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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] starck verschantzt hatte/ wurden Silvan und ich
schlüssig zu Mursa zurück über die Drave/ und
zu Korbach über den Jster zu gehen. Dieses
verrichteten wir ohne einigen Widerstand. Weil
aber der Feind nunmehr inne ward/ daß wir ihm
in Rücken zu kommen vermeynten/ hielt er für
nothwendig/ ehe als wir uns einigen festen Ortes
bemächtigten/ zu Varronian ebenfalls über den
Jster zu setzen/ und uns mit gantzer Macht auff
den Leib zu gehen. Dieser kam uns den dritten
Tag mit 60000. Mann ins Gesichte. Daher
Silan und ich uns harte an den Jster-Strom
recht gegen über/ wo die Drave in den Jster fällt/
in Schlacht-Ordnung stellten/ wormit die star-
cke feindliche Reiterey die Sarmater das Römi-
sche Fußvolck nicht umbgeben und an beyden Sei-
ten anfallen könte. Wie wir auch wahrnahmen/
daß die Pannonier den rechten/ die Dacier den
lincken Flügel erwehlten/ der Sarmater aber bey-
de Flügel auf der Seite deckten; also ich die Helffte
unser Reiterey denen an dem Jster vergebens
gestellten Sarmatern an ihrem lincken Flügel
genungsam zu seyn meynte; setzte ich alle Stall-
Buben zu Pferde/ und stellte die Helffte dersel-
ben bey unserm lincken Flügel/ allwo Silan mit
der vierzehenden Legion am Jster gegen den
Feind genungsam feste stehen konte. Die Helfte
der Deutschen und Gallier Reiterey aber/ wie auch
2000. unnützes Gesindlein stellte ich hinter ei-
nen auf der rechten Hand gelegenen Berg.
Wir traffen mit unserm lincken Flügel wegen
Vortheilhaftigkeit des Ortes mit Fleiß zum er-
sten. Da denn unser Anschlag bald gewüntscht
ausschlug/ indem/ als die Römische Legion mit
fest geschlossenen Gliedern gegen die Pannonier
andrang/ die Sarmatische Reiterey derogestalt
ins Gedrange kam/ daß sie sich nicht rühren kon-
te/ auch die Ordnung der Pannonier selbst dort
und dar verwirrte. Daher entschloß sich zwar
ihr Führer Fürst Popel in den Strom zu setzen/
in Meynung in selbtem herunter zu schwemmen/
und unserm lincken Flügel in Rücken zu kom-
[Spaltenumbruch] men; Aber es hinderte diß theils das hohe Ufer/
theils/ weil ich derogleichen vorgesehen/ meine An-
stalt/ in dem ich an dem seichten Ufer in der Eil
hatte Graben aufwersfen/ oder höltzerne Schläge
fürmachen lassen. Jnzwischen kam auch unser
rechter/ und des Feindes lincker Flügel ins Ge-
fechte. Unsere an die Spitze gestellten Griechen
und Asiatischen Hülffs-Völcker lidten zwar von
den hartnäckichten Daciern etwas Abbruch/ ie-
doch ließ ich bald Deutsche/ bald Römer an die Lü-
cke treten/ und erhielt also die Schlacht-Ordnung
feste/ daß die Dacier müde worden/ ehe die dritte
Legion/ welche dem Lucius Apronius vertrauet
war/ recht zum Fechten kam. Die Reiterey
der Gallier und Thracier lidt zwar auch von den
geschwinden Sarmatern Noth; wenn aber die
Deutschen auf sie traffen/ räumten sie Augen-
blicks den vorhin erlangten Vorthel. Als nun
derogestalt beyde Heere miteinander im heftig-
sten Treffen waren/ kamen 50. mit Pannoni-
ern geladene Schiffe den Strom herab/ welche
theils des Silans Legion und unsern gantzen
lincken Flügel in der Seite mit allerhand Ge-
schoß angriffen/ theils auch unterwerts Volck
mit Aexten aussetzten/ die die Graben fülle-
ten/ die Schlag-Bäume zerhieben/ und also der
Sarmatischen Reiterey am Ufer auszusetzen/
und unsern lincken Flügel hinterwerts anzufal-
len Gelegenheit machten. Silan wendete
zwar/ als unsere blinde Reiterey nemlich die
Stallbuben die Flucht nahmen/ ein Theil des
lincken Flügels umb und gegen die Sarmater;
aber weil er von dreyen Seiten bestritten
ja er auch selbst von denen eindringenden Sar-
matern mit einer Sebel im Haupte heftig
verwundet ward/ gerieth der gantze lincke Flügel
in Unordnung. Mein rechter hatte fürsich selbst
genung zu thun; also befahl ich/ daß unsere hin-
ter einem Hügel stehende Reiterey dem lincken
Flügel zu Hülffe eilen/ die gantze blinde Reite-
rey aber umb den Berg herumb gehen/ und de-
nen gegen mich fechtenden Daciern in Rücken

ein-

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] ſtarck verſchantzt hatte/ wurden Silvan und ich
ſchluͤſſig zu Murſa zuruͤck uͤber die Drave/ und
zu Korbach uͤber den Jſter zu gehen. Dieſes
verrichteten wir ohne einigen Widerſtand. Weil
aber der Feind nunmehr inne ward/ daß wir ihm
in Ruͤcken zu kommen vermeynten/ hielt er fuͤr
nothwendig/ ehe als wir uns einigen feſten Ortes
bemaͤchtigten/ zu Varronian ebenfalls uͤber den
Jſter zu ſetzen/ und uns mit gantzer Macht auff
den Leib zu gehen. Dieſer kam uns den dritten
Tag mit 60000. Mann ins Geſichte. Daher
Silan und ich uns harte an den Jſter-Strom
recht gegen uͤber/ wo die Drave in den Jſter faͤllt/
in Schlacht-Ordnung ſtellten/ wormit die ſtar-
cke feindliche Reiterey die Sarmater das Roͤmi-
ſche Fußvolck nicht umbgebẽ und an beydẽ Sei-
ten anfallen koͤnte. Wie wir auch wahrnahmen/
daß die Pannonier den rechten/ die Dacier den
lincken Fluͤgel erwehltẽ/ der Sarmater aber bey-
de Fluͤgel auf der Seite deckten; alſo ich die Helffte
unſer Reiterey denen an dem Jſter vergebens
geſtellten Sarmatern an ihrem lincken Fluͤgel
genungſam zu ſeyn meynte; ſetzte ich alle Stall-
Buben zu Pferde/ und ſtellte die Helffte derſel-
ben bey unſerm lincken Fluͤgel/ allwo Silan mit
der vierzehenden Legion am Jſter gegen den
Feind genungſam feſte ſtehen konte. Die Helfte
der Deutſchẽ und Gallier Reiterey aber/ wie auch
2000. unnuͤtzes Geſindlein ſtellte ich hinter ei-
nen auf der rechten Hand gelegenen Berg.
Wir traffen mit unſerm lincken Fluͤgel wegen
Vortheilhaftigkeit des Ortes mit Fleiß zum er-
ſten. Da denn unſer Anſchlag bald gewuͤntſcht
ausſchlug/ indem/ als die Roͤmiſche Legion mit
feſt geſchloſſenen Gliedern gegen die Pannonier
andrang/ die Sarmatiſche Reiterey derogeſtalt
ins Gedrange kam/ daß ſie ſich nicht ruͤhren kon-
te/ auch die Ordnung der Pannonier ſelbſt dort
und dar verwirrte. Daher entſchloß ſich zwar
ihr Fuͤhrer Fuͤrſt Popel in den Strom zu ſetzen/
in Meynung in ſelbtem herunter zu ſchwem̃en/
und unſerm lincken Fluͤgel in Ruͤcken zu kom-
[Spaltenumbruch] men; Aber es hinderte diß theils das hohe Ufer/
theils/ weil ich derogleichen vorgeſehẽ/ meine An-
ſtalt/ in dem ich an dem ſeichten Ufer in der Eil
hatte Grabẽ aufwerſfen/ oder hoͤltzerne Schlaͤge
fuͤrmachen laſſen. Jnzwiſchen kam auch unſer
rechter/ und des Feindes lincker Fluͤgel ins Ge-
fechte. Unſere an die Spitze geſtellten Griechen
und Aſiatiſchen Huͤlffs-Voͤlcker lidten zwar von
den hartnaͤckichten Daciern etwas Abbruch/ ie-
doch ließ ich bald Deutſche/ bald Roͤmer an die Luͤ-
cke tretẽ/ und erhielt alſo die Schlacht-Ordnung
feſte/ daß die Dacier muͤde worden/ ehe die dritte
Legion/ welche dem Lucius Apronius vertrauet
war/ recht zum Fechten kam. Die Reiterey
der Gallier und Thracier lidt zwar auch von den
geſchwinden Sarmatern Noth; wenn aber die
Deutſchen auf ſie traffen/ raͤumten ſie Augen-
blicks den vorhin erlangten Vorthel. Als nun
derogeſtalt beyde Heere miteinander im heftig-
ſten Treffen waren/ kamen 50. mit Pannoni-
ern geladene Schiffe den Strom herab/ welche
theils des Silans Legion und unſern gantzen
lincken Fluͤgel in der Seite mit allerhand Ge-
ſchoß angriffen/ theils auch unterwerts Volck
mit Aexten ausſetzten/ die die Graben fuͤlle-
ten/ die Schlag-Baͤume zerhieben/ und alſo der
Sarmatiſchen Reiterey am Ufer auszuſetzen/
und unſern lincken Fluͤgel hinterwerts anzufal-
len Gelegenheit machten. Silan wendete
zwar/ als unſere blinde Reiterey nemlich die
Stallbuben die Flucht nahmen/ ein Theil des
lincken Fluͤgels umb und gegen die Sarmater;
aber weil er von dreyen Seiten beſtritten
ja er auch ſelbſt von denen eindringenden Sar-
matern mit einer Sebel im Haupte heftig
verwundet ward/ gerieth der gantze lincke Fluͤgel
in Unordnung. Mein rechter hatte fuͤrſich ſelbſt
genung zu thun; alſo befahl ich/ daß unſere hin-
ter einem Huͤgel ſtehende Reiterey dem lincken
Fluͤgel zu Huͤlffe eilen/ die gantze blinde Reite-
rey aber umb den Berg herumb gehen/ und de-
nen gegen mich fechtenden Daciern in Ruͤcken

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/548>, abgerufen am 25.11.2024.