Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Vierdtes Buch [Spaltenumbruch]
Leibes seine Seele in Brand und Flammeversetzten. Diesemnach er sich aller andern Vergnügung[e]n entschlug/ und seine vorhin auff tausend Gegenwürffe zerstreuete Neigun- gen gegen der Dido als in einen Mittelpunct zusammen zoh; also ihr anfangs durch Höfligkeit seine Freundschafft/ hernach durch Seufzer und andere stumme Beredsamkeiten seine Liebe zu verstehen gab; endlich durch ersinnlichste Auff- wartungen ihre Gewogenheit zu erwerben be- mühet war. Unter andern fugte ihm das Glü- cke/ daß als der Hoff der Käyserin Livia Ge- burts-Tag feyerte; ihm die Dido zu bedienen durchs Loß zufiel. Der Auffzug geschahe des Abends auff der Tiber. Des Käysers Schiff war gebildet wie ein Ochse/ welcher von denen verborgenen Rudern unter dem Wasser dero- gestalt beweget ward/ gleich als er durchs Was- ser schwimme. Livia saß in Phönicischer Tracht oben an dem Halse wie eine Königin in Purpur gekleidet/ und mit vielen tausend Diamanten gekrönet. Sie hielt sich an eines seiner güldenen Hörner an/ welche mit vielem Blumwercke umkräntzt waren. August stell- te den Jupiter für/ Mecenas den Apollo/ Te- rentia die Venus/ und andere Römische Raths- Herren und Frauen die andern Götter/ wel- che auff allerhand Art Livien bedienten. Die Heldinnen aber preiseten durch allerhand Lob- Gesänge die von Jupiter auff einem eben so gebildeten Schiffe geraubete Europa/ und ver- blümeten hierunter/ wie August auch dem Ti- berius Nero Livien/ und zwar noch schwanger/ aus seinem Bette genommen habe. Cajus führte die junge Livia des Drusus Tochter auff einer Muschel/ er selbst bildete die Sonne für/ wel- che mit ihren Stralen sie schwängerte/ und Li- via die Venus/ welche gleich gebohren und von denen um sie herumschwimmenden Meer- Göttinnen fortgestossen/ von denen geschwäntz- ten Sirenen aber ihre Schönheit und Lust singende gerühmet ward. Lucius aber stellte [Spaltenumbruch] den Wein-Gott/ und Dido eine schwartze Ve- nus/ oder vielmehr die Schiffarth des Anto- nius/ und ihrer Großmutter Cleopatra nach Cilicien für. Denn seines Schiffes Vorder- theil war auffs zierlichste gemahlet/ das Hin- tere gantz vergüldet/ die Segel aus Purpur/ die Ruder versilbert/ welche von eitel Saty- ren nach dem Falle der von zwölff Heldinnen gespieleten Lauten und andern lieblichem Ge- thöne bewegt wurden. Auff dem Schiffe war um den Mast herum ein Gold-gestecktes Zelt auffgespannt/ die Seiten aber unten entblösset/ daß man darunter die Fürstin Di- do in Gestalt der schwartzen Arcadischen Ve- nus/ welcher zwölff kohlschwartze Liebes-Göt- ter mit Pfauen-Schwäntzen Lufft zufachten/ und den Fürsten Lucius in Gestalt des gekrön- ten/ und auff einem zweyerley Wein von sich spritzenden Fasse sitzenden Bacchus/ welchen zwölff Vachen mit Schalen bedienten/ se- hen konte. Zwölff andere Mohren sassen und streuten in die mit glüenden Kolen gefüll- ten Rauchfässer Weyrauch; zwölff Mohren- Weiber aber spritzten allerhand wohlrüchen- de Wasser und Balsame umb sich. Das Schiff war mit etlich tausenden allerhand Bildungen fürstellenden Wachs-Lichtern be- steckt/ und an der Spitze des Mastbaumes waren mit eitel Flammen die Nahmen Luci- us und Dido/ an dem Hintertheile des Schif- fes/ Bacchus und Venus/ an dem Vordern/ Antonius und Cleopatra ausgedrückt. Mit einem Worte: Gantz Rom hielt des Lucius Auffzug für den allerprächtigsten. Bey die- sem nun hatte Lucius überflüßige Gelegen- heit der Dido seine Liebe fürzutragen/ und um die ihrige sich zu bewerben/ weil er/ wenn schon etwas von ihr für eine zu kühne Freyheit auffgenommen werden möchte/ alles mit dem übernommenen Schau-Spiele entschuldigt werden konte. Dido muste dem Käyser zu ge- fallen/ und diesen Auffzug nicht zu verstellen/ umb
Vierdtes Buch [Spaltenumbruch]
Leibes ſeine Seele in Brand und Flammeverſetzten. Dieſemnach er ſich aller andern Vergnuͤgung[e]n entſchlug/ und ſeine vorhin auff tauſend Gegenwuͤrffe zerſtreuete Neigun- gen gegen der Dido als in einen Mittelpunct zuſam̃en zoh; alſo ihr anfangs durch Hoͤfligkeit ſeine Freundſchafft/ hernach durch Seufzer und andere ſtumme Beredſamkeiten ſeine Liebe zu verſtehen gab; endlich durch erſinnlichſte Auff- wartungen ihre Gewogenheit zu erwerben be- muͤhet war. Unter andern fugte ihm das Gluͤ- cke/ daß als der Hoff der Kaͤyſerin Livia Ge- burts-Tag feyerte; ihm die Dido zu bedienen durchs Loß zufiel. Der Auffzug geſchahe des Abends auff der Tiber. Des Kaͤyſers Schiff war gebildet wie ein Ochſe/ welcher von denen verborgenen Rudern unter dem Waſſer dero- geſtalt beweget ward/ gleich als er durchs Waſ- ſer ſchwimme. Livia ſaß in Phoͤniciſcher Tracht oben an dem Halſe wie eine Koͤnigin in Purpur gekleidet/ und mit vielen tauſend Diamanten gekroͤnet. Sie hielt ſich an eines ſeiner guͤldenen Hoͤrner an/ welche mit vielem Blumwercke umkraͤntzt waren. Auguſt ſtell- te den Jupiter fuͤr/ Mecenas den Apollo/ Te- rentia die Venus/ und andere Roͤmiſche Raths- Herren und Frauen die andern Goͤtter/ wel- che auff allerhand Art Livien bedienten. Die Heldinnen aber preiſeten durch allerhand Lob- Geſaͤnge die von Jupiter auff einem eben ſo gebildeten Schiffe geraubete Europa/ und ver- bluͤmeten hierunter/ wie Auguſt auch dem Ti- berius Nero Livien/ und zwar noch ſchwanger/ aus ſeinem Bette genommen habe. Cajus fuͤhrte die junge Livia des Druſus Tochter auff einer Muſchel/ er ſelbſt bildete die Sonne fuͤr/ wel- che mit ihren Stralen ſie ſchwaͤngerte/ und Li- via die Venus/ welche gleich gebohren und von denen um ſie herumſchwimmenden Meer- Goͤttinnen fortgeſtoſſen/ von denen geſchwaͤntz- ten Sirenen aber ihre Schoͤnheit und Luſt ſingende geruͤhmet ward. Lucius aber ſtellte [Spaltenumbruch] den Wein-Gott/ und Dido eine ſchwartze Ve- nus/ oder vielmehr die Schiffarth des Anto- nius/ und ihrer Großmutter Cleopatra nach Cilicien fuͤr. Denn ſeines Schiffes Vorder- theil war auffs zierlichſte gemahlet/ das Hin- tere gantz verguͤldet/ die Segel aus Purpur/ die Ruder verſilbert/ welche von eitel Saty- ren nach dem Falle der von zwoͤlff Heldinnen geſpieleten Lauten und andern lieblichem Ge- thoͤne bewegt wurden. Auff dem Schiffe war um den Maſt herum ein Gold-geſtecktes Zelt auffgeſpannt/ die Seiten aber unten entbloͤſſet/ daß man darunter die Fuͤrſtin Di- do in Geſtalt der ſchwartzen Arcadiſchen Ve- nus/ welcher zwoͤlff kohlſchwartze Liebes-Goͤt- ter mit Pfauen-Schwaͤntzen Lufft zufachten/ und den Fuͤrſten Lucius in Geſtalt des gekroͤn- ten/ und auff einem zweyerley Wein von ſich ſpritzenden Faſſe ſitzenden Bacchus/ welchen zwoͤlff Vachen mit Schalen bedienten/ ſe- hen konte. Zwoͤlff andere Mohren ſaſſen und ſtreuten in die mit gluͤenden Kolen gefuͤll- ten Rauchfaͤſſer Weyrauch; zwoͤlff Mohren- Weiber aber ſpritzten allerhand wohlruͤchen- de Waſſer und Balſame umb ſich. Das Schiff war mit etlich tauſenden allerhand Bildungen fuͤrſtellenden Wachs-Lichtern be- ſteckt/ und an der Spitze des Maſtbaumes waren mit eitel Flammen die Nahmen Luci- us und Dido/ an dem Hintertheile des Schif- fes/ Bacchus und Venus/ an dem Vordern/ Antonius und Cleopatra ausgedruͤckt. Mit einem Worte: Gantz Rom hielt des Lucius Auffzug fuͤr den allerpraͤchtigſten. Bey die- ſem nun hatte Lucius uͤberfluͤßige Gelegen- heit der Dido ſeine Liebe fuͤrzutragen/ und um die ihrige ſich zu bewerben/ weil er/ wenn ſchon etwas von ihr fuͤr eine zu kuͤhne Freyheit auffgenommen werden moͤchte/ alles mit dem uͤbernommenen Schau-Spiele entſchuldigt werden konte. Dido muſte dem Kaͤyſer zu ge- fallen/ und dieſen Auffzug nicht zu verſtellen/ umb
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Vierdtes Buch
Leibes ſeine Seele in Brand und Flamme
verſetzten. Dieſemnach er ſich aller andern
Vergnuͤgungen entſchlug/ und ſeine vorhin
auff tauſend Gegenwuͤrffe zerſtreuete Neigun-
gen gegen der Dido als in einen Mittelpunct
zuſam̃en zoh; alſo ihr anfangs durch Hoͤfligkeit
ſeine Freundſchafft/ hernach durch Seufzer und
andere ſtumme Beredſamkeiten ſeine Liebe zu
verſtehen gab; endlich durch erſinnlichſte Auff-
wartungen ihre Gewogenheit zu erwerben be-
muͤhet war. Unter andern fugte ihm das Gluͤ-
cke/ daß als der Hoff der Kaͤyſerin Livia Ge-
burts-Tag feyerte; ihm die Dido zu bedienen
durchs Loß zufiel. Der Auffzug geſchahe des
Abends auff der Tiber. Des Kaͤyſers Schiff
war gebildet wie ein Ochſe/ welcher von denen
verborgenen Rudern unter dem Waſſer dero-
geſtalt beweget ward/ gleich als er durchs Waſ-
ſer ſchwimme. Livia ſaß in Phoͤniciſcher
Tracht oben an dem Halſe wie eine Koͤnigin
in Purpur gekleidet/ und mit vielen tauſend
Diamanten gekroͤnet. Sie hielt ſich an eines
ſeiner guͤldenen Hoͤrner an/ welche mit vielem
Blumwercke umkraͤntzt waren. Auguſt ſtell-
te den Jupiter fuͤr/ Mecenas den Apollo/ Te-
rentia die Venus/ und andere Roͤmiſche Raths-
Herren und Frauen die andern Goͤtter/ wel-
che auff allerhand Art Livien bedienten. Die
Heldinnen aber preiſeten durch allerhand Lob-
Geſaͤnge die von Jupiter auff einem eben ſo
gebildeten Schiffe geraubete Europa/ und ver-
bluͤmeten hierunter/ wie Auguſt auch dem Ti-
berius Nero Livien/ und zwar noch ſchwanger/
aus ſeinem Bette genommen habe. Cajus fuͤhrte
die junge Livia des Druſus Tochter auff einer
Muſchel/ er ſelbſt bildete die Sonne fuͤr/ wel-
che mit ihren Stralen ſie ſchwaͤngerte/ und Li-
via die Venus/ welche gleich gebohren und
von denen um ſie herumſchwimmenden Meer-
Goͤttinnen fortgeſtoſſen/ von denen geſchwaͤntz-
ten Sirenen aber ihre Schoͤnheit und Luſt
ſingende geruͤhmet ward. Lucius aber ſtellte
den Wein-Gott/ und Dido eine ſchwartze Ve-
nus/ oder vielmehr die Schiffarth des Anto-
nius/ und ihrer Großmutter Cleopatra nach
Cilicien fuͤr. Denn ſeines Schiffes Vorder-
theil war auffs zierlichſte gemahlet/ das Hin-
tere gantz verguͤldet/ die Segel aus Purpur/
die Ruder verſilbert/ welche von eitel Saty-
ren nach dem Falle der von zwoͤlff Heldinnen
geſpieleten Lauten und andern lieblichem Ge-
thoͤne bewegt wurden. Auff dem Schiffe
war um den Maſt herum ein Gold-geſtecktes
Zelt auffgeſpannt/ die Seiten aber unten
entbloͤſſet/ daß man darunter die Fuͤrſtin Di-
do in Geſtalt der ſchwartzen Arcadiſchen Ve-
nus/ welcher zwoͤlff kohlſchwartze Liebes-Goͤt-
ter mit Pfauen-Schwaͤntzen Lufft zufachten/
und den Fuͤrſten Lucius in Geſtalt des gekroͤn-
ten/ und auff einem zweyerley Wein von ſich
ſpritzenden Faſſe ſitzenden Bacchus/ welchen
zwoͤlff Vachen mit Schalen bedienten/ ſe-
hen konte. Zwoͤlff andere Mohren ſaſſen
und ſtreuten in die mit gluͤenden Kolen gefuͤll-
ten Rauchfaͤſſer Weyrauch; zwoͤlff Mohren-
Weiber aber ſpritzten allerhand wohlruͤchen-
de Waſſer und Balſame umb ſich. Das
Schiff war mit etlich tauſenden allerhand
Bildungen fuͤrſtellenden Wachs-Lichtern be-
ſteckt/ und an der Spitze des Maſtbaumes
waren mit eitel Flammen die Nahmen Luci-
us und Dido/ an dem Hintertheile des Schif-
fes/ Bacchus und Venus/ an dem Vordern/
Antonius und Cleopatra ausgedruͤckt. Mit
einem Worte: Gantz Rom hielt des Lucius
Auffzug fuͤr den allerpraͤchtigſten. Bey die-
ſem nun hatte Lucius uͤberfluͤßige Gelegen-
heit der Dido ſeine Liebe fuͤrzutragen/ und um
die ihrige ſich zu bewerben/ weil er/ wenn
ſchon etwas von ihr fuͤr eine zu kuͤhne Freyheit
auffgenommen werden moͤchte/ alles mit dem
uͤbernommenen Schau-Spiele entſchuldigt
werden konte. Dido muſte dem Kaͤyſer zu ge-
fallen/ und dieſen Auffzug nicht zu verſtellen/
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