Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Fünfftes Buch [Spaltenumbruch]
führer nahmen daher Anlaß ihr Volck auffzu-frischen; Vexores: daß der Feind nicht einst den Glantz ihrer Waffen vertragen könte; Vanda- la und Tanausis aber/ daß sie mit keinen abge- härteten Kriegs-Leuten zu fechten/ sondern nur auffgeputzte Tocken/ und eingebiesamte Weiber zu erlegen haben würden. Alleine den Egy- ptiern schauerte für Schrecken schon die Haut/ als sie die deutschen Amazonen auff eitel schwar- tzen Pferden/ und mit schwartzen Schilden ge- rüstet/ die Gothen aber auff weißen Pferden mit Kohlen-berähmten Gesichtern und Ar- men wie der Blitz andringen sahen. Es ist freylich wohl rathsamer/ fing Rhemetalces an/ mit starcker als prächtiger Rüstung versehen seyn. Denn das Eisen/ nicht das Gold ist von der Natur zu Waffen gezeuget. Und die Federn dienen wohl den Vögeln zur Flucht/ aber nicht den Kriegsleuten zum Gefechte. Es wäre wahr/ sagte Hertzog Herrmann/ und wü- sten die Deutschen insonderheit nicht viel von die- ser den Feind nur zum Raube reitzenden/ und an sich seilbst beschwer- und hinderlichen Eitelkeit. Gleichwohl aber wäre die Auffputzung der Kriegs-Leute nicht schlechterdings zu verwerf- fen; und hätten die zwey grossen Helden Phi- lopömen und Käyser Julius die ihrigen präch- tig ausgerüstet. Der köstliche Granat-Aepffel- Safft steckte in schönen/ die Diamanten in heßlichen Schalen/ und ein Helden-Hertze thä- te in beyden Wunder. Zeno meldete/ die- sesmahl in dem schlechtesten Auffzuge. Uber- diß ereignete sich/ daß/ als die Schlacht nur angegangen war/ Vexores von dem ober- sten Priester aus Memphis die traurige Zeitung bekam/ daß des Königs Bruder und hinterlas- sener Stadthalter die Königin verächtlich hielte/ mit des Königs Buhlschafften sich befleckte/ und die Herrschafft an sich zu reissen trachtete. Die- ses Unglück verwirrte den Vexores derogestalt/ daß er seinen Kriegs-Obersten gantz widrige Befehl ertheilte/ und also sein eigenes Heer in [Spaltenumbruch] Unordnung brachte. Hingegen fiel auff einer Seite Tanausis/ auff der andern Vandala die Egyptier wie Löwen an/ an denen sie aber mehr zu schlachten/ als mit ihnen zu kämpffen hatten. Alles was sich nicht an das Tauri- sche Gebürge/ oder die Nacht versteckte/ kam durch die Schärffe des Schwerdtes um. Der König kam mit Noth auff den Fluß Phasis/ und auff selbtem über das Euxinische Meer/ in den Fluß Halys/ daselbst stieg er aus/ ging zu Lande durch Galatien/ und Lycaonien/ biß an den Fluß Cydnus/ auff dem er in das Cilici- sche Meer schiffte/ und bey Cypern vorbey gleichsam ohne Umschauen in Egypten ankam. Polemon fing an: Es ist diß ein merckwür- dig Beyspiel/ daß ein Feldherr mit einem un- bekandten Feinde nicht leicht schlagen/ auch nicht alles an die Spitze einer einigen Schlacht se- tzen solle. Ja/ sagte Hertzog Hermann/ auch/ daß ein Heerführer nicht allein ein grosses Her- tze/ sondern auch in der grösten Verwirrung einer Schlacht einen auffgeräumten Kopff ha- ben müsse; welcher alle böse Zeitungen ver- däuen und verhölen/ ja Zufälle und das Un- glück selbst zu seinem Vortheil gebrauchen kön- ne. Also munterte der hertzhaffte Brennus sei- ne bey währender Schlacht von einem Erd- beben erschreckende Deutschen auff: Sie sol- ten nur tapffer ansetzen. Denn wie solte der Feind gegen denen stehen/ für welchen die Er- de zitterte. Und der großmüthige Marcomir hielt einsmahls sein Heer/ von welchem etliche Geschwader durchgingen/ mit diesen wenigen Worten in gutem Stande: Es ist gut/ daß sich die Weiber bey zeite von den Männern ab- sondern. Hertzog Jubil setzte bey/ daß Ariovist zu der dem Käyser Julius gelieferten Schlacht einem ihm die Zeitung bringenden Kriegsknech- te/ daß seine Gemahlin getödtet wäre/ unverän- dert geantwortet habe: du wirst mein Kebs- Weib meinen. Denn ich weiß von keiner an- dern Gemahlin/ als meinem Reiche; diß aber beste-
Fuͤnfftes Buch [Spaltenumbruch]
fuͤhrer nahmen daher Anlaß ihr Volck auffzu-friſchen; Vexores: daß der Feind nicht einſt den Glantz ihrer Waffen vertragen koͤnte; Vanda- la und Tanauſis aber/ daß ſie mit keinen abge- haͤrteten Kriegs-Leuten zu fechten/ ſondern nur auffgeputzte Tocken/ und eingebieſamte Weiber zu erlegen haben wuͤrden. Alleine den Egy- ptiern ſchauerte fuͤr Schrecken ſchon die Haut/ als ſie die deutſchen Amazonen auff eitel ſchwar- tzen Pferden/ und mit ſchwartzen Schilden ge- ruͤſtet/ die Gothen aber auff weißen Pferden mit Kohlen-beraͤhmten Geſichtern und Ar- men wie der Blitz andringen ſahen. Es iſt freylich wohl rathſamer/ fing Rhemetalces an/ mit ſtarcker als praͤchtiger Ruͤſtung verſehen ſeyn. Denn das Eiſen/ nicht das Gold iſt von der Natur zu Waffen gezeuget. Und die Federn dienen wohl den Voͤgeln zur Flucht/ aber nicht den Kriegsleuten zum Gefechte. Es waͤre wahr/ ſagte Hertzog Herrmann/ und wuͤ- ſten die Deutſchen inſonderheit nicht viel von die- ſer den Feind nur zum Raube reitzenden/ und an ſich ſeilbſt beſchwer- und hinderlichen Eitelkeit. Gleichwohl aber waͤre die Auffputzung der Kriegs-Leute nicht ſchlechterdings zu verwerf- fen; und haͤtten die zwey groſſen Helden Phi- lopoͤmen und Kaͤyſer Julius die ihrigen praͤch- tig ausgeruͤſtet. Der koͤſtliche Granat-Aepffel- Safft ſteckte in ſchoͤnen/ die Diamanten in heßlichen Schalen/ und ein Helden-Hertze thaͤ- te in beyden Wunder. Zeno meldete/ die- ſesmahl in dem ſchlechteſten Auffzuge. Uber- diß ereignete ſich/ daß/ als die Schlacht nur angegangen war/ Vexores von dem ober- ſten Prieſter aus Memphis die traurige Zeitung bekam/ daß des Koͤnigs Bruder und hinterlaſ- ſener Stadthalter die Koͤnigin veraͤchtlich hielte/ mit des Koͤnigs Buhlſchafften ſich befleckte/ und die Herrſchafft an ſich zu reiſſen trachtete. Die- ſes Ungluͤck verwirrte den Vexores derogeſtalt/ daß er ſeinen Kriegs-Oberſten gantz widrige Befehl ertheilte/ und alſo ſein eigenes Heer in [Spaltenumbruch] Unordnung brachte. Hingegen fiel auff einer Seite Tanauſis/ auff der andern Vandala die Egyptier wie Loͤwen an/ an denen ſie aber mehr zu ſchlachten/ als mit ihnen zu kaͤmpffen hatten. Alles was ſich nicht an das Tauri- ſche Gebuͤrge/ oder die Nacht verſteckte/ kam durch die Schaͤrffe des Schwerdtes um. Der Koͤnig kam mit Noth auff den Fluß Phaſis/ und auff ſelbtem uͤber das Euxiniſche Meer/ in den Fluß Halys/ daſelbſt ſtieg er aus/ ging zu Lande durch Galatien/ und Lycaonien/ biß an den Fluß Cydnus/ auff dem er in das Cilici- ſche Meer ſchiffte/ und bey Cypern vorbey gleichſam ohne Umſchauen in Egypten ankam. Polemon fing an: Es iſt diß ein merckwuͤr- dig Beyſpiel/ daß ein Feldherr mit einem un- bekandten Feinde nicht leicht ſchlagen/ auch nicht alles an die Spitze einer einigen Schlacht ſe- tzen ſolle. Ja/ ſagte Hertzog Hermann/ auch/ daß ein Heerfuͤhrer nicht allein ein groſſes Her- tze/ ſondern auch in der groͤſten Verwirrung einer Schlacht einen auffgeraͤumten Kopff ha- ben muͤſſe; welcher alle boͤſe Zeitungen ver- daͤuen und verhoͤlen/ ja Zufaͤlle und das Un- gluͤck ſelbſt zu ſeinem Vortheil gebrauchen koͤn- ne. Alſo munterte der hertzhaffte Brennus ſei- ne bey waͤhrender Schlacht von einem Erd- beben erſchreckende Deutſchen auff: Sie ſol- ten nur tapffer anſetzen. Denn wie ſolte der Feind gegen denen ſtehen/ fuͤr welchen die Er- de zitterte. Und der großmuͤthige Marcomir hielt einsmahls ſein Heer/ von welchem etliche Geſchwader durchgingen/ mit dieſen wenigen Worten in gutem Stande: Es iſt gut/ daß ſich die Weiber bey zeite von den Maͤnnern ab- ſondern. Hertzog Jubil ſetzte bey/ daß Arioviſt zu der dem Kaͤyſer Julius gelieferten Schlacht einem ihm die Zeitung bringenden Kriegsknech- te/ daß ſeine Gemahlin getoͤdtet waͤre/ unveraͤn- dert geantwortet habe: du wirſt mein Kebs- Weib meinen. Denn ich weiß von keiner an- dern Gemahlin/ als meinem Reiche; diß aber beſte-
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Fuͤnfftes Buch
fuͤhrer nahmen daher Anlaß ihr Volck auffzu-
friſchen; Vexores: daß der Feind nicht einſt den
Glantz ihrer Waffen vertragen koͤnte; Vanda-
la und Tanauſis aber/ daß ſie mit keinen abge-
haͤrteten Kriegs-Leuten zu fechten/ ſondern nur
auffgeputzte Tocken/ und eingebieſamte Weiber
zu erlegen haben wuͤrden. Alleine den Egy-
ptiern ſchauerte fuͤr Schrecken ſchon die Haut/
als ſie die deutſchen Amazonen auff eitel ſchwar-
tzen Pferden/ und mit ſchwartzen Schilden ge-
ruͤſtet/ die Gothen aber auff weißen Pferden
mit Kohlen-beraͤhmten Geſichtern und Ar-
men wie der Blitz andringen ſahen. Es iſt
freylich wohl rathſamer/ fing Rhemetalces an/
mit ſtarcker als praͤchtiger Ruͤſtung verſehen
ſeyn. Denn das Eiſen/ nicht das Gold iſt
von der Natur zu Waffen gezeuget. Und
die Federn dienen wohl den Voͤgeln zur Flucht/
aber nicht den Kriegsleuten zum Gefechte. Es
waͤre wahr/ ſagte Hertzog Herrmann/ und wuͤ-
ſten die Deutſchen inſonderheit nicht viel von die-
ſer den Feind nur zum Raube reitzenden/ und an
ſich ſeilbſt beſchwer- und hinderlichen Eitelkeit.
Gleichwohl aber waͤre die Auffputzung der
Kriegs-Leute nicht ſchlechterdings zu verwerf-
fen; und haͤtten die zwey groſſen Helden Phi-
lopoͤmen und Kaͤyſer Julius die ihrigen praͤch-
tig ausgeruͤſtet. Der koͤſtliche Granat-Aepffel-
Safft ſteckte in ſchoͤnen/ die Diamanten in
heßlichen Schalen/ und ein Helden-Hertze thaͤ-
te in beyden Wunder. Zeno meldete/ die-
ſesmahl in dem ſchlechteſten Auffzuge. Uber-
diß ereignete ſich/ daß/ als die Schlacht nur
angegangen war/ Vexores von dem ober-
ſten Prieſter aus Memphis die traurige Zeitung
bekam/ daß des Koͤnigs Bruder und hinterlaſ-
ſener Stadthalter die Koͤnigin veraͤchtlich hielte/
mit des Koͤnigs Buhlſchafften ſich befleckte/ und
die Herrſchafft an ſich zu reiſſen trachtete. Die-
ſes Ungluͤck verwirrte den Vexores derogeſtalt/
daß er ſeinen Kriegs-Oberſten gantz widrige
Befehl ertheilte/ und alſo ſein eigenes Heer in
Unordnung brachte. Hingegen fiel auff einer
Seite Tanauſis/ auff der andern Vandala die
Egyptier wie Loͤwen an/ an denen ſie aber
mehr zu ſchlachten/ als mit ihnen zu kaͤmpffen
hatten. Alles was ſich nicht an das Tauri-
ſche Gebuͤrge/ oder die Nacht verſteckte/ kam
durch die Schaͤrffe des Schwerdtes um. Der
Koͤnig kam mit Noth auff den Fluß Phaſis/
und auff ſelbtem uͤber das Euxiniſche Meer/
in den Fluß Halys/ daſelbſt ſtieg er aus/ ging
zu Lande durch Galatien/ und Lycaonien/ biß an
den Fluß Cydnus/ auff dem er in das Cilici-
ſche Meer ſchiffte/ und bey Cypern vorbey
gleichſam ohne Umſchauen in Egypten ankam.
Polemon fing an: Es iſt diß ein merckwuͤr-
dig Beyſpiel/ daß ein Feldherr mit einem un-
bekandten Feinde nicht leicht ſchlagen/ auch nicht
alles an die Spitze einer einigen Schlacht ſe-
tzen ſolle. Ja/ ſagte Hertzog Hermann/ auch/
daß ein Heerfuͤhrer nicht allein ein groſſes Her-
tze/ ſondern auch in der groͤſten Verwirrung
einer Schlacht einen auffgeraͤumten Kopff ha-
ben muͤſſe; welcher alle boͤſe Zeitungen ver-
daͤuen und verhoͤlen/ ja Zufaͤlle und das Un-
gluͤck ſelbſt zu ſeinem Vortheil gebrauchen koͤn-
ne. Alſo munterte der hertzhaffte Brennus ſei-
ne bey waͤhrender Schlacht von einem Erd-
beben erſchreckende Deutſchen auff: Sie ſol-
ten nur tapffer anſetzen. Denn wie ſolte der
Feind gegen denen ſtehen/ fuͤr welchen die Er-
de zitterte. Und der großmuͤthige Marcomir
hielt einsmahls ſein Heer/ von welchem etliche
Geſchwader durchgingen/ mit dieſen wenigen
Worten in gutem Stande: Es iſt gut/ daß ſich
die Weiber bey zeite von den Maͤnnern ab-
ſondern. Hertzog Jubil ſetzte bey/ daß Arioviſt
zu der dem Kaͤyſer Julius gelieferten Schlacht
einem ihm die Zeitung bringenden Kriegsknech-
te/ daß ſeine Gemahlin getoͤdtet waͤre/ unveraͤn-
dert geantwortet habe: du wirſt mein Kebs-
Weib meinen. Denn ich weiß von keiner an-
dern Gemahlin/ als meinem Reiche; diß aber
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/580>, abgerufen am 29.06.2024. |