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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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[Spaltenumbruch] hatte bey seinem Unvermögen keinen Mangel/
da gleich ihre Feldherren nicht so viel verliessen/
daß sie konten begraben werden/ sondern der ge-
meine Kasten in die Lücke treten muste; da Tu-
bero aus thönernen Geschirren speisete/ und
drey Gewende Ackers eines edlen Bürgers
auskommentliches Vermögen war; Als Fa-
bricius Lucinus den zwey mal gewesenen Bür-
germeister Cornelius Ruffinus als einen Ver-
schwender aus dem Rathe stieß/ weil er zehn
Pfund schweres Silbergeschirre gekaufft hatte;
da Catus Elius/ welchem die Etolischen Ge-
sandten silbern Taffel-Gefässe schickten/ als sie
ihn hatten aus irrdenem speisen sehen/ solch Ge-
schencke verschmähete/ und sich mit zweyen Be-
chern vergnügte/ die ihm seiner Tugend halber
aus des überwundenen Perseus Schatze waren
verehret worden; ja als noch die Römischen
Rathsherren der Carthaginensischen Botschafft
ein Gelächter waren/ weil sie alle zusammen
mehr nicht als für eine Taffel zu besetzen Silber-
werck hatten. Hingegen ist zu Rom die Tu-
gend mercklich verfallen/ nach dem die Asiati-
schen Schätze die Römer zu besitzen und zu ü-
berwinden angefangen/ also gar/ daß das Ar-
muth eine Hindernüß in Rath zu kommen ab-
gab. Welches Unheil Cato vorgesehen/ und
wider die Einfuhre des zu Athen und Corinth
gewonnenen Raubes so nachdrücklich geredet
hat. Bey welcher Bewandnüß sich nicht zu
verwundern ist/ warum die Stadt Gades der
Armuth ein Altar zu bauen/ und sie darauf als
eine Göttin zu verehren gewürdigt haben.

Zeno begegnete Rhemetalcen: Es wäre
leicht nachzugeben/ daß grosses Reichthum eben
so wol als die Fruchtbarkeit eines Landes arme
und dürftige Nachbarn zu Ergreiffung der
Waffen um sich in einen bessern Stand zu setzen
zuweilen angereitzt hätte. Nichts desto weni-
ger hätte das Armuth der Scythen den Cyrus
und Alexandern/ das ziemliche rauhe und von
Golde wenig reiche Deutschland die Herrsch-
[Spaltenumbruch] sucht der Römer von dem Einfalle nicht zurück
gehalten. Jenes aber hätte sich nur alsdenn
ereignet/ wenn die Einwohner eines Landes zu-
gleich weibisch/ und ihr Fürst von weniger Klug-
heit und Tapfferkeit gewest. Denn an sich
selbst ist Reichthum eine Krone der Weisen/ weil
es sie bey der Welt in Ansehn setzt/ ihr offt nie-
driges Geschlechte in Adel erhebt/ ja in des ge-
meinen Volckes Augen sie allererst zu weisen/
schönen/ tugendhafften und edlen Leuten macht.
Denn wie der Schall des Meßings die durch
Zauberey beruffenen Geister vertreiben/ die
schwermenden Bienen aber vereinbarn soll:
Also zeucht hingegen das Vermögen die besten
Gemüther an sich/ und machet auch die Gehäs-
sigsten uns zu Freunden. Aus welchem Ab-
sehen vielleicht das Getichte den Ursprung ge-
nommen/ daß der freygebige Midas/ welcher
aus dem Berge Bermius so viel Gold graben
ließ/ alles in Gold zu verwandeln vermocht hät-
te. Daher etliche Weisen dem Golde die ober-
ste Herrschafft der Welt zueignen/ welcher alle
eigenbeweglich den Eyd der Treue leisteten/
und deswegen des Scythischen Königs Gesand-
ter/ als er von einem Goldmacher sagen ge-
hört/ nicht ungereimt gesagt hat: wenn er war-
hafftig diß könte/ würde sein König nothwendig
sein Knecht werden müssen. Jnsonderheit er-
härtete die Erfahrung/ daß das Gold die
Spann-Ader einer Herrschafft und im Kriege
die Seene der Bogen/ die Schneide der
Schwerdter/ und der Schlüssel aller Festungen
wäre. Tantalus hätte mit diesem Marcke der
Erden/ welches er aus dem Phrygischen Berge
Sipilus gegraben/ seine Herrschafft in seinem
Hause der Pelopiden befestigt. Die Gold-
Adern des Pangeischen Gebürges in Thra-
cien hätten den Phönicischen König Cadmus
zum Meister seiner Zeit/ und das Bergwerck
bey Abidus den Priamus zu Asiens Oberherrn
gemacht. Carthago hätte nicht mit seiner Bürger
Waffen/ sondern mit dem aus der Handlung

gezo-

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] hatte bey ſeinem Unvermoͤgen keinen Mangel/
da gleich ihre Feldherren nicht ſo viel verlieſſen/
daß ſie konten begraben werden/ ſondern der ge-
meine Kaſten in die Luͤcke treten muſte; da Tu-
bero aus thoͤnernen Geſchirren ſpeiſete/ und
drey Gewende Ackers eines edlen Buͤrgers
auskommentliches Vermoͤgen war; Als Fa-
bricius Lucinus den zwey mal geweſenen Buͤr-
germeiſter Cornelius Ruffinus als einen Ver-
ſchwender aus dem Rathe ſtieß/ weil er zehn
Pfund ſchweres Silbergeſchirre gekaufft hatte;
da Catus Elius/ welchem die Etoliſchen Ge-
ſandten ſilbern Taffel-Gefaͤſſe ſchickten/ als ſie
ihn hatten aus irrdenem ſpeiſen ſehen/ ſolch Ge-
ſchencke verſchmaͤhete/ und ſich mit zweyen Be-
chern vergnuͤgte/ die ihm ſeiner Tugend halber
aus des uͤberwundenen Perſeus Schatze waren
verehret worden; ja als noch die Roͤmiſchen
Rathsherren der Carthaginenſiſchen Botſchafft
ein Gelaͤchter waren/ weil ſie alle zuſammen
mehr nicht als fuͤr eine Taffel zu beſetzen Silber-
werck hatten. Hingegen iſt zu Rom die Tu-
gend mercklich verfallen/ nach dem die Aſiati-
ſchen Schaͤtze die Roͤmer zu beſitzen und zu uͤ-
berwinden angefangen/ alſo gar/ daß das Ar-
muth eine Hindernuͤß in Rath zu kommen ab-
gab. Welches Unheil Cato vorgeſehen/ und
wider die Einfuhre des zu Athen und Corinth
gewonnenen Raubes ſo nachdruͤcklich geredet
hat. Bey welcher Bewandnuͤß ſich nicht zu
verwundern iſt/ warum die Stadt Gades der
Armuth ein Altar zu bauen/ und ſie darauf als
eine Goͤttin zu verehren gewuͤrdigt haben.

Zeno begegnete Rhemetalcen: Es waͤre
leicht nachzugeben/ daß groſſes Reichthum eben
ſo wol als die Fruchtbarkeit eines Landes arme
und duͤrftige Nachbarn zu Ergreiffung der
Waffen um ſich in einen beſſern Stand zu ſetzen
zuweilen angereitzt haͤtte. Nichts deſto weni-
ger haͤtte das Armuth der Scythen den Cyrus
und Alexandern/ das ziemliche rauhe und von
Golde wenig reiche Deutſchland die Herrſch-
[Spaltenumbruch] ſucht der Roͤmer von dem Einfalle nicht zuruͤck
gehalten. Jenes aber haͤtte ſich nur alsdenn
ereignet/ wenn die Einwohner eines Landes zu-
gleich weibiſch/ und ihr Fuͤrſt von weniger Klug-
heit und Tapfferkeit geweſt. Denn an ſich
ſelbſt iſt Reichthum eine Krone der Weiſen/ weil
es ſie bey der Welt in Anſehn ſetzt/ ihr offt nie-
driges Geſchlechte in Adel erhebt/ ja in des ge-
meinen Volckes Augen ſie allererſt zu weiſen/
ſchoͤnen/ tugendhafften und edlen Leuten macht.
Denn wie der Schall des Meßings die durch
Zauberey beruffenen Geiſter vertreiben/ die
ſchwermenden Bienen aber vereinbarn ſoll:
Alſo zeucht hingegen das Vermoͤgen die beſten
Gemuͤther an ſich/ und machet auch die Gehaͤſ-
ſigſten uns zu Freunden. Aus welchem Ab-
ſehen vielleicht das Getichte den Urſprung ge-
nommen/ daß der freygebige Midas/ welcher
aus dem Berge Bermius ſo viel Gold graben
ließ/ alles in Gold zu verwandeln vermocht haͤt-
te. Daher etliche Weiſen dem Golde die ober-
ſte Herrſchafft der Welt zueignen/ welcher alle
eigenbeweglich den Eyd der Treue leiſteten/
und deswegen des Scythiſchen Koͤnigs Geſand-
ter/ als er von einem Goldmacher ſagen ge-
hoͤrt/ nicht ungereimt geſagt hat: wenn er war-
hafftig diß koͤnte/ wuͤrde ſein Koͤnig nothwendig
ſein Knecht werden muͤſſen. Jnſonderheit er-
haͤrtete die Erfahrung/ daß das Gold die
Spann-Ader einer Herrſchafft und im Kriege
die Seene der Bogen/ die Schneide der
Schwerdter/ und der Schluͤſſel aller Feſtungen
waͤre. Tantalus haͤtte mit dieſem Marcke der
Erden/ welches er aus dem Phrygiſchen Berge
Sipilus gegraben/ ſeine Herrſchafft in ſeinem
Hauſe der Pelopiden befeſtigt. Die Gold-
Adern des Pangeiſchen Gebuͤrges in Thra-
cien haͤtten den Phoͤniciſchen Koͤnig Cadmus
zum Meiſter ſeiner Zeit/ und das Bergwerck
bey Abidus den Priamus zu Aſiens Oberherrn
gemacht. Carthago haͤtte nicht mit ſeiner Buͤrgeꝛ
Waffen/ ſondern mit dem aus der Handlung

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/230>, abgerufen am 25.11.2024.