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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Vorbericht an den Leser.
Leid. Dannenhero diese der grosse Alexander recht Königlich verlachet/ Ti-
berius verstellet/ und Titus gar nicht angehöret; Massen dieses süsse Gifft
seine eigene Straffe mit sich führet. Solche Menschen/ so ihren herrlichen
Verstand und Vernunfft nur zum Bösen und des Nechsten Nachtheil anwen-
den/ werden offtmals/ weil sie mit schädlichem Rauch gehandelt/ auch wie des
Alexander Severus Diener/ Turinus mit Rauch gestraffet; und könten nicht
unbillich ein Beyspiel vom Peryllus nehmen/ als welchen die Göttliche Ra-
che nicht ohne Ursach straffte: daß/ weil er die schöne Kunst aus Ertzt Bildnüs-
se der Götter und fürnehmer Helden zu güssen endlich mißbrauchte/ und dem
grausamen Phalaris zu Liebe einen Ertztenen Ochsen/ als ein Werckzeug die
Menschen zu peinigen machte/ er auch darinnen zu erst die Wahrheit bewehren/
und seinen verbrennten Leib den höllischen Göttern zu einem Schnupff-Pulver
werden lassen muste.

Gleich wie es nun allerhand wunderlich-geartete Menschen in der Welt
giebt; also mühen sich einige/ die einen Gran wichtiger als die itzt beschriebe-
nen seyn sollen/ nichts/ als unnöthige Grübeleyen/ und eitel unnütze Fragen auf
die Bahn zu bringen; Und wollen mit einiger Noth wissen: wessen Tochter He-
cuba gewesen? was Achilles/ als er unter des Licomedes Jungfrauen verbor-
gen gewesen/ vor einen Nahmen geführet? was vor ein Lied die Syrenen zu
singen pflegen? Jn welche Hand Diomedes die Venus verwundet? An wel-
chem Fuße Philippus gehuncken? durch wen Augustus des Brutus Kopff nach
Rom geschickt? und dergleichen mehr; oder leben gar wie Domitianus: daß
sie sich lieber täglich etliche Stunden mit einer treflichen Fliegen-Jagt/ als ei-
nem nützlichen Buche zu erlustigen pflegen. Hingegen sind andere wol so gott-
loß: daß sie die allernützlichsten Sachen hassen/ und sich nicht allein unterstehen
schädliche und nichtige Dinge/ wie Favorinus das viertägichte Fieber/ Dio die
lange Haarlocken/ Synesius die Glatzen/ Lucianus die Fliegen zu loben/ son-
dern andere wol gar den Fürsten der Finsternüs mit Lobsprüchen zu verehren.
Jhrer viel sind auch/ die nicht nur den Neptun wegen seines der Augen halben
nicht recht gebildeten Ochsens/ Minervens Hauß wegen seiner Unbeweglig-
keit/ des Vulcanus Menschen-Bild wegen der nicht durchsichtigen Brust zu
tadeln; sondern so gar den himmlischen Körper selbst/ als das gröste Uhrwerck
des höchsten Schöpffers nach ihrer Einbildung einzurichten und zu stellen sich
bedüncken lassen.

Derowegen können wir uns umb so vielmehr leicht die Rechnung ma-

chen:

Vorbericht an den Leſer.
Leid. Dannenhero dieſe der groſſe Alexander recht Koͤniglich verlachet/ Ti-
berius verſtellet/ und Titus gar nicht angehoͤret; Maſſen dieſes ſuͤſſe Gifft
ſeine eigene Straffe mit ſich fuͤhret. Solche Menſchen/ ſo ihren herrlichen
Verſtand und Vernunfft nur zum Boͤſen und des Nechſten Nachtheil anwen-
den/ werden offtmals/ weil ſie mit ſchaͤdlichem Rauch gehandelt/ auch wie des
Alexander Severus Diener/ Turinus mit Rauch geſtraffet; und koͤnten nicht
unbillich ein Beyſpiel vom Peryllus nehmen/ als welchen die Goͤttliche Ra-
che nicht ohne Urſach ſtraffte: daß/ weil er die ſchoͤne Kunſt aus Ertzt Bildnuͤſ-
ſe der Goͤtter und fuͤrnehmer Helden zu guͤſſen endlich mißbrauchte/ und dem
grauſamen Phalaris zu Liebe einen Ertztenen Ochſen/ als ein Werckzeug die
Menſchen zu peinigen machte/ er auch darinnen zu erſt die Wahrheit bewehren/
und ſeinen verbrennten Leib den hoͤlliſchen Goͤttern zu einem Schnupff-Pulver
werden laſſen muſte.

Gleich wie es nun allerhand wunderlich-geartete Menſchen in der Welt
giebt; alſo muͤhen ſich einige/ die einen Gran wichtiger als die itzt beſchriebe-
nen ſeyn ſollen/ nichts/ als unnoͤthige Gruͤbeleyen/ und eitel unnuͤtze Fragen auf
die Bahn zu bringen; Und wollen mit einiger Noth wiſſen: weſſen Tochter He-
cuba geweſen? was Achilles/ als er unter des Licomedes Jungfrauen verbor-
gen geweſen/ vor einen Nahmen gefuͤhret? was vor ein Lied die Syrenen zu
ſingen pflegen? Jn welche Hand Diomedes die Venus verwundet? An wel-
chem Fuße Philippus gehuncken? durch wen Auguſtus des Brutus Kopff nach
Rom geſchickt? und dergleichen mehr; oder leben gar wie Domitianus: daß
ſie ſich lieber taͤglich etliche Stunden mit einer treflichen Fliegen-Jagt/ als ei-
nem nuͤtzlichen Buche zu erluſtigen pflegen. Hingegen ſind andere wol ſo gott-
loß: daß ſie die allernuͤtzlichſten Sachen haſſen/ und ſich nicht allein unterſtehen
ſchaͤdliche und nichtige Dinge/ wie Favorinus das viertaͤgichte Fieber/ Dio die
lange Haarlocken/ Syneſius die Glatzen/ Lucianus die Fliegen zu loben/ ſon-
dern andere wol gar den Fuͤrſten der Finſternuͤs mit Lobſpruͤchen zu verehren.
Jhrer viel ſind auch/ die nicht nur den Neptun wegen ſeines der Augen halben
nicht recht gebildeten Ochſens/ Minervens Hauß wegen ſeiner Unbeweglig-
keit/ des Vulcanus Menſchen-Bild wegen der nicht durchſichtigen Bruſt zu
tadeln; ſondern ſo gar den himmliſchen Koͤrper ſelbſt/ als das groͤſte Uhrwerck
des hoͤchſten Schoͤpffers nach ihrer Einbildung einzurichten und zu ſtellen ſich
beduͤncken laſſen.

Derowegen koͤnnen wir uns umb ſo vielmehr leicht die Rechnung ma-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/28>, abgerufen am 02.03.2025.