Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Drittes Buch [Spaltenumbruch]
ihm gemacht/ und dardurch sein gantzes Heerzernichtet hätte/ nur mit der Reuterey das Römi- sche Heer hinten und fornen ofters anfallen und müde machen/ das Land rings umbher verwü- sten/ und die Lebens-Mittel abschneiden. Al- leine dieses Kunst-Stücke deuchtete dem Tigra- nes nicht genungsam heldenmäßig/ und aller Verzug knechtisch zu seyn/ zumal er die Römi- sche Macht/ alser derselben ansichtig ward/ zu Gesandten für zu starck/ zu Feinden für zu schwach schätzte. Diesemnach schlug Tigra- nes mit dem Lucullus/ dieser aber erhielt durch eine besondere Kriegslist in Eroberung eines vortheilhafftigen Hügels/ und durch halsbrü- chiges Verbot/ bey währender Schlacht keine Veute zu machen/ die Oberhand. Thusnelde fing hierüber an: Es ist die erste Staffel zum Verlust die Verachtung seines auch schon halb bezwungenen Feindes/ und die/ welche iemals zu ihrem in den Händen habenden Siege Zu- schauer gebeten/ oder ihren Feind hönisch gehal- ten/ sind meistentheils vom Glücke/ oder ihrer Vermessenheit hinters Licht geführet worden. Es war wenig Zeit darzwischen/ da Democri- tus/ welchen Qvinctius ihm den Etolischen Rathschluß/ darinnen sie den Antiochus zu hülf- fe geruffen hatten/ zu weisen ersuchte/ ihm ver- ächtlich antwortete: Er wolte solches ihm in Jtalien zeigen/ wenn er dar sein Läger auffge- schlagen haben würde/ und da er des Qvinctius Gefangener ward. Solonine antwortete: Ja/ und das Mißtrauen ist die andere Staffel des Untergangs. Jene machet nur sein eige- nes Volck fahrläßig/ dieses aber gar zu Fein- den. Hierinnen verstieß Mancäus/ als er nach erlangter Nachricht vom Verluste der Schlachtin der belägerten Stadt Tigranocer- ta alle in Griechenland geworbene Kriegs- knechte entwafnete. Denn diese rotteten sich mit Prügeln zusammen/ und als Mancäus mit seinen Armeniern auf sie loß ging/ wickelten sie ihnen statt der Schilde die Mäntel um den lin- [Spaltenumbruch] cken Arm/ fielen ihren Feind verzweifelt an/ biß sie von den Waffen der Erlegten sich wieder be- wehrt machten/ sich etlicher Thürme an der Stadtmauer bemächtigten/ und den Römern selbst hinauf/ und zu Eroberung dieser reichen Stadt verhalffen. Tigranes suchte hierauf nichts weniger als Lucullus bey den Parthern Hülffe; derer König solche auch zwar beyden heimlich versprach/ aber keinem schickte/ aus vernünfftiger Erwegung/ daß der Ausschlag des Krieges noch ungewiß wäre/ und sich einer leicht selbst in das Garn verwickeln/ oder der undanckbare Nachbar auch wol gar seinen Helffer in dem Leime stecken lassen könte/ dar- aus ihn das gegen sich selbst oft allzu unbarm- hertzige Mitleiden errettet hatte. Dessen aber ungeachtet/ brachten die in das kleinere Arme- nien gewichene Tigranes und Mithridates wieder ein mächtiges Heer auf die Beine/ schlu- gen anfänglich den Fabius/ der aber durch Freylassung aller Knechte sich wieder erholete/ und den Mithridates mit einem Steine unter dem Auge hefftig verwundete; hernach erleg- ten sie den Triarius aufs Haupt/ welcher des Lu- cullus ihm zu wissen gemachte Ankunfft nicht erwarten/ sondern die Ehre des Sieges alleine davon tragen wolte/ und also mit seiner fruhzei- tigen Stürmung des feindlichen Lägers vier und zwantzig Obersten/ hundertund funfzig Haupt- leute/ als die Römer kaum iemahls sonst ver- lohren/ auf die Schlachtbanck lieferte. Weß- wegen auch Lucullus zurück gefodert/ und der grosse Pompejus/ der sich gleich durch Vertil- gung der Seeräuber in grosses Ansehen gesetzt hatte/ zu Ausführung dieses Krieges mit un- verschrenckter Gewalt gemächtiget ward. Pompejus war wider den Mithridates so glück- selig/ daß dieser zu den Scythen und denen um den Mäotischen Pfuel wohnenden Völckern seine Zuflucht nehmen muste. Nichts minder schlug er den König der Albaner Orozes/ und der Hiberer Artocus/ sammt denen in ihrem Heere
Drittes Buch [Spaltenumbruch]
ihm gemacht/ und dardurch ſein gantzes Heerzernichtet haͤtte/ nur mit deꝛ Reuterey das Roͤmi- ſche Heer hinten und fornen ofters anfallen und muͤde machen/ das Land rings umbher verwuͤ- ſten/ und die Lebens-Mittel abſchneiden. Al- leine dieſes Kunſt-Stuͤcke deuchtete dem Tigra- nes nicht genungſam heldenmaͤßig/ und aller Verzug knechtiſch zu ſeyn/ zumal er die Roͤmi- ſche Macht/ alser derſelben anſichtig ward/ zu Geſandten fuͤr zu ſtarck/ zu Feinden fuͤr zu ſchwach ſchaͤtzte. Dieſemnach ſchlug Tigra- nes mit dem Lucullus/ dieſer aber erhielt durch eine beſondere Kriegsliſt in Eroberung eines vortheilhafftigen Huͤgels/ und durch halsbruͤ- chiges Verbot/ bey waͤhrender Schlacht keine Veute zu machen/ die Oberhand. Thuſnelde fing hieruͤber an: Es iſt die erſte Staffel zum Verluſt die Verachtung ſeines auch ſchon halb bezwungenen Feindes/ und die/ welche iemals zu ihrem in den Haͤnden habenden Siege Zu- ſchauer gebeten/ oder ihren Feind hoͤniſch gehal- ten/ ſind meiſtentheils vom Gluͤcke/ oder ihrer Vermeſſenheit hinters Licht gefuͤhret worden. Es war wenig Zeit darzwiſchen/ da Democri- tus/ welchen Qvinctius ihm den Etoliſchen Rathſchluß/ darinnen ſie den Antiochus zu huͤlf- fe geruffen hatten/ zu weiſen erſuchte/ ihm ver- aͤchtlich antwortete: Er wolte ſolches ihm in Jtalien zeigen/ wenn er dar ſein Laͤger auffge- ſchlagen haben wuͤrde/ und da er des Qvinctius Gefangener ward. Solonine antwortete: Ja/ und das Mißtrauen iſt die andere Staffel des Untergangs. Jene machet nur ſein eige- nes Volck fahrlaͤßig/ dieſes aber gar zu Fein- den. Hierinnen verſtieß Mancaͤus/ als er nach erlangter Nachricht vom Verluſte der Schlachtin der belaͤgerten Stadt Tigranocer- ta alle in Griechenland geworbene Kriegs- knechte entwafnete. Denn dieſe rotteten ſich mit Pruͤgeln zuſammen/ und als Mancaͤus mit ſeinen Armeniern auf ſie loß ging/ wickelten ſie ihnen ſtatt der Schilde die Maͤntel um den lin- [Spaltenumbruch] cken Arm/ fielen ihren Feind verzweifelt an/ biß ſie von den Waffen der Erlegten ſich wieder be- wehrt machten/ ſich etlicher Thuͤrme an der Stadtmauer bemaͤchtigten/ und den Roͤmern ſelbſt hinauf/ und zu Eroberung dieſer reichen Stadt verhalffen. Tigranes ſuchte hierauf nichts weniger als Lucullus bey den Parthern Huͤlffe; derer Koͤnig ſolche auch zwar beyden heimlich verſprach/ aber keinem ſchickte/ aus vernuͤnfftiger Erwegung/ daß der Ausſchlag des Krieges noch ungewiß waͤre/ und ſich einer leicht ſelbſt in das Garn verwickeln/ oder der undanckbare Nachbar auch wol gar ſeinen Helffer in dem Leime ſtecken laſſen koͤnte/ dar- aus ihn das gegen ſich ſelbſt oft allzu unbarm- hertzige Mitleiden errettet hatte. Deſſen aber ungeachtet/ brachten die in das kleinere Arme- nien gewichene Tigranes und Mithridates wieder ein maͤchtiges Heer auf die Beine/ ſchlu- gen anfaͤnglich den Fabius/ der aber durch Freylaſſung aller Knechte ſich wieder erholete/ und den Mithridates mit einem Steine unter dem Auge hefftig verwundete; hernach erleg- ten ſie den Triarius aufs Haupt/ welcher des Lu- cullus ihm zu wiſſen gemachte Ankunfft nicht erwarten/ ſondern die Ehre des Sieges alleine davon tragen wolte/ und alſo mit ſeiner fruhzei- tigen Stuͤrmung des feindlichen Laͤgeꝛs vieꝛ und zwantzig Oberſten/ hundertund funfzig Haupt- leute/ als die Roͤmer kaum iemahls ſonſt ver- lohren/ auf die Schlachtbanck lieferte. Weß- wegen auch Lucullus zuruͤck gefodert/ und der groſſe Pompejus/ der ſich gleich durch Vertil- gung der Seeraͤuber in groſſes Anſehen geſetzt hatte/ zu Ausfuͤhrung dieſes Krieges mit un- verſchrenckter Gewalt gemaͤchtiget ward. Pompejus war wideꝛ den Mithridates ſo gluͤck- ſelig/ daß dieſer zu den Scythen und denen um den Maͤotiſchen Pfuel wohnenden Voͤlckern ſeine Zuflucht nehmen muſte. Nichts minder ſchlug er den Koͤnig der Albaner Orozes/ und der Hiberer Artocus/ ſammt denen in ihrem Heere
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Drittes Buch
ihm gemacht/ und dardurch ſein gantzes Heer
zernichtet haͤtte/ nur mit deꝛ Reuterey das Roͤmi-
ſche Heer hinten und fornen ofters anfallen und
muͤde machen/ das Land rings umbher verwuͤ-
ſten/ und die Lebens-Mittel abſchneiden. Al-
leine dieſes Kunſt-Stuͤcke deuchtete dem Tigra-
nes nicht genungſam heldenmaͤßig/ und aller
Verzug knechtiſch zu ſeyn/ zumal er die Roͤmi-
ſche Macht/ alser derſelben anſichtig ward/ zu
Geſandten fuͤr zu ſtarck/ zu Feinden fuͤr zu
ſchwach ſchaͤtzte. Dieſemnach ſchlug Tigra-
nes mit dem Lucullus/ dieſer aber erhielt durch
eine beſondere Kriegsliſt in Eroberung eines
vortheilhafftigen Huͤgels/ und durch halsbruͤ-
chiges Verbot/ bey waͤhrender Schlacht keine
Veute zu machen/ die Oberhand. Thuſnelde
fing hieruͤber an: Es iſt die erſte Staffel zum
Verluſt die Verachtung ſeines auch ſchon halb
bezwungenen Feindes/ und die/ welche iemals
zu ihrem in den Haͤnden habenden Siege Zu-
ſchauer gebeten/ oder ihren Feind hoͤniſch gehal-
ten/ ſind meiſtentheils vom Gluͤcke/ oder ihrer
Vermeſſenheit hinters Licht gefuͤhret worden.
Es war wenig Zeit darzwiſchen/ da Democri-
tus/ welchen Qvinctius ihm den Etoliſchen
Rathſchluß/ darinnen ſie den Antiochus zu huͤlf-
fe geruffen hatten/ zu weiſen erſuchte/ ihm ver-
aͤchtlich antwortete: Er wolte ſolches ihm in
Jtalien zeigen/ wenn er dar ſein Laͤger auffge-
ſchlagen haben wuͤrde/ und da er des Qvinctius
Gefangener ward. Solonine antwortete:
Ja/ und das Mißtrauen iſt die andere Staffel
des Untergangs. Jene machet nur ſein eige-
nes Volck fahrlaͤßig/ dieſes aber gar zu Fein-
den. Hierinnen verſtieß Mancaͤus/ als er
nach erlangter Nachricht vom Verluſte der
Schlachtin der belaͤgerten Stadt Tigranocer-
ta alle in Griechenland geworbene Kriegs-
knechte entwafnete. Denn dieſe rotteten ſich
mit Pruͤgeln zuſammen/ und als Mancaͤus mit
ſeinen Armeniern auf ſie loß ging/ wickelten ſie
ihnen ſtatt der Schilde die Maͤntel um den lin-
cken Arm/ fielen ihren Feind verzweifelt an/ biß
ſie von den Waffen der Erlegten ſich wieder be-
wehrt machten/ ſich etlicher Thuͤrme an der
Stadtmauer bemaͤchtigten/ und den Roͤmern
ſelbſt hinauf/ und zu Eroberung dieſer reichen
Stadt verhalffen. Tigranes ſuchte hierauf
nichts weniger als Lucullus bey den Parthern
Huͤlffe; derer Koͤnig ſolche auch zwar beyden
heimlich verſprach/ aber keinem ſchickte/ aus
vernuͤnfftiger Erwegung/ daß der Ausſchlag
des Krieges noch ungewiß waͤre/ und ſich einer
leicht ſelbſt in das Garn verwickeln/ oder der
undanckbare Nachbar auch wol gar ſeinen
Helffer in dem Leime ſtecken laſſen koͤnte/ dar-
aus ihn das gegen ſich ſelbſt oft allzu unbarm-
hertzige Mitleiden errettet hatte. Deſſen aber
ungeachtet/ brachten die in das kleinere Arme-
nien gewichene Tigranes und Mithridates
wieder ein maͤchtiges Heer auf die Beine/ ſchlu-
gen anfaͤnglich den Fabius/ der aber durch
Freylaſſung aller Knechte ſich wieder erholete/
und den Mithridates mit einem Steine unter
dem Auge hefftig verwundete; hernach erleg-
ten ſie den Triarius aufs Haupt/ welcher des Lu-
cullus ihm zu wiſſen gemachte Ankunfft nicht
erwarten/ ſondern die Ehre des Sieges alleine
davon tragen wolte/ und alſo mit ſeiner fruhzei-
tigen Stuͤrmung des feindlichen Laͤgeꝛs vieꝛ und
zwantzig Oberſten/ hundertund funfzig Haupt-
leute/ als die Roͤmer kaum iemahls ſonſt ver-
lohren/ auf die Schlachtbanck lieferte. Weß-
wegen auch Lucullus zuruͤck gefodert/ und der
groſſe Pompejus/ der ſich gleich durch Vertil-
gung der Seeraͤuber in groſſes Anſehen geſetzt
hatte/ zu Ausfuͤhrung dieſes Krieges mit un-
verſchrenckter Gewalt gemaͤchtiget ward.
Pompejus war wideꝛ den Mithridates ſo gluͤck-
ſelig/ daß dieſer zu den Scythen und denen um
den Maͤotiſchen Pfuel wohnenden Voͤlckern
ſeine Zuflucht nehmen muſte. Nichts minder
ſchlug er den Koͤnig der Albaner Orozes/ und
der Hiberer Artocus/ ſammt denen in ihrem
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/264>, abgerufen am 16.02.2025. |