Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
gezogenen Gelde/ damit es die zum Kriege ge-worbenen Ausländer besolden können/ sein Ge- biete in drey Theile der Welt ausgebreitet. Durch das vom Chrisitis empfangene Gold ha be König Philipp den Grundstein zum Mace- donischen Reiche gelegt. Weßwegen er seines Orts für eine der grösten Klugheiten eines Für- sten hielte/ daß er als ein kluger Hausvater auf einen guten Vorrath desselbten Ertztes bey Zei- ten sinnete/ welches auch die Ameisen/ als die Fürbilder eines wohlbestellten gemeinen We- sens/ zusammen trügen/ und für den Men- schen zu verstecken bemüht wären/ ja dessen Gewalt gleichsam eine Gleichheit mit der gött- lichen hätte/ weil niemand wäre/ der sich nicht der Botmäßigkeit des Goldes unterwürffe. Rhemetalces gab bey diesem gemachten Un- doch Z 3
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
gezogenen Gelde/ damit es die zum Kriege ge-worbenen Auslaͤnder beſolden koͤnnen/ ſein Ge- biete in drey Theile der Welt ausgebreitet. Durch das vom Chriſitis empfangene Gold ha be Koͤnig Philipp den Grundſtein zum Mace- doniſchen Reiche gelegt. Weßwegen er ſeines Orts fuͤr eine der groͤſten Klugheiten eines Fuͤr- ſten hielte/ daß er als ein kluger Hausvater auf einen guten Vorrath deſſelbten Ertztes bey Zei- ten ſinnete/ welches auch die Ameiſen/ als die Fuͤrbilder eines wohlbeſtellten gemeinen We- ſens/ zuſammen truͤgen/ und fuͤr den Men- ſchen zu verſtecken bemuͤht waͤren/ ja deſſen Gewalt gleichſam eine Gleichheit mit der goͤtt- lichen haͤtte/ weil niemand waͤre/ der ſich nicht der Botmaͤßigkeit des Goldes unterwuͤrffe. Rhemetalces gab bey dieſem gemachten Un- doch Z 3
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Arminius und Thußnelda.
gezogenen Gelde/ damit es die zum Kriege ge-
worbenen Auslaͤnder beſolden koͤnnen/ ſein Ge-
biete in drey Theile der Welt ausgebreitet.
Durch das vom Chriſitis empfangene Gold ha
be Koͤnig Philipp den Grundſtein zum Mace-
doniſchen Reiche gelegt. Weßwegen er ſeines
Orts fuͤr eine der groͤſten Klugheiten eines Fuͤr-
ſten hielte/ daß er als ein kluger Hausvater auf
einen guten Vorrath deſſelbten Ertztes bey Zei-
ten ſinnete/ welches auch die Ameiſen/ als die
Fuͤrbilder eines wohlbeſtellten gemeinen We-
ſens/ zuſammen truͤgen/ und fuͤr den Men-
ſchen zu verſtecken bemuͤht waͤren/ ja deſſen
Gewalt gleichſam eine Gleichheit mit der goͤtt-
lichen haͤtte/ weil niemand waͤre/ der ſich nicht
der Botmaͤßigkeit des Goldes unterwuͤrffe.
Rhemetalces gab bey dieſem gemachten Un-
terſchiede dem Fuͤrſten Zeno leicht Beyfall/
und ſetzte bey: Er hielte es zwar nicht mit dem
Glauben der Stadt Rhadata/ daß er eine
guͤldene Katze anbeten ſolte; Die Vertilgung
des Goldes wolte er aber gleichwohl auch nicht
gerne ſehen/ weil die Perſen ſolches nicht um-
ſonſt der Sonne/ die Lacedemonier dem Del-
phiſchen Apollo/ als ein mehr den Goͤttern als
Menſchen gehoͤriges Kleinod gewiedmet/ die
weiſe Natur es aber gantz unverſehrlich gezei-
get haͤtte/ daß ihm das ſonſt alles verzehrende
Feuer keinen Abbruch thun koͤnte; welch Vor-
recht kein ander irrdiſches Ding in der Welt haͤt-
te. Malovend brach Rhemetalcen ein/ und
fragte: Ob denn das unverbrennliche Oel/ wel-
ches das ewige Feuer unterhielte/ nicht auch/ wie
das Gold/ unverſehrlich/ und dem Feuer zu wi-
derſtehen maͤchtig waͤre. Rhemetalces antwor-
tete: Er haͤtte groͤſſern Zweiffel/ ob das unver-
brennliche Oel und das ewige Feuer iemahls
in der Welt geweſt/ und von Menſchen zu be-
reiten waͤre/ als man aus geringerm Ertzte Gold
machen koͤnte? Zeno fing an: es waͤre an jenem
keinesweges zu zweiffeln. Sintemal gantz
Rom zu erzehlen wuͤſte/ daß der Buͤrgermeiſter
Cicero in das Grab ſeiner Tochter Tullia ewi-
ges Feuer geſetzt/ und daß an der Tiber in ei-
ner Hoͤle/ worein der vom Turnus erlegte Rie-
ſe Pallas gelegt worden/ noch immer eine Lam-
pe brenne. So habe er auch in den Egypti-
ſchen Gruͤfften mit ſeinen Augen ſolche unaus-
leſchliche Lichter geſehen. Malovend bege-
gnete ihm laͤchelnde: Zeno moͤchte ihm verzeihen/
daß er ſeinem Unglauben einen andern nun-
mehr entgegen ſetzte. Denn ihm waͤre zwar
nicht verborgen/ daß ihrer viel ewige Lichter zu
machen ſich bemuͤhet/ auch darauff gekommen
zu ſeyn vermeinet haͤtten; es habe aber gleich-
wohl damit nicht Beſtand gehabt. So ſey
auch hin und wieder bey Eroͤffnung der Tod-
ten-Gruͤffte und Hoͤlen eine unvermuthete
Flamme oder lichter Strahl einem ins Geſich-
te gefallen; allein es waͤre diß nichts anders/
als die von langer Zeit verſchloſſene Lufft und
fette Duͤnſte geweſt/ welche von der neu ein-
dringenden Lufft gleich wie die Jrrlichter an
ſump ſichten Oertern/ angezuͤndet worden; wie
denn auch ohne diß dergleichen Jrrwiſche gar
gemein um die Grabſtaͤdte gefunden wuͤrden.
Jn Egypten waͤre das Erdreich voll Peches
und rinnenden Hartztes/ welches die Prieſter
durch heimliche Roͤhrlein in ihre derogeſtalt
leicht ewige Ampeln leiteten/ darinnen ſie un-
verbrennliche Tachter haͤtten. Derogleichen
Tacht habe auch Callimachus in Athen zu ſeiner
Ampel gebraucht/ welche ein gantz Jahr gebren-
net/ und weder vom Winde noch Platz-Regen
auszuleſchen geweſt. Und wuͤrden ſolche aus
dem bekandten Flachſe/ der in Arcadien/ fuͤr-
nehmlich aber in dem heiſſeſten Jndien wach-
ſe/ allwo man daraus/ wiewohl/ weil er kurtz/
gar ſchwerlich Leinwand macht/ darinnen der
Koͤnige Leichname verbrennet werden/ um ih-
re von der Holtz-Aſche abzuſondern/ zubereitet.
Jn dem Scythiſchen Reiche Tanyu wachſe ein
Kraut auff Steinen/ welches im Waſſer zwar
in Koth zerfleuſt/ im Feuer aber nur gluͤend/
doch
Z 3
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/231>, abgerufen am 16.07.2024. |