwol/ daß ſie ihr Kriegsvolck ge- gen die Jllyrier aus dem Laͤger fuͤhrten. Al- leine dieſer/ und inſonderheit der einer Loͤwin gleich kaͤmpffenden Teuta Tapfferkeit brachte die Etolier/ welchen die belaͤgerten Mydionier [Spaltenumbruch] auch in Ruͤcken fielen/ bald im erſten Angrieffe in Verwirrung/ und kurtz hierauf in die Flucht. Von denen aber wenig Reuter entranen/ alles Fußvolck ward erſchlagen oder gefangen/ und unter dieſen auch der Etoliſche Zunfft-Meiſter. Alſo kehrte die Koͤnigin mit reicher Beute/ aber groͤſſerm Ruhme eilfertig zuruͤcke; welcher die Mydionier eine Ehren-Saͤule aus Ertzt auf- richteten/ mit der Beyſchrifft: Der goͤttli- chen Teuta/ der Mydionier Erloͤſerin. Koͤnig Agron/ der inzwiſchen um die verlohrne Koͤnigin ſich halb todt gegraͤmet hatte/ ward durch ihre ſieghaffte Zuruͤckkunfft mit ſo uͤber- maͤßiger Freude uͤberſchuͤttet/ daß er davon/ und nicht wie die miß guͤnſtigen Etolier von ihm aus- ſprengten/ an dem durch Schwelgerey verur- ſachtem Seitenſtechen den Geiſt aufgab. Al- ſo kan das Gemuͤthe zu ſeinem Verderb nichts minder mit etwas gutem uͤberſchuͤttet/ als der Leib durch geſunder Speiſen Uberfluß gekraͤn- cket werden. Er verließ einen zwey jaͤhrigen Sohn Pines/ welchen er vorher mit einer Grie- chin erzeuget hatte; die Koͤnigin Teuta aber un- geſegnet. Denn es ſchien/ als haͤtte die Natur diß/ was es an Gemuͤths-Gaben ihr zuviel ge- geben/ durch Unfruchtbarkeit am Leibe wieder abbrechen/ und jene Ubermaß mit dieſem Ge- brechen ausgleichen wollen. Teuta verwalte- te das Reich mit einer maͤnnlichen Klugheit/ und einer heldenmaͤßigen Tapfferkeit. Denn als die Meſſenier und Einwohner in Elis/ wel- che in dem Jllyriſchen oder Joniſchen Meere ihr Gewerbe und Schiffarth trieben/ ſich wei- gerten auf Corcyra den gewoͤhnlichen Zoll ab- zugelten/ und deßhalben etliche Schiffe als ver- fallen eingezogen wurden; ſchickten die Eleer mit Zuziehung der Epirer unterſchiedene Raub-Schiffe aus/ welche auf der Liburniſchen Kuͤſte ſo gar die koͤniglichen Segel antaſteten. Die Koͤnigin befahl hingegen alle fremde Schif- fe auffzubringen/ eilte ſelbſt mit einer Kriegs- Flot-
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Fuͤnfftes Buch
Denn ſie waren kaum in dem Koͤniglichen Sitze
ankommen/ als die Mydionier durch eine herr-
liche Geſandſchafft ſich uͤber ihre unruhige
Nachbarn die Etoler beklagten/ daß/ weil ſie
ſich ihrer Poͤfel-Herrſchafft nicht haͤtten unter-
geben wollen/ ſie von ihnen mit groſſer Heeres-
Krafft belaͤgert wuͤrden/ und dahero wider dieſe
unrechte Gewalt Huͤlffe baten. Weil nun Koͤ-
nigen die Vergroͤſſerung buͤrgerlicher Herr-
ſchafft ohne diß ſtets ein Dorn in Augen iſt; U-
berdiß Koͤnig Demetrius in Macedonien ihm
ein groſſes Stuͤck Geldes fuͤr dieſe Huͤlffe dar-
ſchoß; ruͤſtete Agron in aller Eil hundert Schif-
fe mit fuͤnf tauſend außerleſenen Kriegsleuten
aus. Die Koͤnigin Teuta wolte alsbald bey
ihrer Ankunfft ihr einen Nahmen machen;
Und daher verkleidete ſie ſich in einen gemeinen
Kriegsknecht/ und ſegelte ohne Vorbewuſt des
Koͤnigs aus dem Hafen zu Narona mit darvon.
Wie ſie nun nach dreyen Tagen um Mitter-
nacht an das Mydioniſche Vorgebuͤrge kamen/
gab die Koͤnigin ſich dem verordneten Kriegs-
Haupte zu erkennen/ und befahl ihr allhier ſein
Ampt abzutreten. Hiermit befahl ſie alſofort
ſich dem Ufer zu naͤhern/ und auff Booten das
Kriegsvolck in moͤglichſter Eil und Heimligkeit
auszuſetzen; Alſofort aber alle Schiffe und Na-
chen vom Ufer wegzufuͤhren/ mit der Andeu-
tung/ daß ſie entweder auff dem Lande ſiegen/
oder ſterben/ keines weges aber ſich ihres Schif-
zeuges zu ſchaͤndlicher Flucht mißbrauchen wol-
te. Nach dieſem machte ſie die Schlacht-Ord-
nung/ untergab dem Cleomenes das Fußvolck/
ſie aber fuͤhrte die Reuterey. Die Etolier ſa-
hen zu ihrer hoͤchſten Beſtuͤrtzung/ als es anfing
zu tagen/ ein fremdes Krieges-Heer harte an ih-
rem Walle ſtehen. Jhre Vermeſſenheit ver-
leitete ſie gleichwol/ daß ſie ihr Kriegsvolck ge-
gen die Jllyrier aus dem Laͤger fuͤhrten. Al-
leine dieſer/ und inſonderheit der einer Loͤwin
gleich kaͤmpffenden Teuta Tapfferkeit brachte
die Etolier/ welchen die belaͤgerten Mydionier
auch in Ruͤcken fielen/ bald im erſten Angrieffe
in Verwirrung/ und kurtz hierauf in die Flucht.
Von denen aber wenig Reuter entranen/ alles
Fußvolck ward erſchlagen oder gefangen/ und
unter dieſen auch der Etoliſche Zunfft-Meiſter.
Alſo kehrte die Koͤnigin mit reicher Beute/ aber
groͤſſerm Ruhme eilfertig zuruͤcke; welcher die
Mydionier eine Ehren-Saͤule aus Ertzt auf-
richteten/ mit der Beyſchrifft: Der goͤttli-
chen Teuta/ der Mydionier Erloͤſerin.
Koͤnig Agron/ der inzwiſchen um die verlohrne
Koͤnigin ſich halb todt gegraͤmet hatte/ ward
durch ihre ſieghaffte Zuruͤckkunfft mit ſo uͤber-
maͤßiger Freude uͤberſchuͤttet/ daß er davon/ und
nicht wie die miß guͤnſtigen Etolier von ihm aus-
ſprengten/ an dem durch Schwelgerey verur-
ſachtem Seitenſtechen den Geiſt aufgab. Al-
ſo kan das Gemuͤthe zu ſeinem Verderb nichts
minder mit etwas gutem uͤberſchuͤttet/ als der
Leib durch geſunder Speiſen Uberfluß gekraͤn-
cket werden. Er verließ einen zwey jaͤhrigen
Sohn Pines/ welchen er vorher mit einer Grie-
chin erzeuget hatte; die Koͤnigin Teuta aber un-
geſegnet. Denn es ſchien/ als haͤtte die Natur
diß/ was es an Gemuͤths-Gaben ihr zuviel ge-
geben/ durch Unfruchtbarkeit am Leibe wieder
abbrechen/ und jene Ubermaß mit dieſem Ge-
brechen ausgleichen wollen. Teuta verwalte-
te das Reich mit einer maͤnnlichen Klugheit/
und einer heldenmaͤßigen Tapfferkeit. Denn
als die Meſſenier und Einwohner in Elis/ wel-
che in dem Jllyriſchen oder Joniſchen Meere
ihr Gewerbe und Schiffarth trieben/ ſich wei-
gerten auf Corcyra den gewoͤhnlichen Zoll ab-
zugelten/ und deßhalben etliche Schiffe als ver-
fallen eingezogen wurden; ſchickten die Eleer
mit Zuziehung der Epirer unterſchiedene
Raub-Schiffe aus/ welche auf der Liburniſchen
Kuͤſte ſo gar die koͤniglichen Segel antaſteten.
Die Koͤnigin befahl hingegen alle fremde Schif-
fe auffzubringen/ eilte ſelbſt mit einer Kriegs-
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