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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] belägerte inzwischen Antiochien/ Caßius aber
trieb ihn nicht mit geringem Verlust ab/ und nach
dem er hierauff Antigonien zusetzte/ schnitt ihm
Cassius und Ventidius durch tägliche Schar-
mützel die Lebens mittel ab. Als nun der Hun-
ger ihn Antigonien zu verlassen zwang/ versteck-
te Cassius theils hinter Berge/ theils im Ge-
püsche/ wodurch Osaces abziehen muste/ seine
Völcker; griff ihn hierauff an der Spitze an/
und als beyde Heere im hitzigsten Gefechte wa-
ren/ fielen die versteckten den Parthen in Rü-
cken/ erlegten sie auffs Haupt/ ja Cassius selbst
den Osaces. Dieser Verlust erhielt etliche
Jahr auff der Parthen Seite den Friede/ den
Bürgerlichen Krieg aber zwischen dem Juli-
us und Pompejus auff Seiten der Römer.
Weil auch nach des Osaces Niederlage Pa-
cor wieder in Parthen beruffen/ und ihm die
Kriegs-Macht anvertrauet ward/ blieb Arta-
bazes und Armenien ebenfalls ruhig. End-
lich wurden doch auch die Parthen vom Pom-
pejus in den Römischen Bürger-Krieg gefloch-
ten/ weil dieser bey ihnen beliebt/ des Julius
Glücke aber für gefährlich geachtet ward. Als
auch schon Cäsar und Pompejus todt war/ schick-
ten sie wider den Antonius und Augustus
Hülffs-Völcker; ja Pacor brach mit einer
grossen Macht in Syrien/ machte mit des
Cassius und Brutus Gesandten Labienus ein
Bündnüß/ streiffte biß nach Alexandrien/ und
nahm Apamea/ Mylassa/ Alabanda/ ja Cili-
cien und vom Phrat biß in Jonien alle Städte
ein/ welche meist mit des Brutus Gefangenen/
und also den andern Römern selbst abgeneigten
Kriegs-Leuten besetzt waren/ schlug den Feld-
Hauptmann Saxa in zweyen Schlachten/
und in Cilicien ihn selbst todt/ setzte den König
der Juden Hircanus ab/ und seinen Bruder
Aristobulus an seine Stelle/ belägerte Ty-
rus und Stratonicea/ also daß Antonius/
weil ihn selbst dahin zu ziehen Fulvia zurück
[Spaltenumbruch] hielt/ den Ventidius wider die Parthen schi-
cken muste. Dieser kam den Labienus in Ci-
licien über den Hals/ ehe er von ihm die ge-
ringste Nachricht erhielt; doch standen sie mit
ihren Lägern nur gegen einander. Denn Ven-
tidius erwartete die Legionen/ Labienus die
Parthen. Diese aber vereinbarten sich bey
ihrer Ankunfft nicht mit ihm/ sondern grif-
fen auff einem Berge die mit Fleiß still lie-
genden Römer an/ wurden aber von ihrer ge-
drungenen Macht über Hals und Kopff her-
unter gestürtzet. Labienus muste hierauff we-
gen seines Volckes Zagheit des Nachts die
Flucht ergreiffen/ und sich verkleidet in Cili-
cien verstecken. Demetrius aber/ ein Käyser-
licher Freygelassener/ und des Antonius Stadt-
halter in Cypern/ spürte ihn aus/ und tödte-
te ihn. Hierauff schickte Ventidius den U-
pedius Silo mit der Reuterey gegen Syrien
voran/ Pharnabates aber hatte die Enge deß
Amanischen Gebürges eingenommen/ brach-
te den Silo ins Gedränge/ und es war na-
he mit ihm geschehen/ als Ventidius ohnge-
fehr zum Treffen kam/ und den Pharnaba-
tes erlegte. Hiermit siel gantz Syrien wie-
der in die Hand des Siegers Antiochus in
Palestina/ und Malchus der Nabatheer Kö-
nig/ die den Parthern Hülffe geschickt hat-
ten/ wurden um grosses Geld gestrafft. Die
Phönicische Stadt Aradus alleine setzte sich zu
verzweiffelter Gegenwehr. Pacor aber brach-
te bald wieder ein neues Heer auff; Hinge-
gen pflegte Ventidius mit dem auff der Par-
ther Seite hangenden Chauneus/ einem Sy-
rischen Fürsten grosse Vertrauligkeit/ hielt
mit ihm unterschiedene Rathschläge/ und
zwar zu dem Ende/ daß er solche den Par-
then verrathen solte. Hierdurch brachte er
zu wege/ daß sie nicht bey Zeugma geraden
Weges/ sondern an einem stachen Orte ü-
ber den Phrat setzen/ wormit er inzwischenn

sich
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] belaͤgerte inzwiſchen Antiochien/ Caßius aber
trieb ihn nicht mit geꝛingem Veꝛluſt ab/ und nach
dem er hierauff Antigonien zuſetzte/ ſchnitt ihm
Caſſius und Ventidius durch taͤgliche Schar-
muͤtzel die Lebens mittel ab. Als nun der Hun-
ger ihn Antigonien zu verlaſſen zwang/ verſteck-
te Caſſius theils hinter Berge/ theils im Ge-
puͤſche/ wodurch Oſaces abziehen muſte/ ſeine
Voͤlcker; griff ihn hierauff an der Spitze an/
und als beyde Heere im hitzigſten Gefechte wa-
ren/ fielen die verſteckten den Parthen in Ruͤ-
cken/ erlegten ſie auffs Haupt/ ja Caſſius ſelbſt
den Oſaces. Dieſer Verluſt erhielt etliche
Jahr auff der Parthen Seite den Friede/ den
Buͤrgerlichen Krieg aber zwiſchen dem Juli-
us und Pompejus auff Seiten der Roͤmer.
Weil auch nach des Oſaces Niederlage Pa-
cor wieder in Parthen beruffen/ und ihm die
Kriegs-Macht anvertrauet ward/ blieb Arta-
bazes und Armenien ebenfalls ruhig. End-
lich wurden doch auch die Parthen vom Pom-
pejus in den Roͤmiſchen Buͤrger-Krieg gefloch-
ten/ weil dieſer bey ihnen beliebt/ des Julius
Gluͤcke aber fuͤr gefaͤhrlich geachtet ward. Als
auch ſchon Caͤſar und Pompejus todt war/ ſchick-
ten ſie wider den Antonius und Auguſtus
Huͤlffs-Voͤlcker; ja Pacor brach mit einer
groſſen Macht in Syrien/ machte mit des
Caſſius und Brutus Geſandten Labienus ein
Buͤndnuͤß/ ſtreiffte biß nach Alexandrien/ und
nahm Apamea/ Mylaſſa/ Alabanda/ ja Cili-
cien und vom Phrat biß in Jonien alle Staͤdte
ein/ welche meiſt mit des Brutus Gefangenen/
und alſo den andern Roͤmern ſelbſt abgeneigten
Kriegs-Leuten beſetzt waren/ ſchlug den Feld-
Hauptmann Saxa in zweyen Schlachten/
und in Cilicien ihn ſelbſt todt/ ſetzte den Koͤnig
der Juden Hircanus ab/ und ſeinen Bruder
Ariſtobulus an ſeine Stelle/ belaͤgerte Ty-
rus und Stratonicea/ alſo daß Antonius/
weil ihn ſelbſt dahin zu ziehen Fulvia zuruͤck
[Spaltenumbruch] hielt/ den Ventidius wider die Parthen ſchi-
cken muſte. Dieſer kam den Labienus in Ci-
licien uͤber den Hals/ ehe er von ihm die ge-
ringſte Nachricht erhielt; doch ſtanden ſie mit
ihren Laͤgern nur gegen einander. Denn Ven-
tidius erwartete die Legionen/ Labienus die
Parthen. Dieſe aber vereinbarten ſich bey
ihrer Ankunfft nicht mit ihm/ ſondern grif-
fen auff einem Berge die mit Fleiß ſtill lie-
genden Roͤmer an/ wurden aber von ihrer ge-
drungenen Macht uͤber Hals und Kopff her-
unter geſtuͤrtzet. Labienus muſte hierauff we-
gen ſeines Volckes Zagheit des Nachts die
Flucht ergreiffen/ und ſich verkleidet in Cili-
cien verſtecken. Demetrius aber/ ein Kaͤyſer-
licher Freygelaſſener/ und des Antonius Stadt-
halter in Cypern/ ſpuͤrte ihn aus/ und toͤdte-
te ihn. Hierauff ſchickte Ventidius den U-
pedius Silo mit der Reuterey gegen Syrien
voran/ Pharnabates aber hatte die Enge deß
Amaniſchen Gebuͤrges eingenommen/ brach-
te den Silo ins Gedraͤnge/ und es war na-
he mit ihm geſchehen/ als Ventidius ohnge-
fehr zum Treffen kam/ und den Pharnaba-
tes erlegte. Hiermit ſiel gantz Syrien wie-
der in die Hand des Siegers Antiochus in
Paleſtina/ und Malchus der Nabatheer Koͤ-
nig/ die den Parthern Huͤlffe geſchickt hat-
ten/ wurden um groſſes Geld geſtrafft. Die
Phoͤniciſche Stadt Aradus alleine ſetzte ſich zu
verzweiffelter Gegenwehr. Pacor aber brach-
te bald wieder ein neues Heer auff; Hinge-
gen pflegte Ventidius mit dem auff der Par-
ther Seite hangenden Chauneus/ einem Sy-
riſchen Fuͤrſten groſſe Vertrauligkeit/ hielt
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zwar zu dem Ende/ daß er ſolche den Par-
then verrathen ſolte. Hierdurch brachte er
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[221/0273] Arminius und Thußnelda. belaͤgerte inzwiſchen Antiochien/ Caßius aber trieb ihn nicht mit geꝛingem Veꝛluſt ab/ und nach dem er hierauff Antigonien zuſetzte/ ſchnitt ihm Caſſius und Ventidius durch taͤgliche Schar- muͤtzel die Lebens mittel ab. Als nun der Hun- ger ihn Antigonien zu verlaſſen zwang/ verſteck- te Caſſius theils hinter Berge/ theils im Ge- puͤſche/ wodurch Oſaces abziehen muſte/ ſeine Voͤlcker; griff ihn hierauff an der Spitze an/ und als beyde Heere im hitzigſten Gefechte wa- ren/ fielen die verſteckten den Parthen in Ruͤ- cken/ erlegten ſie auffs Haupt/ ja Caſſius ſelbſt den Oſaces. Dieſer Verluſt erhielt etliche Jahr auff der Parthen Seite den Friede/ den Buͤrgerlichen Krieg aber zwiſchen dem Juli- us und Pompejus auff Seiten der Roͤmer. Weil auch nach des Oſaces Niederlage Pa- cor wieder in Parthen beruffen/ und ihm die Kriegs-Macht anvertrauet ward/ blieb Arta- bazes und Armenien ebenfalls ruhig. End- lich wurden doch auch die Parthen vom Pom- pejus in den Roͤmiſchen Buͤrger-Krieg gefloch- ten/ weil dieſer bey ihnen beliebt/ des Julius Gluͤcke aber fuͤr gefaͤhrlich geachtet ward. Als auch ſchon Caͤſar und Pompejus todt war/ ſchick- ten ſie wider den Antonius und Auguſtus Huͤlffs-Voͤlcker; ja Pacor brach mit einer groſſen Macht in Syrien/ machte mit des Caſſius und Brutus Geſandten Labienus ein Buͤndnuͤß/ ſtreiffte biß nach Alexandrien/ und nahm Apamea/ Mylaſſa/ Alabanda/ ja Cili- cien und vom Phrat biß in Jonien alle Staͤdte ein/ welche meiſt mit des Brutus Gefangenen/ und alſo den andern Roͤmern ſelbſt abgeneigten Kriegs-Leuten beſetzt waren/ ſchlug den Feld- Hauptmann Saxa in zweyen Schlachten/ und in Cilicien ihn ſelbſt todt/ ſetzte den Koͤnig der Juden Hircanus ab/ und ſeinen Bruder Ariſtobulus an ſeine Stelle/ belaͤgerte Ty- rus und Stratonicea/ alſo daß Antonius/ weil ihn ſelbſt dahin zu ziehen Fulvia zuruͤck hielt/ den Ventidius wider die Parthen ſchi- cken muſte. Dieſer kam den Labienus in Ci- licien uͤber den Hals/ ehe er von ihm die ge- ringſte Nachricht erhielt; doch ſtanden ſie mit ihren Laͤgern nur gegen einander. Denn Ven- tidius erwartete die Legionen/ Labienus die Parthen. Dieſe aber vereinbarten ſich bey ihrer Ankunfft nicht mit ihm/ ſondern grif- fen auff einem Berge die mit Fleiß ſtill lie- genden Roͤmer an/ wurden aber von ihrer ge- drungenen Macht uͤber Hals und Kopff her- unter geſtuͤrtzet. Labienus muſte hierauff we- gen ſeines Volckes Zagheit des Nachts die Flucht ergreiffen/ und ſich verkleidet in Cili- cien verſtecken. Demetrius aber/ ein Kaͤyſer- licher Freygelaſſener/ und des Antonius Stadt- halter in Cypern/ ſpuͤrte ihn aus/ und toͤdte- te ihn. Hierauff ſchickte Ventidius den U- pedius Silo mit der Reuterey gegen Syrien voran/ Pharnabates aber hatte die Enge deß Amaniſchen Gebuͤrges eingenommen/ brach- te den Silo ins Gedraͤnge/ und es war na- he mit ihm geſchehen/ als Ventidius ohnge- fehr zum Treffen kam/ und den Pharnaba- tes erlegte. Hiermit ſiel gantz Syrien wie- der in die Hand des Siegers Antiochus in Paleſtina/ und Malchus der Nabatheer Koͤ- nig/ die den Parthern Huͤlffe geſchickt hat- ten/ wurden um groſſes Geld geſtrafft. Die Phoͤniciſche Stadt Aradus alleine ſetzte ſich zu verzweiffelter Gegenwehr. Pacor aber brach- te bald wieder ein neues Heer auff; Hinge- gen pflegte Ventidius mit dem auff der Par- ther Seite hangenden Chauneus/ einem Sy- riſchen Fuͤrſten groſſe Vertrauligkeit/ hielt mit ihm unterſchiedene Rathſchlaͤge/ und zwar zu dem Ende/ daß er ſolche den Par- then verrathen ſolte. Hierdurch brachte er zu wege/ daß ſie nicht bey Zeugma geraden Weges/ ſondern an einem ſtachen Orte uͤ- ber den Phrat ſetzen/ wormit er inzwiſchẽn ſich E e 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/273>, abgerufen am 25.11.2024.