Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] Glut krachenden Wacholder-Sträuche; und
daher dienet die lodernde Julia zwar besser zur
Buhlschafft/ die laue Antonia aber ist unzeh-
lich mal geschickter zur Gemahlin. Jene
darff nur gläntzende Schalen; diese aber muß
im Kerne gut seyn. Jst deine gute Ver-
nunft aber nicht geneigt diesen wichtigen Un-
terscheid zu beobachten/ so wird zuversichtlich
deine Tugend der Natur Krieg anzubieten
nicht gemeynt seyn. Die Natur/ sage ich/ ver-
beut dir die Gemeinschafft/ wie vielmehr das
Ehband mit Julien/ nach dem du mich ja zwin-
gest ein Geheimnüß auszuschwätzen/ was nur
ich und noch eine Seele weiß. Ach! mein
Drusus! wie weit irrest du/ wenn du dir ein-
bildest/ daß du ein Sohn des Tiberius Nero
heist. Nein Drusus/ weit gefehlt! Erkenne
heute den Käyser für deinen Vater. Und
daß Livia dem Augustus ehe vermählt gewest/
ehe er sie aus dem Hause des Nero in seines
genommen hat/ daß die schwangere Livia im
dritten Monden ihm keinen Stief-Sohn
gebohren. Ob nun wohl Livia hier etwas an-
hielt/ sahe sie doch Drusus alleine ohne eintzi-
ges Wort groß an/ also/ daß sie fortfuhr: Er-
wege nun/ liebster Sohn/ was der Käyser für
Macht über dich habe? was Augustus für
Liebe und Sorge für dich trage? und warumb
er dir mit Antonien das Käyserthum für dei-
nem älteren Bruder Tiberius/ ja die Sonne
zuzuneigen entschlossen sey? warumb er dir
deine Schwester nicht vermählen könne? Dru-
sus sanck hierauf für Livien abermals nieder/
mit beygesetzten Worten: Jch dancke den
Göttern und ihr/ daß sie mich heute zu einem
Sohne eines so grossen Käysers machen. Jch
unterwerffe mich schuldigst seinen und ihren
Verfügungen. Jch erkläre mich Antonien
zu heyrathen. Aber ich sorge/ daß Antonie
schwerlich mich zu ehlichen belieben werde.
Darfür lasse mich sorgen/ antwortete Livia/
und ging hiermit aus der Höle. Wie sie
[Spaltenumbruch] nun vernahm/ daß der Priester der Dianen/
welcher allhier gar mit dem Titul eines Kö-
nigs beehret ward/ mit Octavien und Anto-
nien gegen dem Nemorensischen Lust-Walde/
in welchem Diana den zerrissenen und wie-
der zum Leben gebrachten Hippolytus der
Egeria anvertrauet haben soll/ gegangen wä-
re; folgte sie ihnen nach/ fand sie auch neben
einem Brunnen beysammen auf einem vom
Wetter niedergeschlagenen Myrten-Baume
sitzen. Wie sich Livia nun neben sie verfügt
hatte/ hob sie an: Liebste Antonia/ sie weiß/ was
der Käyser von Kind auf zu ihr für Zunei-
gung gehabt/ und wie rühmlich er die Stelle
ihres unglückseligen Vaters vertreten habe.
Jch aber betheure bey der Gottheit/ welcher
dieser Pusch geweihet ist/ und in Beyseyn die-
ses heiligen Priesters/ daß ich mit Octavien
eifere/ da ihre mütterliche Liebe meine über-
wiegen solte. Jn was aber mögen wohl
Eltern ihre Fürsorge mehr an Tag geben/ als
in glücklicher Vermählung ihrer Kinder? Und
wen kan Antonia erwüntschter heyrathen/ als
der mit der Zeit den höchsten Gipfel in der
Welt besteigen soll? Sie kan unschwer urthei-
len/ daß ich den Drusus meyne. Jch mag
ihm als Mutter nicht das Wort reden/ Rom
aber und die Welt redet es. Und der Käyser
hat mir in Mund gelegt meine ietzige Aus-
schüttung des Hertzens. Das Antlitz Octavi-
ens gibt ihr schon ihre Einwilligung zu verste-
hen. Also erwarte ich nur von ihr eine mir
und dem Käyser annehmliche und ihr selbst er-
sprießliche Erklärung. Antonia röthete sich
über diesem unvermutheten Vortrage etliche
mal/ und nach dem sie ihre Mutter angesehen/
auch einen tieffen Seufzer geholet hatte/ ant-
wortete sie: Jch bin verbunden diß/ was das
Verhängnüß beschlossen/ der Käyser befiehlet/
Livia verlanget/ Octavia genehm hat/ und Dru-
sus belieben wird/ zu vollziehen. Livia umb-
halsete mit Freuden Antonien/ und machte

daß

Vierdtes Buch
[Spaltenumbruch] Glut krachenden Wacholder-Straͤuche; und
daher dienet die lodernde Julia zwar beſſer zur
Buhlſchafft/ die laue Antonia aber iſt unzeh-
lich mal geſchickter zur Gemahlin. Jene
darff nur glaͤntzende Schalen; dieſe aber muß
im Kerne gut ſeyn. Jſt deine gute Ver-
nunft aber nicht geneigt dieſen wichtigen Un-
terſcheid zu beobachten/ ſo wird zuverſichtlich
deine Tugend der Natur Krieg anzubieten
nicht gemeynt ſeyn. Die Natur/ ſage ich/ ver-
beut dir die Gemeinſchafft/ wie vielmehr das
Ehband mit Julien/ nach dem du mich ja zwin-
geſt ein Geheimnuͤß auszuſchwaͤtzen/ was nur
ich und noch eine Seele weiß. Ach! mein
Druſus! wie weit irreſt du/ wenn du dir ein-
bildeſt/ daß du ein Sohn des Tiberius Nero
heiſt. Nein Druſus/ weit gefehlt! Erkenne
heute den Kaͤyſer fuͤr deinen Vater. Und
daß Livia dem Auguſtus ehe vermaͤhlt geweſt/
ehe er ſie aus dem Hauſe des Nero in ſeines
genommen hat/ daß die ſchwangere Livia im
dritten Monden ihm keinen Stief-Sohn
gebohren. Ob nun wohl Livia hier etwas an-
hielt/ ſahe ſie doch Druſus alleine ohne eintzi-
ges Wort groß an/ alſo/ daß ſie fortfuhr: Er-
wege nun/ liebſter Sohn/ was der Kaͤyſer fuͤr
Macht uͤber dich habe? was Auguſtus fuͤr
Liebe und Sorge fuͤr dich trage? und warumb
er dir mit Antonien das Kaͤyſerthum fuͤr dei-
nem aͤlteren Bruder Tiberius/ ja die Sonne
zuzuneigen entſchloſſen ſey? warumb er dir
deine Schweſter nicht vermaͤhlen koͤnne? Dru-
ſus ſanck hierauf fuͤr Livien abermals nieder/
mit beygeſetzten Worten: Jch dancke den
Goͤttern und ihr/ daß ſie mich heute zu einem
Sohne eines ſo groſſen Kaͤyſers machen. Jch
unterwerffe mich ſchuldigſt ſeinen und ihren
Verfuͤgungen. Jch erklaͤre mich Antonien
zu heyrathen. Aber ich ſorge/ daß Antonie
ſchwerlich mich zu ehlichen belieben werde.
Darfuͤr laſſe mich ſorgen/ antwortete Livia/
und ging hiermit aus der Hoͤle. Wie ſie
[Spaltenumbruch] nun vernahm/ daß der Prieſter der Dianen/
welcher allhier gar mit dem Titul eines Koͤ-
nigs beehret ward/ mit Octavien und Anto-
nien gegen dem Nemorenſiſchen Luſt-Walde/
in welchem Diana den zerriſſenen und wie-
der zum Leben gebrachten Hippolytus der
Egeria anvertrauet haben ſoll/ gegangen waͤ-
re; folgte ſie ihnen nach/ fand ſie auch neben
einem Brunnen beyſammen auf einem vom
Wetter niedergeſchlagenen Myrten-Baume
ſitzen. Wie ſich Livia nun neben ſie verfuͤgt
hatte/ hob ſie an: Liebſte Antonia/ ſie weiß/ was
der Kaͤyſer von Kind auf zu ihr fuͤr Zunei-
gung gehabt/ und wie ruͤhmlich er die Stelle
ihres ungluͤckſeligen Vaters vertreten habe.
Jch aber betheure bey der Gottheit/ welcher
dieſer Puſch geweihet iſt/ und in Beyſeyn die-
ſes heiligen Prieſters/ daß ich mit Octavien
eifere/ da ihre muͤtterliche Liebe meine uͤber-
wiegen ſolte. Jn was aber moͤgen wohl
Eltern ihre Fuͤrſorge mehr an Tag geben/ als
in gluͤcklicher Vermaͤhlung ihrer Kinder? Und
wen kan Antonia erwuͤntſchter heyrathen/ als
der mit der Zeit den hoͤchſten Gipfel in der
Welt beſteigen ſoll? Sie kan unſchwer urthei-
len/ daß ich den Druſus meyne. Jch mag
ihm als Mutter nicht das Wort reden/ Rom
aber und die Welt redet es. Und der Kaͤyſer
hat mir in Mund gelegt meine ietzige Aus-
ſchuͤttung des Hertzens. Das Antlitz Octavi-
ens gibt ihr ſchon ihre Einwilligung zu verſte-
hen. Alſo erwarte ich nur von ihr eine mir
und dem Kaͤyſer annehmliche und ihr ſelbſt er-
ſprießliche Erklaͤrung. Antonia roͤthete ſich
uͤber dieſem unvermutheten Vortrage etliche
mal/ und nach dem ſie ihre Mutter angeſehen/
auch einen tieffen Seufzer geholet hatte/ ant-
wortete ſie: Jch bin verbunden diß/ was das
Verhaͤngnuͤß beſchloſſen/ der Kaͤyſer befiehlet/
Livia verlanget/ Octavia genehm hat/ und Dru-
ſus belieben wird/ zu vollziehen. Livia umb-
halſete mit Freuden Antonien/ und machte

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0454" n="400"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdtes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
Glut krachenden Wacholder-Stra&#x0364;uche; und<lb/>
daher dienet die lodernde Julia zwar be&#x017F;&#x017F;er zur<lb/>
Buhl&#x017F;chafft/ die laue Antonia aber i&#x017F;t unzeh-<lb/>
lich mal ge&#x017F;chickter zur Gemahlin. Jene<lb/>
darff nur gla&#x0364;ntzende Schalen; die&#x017F;e aber muß<lb/>
im Kerne gut &#x017F;eyn. J&#x017F;t deine gute Ver-<lb/>
nunft aber nicht geneigt die&#x017F;en wichtigen Un-<lb/>
ter&#x017F;cheid zu beobachten/ &#x017F;o wird zuver&#x017F;ichtlich<lb/>
deine Tugend der Natur Krieg anzubieten<lb/>
nicht gemeynt &#x017F;eyn. Die Natur/ &#x017F;age ich/ ver-<lb/>
beut dir die Gemein&#x017F;chafft/ wie vielmehr das<lb/>
Ehband mit Julien/ nach dem du mich ja zwin-<lb/>
ge&#x017F;t ein Geheimnu&#x0364;ß auszu&#x017F;chwa&#x0364;tzen/ was nur<lb/>
ich und noch eine Seele weiß. Ach! mein<lb/>
Dru&#x017F;us! wie weit irre&#x017F;t du/ wenn du dir ein-<lb/>
bilde&#x017F;t/ daß du ein Sohn des Tiberius Nero<lb/>
hei&#x017F;t. Nein Dru&#x017F;us/ weit gefehlt! Erkenne<lb/>
heute den Ka&#x0364;y&#x017F;er fu&#x0364;r deinen Vater. Und<lb/>
daß Livia dem Augu&#x017F;tus ehe verma&#x0364;hlt gewe&#x017F;t/<lb/>
ehe er &#x017F;ie aus dem Hau&#x017F;e des Nero in &#x017F;eines<lb/>
genommen hat/ daß die &#x017F;chwangere Livia im<lb/>
dritten Monden ihm keinen Stief-Sohn<lb/>
gebohren. Ob nun wohl Livia hier etwas an-<lb/>
hielt/ &#x017F;ahe &#x017F;ie doch Dru&#x017F;us alleine ohne eintzi-<lb/>
ges Wort groß an/ al&#x017F;o/ daß &#x017F;ie fortfuhr: Er-<lb/>
wege nun/ lieb&#x017F;ter Sohn/ was der Ka&#x0364;y&#x017F;er fu&#x0364;r<lb/>
Macht u&#x0364;ber dich habe? was Augu&#x017F;tus fu&#x0364;r<lb/>
Liebe und Sorge fu&#x0364;r dich trage? und warumb<lb/>
er dir mit Antonien das Ka&#x0364;y&#x017F;erthum fu&#x0364;r dei-<lb/>
nem a&#x0364;lteren Bruder Tiberius/ ja die Sonne<lb/>
zuzuneigen ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey? warumb er dir<lb/>
deine Schwe&#x017F;ter nicht verma&#x0364;hlen ko&#x0364;nne? Dru-<lb/>
&#x017F;us &#x017F;anck hierauf fu&#x0364;r Livien abermals nieder/<lb/>
mit beyge&#x017F;etzten Worten: Jch dancke den<lb/>
Go&#x0364;ttern und ihr/ daß &#x017F;ie mich heute zu einem<lb/>
Sohne eines &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Ka&#x0364;y&#x017F;ers machen. Jch<lb/>
unterwerffe mich &#x017F;chuldig&#x017F;t &#x017F;einen und ihren<lb/>
Verfu&#x0364;gungen. Jch erkla&#x0364;re mich Antonien<lb/>
zu heyrathen. Aber ich &#x017F;orge/ daß Antonie<lb/>
&#x017F;chwerlich mich zu ehlichen belieben werde.<lb/>
Darfu&#x0364;r la&#x017F;&#x017F;e mich &#x017F;orgen/ antwortete Livia/<lb/>
und ging hiermit aus der Ho&#x0364;le. Wie &#x017F;ie<lb/><cb/>
nun vernahm/ daß der Prie&#x017F;ter der Dianen/<lb/>
welcher allhier gar mit dem Titul eines Ko&#x0364;-<lb/>
nigs beehret ward/ mit Octavien und Anto-<lb/>
nien gegen dem Nemoren&#x017F;i&#x017F;chen Lu&#x017F;t-Walde/<lb/>
in welchem Diana den zerri&#x017F;&#x017F;enen und wie-<lb/>
der zum Leben gebrachten Hippolytus der<lb/>
Egeria anvertrauet haben &#x017F;oll/ gegangen wa&#x0364;-<lb/>
re; folgte &#x017F;ie ihnen nach/ fand &#x017F;ie auch neben<lb/>
einem Brunnen bey&#x017F;ammen auf einem vom<lb/>
Wetter niederge&#x017F;chlagenen Myrten-Baume<lb/>
&#x017F;itzen. Wie &#x017F;ich Livia nun neben &#x017F;ie verfu&#x0364;gt<lb/>
hatte/ hob &#x017F;ie an: Lieb&#x017F;te Antonia/ &#x017F;ie weiß/ was<lb/>
der Ka&#x0364;y&#x017F;er von Kind auf zu ihr fu&#x0364;r Zunei-<lb/>
gung gehabt/ und wie ru&#x0364;hmlich er die Stelle<lb/>
ihres unglu&#x0364;ck&#x017F;eligen Vaters vertreten habe.<lb/>
Jch aber betheure bey der Gottheit/ welcher<lb/>
die&#x017F;er Pu&#x017F;ch geweihet i&#x017F;t/ und in Bey&#x017F;eyn die-<lb/>
&#x017F;es heiligen Prie&#x017F;ters/ daß ich mit Octavien<lb/>
eifere/ da ihre mu&#x0364;tterliche Liebe meine u&#x0364;ber-<lb/>
wiegen &#x017F;olte. Jn was aber mo&#x0364;gen wohl<lb/>
Eltern ihre Fu&#x0364;r&#x017F;orge mehr an Tag geben/ als<lb/>
in glu&#x0364;cklicher Verma&#x0364;hlung ihrer Kinder? Und<lb/>
wen kan Antonia erwu&#x0364;nt&#x017F;chter heyrathen/ als<lb/>
der mit der Zeit den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gipfel in der<lb/>
Welt be&#x017F;teigen &#x017F;oll? Sie kan un&#x017F;chwer urthei-<lb/>
len/ daß ich den Dru&#x017F;us meyne. Jch mag<lb/>
ihm als Mutter nicht das Wort reden/ Rom<lb/>
aber und die Welt redet es. Und der Ka&#x0364;y&#x017F;er<lb/>
hat mir in Mund gelegt meine ietzige Aus-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;ttung des Hertzens. Das Antlitz Octavi-<lb/>
ens gibt ihr &#x017F;chon ihre Einwilligung zu ver&#x017F;te-<lb/>
hen. Al&#x017F;o erwarte ich nur von ihr eine mir<lb/>
und dem Ka&#x0364;y&#x017F;er annehmliche und ihr &#x017F;elb&#x017F;t er-<lb/>
&#x017F;prießliche Erkla&#x0364;rung. Antonia ro&#x0364;thete &#x017F;ich<lb/>
u&#x0364;ber die&#x017F;em unvermutheten Vortrage etliche<lb/>
mal/ und nach dem &#x017F;ie ihre Mutter ange&#x017F;ehen/<lb/>
auch einen tieffen Seufzer geholet hatte/ ant-<lb/>
wortete &#x017F;ie: Jch bin verbunden diß/ was das<lb/>
Verha&#x0364;ngnu&#x0364;ß be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ der Ka&#x0364;y&#x017F;er befiehlet/<lb/>
Livia verlanget/ Octavia genehm hat/ und Dru-<lb/>
&#x017F;us belieben wird/ zu vollziehen. Livia umb-<lb/>
hal&#x017F;ete mit Freuden Antonien/ und machte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[400/0454] Vierdtes Buch Glut krachenden Wacholder-Straͤuche; und daher dienet die lodernde Julia zwar beſſer zur Buhlſchafft/ die laue Antonia aber iſt unzeh- lich mal geſchickter zur Gemahlin. Jene darff nur glaͤntzende Schalen; dieſe aber muß im Kerne gut ſeyn. Jſt deine gute Ver- nunft aber nicht geneigt dieſen wichtigen Un- terſcheid zu beobachten/ ſo wird zuverſichtlich deine Tugend der Natur Krieg anzubieten nicht gemeynt ſeyn. Die Natur/ ſage ich/ ver- beut dir die Gemeinſchafft/ wie vielmehr das Ehband mit Julien/ nach dem du mich ja zwin- geſt ein Geheimnuͤß auszuſchwaͤtzen/ was nur ich und noch eine Seele weiß. Ach! mein Druſus! wie weit irreſt du/ wenn du dir ein- bildeſt/ daß du ein Sohn des Tiberius Nero heiſt. Nein Druſus/ weit gefehlt! Erkenne heute den Kaͤyſer fuͤr deinen Vater. Und daß Livia dem Auguſtus ehe vermaͤhlt geweſt/ ehe er ſie aus dem Hauſe des Nero in ſeines genommen hat/ daß die ſchwangere Livia im dritten Monden ihm keinen Stief-Sohn gebohren. Ob nun wohl Livia hier etwas an- hielt/ ſahe ſie doch Druſus alleine ohne eintzi- ges Wort groß an/ alſo/ daß ſie fortfuhr: Er- wege nun/ liebſter Sohn/ was der Kaͤyſer fuͤr Macht uͤber dich habe? was Auguſtus fuͤr Liebe und Sorge fuͤr dich trage? und warumb er dir mit Antonien das Kaͤyſerthum fuͤr dei- nem aͤlteren Bruder Tiberius/ ja die Sonne zuzuneigen entſchloſſen ſey? warumb er dir deine Schweſter nicht vermaͤhlen koͤnne? Dru- ſus ſanck hierauf fuͤr Livien abermals nieder/ mit beygeſetzten Worten: Jch dancke den Goͤttern und ihr/ daß ſie mich heute zu einem Sohne eines ſo groſſen Kaͤyſers machen. Jch unterwerffe mich ſchuldigſt ſeinen und ihren Verfuͤgungen. Jch erklaͤre mich Antonien zu heyrathen. Aber ich ſorge/ daß Antonie ſchwerlich mich zu ehlichen belieben werde. Darfuͤr laſſe mich ſorgen/ antwortete Livia/ und ging hiermit aus der Hoͤle. Wie ſie nun vernahm/ daß der Prieſter der Dianen/ welcher allhier gar mit dem Titul eines Koͤ- nigs beehret ward/ mit Octavien und Anto- nien gegen dem Nemorenſiſchen Luſt-Walde/ in welchem Diana den zerriſſenen und wie- der zum Leben gebrachten Hippolytus der Egeria anvertrauet haben ſoll/ gegangen waͤ- re; folgte ſie ihnen nach/ fand ſie auch neben einem Brunnen beyſammen auf einem vom Wetter niedergeſchlagenen Myrten-Baume ſitzen. Wie ſich Livia nun neben ſie verfuͤgt hatte/ hob ſie an: Liebſte Antonia/ ſie weiß/ was der Kaͤyſer von Kind auf zu ihr fuͤr Zunei- gung gehabt/ und wie ruͤhmlich er die Stelle ihres ungluͤckſeligen Vaters vertreten habe. Jch aber betheure bey der Gottheit/ welcher dieſer Puſch geweihet iſt/ und in Beyſeyn die- ſes heiligen Prieſters/ daß ich mit Octavien eifere/ da ihre muͤtterliche Liebe meine uͤber- wiegen ſolte. Jn was aber moͤgen wohl Eltern ihre Fuͤrſorge mehr an Tag geben/ als in gluͤcklicher Vermaͤhlung ihrer Kinder? Und wen kan Antonia erwuͤntſchter heyrathen/ als der mit der Zeit den hoͤchſten Gipfel in der Welt beſteigen ſoll? Sie kan unſchwer urthei- len/ daß ich den Druſus meyne. Jch mag ihm als Mutter nicht das Wort reden/ Rom aber und die Welt redet es. Und der Kaͤyſer hat mir in Mund gelegt meine ietzige Aus- ſchuͤttung des Hertzens. Das Antlitz Octavi- ens gibt ihr ſchon ihre Einwilligung zu verſte- hen. Alſo erwarte ich nur von ihr eine mir und dem Kaͤyſer annehmliche und ihr ſelbſt er- ſprießliche Erklaͤrung. Antonia roͤthete ſich uͤber dieſem unvermutheten Vortrage etliche mal/ und nach dem ſie ihre Mutter angeſehen/ auch einen tieffen Seufzer geholet hatte/ ant- wortete ſie: Jch bin verbunden diß/ was das Verhaͤngnuͤß beſchloſſen/ der Kaͤyſer befiehlet/ Livia verlanget/ Octavia genehm hat/ und Dru- ſus belieben wird/ zu vollziehen. Livia umb- halſete mit Freuden Antonien/ und machte daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/454
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/454>, abgerufen am 22.11.2024.