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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Anderes Buch
[Spaltenumbruch] und selbte die vier Ende der Welt heissen/ für-
geben: daß für eben so weniger Zeit alldort kein
Acker-Bau/ keine Städte/ kein Gottes-Dienst/
kein Gesetze gewest/ sondern die Menschen bey
den Thieren in Hölen gewohnt/ Wurtzeln und
Menschen-Fleisch gefressen/ und mit Baum-
Rinden sich gekleidet hätten. Es habe aber
ihr Vater die Sonne seinen Sohn Manco und
Tochter Coya zu ihnen geschickt/ diese wären zu
erst beym See Teticaka ankommen/ hätten bey
dem Hügel Huanacaut die Haupt-Stadt Cutz-
ko gebaut/ und das Volck besser zu leben gelehrt.
Dieser Manco ist der erste Jnga/ und allem An-
sehn nach ein Frembder aus dem wolgesitteten
Asien gewest/ weil er und die Jngen seine Ge-
ferten eben wie die Serer weitausgespannte
durchlöcherte Ohren gehabt/ eben so prächtig als
jene gebaut/ und ihre Könige auffs demüthigste
zu verehren eingeführt; also/ daß auch sein Spei-
chel von einem ihrer Fürsten mit grosser Ehrer-
bietung auffgefangen würde. Massen denn
auch die Epiceriner in Canada/ wie auch die
Quantulkaner von weit gegen Westen ent-
legenen dahin kommenden in eitel Seide geklei-
deten Kauffleuten/ und daß bey Quivira mit
Gold und Silber hinten gezierte Schiffe/ der-
gleichen die Zipangrier und Serer führen/ gese-
hen worden/ die Californier von bärtichten in
einer andern Welt wohnenden Leuten zu erzeh-
len gewüst. Auch hätten die/ derer See-Macht
einst gantz Ophir/ alle Ost-Jndische Jnseln biß
an den Persischen See-Busen und das gröste
Theil Scythiens beherrschet/ biß sie bey Tapro-
bana auf einmal achthundert Schiffe eingebüsst/
durch das friedsame Meer/ bey denen daselbst ste-
ten Winden/ gar leicht in Kokisem und das so ge-
nante Land der vier Welt-Ende überschiffen/ die
Zipangrier aher auf das an der neuen Welt han-
gende Land Sesso noch leichter kommen können.
Ja die Aricier und Jeenser solten selbst aus dieser
neuen Welt auf Schiffen/ darauf die Segel Häute
von Meer-Wölffen gewesen/ in Ost-Jndien ge-
reiset seyn. Die Zeit/ da die neuen Bewohner
[Spaltenumbruch] des Reichs Kokisem in die neue Welt angelendet/
trifft auch mit derselben ein/ da Uzou/ der grosse
Scythen König/ zwischen dem Caspischen Mee-
re/ dem Flusse Jaxartes und dem Berge Jmaus/
über diß Gebürge gesetzt/ und an dem Strome
Oechardus/ Bautisus die Rhabbaneer und an-
dere Nördliche Ost-Völcker überwunden hat/
derer flüchtiger König Tepin sich mit tausend
Schiffen in entfernte Länder geflüchtet/ welche
Menge Volcks nirgend bessern Raum als in
dieser neuen Welt gefunden/ und ein grosses
Theil dem in sieben Völcker zertheilten Ge-
biete der Novatlaker abgegeben hat. Massen
denn auch der letztere König dieses Volcks/ den
unser Feldherr Marcomir gefangen bekommen/
selbst auch diese Ankunfft seiner Voreltern aus
entfernten West-Ländern/ ihre Anländung an
dem Californischen Gestade/ und ihre Uberkunft/
in ausgehölten Bäumen über den See-Busen
in das Land Astatlan erzehlet hat. Nichts min-
der haben ihn etliche daselbst gewesene Britan-
nier versichert/ daß diese Frembdlinge in diesen
Ländern hohe marmelne Thürme/ grössere und
schönere Palläste/ als in Europa wären/ gebauet
hätten/ ihr Feder-Mahlwerck aber wäre ein
Wunder in frembden Augen. Zeno bestätigte es
mit der Scythen und Serer Berichte/ und setzte
bey: Jhr König nennte sich wie der Serische ei-
nen Herrn der Welt/ einen Sohn des Himmels
und der Sonnen; Beyder Zierrathen und Wap-
pen wären Drachen/ Schlangen und ein Regen-
bogen; beyde Völcker drückten mit Mahlwerck
und Sinnen - Bildern aus/ was andere mit
der Schrifft. Malovend setzte hierauff als
etwas merckwürdiges bey/ daß sie/ als Her-
tzog Marcomirs Volck zu ihnen kommen/
gefragt: Ob sie nicht von Osten kämen? weil
ihnen ein berühmter Jucutaner Chila Cambel/
und ein ander den Mechoakanern geweissaget:
Es würde ein frembdes Volck aus Morgen-
land sie überziehen. Rhemetalces fing hier-
auff an: Jch vernehme aus dieser Erzehlung/
daß die Britannier diese neue Welt mehr als

für

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] und ſelbte die vier Ende der Welt heiſſen/ fuͤr-
geben: daß fuͤr eben ſo weniger Zeit alldort kein
Acker-Bau/ keine Staͤdte/ kein Gottes-Dienſt/
kein Geſetze geweſt/ ſondern die Menſchen bey
den Thieren in Hoͤlen gewohnt/ Wurtzeln und
Menſchen-Fleiſch gefreſſen/ und mit Baum-
Rinden ſich gekleidet haͤtten. Es habe aber
ihr Vater die Sonne ſeinen Sohn Manco und
Tochter Coya zu ihnen geſchickt/ dieſe waͤren zu
erſt beym See Teticaka ankommen/ haͤtten bey
dem Huͤgel Huanacaut die Haupt-Stadt Cutz-
ko gebaut/ und das Volck beſſer zu leben gelehrt.
Dieſer Manco iſt der erſte Jnga/ und allem An-
ſehn nach ein Frembder aus dem wolgeſitteten
Aſien geweſt/ weil er und die Jngen ſeine Ge-
ferten eben wie die Serer weitausgeſpannte
durchloͤcherte Ohren gehabt/ eben ſo praͤchtig als
jene gebaut/ und ihre Koͤnige auffs demuͤthigſte
zu verehren eingefuͤhrt; alſo/ daß auch ſein Spei-
chel von einem ihrer Fuͤrſten mit groſſer Ehrer-
bietung auffgefangen wuͤrde. Maſſen denn
auch die Epiceriner in Canada/ wie auch die
Quantulkaner von weit gegen Weſten ent-
legenen dahin kommenden in eitel Seide geklei-
deten Kauffleuten/ und daß bey Quivira mit
Gold und Silber hinten gezierte Schiffe/ der-
gleichen die Zipangrier und Serer fuͤhren/ geſe-
hen worden/ die Californier von baͤrtichten in
einer andern Welt wohnenden Leuten zu erzeh-
len gewuͤſt. Auch haͤtten die/ derer See-Macht
einſt gantz Ophir/ alle Oſt-Jndiſche Jnſeln biß
an den Perſiſchen See-Buſen und das groͤſte
Theil Scythiens beherrſchet/ biß ſie bey Tapro-
bana auf einmal achthundert Schiffe eingebuͤſſt/
durch das friedſame Meer/ bey denen daſelbſt ſte-
ten Winden/ gar leicht in Kokiſem und das ſo ge-
nante Land der vier Welt-Ende uͤberſchiffen/ die
Zipangrier aher auf das an der neuen Welt han-
gende Land Seſſo noch leichter kommen koͤnnen.
Ja die Aricier und Jeenſer ſolten ſelbſt aus dieſer
neuẽ Welt auf Schiffen/ darauf die Segel Haͤute
von Meer-Woͤlffen geweſen/ in Oſt-Jndien ge-
reiſet ſeyn. Die Zeit/ da die neuen Bewohner
[Spaltenumbruch] des Reichs Kokiſem in die neue Welt angelendet/
trifft auch mit derſelben ein/ da Uzou/ der groſſe
Scythen Koͤnig/ zwiſchen dem Caſpiſchen Mee-
re/ dem Fluſſe Jaxartes und dem Berge Jmaus/
uͤber diß Gebuͤrge geſetzt/ und an dem Strome
Oechardus/ Bautiſus die Rhabbaneer und an-
dere Noͤrdliche Oſt-Voͤlcker uͤberwunden hat/
derer fluͤchtiger Koͤnig Tepin ſich mit tauſend
Schiffen in entfernte Laͤnder gefluͤchtet/ welche
Menge Volcks nirgend beſſern Raum als in
dieſer neuen Welt gefunden/ und ein groſſes
Theil dem in ſieben Voͤlcker zertheilten Ge-
biete der Novatlaker abgegeben hat. Maſſen
denn auch der letztere Koͤnig dieſes Volcks/ den
unſer Feldherr Marcomir gefangen bekommen/
ſelbſt auch dieſe Ankunfft ſeiner Voreltern aus
entfernten Weſt-Laͤndern/ ihre Anlaͤndung an
dem Californiſchen Geſtade/ und ihre Uberkunft/
in ausgehoͤlten Baͤumen uͤber den See-Buſen
in das Land Aſtatlan erzehlet hat. Nichts min-
der haben ihn etliche daſelbſt geweſene Britan-
nier verſichert/ daß dieſe Frembdlinge in dieſen
Laͤndern hohe marmelne Thuͤrme/ groͤſſere und
ſchoͤnere Pallaͤſte/ als in Europa waͤren/ gebauet
haͤtten/ ihr Feder-Mahlwerck aber waͤre ein
Wunder in frembden Augen. Zeno beſtaͤtigte es
mit der Scythen und Serer Berichte/ und ſetzte
bey: Jhr Koͤnig nennte ſich wie der Seriſche ei-
nen Herrn der Welt/ einen Sohn des Himmels
und der Sonnen; Beyder Zierrathen und Wap-
pen waͤren Drachen/ Schlangen und ein Regen-
bogen; beyde Voͤlcker druͤckten mit Mahlwerck
und Sinnen - Bildern aus/ was andere mit
der Schrifft. Malovend ſetzte hierauff als
etwas merckwuͤrdiges bey/ daß ſie/ als Her-
tzog Marcomirs Volck zu ihnen kommen/
gefragt: Ob ſie nicht von Oſten kaͤmen? weil
ihnen ein beruͤhmter Jucutaner Chila Cambel/
und ein ander den Mechoakanern geweiſſaget:
Es wuͤrde ein frembdes Volck aus Morgen-
land ſie uͤberziehen. Rhemetalces fing hier-
auff an: Jch vernehme aus dieſer Erzehlung/
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/174>, abgerufen am 25.11.2024.