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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Fünfftes Buch
Armen gegeben. Zeno berichtet/ wie er der Jndianer Weiber sich so freudig mit ihren
verstorbenen Männern auf dem Holtzstoß verbrennen sehen/ und dieses alles aus einem
verborgenen Egyptischen und Brahminischen Gottesdienst/ davon wie auch von Wan-
derung der Seelen ihnen der Priester Zarmar viel Erzehlungen machet. Zeno erlegt
bey dem goldreichen Eylande Catucaumene ein von seltzamer Gestalt sich dem Schiffe
näherndes Seeweib/ überläst dardurch dem klugen Nachdencken der Welt: was von
Syrenen oder der gleichen Meer-Wundern zu halten? Des Käyserlichen Stadthal-
ters Cornelius Gallus zu Heliopolis mit einer allzu ruhmräthigen Uberschrifft von
ihm selbst aufgerichtete Sonnenspitze lehret: daß alle neblichte Neben-Sonnen/ welche
ihre rechte Fürsten-Sonne überscheinen wollen/ sich in ver gängliche Regentropffen ver-
wandeln müssen. Die Anlendung in der herrlichen Krocodil-Stadt bey dem Behält-
nüß des fruchtbaren Nils/ und dem dabey befindlichen vom Könige Meris erbauetem
wunderwürdigen Jrrgebäu. Der Nilus führet sie von einem Wunder zum andern/
und also auch von dar nach Memphis zu den alten Grabe-Spitzen/ dem sieben Wun-
dern der Welt/ oder vielmehr zu den zerfallenen Uberbleibungen der Eitelkeit. Die
Gesandtschafft langet über Babylon zu Marmacus in der Samischen Sybillen Ge-
burts-Orte glücklich an/ in dessen vornehmsten Tempel sie das ertztene Bild der Ceres
und Pythagoras des vollkommensten Weltweisen und hall-Gottes mit allerhand sinn-
reichen Uberschrifften nebst seinen eifrigen Nachfolgern antreffen; kommen von dar auf
die Jnsel Paris zum schönen Tempel des Pallas/ nachgehends an den Munychischen
und Pyreischen Haafen zu denen noch sichtbaren Merckmahlen des raaserischen Sylla/
biß sie die Begierde vollends zu Theseus Tempel/ zum Grabe Menanders und Euripi-
des/ ja zu dem Heiligthume des vergötterten Socrates führet/ dessen Porphyrenes
Bild und Grab sie mit einer Hand voll Narcissen und Hiacynthen verehren. Der Ge-
sandten Ankunfft; Käysers Augustus prächtiger Einzug in dem Augapffel Grichen-
lands der aller Künste und Weißheit vollen Stadt Athen, dabey der Käyser in Gestalt
des Saturns und anderer Götter; Livia der Astrea und Ceres; beyde endlich aus Gold
in des Jupiters und Juno Stelle gesetzet werden. Alle Tempel müssen dar geöffnet
und den Göttern von wegen des Gottes Augustus geopffert/ Ringen/ Rennen/ alle er-
sinnliche Lust- und Schau-Spiele begangen seyn. Des Jndianischen Gesandtens Ver-
hör beym Käyser/ von da er an den tugendvollen Höfling und Staats-Mann Mece-
nas des Käysers Schooßkind zum Bescheid verwiesen wird. Jhr Gespräch bey der Tafel
über die gesunden und ungesunden Speisen; des Käysers persönliche Besuchung; Me-
cenas eröffneter Bilder-Saal; seine Freygebigkeit gegen die Jndianischen Gesandten;
deren erkenntliche Danckbarkeit durch allerhand mit gebr achte und von der Natur
wunder barer weise gebildete Seltzamkeiten/ darüber sich Mecenas kaum so sehr erfreu-
en/ als Zeno sich über dessen scharffsinnigem Prometheus vergnügen kan. Nach Ma-
selipals abgelegter Verhör werden ihnen alle Gedächtnüße der Stadt Athen/ insonder-
heit die Tempel mit ihren Heiligthümern und Gottesdienste der alles in sich begreiffen-
den geschleyerten Jsts gezeiget. Die Gesandschafft vom Zarmar zu des Plato Grabe
und seiner von den Spartanern allein unverletzten hohen Schule geführet. Zarmars
Lehre gegen die Atheniensischen Weltweisen insonderheit den sich vor andern herfür-

thuen-

Fuͤnfftes Buch
Armen gegeben. Zeno berichtet/ wie er der Jndianer Weiber ſich ſo freudig mit ihren
verſtorbenen Maͤnnern auf dem Holtzſtoß verbrennen ſehen/ und dieſes alles aus einem
verborgenen Egyptiſchen und Brahminiſchen Gottesdienſt/ davon wie auch von Wan-
derung der Seelen ihnen der Prieſter Zarmar viel Erzehlungen machet. Zeno erlegt
bey dem goldreichen Eylande Catucaumene ein von ſeltzamer Geſtalt ſich dem Schiffe
naͤherndes Seeweib/ uͤberlaͤſt dardurch dem klugen Nachdencken der Welt: was von
Syrenen oder der gleichen Meer-Wundern zu halten? Des Kaͤyſerlichen Stadthal-
ters Cornelius Gallus zu Heliopolis mit einer allzu ruhmraͤthigen Uberſchrifft von
ihm ſelbſt aufgerichtete Sonnenſpitze lehret: daß alle neblichte Neben-Sonnen/ welche
ihre rechte Fuͤrſten-Sonne uͤberſcheinen wollen/ ſich in ver gaͤngliche Regentropffen ver-
wandeln muͤſſen. Die Anlendung in der herrlichen Krocodil-Stadt bey dem Behaͤlt-
nuͤß des fruchtbaren Nils/ und dem dabey befindlichen vom Koͤnige Meris erbauetem
wunderwuͤrdigen Jrrgebaͤu. Der Nilus fuͤhret ſie von einem Wunder zum andern/
und alſo auch von dar nach Memphis zu den alten Grabe-Spitzen/ dem ſieben Wun-
dern der Welt/ oder vielmehr zu den zerfallenen Uberbleibungen der Eitelkeit. Die
Geſandtſchafft langet uͤber Babylon zu Marmacus in der Samiſchen Sybillen Ge-
burts-Orte gluͤcklich an/ in deſſen vornehmſten Tempel ſie das ertztene Bild der Ceres
und Pythagoras des vollkommenſten Weltweiſen und hall-Gottes mit allerhand ſinn-
reichen Uberſchrifften nebſt ſeinen eifrigen Nachfolgern antreffen; kommen von dar auf
die Jnſel Paris zum ſchoͤnen Tempel des Pallas/ nachgehends an den Munychiſchen
und Pyreiſchen Haafen zu denen noch ſichtbaren Merckmahlen des raaſeriſchen Sylla/
biß ſie die Begierde vollends zu Theſeus Tempel/ zum Grabe Menanders und Euripi-
des/ ja zu dem Heiligthume des vergoͤtterten Socrates fuͤhret/ deſſen Porphyrenes
Bild und Grab ſie mit einer Hand voll Narciſſen und Hiacynthen verehren. Der Ge-
ſandten Ankunfft; Kaͤyſers Auguſtus praͤchtiger Einzug in dem Augapffel Grichen-
lands der aller Kuͤnſte und Weißheit vollen Stadt Athen, dabey der Kaͤyſer in Geſtalt
des Saturns und anderer Goͤtter; Livia der Aſtrea und Ceres; beyde endlich aus Gold
in des Jupiters und Juno Stelle geſetzet werden. Alle Tempel muͤſſen dar geoͤffnet
und den Goͤttern von wegen des Gottes Auguſtus geopffert/ Ringen/ Rennen/ alle er-
ſinnliche Luſt- und Schau-Spiele begangen ſeyn. Des Jndianiſchen Geſandtens Ver-
hoͤr beym Kaͤyſer/ von da er an den tugendvollen Hoͤfling und Staats-Mann Mece-
nas des Kaͤyſers Schooßkind zum Beſcheid verwieſen wird. Jhr Geſpräch bey der Tafel
uͤber die geſunden und ungeſunden Speiſen; des Kaͤyſers perſoͤnliche Beſuchung; Me-
cenas eroͤffneter Bilder-Saal; ſeine Freygebigkeit gegen die Jndianiſchen Geſandten;
deren erkenntliche Danckbarkeit durch allerhand mit gebr achte und von der Natur
wunder barer weiſe gebildete Seltzamkeiten/ daruͤber ſich Mecenas kaum ſo ſehr erfreu-
en/ als Zeno ſich uͤber deſſen ſcharffſinnigem Prometheus vergnuͤgen kan. Nach Ma-
ſelipals abgelegter Verhoͤr werden ihnen alle Gedaͤchtnuͤße der Stadt Athen/ inſonder-
heit die Tempel mit ihren Heiligthuͤmern und Gottesdienſte der alles in ſich begreiffen-
den geſchleyerten Jſts gezeiget. Die Geſandſchafft vom Zarmar zu des Plato Grabe
und ſeiner von den Spartanern allein unverletzten hohen Schule gefuͤhret. Zarmars
Lehre gegen die Athenienſiſchen Weltweiſen inſonderheit den ſich vor andern herfuͤr-

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[504/0560] Fuͤnfftes Buch Armen gegeben. Zeno berichtet/ wie er der Jndianer Weiber ſich ſo freudig mit ihren verſtorbenen Maͤnnern auf dem Holtzſtoß verbrennen ſehen/ und dieſes alles aus einem verborgenen Egyptiſchen und Brahminiſchen Gottesdienſt/ davon wie auch von Wan- derung der Seelen ihnen der Prieſter Zarmar viel Erzehlungen machet. Zeno erlegt bey dem goldreichen Eylande Catucaumene ein von ſeltzamer Geſtalt ſich dem Schiffe naͤherndes Seeweib/ uͤberlaͤſt dardurch dem klugen Nachdencken der Welt: was von Syrenen oder der gleichen Meer-Wundern zu halten? Des Kaͤyſerlichen Stadthal- ters Cornelius Gallus zu Heliopolis mit einer allzu ruhmraͤthigen Uberſchrifft von ihm ſelbſt aufgerichtete Sonnenſpitze lehret: daß alle neblichte Neben-Sonnen/ welche ihre rechte Fuͤrſten-Sonne uͤberſcheinen wollen/ ſich in ver gaͤngliche Regentropffen ver- wandeln muͤſſen. Die Anlendung in der herrlichen Krocodil-Stadt bey dem Behaͤlt- nuͤß des fruchtbaren Nils/ und dem dabey befindlichen vom Koͤnige Meris erbauetem wunderwuͤrdigen Jrrgebaͤu. Der Nilus fuͤhret ſie von einem Wunder zum andern/ und alſo auch von dar nach Memphis zu den alten Grabe-Spitzen/ dem ſieben Wun- dern der Welt/ oder vielmehr zu den zerfallenen Uberbleibungen der Eitelkeit. Die Geſandtſchafft langet uͤber Babylon zu Marmacus in der Samiſchen Sybillen Ge- burts-Orte gluͤcklich an/ in deſſen vornehmſten Tempel ſie das ertztene Bild der Ceres und Pythagoras des vollkommenſten Weltweiſen und hall-Gottes mit allerhand ſinn- reichen Uberſchrifften nebſt ſeinen eifrigen Nachfolgern antreffen; kommen von dar auf die Jnſel Paris zum ſchoͤnen Tempel des Pallas/ nachgehends an den Munychiſchen und Pyreiſchen Haafen zu denen noch ſichtbaren Merckmahlen des raaſeriſchen Sylla/ biß ſie die Begierde vollends zu Theſeus Tempel/ zum Grabe Menanders und Euripi- des/ ja zu dem Heiligthume des vergoͤtterten Socrates fuͤhret/ deſſen Porphyrenes Bild und Grab ſie mit einer Hand voll Narciſſen und Hiacynthen verehren. Der Ge- ſandten Ankunfft; Kaͤyſers Auguſtus praͤchtiger Einzug in dem Augapffel Grichen- lands der aller Kuͤnſte und Weißheit vollen Stadt Athen, dabey der Kaͤyſer in Geſtalt des Saturns und anderer Goͤtter; Livia der Aſtrea und Ceres; beyde endlich aus Gold in des Jupiters und Juno Stelle geſetzet werden. Alle Tempel muͤſſen dar geoͤffnet und den Goͤttern von wegen des Gottes Auguſtus geopffert/ Ringen/ Rennen/ alle er- ſinnliche Luſt- und Schau-Spiele begangen ſeyn. Des Jndianiſchen Geſandtens Ver- hoͤr beym Kaͤyſer/ von da er an den tugendvollen Hoͤfling und Staats-Mann Mece- nas des Kaͤyſers Schooßkind zum Beſcheid verwieſen wird. Jhr Geſpräch bey der Tafel uͤber die geſunden und ungeſunden Speiſen; des Kaͤyſers perſoͤnliche Beſuchung; Me- cenas eroͤffneter Bilder-Saal; ſeine Freygebigkeit gegen die Jndianiſchen Geſandten; deren erkenntliche Danckbarkeit durch allerhand mit gebr achte und von der Natur wunder barer weiſe gebildete Seltzamkeiten/ daruͤber ſich Mecenas kaum ſo ſehr erfreu- en/ als Zeno ſich uͤber deſſen ſcharffſinnigem Prometheus vergnuͤgen kan. Nach Ma- ſelipals abgelegter Verhoͤr werden ihnen alle Gedaͤchtnuͤße der Stadt Athen/ inſonder- heit die Tempel mit ihren Heiligthuͤmern und Gottesdienſte der alles in ſich begreiffen- den geſchleyerten Jſts gezeiget. Die Geſandſchafft vom Zarmar zu des Plato Grabe und ſeiner von den Spartanern allein unverletzten hohen Schule gefuͤhret. Zarmars Lehre gegen die Athenienſiſchen Weltweiſen inſonderheit den ſich vor andern herfuͤr- thuen-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/560>, abgerufen am 27.11.2024.