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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] einzufallen dräuen solte. Der Ritter Zimbern
führte die deutsche Reiterey mit unvergleichli-
cher Hertzhaftigkeit an/ und zwang die Sarma-
ter/ daß sie über Hals und Kopf in Jster spren-
gen musten. Jch kam auch selbst dem lincken
Flügel zu Hülffe/ und vertraute dem Avronius
den rechten/ setzte denen schiffenden Pannoniern
500. Thracische und Cretische Schützen entgegen/
brachte also den lincken Flügel wieder in Stand.
Hingegen wurden die Dacier und Sarmater
in ihrem lincken Flügel von unser sich hervorthu-
enden blinden Reiterey derogestalt geschreckt/
daß diese die offentliche Flucht zu ergreiffen/ jene
aber in Verwirrung zu gerathen anfingen.
Ritter Pappenheim hielt nicht für rathsam die
flüchtigen Sarmater zu verfolgen/ sondern ging
dem Dacischen Fußvolck in die Seite/ Apro-
nius drang ihnen vorwerts auf den Hals und
also ging der gantze lincke Flügel über einen
Hauffen/ zumal der Dacische Fürst Deldo selbst
todt blieb. Die Pannonier im rechten Flügel
verlohren hiermit ihren vorigen Vortheil/ das
Hertze und das Feld. Das Gefechte ward
nunmehr in ein Würgen verwandelt. Von
dem Feinde blieben 18000. ohne die sich in den
Jster stürtzten/ auf der Wallstadt todt/ 10000.
wurden gefangen. Dysidiat entran zwar auf
einem Nachen/ iedoch ließ er uns seinen Gehor-
sam/ und seinen Sohn Sceva zur Geissel anbie-
then. Jch aber/ weil der tapfere Silan folgen-
den Tag von den empfangenen Wunden sein Le-
ben auf dem Bette der Ehren beschloß/ verwieß
ich ihn an den zu Segesthe des Ausschlags er-
wartenden Tiberius/ welcher anfangs den Sce-
va/ hernach den ihm zu Fusse fallenden Dysidi-
at/ welcher sein verwürcktes Haupt zur Abschnei-
dung willig darreichte/ zu Gnaden annahm.
Gantz Jllyris/ Dalmatien und Pannonien kam
hiermit zu völligem Gehorsam/ Dacien und die
Sarmater in Schrecken. Germanicus brach-
te dem Käyser selbst die fröliche Zeitung/ welcher
mit dem Tiberius zu Rom im Siegs-Geprän-
ge einzuziehen kostbare Anstalt machte/ den Ger-
[Spaltenumbruch] manicus mit einem Lorber-Krantze/ und mit
der Würde der Stadt-Vogtey/ mit der Fähig-
keit nunmehr Bürgermeister zu werden/ und
nach den Bürgermeistern im Rathe seine Mey-
nung zu sagen beschenckte; mir und dem Silan
aber zwey Sieges-Bogen in Pannonien auf-
führen/ ja auf die Wallstatt eine Stadt zu bauen/
und sie den Deutschen zu Ehren Deutschburg
zu nennen befahl.

Jch kam derogestalt vergnügt nach Rom/ und
ward allenthalben nunmehr nicht so wohl für
einen Deutschen/ als für einen Römer gehalten.
Nach dem aber den fünften Tag nach des Käy-
sers Ankunft die traurige Zeitung von der
grossen Niederlage des Varus/ und daß
mein Bruder Uhrheber dieses grossen Ver-
lustes wäre/ nach Rom kam; also die deutsche
Leibwache abgeschafft/ alle andere Deutschen
entweder vom Pöfel erschlagen/ oder aufs Käy-
sers Befehl in Hafft genommen wurden/ ver-
rauchten auch in einem Augenblicke alle meine
Verdienste. Man brachte mich noch selbigen
Tag nach Ostia/ setzte mich auf ein Schiff/ und
segelte mit mir nach dem Eylande Dianium.
Der Käyser ließ mir zwar andeuten/ daß es zu
meiner selbsteigenen Sicherheit/ und nur biß der
schwirige Pöfel sich wieder beruhiget haben wür-
de/ geschehe; alleine ich hielt es für ein einsames
Gefängnüß. Den andern Tag nach meiner
Dahinkunft ging ich an dem Meer-Ufer in
traurigen Gedancken/ als ich unversehns zwey
frembde Schiffe anländen sah. Bald darauf
ward ich in einen Stein verwandelt/ als die
Numidische Fürstin Dido ans Land trat. Diese
ward mein so bald als ich kaum ihr gewahr/
iedoch war ihre Veränderung nicht so heftig;
daher sie sich mir näherte/ mich aufs holdeste
grüßte/ und nach dem sie allen ihren Leuten sich
zu entfernen einen Winck gegeben hatte/
umb meinen Zustand fragte. Jch ward scham-
roth über derselben Freundligkeit/ die ich durch
meine Verschmähung beleidigt zu haben ver-
meynte; gleichwohl begegnete ich ihr mit

möglich-

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] einzufallen draͤuen ſolte. Der Ritter Zimbern
fuͤhrte die deutſche Reiterey mit unvergleichli-
cher Hertzhaftigkeit an/ und zwang die Sarma-
ter/ daß ſie uͤber Hals und Kopf in Jſter ſpren-
gen muſten. Jch kam auch ſelbſt dem lincken
Fluͤgel zu Huͤlffe/ und vertraute dem Avronius
den rechten/ ſetzte denen ſchiffenden Pannoniern
500. Thraciſche und Cretiſche Schuͤtzẽ entgegen/
brachte alſo den lincken Fluͤgel wieder in Stand.
Hingegen wurden die Dacier und Sarmater
in ihrem lincken Fluͤgel von unſer ſich hervorthu-
enden blinden Reiterey derogeſtalt geſchreckt/
daß dieſe die offentliche Flucht zu ergreiffen/ jene
aber in Verwirrung zu gerathen anfingen.
Ritter Pappenheim hielt nicht fuͤr rathſam die
fluͤchtigen Sarmater zu verfolgen/ ſondern ging
dem Daciſchen Fußvolck in die Seite/ Apro-
nius drang ihnen vorwerts auf den Hals und
alſo ging der gantze lincke Fluͤgel uͤber einen
Hauffen/ zumal der Daciſche Fuͤrſt Deldo ſelbſt
todt blieb. Die Pannonier im rechten Fluͤgel
verlohren hiermit ihren vorigen Vortheil/ das
Hertze und das Feld. Das Gefechte ward
nunmehr in ein Wuͤrgen verwandelt. Von
dem Feinde blieben 18000. ohne die ſich in den
Jſter ſtuͤrtzten/ auf der Wallſtadt todt/ 10000.
wurden gefangen. Dyſidiat entran zwar auf
einem Nachen/ iedoch ließ er uns ſeinen Gehor-
ſam/ und ſeinen Sohn Sceva zur Geiſſel anbie-
then. Jch aber/ weil der tapfere Silan folgen-
den Tag von den empfangenẽ Wunden ſein Le-
ben auf dem Bette der Ehren beſchloß/ verwieß
ich ihn an den zu Segeſthe des Ausſchlags er-
wartenden Tiberius/ welcher anfangs den Sce-
va/ hernach den ihm zu Fuſſe fallenden Dyſidi-
at/ welcher ſein verwuͤrcktes Haupt zur Abſchnei-
dung willig darreichte/ zu Gnaden annahm.
Gantz Jllyris/ Dalmatien und Pannonien kam
hiermit zu voͤlligem Gehorſam/ Dacien und die
Sarmater in Schrecken. Germanicus brach-
te dem Kaͤyſer ſelbſt die froͤliche Zeitung/ welcher
mit dem Tiberius zu Rom im Siegs-Gepraͤn-
ge einzuziehen koſtbare Anſtalt machte/ den Ger-
[Spaltenumbruch] manicus mit einem Lorber-Krantze/ und mit
der Wuͤrde der Stadt-Vogtey/ mit der Faͤhig-
keit nunmehr Buͤrgermeiſter zu werden/ und
nach den Buͤrgermeiſtern im Rathe ſeine Mey-
nung zu ſagen beſchenckte; mir und dem Silan
aber zwey Sieges-Bogen in Pannonien auf-
fuͤhren/ ja auf die Wallſtatt eine Stadt zu bauen/
und ſie den Deutſchen zu Ehren Deutſchburg
zu nennen befahl.

Jch kam derogeſtalt vergnuͤgt nach Rom/ und
ward allenthalben nunmehr nicht ſo wohl fuͤr
einen Deutſchen/ als fuͤr einen Roͤmer gehalten.
Nach dem aber den fuͤnften Tag nach des Kaͤy-
ſers Ankunft die traurige Zeitung von der
groſſen Niederlage des Varus/ und daß
mein Bruder Uhrheber dieſes groſſen Ver-
luſtes waͤre/ nach Rom kam; alſo die deutſche
Leibwache abgeſchafft/ alle andere Deutſchen
entweder vom Poͤfel erſchlagen/ oder aufs Kaͤy-
ſers Befehl in Hafft genommen wurden/ ver-
rauchten auch in einem Augenblicke alle meine
Verdienſte. Man brachte mich noch ſelbigen
Tag nach Oſtia/ ſetzte mich auf ein Schiff/ und
ſegelte mit mir nach dem Eylande Dianium.
Der Kaͤyſer ließ mir zwar andeuten/ daß es zu
meiner ſelbſteigenen Sicherheit/ und nur biß der
ſchwirige Poͤfel ſich wieder beruhiget habẽ wuͤr-
de/ geſchehe; alleine ich hielt es fuͤr ein einſames
Gefaͤngnuͤß. Den andern Tag nach meiner
Dahinkunft ging ich an dem Meer-Ufer in
traurigen Gedancken/ als ich unverſehns zwey
frembde Schiffe anlaͤnden ſah. Bald darauf
ward ich in einen Stein verwandelt/ als die
Numidiſche Fuͤrſtin Dido ans Land trat. Dieſe
ward mein ſo bald als ich kaum ihr gewahr/
iedoch war ihre Veraͤnderung nicht ſo heftig;
daher ſie ſich mir naͤherte/ mich aufs holdeſte
gruͤßte/ und nach dem ſie allen ihren Leuten ſich
zu entfernen einen Winck gegeben hatte/
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roth uͤber derſelben Freundligkeit/ die ich durch
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meynte; gleichwohl begegnete ich ihr mit

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/549>, abgerufen am 22.11.2024.