Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] aber sollen diese wol allein in solche Länder kom-
men seyn? Sie rühmen sich es/ sagte Marco-
mir/ und haben deswegen den Hanno unter ih-
re Götter gezehlet/ auch sein Bild in die Tem-
pel gesetzt. Ja er selbst ließ eine Menge lehrsa-
mer Vögel abrichten und hernach fliegen/ wel-
che ihn in der Lufft für einen grossen Gott aus-
schryen. Jedoch streiten die Egyptier und
Scythen mit ihnen ums Vorrecht. Von je-
nen ist bekandt/ wie die Egyptischen Priester sich
gegen den Solon gerühmt haben sollen: daß O-
siris damals schon für neuntausend Jahren die
Verwaltung Egyptiens seiner Jsis überlassen/
die gantze Welt durchzogen/ endlich auch sich die-
ses Atlantischen Eylandes bemächtigt/ und da-
selbst seinen Enckel Neptun zum Könige hinter-
lassen haben solte. Ferner sollen zu Thebe an
einem Obeliscus/ unter dem Verzeichnüsse der
Länder/ welche Sesostris und Osmandua beherr-
schet/ auch diese fernen Abendländer begriffen ge-
wesen seyn. Welche Sage nicht allein der Räu-
ber-Jnseln Einwohner daselbst gegen den Alla-
megan bestätigt haben/ sondern der Egyptier
Buchstaben/ welche theils allerhand Thiere/
theils verworrene Knoten und Schneckenhäu-
ser abbildeten/ kommen auch mit der Schrifft in
Kokisem nicht wenig überein. Dieser Meinung
dient nicht wenig zum Behelff: Daß/ ob wol die
gar alten Egyptier das Meer den Schaum des
Typhan und das Verderben genennt/ die Schif-
fer für wilde Menschen/ die Fische für Merck-
mahle des Hasses gehalten/ sie dennoch hernach
der Schiffarth sich sorgfältig beflissen. Nach
dem auch Ptolomeus Evergetes von einem ge-
strandeten Jndianer die Strasse nach Jndien
erfahren/ hat so wol er als seine Gemahlin Cleo-
patra unterschiedene Flotten dahin ausgerüstet/
welche durch die Meer-Enge zwischen Abalites
und Ocelis um das von dem Gewürtze den Nah-
men habenden Vorgebürge nach der grossen E-
lephanten Jnsel Menuthesias und der berühm-
ten Handelstadt in Africa/ nach Taprobana/
nach der Stadt Ganges/ in den güldenen Cher-
[Spaltenumbruch] sonesus/ ja biß zu dem eusersten Eylande Jam-
boli gefahren/ und viel köstliche Waaren nach
Arsinoe zurück gebracht. Der flüchtige Eudo-
xus ist für dem Könige Latirus aus dem Arabi-
schen Meere biß nach Gades gesegelt. Nichts
minder wäre ein von dem Egyptischen Könige
Nechus aus der Handelstadt Aduli im rothen
Meere abgeschicktes Schiff/ nach dreyjähriger
Fahrt umb gantz Africa in den Canobischen
Mund des Nilus eingelauffen. Alleine wie für
Zeiten die Scythen denen Egyptiern in ihrem
Zwist um ihr Alterthum aus wichtigen Ursa-
chen abgewonnen; Also rühmen sich auch die
Hunnen/ Fennen/ Hellusier/ Oxioner/ Satma-
ler/ Fanesier/ Chadener/ in der eussersten Mitter-
nacht/ über dem Berge Sevo bey dem grossen
Meer-Nabel wohnenden Deutschen und die
Hyperborischen Scythen: daß sie von der Nord-
spitze Rubeas aus dem Eylande Carambutze
und Oone/ aus dem Glessarischen Eylande/ aus
Thule und Kronen über das gefrorne Amalchi-
sche und Sarmatische Meer gelauffen/ die Tau-
ten und Mansen auf ihren Jnseln überwältigt/
hernach in das östliche Nordtheil dieser neuen
Welt/ darinnen wie bey den Scythen Elend-
Thiere und weisse Bären/ die Anbetung der
Sonnen und das Essen der rohen Speisen an-
getroffen wird/ besonders durch Hülffe ihrer
schnellen Rennthiere/ und derer geschwinde Hir-
schen überlauffender Hunde/ gedrungen wären/
endlich sich sehr weit gegen Sud gezogen hätten.
Dahero die Einwohner im Vaterlande des ro-
then Färbeholtzes den Hyperboriern/ ihre Spra-
che der Fennischen nicht wenig gleiche sey. Die
Ursachen wären theils ihre Geburtsart und Ge-
wohnheit/ da sie nemlich nirgends lange zu ra-
sten/ auch stets innerliche Kriege zu hegen pflegten/
theils/ daß ihr Vaterland ihrem fruchtbaren Vol-
cke zu enge werden wollen/ welches dahero sein
Reich nach Uberwindung des Königs Vexoris
biß an Egypten ergrössert/ und Asien dreymal
eingenommen hätte. Zeno fing hierauf an: Er erin-
nerte sich nun auch dessen/ was er in Morgenland

von

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] aber ſollen dieſe wol allein in ſolche Laͤnder kom-
men ſeyn? Sie ruͤhmen ſich es/ ſagte Marco-
mir/ und haben deswegen den Hanno unter ih-
re Goͤtter gezehlet/ auch ſein Bild in die Tem-
pel geſetzt. Ja er ſelbſt ließ eine Menge lehrſa-
mer Voͤgel abrichten und hernach fliegen/ wel-
che ihn in der Lufft fuͤr einen groſſen Gott aus-
ſchryen. Jedoch ſtreiten die Egyptier und
Scythen mit ihnen ums Vorrecht. Von je-
nen iſt bekandt/ wie die Egyptiſchen Prieſter ſich
gegen den Solon geruͤhmt haben ſollen: daß O-
ſiris damals ſchon fuͤr neuntauſend Jahren die
Verwaltung Egyptiens ſeiner Jſis uͤberlaſſen/
die gantze Welt durchzogen/ endlich auch ſich die-
ſes Atlantiſchen Eylandes bemaͤchtigt/ und da-
ſelbſt ſeinen Enckel Neptun zum Koͤnige hinter-
laſſen haben ſolte. Ferner ſollen zu Thebe an
einem Obeliſcus/ unter dem Verzeichnuͤſſe der
Laͤnder/ welche Seſoſtris und Oſmandua beherꝛ-
ſchet/ auch dieſe fernen Abendlaͤnder begriffen ge-
weſen ſeyn. Welche Sage nicht allein der Raͤu-
ber-Jnſeln Einwohner daſelbſt gegen den Alla-
megan beſtaͤtigt haben/ ſondern der Egyptier
Buchſtaben/ welche theils allerhand Thiere/
theils verworrene Knoten und Schneckenhaͤu-
ſer abbildeten/ kommen auch mit der Schrifft in
Kokiſem nicht wenig uͤberein. Dieſer Meinung
dient nicht wenig zum Behelff: Daß/ ob wol die
gar alten Egyptier das Meer den Schaum des
Typhan und das Verderben genennt/ die Schif-
fer fuͤr wilde Menſchen/ die Fiſche fuͤr Merck-
mahle des Haſſes gehalten/ ſie dennoch hernach
der Schiffarth ſich ſorgfaͤltig befliſſen. Nach
dem auch Ptolomeus Evergetes von einem ge-
ſtrandeten Jndianer die Straſſe nach Jndien
erfahren/ hat ſo wol er als ſeine Gemahlin Cleo-
patra unterſchiedene Flotten dahin ausgeruͤſtet/
welche durch die Meer-Enge zwiſchen Abalites
und Ocelis um das von dem Gewuͤrtze den Nah-
men habenden Vorgebuͤrge nach der groſſen E-
lephanten Jnſel Menutheſias und der beruͤhm-
ten Handelſtadt in Africa/ nach Taprobana/
nach der Stadt Ganges/ in den guͤldenen Cher-
[Spaltenumbruch] ſoneſus/ ja biß zu dem euſerſten Eylande Jam-
boli gefahren/ und viel koͤſtliche Waaren nach
Arſinoe zuruͤck gebracht. Der fluͤchtige Eudo-
xus iſt fuͤr dem Koͤnige Latirus aus dem Arabi-
ſchen Meere biß nach Gades geſegelt. Nichts
minder waͤre ein von dem Egyptiſchen Koͤnige
Nechus aus der Handelſtadt Aduli im rothen
Meere abgeſchicktes Schiff/ nach dreyjaͤhriger
Fahrt umb gantz Africa in den Canobiſchen
Mund des Nilus eingelauffen. Alleine wie fuͤr
Zeiten die Scythen denen Egyptiern in ihrem
Zwiſt um ihr Alterthum aus wichtigen Urſa-
chen abgewonnen; Alſo ruͤhmen ſich auch die
Hunnen/ Fennen/ Helluſier/ Oxioner/ Satma-
ler/ Faneſier/ Chadener/ in der euſſerſten Mitter-
nacht/ uͤber dem Berge Sevo bey dem groſſen
Meer-Nabel wohnenden Deutſchen und die
Hyperboriſchen Scythen: daß ſie von deꝛ Nord-
ſpitze Rubeas aus dem Eylande Carambutze
und Oone/ aus dem Gleſſariſchen Eylande/ aus
Thule und Kronen uͤber das gefrorne Amalchi-
ſche und Sarmatiſche Meer gelauffen/ die Tau-
ten und Manſen auf ihren Jnſeln uͤberwaͤltigt/
hernach in das oͤſtliche Nordtheil dieſer neuen
Welt/ darinnen wie bey den Scythen Elend-
Thiere und weiſſe Baͤren/ die Anbetung der
Sonnen und das Eſſen der rohen Speiſen an-
getroffen wird/ beſonders durch Huͤlffe ihrer
ſchnellen Rennthiere/ und derer geſchwinde Hir-
ſchen uͤberlauffender Hunde/ gedrungen waͤren/
endlich ſich ſehr weit gegen Sud gezogen haͤtten.
Dahero die Einwohner im Vaterlande des ro-
then Faͤrbeholtzes den Hyperboriern/ ihre Spra-
che der Fenniſchen nicht wenig gleiche ſey. Die
Urſachen waͤren theils ihre Gebuꝛtsart und Ge-
wohnheit/ da ſie nemlich nirgends lange zu ra-
ſten/ auch ſtets inneꝛliche Kꝛiege zu hegen pflegten/
theils/ daß ihꝛ Vateꝛland ihrem fruchtbaꝛen Vol-
cke zu enge werden wollen/ welches dahero ſein
Reich nach Uberwindung des Koͤnigs Vexoris
biß an Egypten ergroͤſſert/ und Aſien dreymal
eingenom̃en haͤtte. Zeno fing hieꝛauf an: Er erin-
nerte ſich nun auch deſſen/ was er in Moꝛgenland

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0172" n="122"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
aber &#x017F;ollen die&#x017F;e wol allein in &#x017F;olche La&#x0364;nder kom-<lb/>
men &#x017F;eyn? Sie ru&#x0364;hmen &#x017F;ich es/ &#x017F;agte Marco-<lb/>
mir/ und haben deswegen den Hanno unter ih-<lb/>
re Go&#x0364;tter gezehlet/ auch &#x017F;ein Bild in die Tem-<lb/>
pel ge&#x017F;etzt. Ja er &#x017F;elb&#x017F;t ließ eine Menge lehr&#x017F;a-<lb/>
mer Vo&#x0364;gel abrichten und hernach fliegen/ wel-<lb/>
che ihn in der Lufft fu&#x0364;r einen gro&#x017F;&#x017F;en Gott aus-<lb/>
&#x017F;chryen. Jedoch &#x017F;treiten die Egyptier und<lb/>
Scythen mit ihnen ums Vorrecht. Von je-<lb/>
nen i&#x017F;t bekandt/ wie die Egypti&#x017F;chen Prie&#x017F;ter &#x017F;ich<lb/>
gegen den Solon geru&#x0364;hmt haben &#x017F;ollen: daß O-<lb/>
&#x017F;iris damals &#x017F;chon fu&#x0364;r neuntau&#x017F;end Jahren die<lb/>
Verwaltung Egyptiens &#x017F;einer J&#x017F;is u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
die gantze Welt durchzogen/ endlich auch &#x017F;ich die-<lb/>
&#x017F;es Atlanti&#x017F;chen Eylandes bema&#x0364;chtigt/ und da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;einen Enckel Neptun zum Ko&#x0364;nige hinter-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en haben &#x017F;olte. Ferner &#x017F;ollen zu Thebe an<lb/>
einem Obeli&#x017F;cus/ unter dem Verzeichnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der<lb/>
La&#x0364;nder/ welche Se&#x017F;o&#x017F;tris und O&#x017F;mandua beher&#xA75B;-<lb/>
&#x017F;chet/ auch die&#x017F;e fernen Abendla&#x0364;nder begriffen ge-<lb/>
we&#x017F;en &#x017F;eyn. Welche Sage nicht allein der Ra&#x0364;u-<lb/>
ber-Jn&#x017F;eln Einwohner da&#x017F;elb&#x017F;t gegen den Alla-<lb/>
megan be&#x017F;ta&#x0364;tigt haben/ &#x017F;ondern der Egyptier<lb/>
Buch&#x017F;taben/ welche theils allerhand Thiere/<lb/>
theils verworrene Knoten und Schneckenha&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;er abbildeten/ kommen auch mit der Schrifft in<lb/>
Koki&#x017F;em nicht wenig u&#x0364;berein. Die&#x017F;er Meinung<lb/>
dient nicht wenig zum Behelff: Daß/ ob wol die<lb/>
gar alten Egyptier das Meer den Schaum des<lb/>
Typhan und das Verderben genennt/ die Schif-<lb/>
fer fu&#x0364;r wilde Men&#x017F;chen/ die Fi&#x017F;che fu&#x0364;r Merck-<lb/>
mahle des Ha&#x017F;&#x017F;es gehalten/ &#x017F;ie dennoch hernach<lb/>
der Schiffarth &#x017F;ich &#x017F;orgfa&#x0364;ltig befli&#x017F;&#x017F;en. Nach<lb/>
dem auch Ptolomeus Evergetes von einem ge-<lb/>
&#x017F;trandeten Jndianer die Stra&#x017F;&#x017F;e nach Jndien<lb/>
erfahren/ hat &#x017F;o wol er als &#x017F;eine Gemahlin Cleo-<lb/>
patra unter&#x017F;chiedene Flotten dahin ausgeru&#x0364;&#x017F;tet/<lb/>
welche durch die Meer-Enge zwi&#x017F;chen Abalites<lb/>
und Ocelis um das von dem Gewu&#x0364;rtze den Nah-<lb/>
men habenden Vorgebu&#x0364;rge nach der gro&#x017F;&#x017F;en E-<lb/>
lephanten Jn&#x017F;el Menuthe&#x017F;ias und der beru&#x0364;hm-<lb/>
ten Handel&#x017F;tadt in Africa/ nach Taprobana/<lb/>
nach der Stadt Ganges/ in den gu&#x0364;ldenen Cher-<lb/><cb/>
&#x017F;one&#x017F;us/ ja biß zu dem eu&#x017F;er&#x017F;ten Eylande Jam-<lb/>
boli gefahren/ und viel ko&#x0364;&#x017F;tliche Waaren nach<lb/>
Ar&#x017F;inoe zuru&#x0364;ck gebracht. Der flu&#x0364;chtige Eudo-<lb/>
xus i&#x017F;t fu&#x0364;r dem Ko&#x0364;nige Latirus aus dem Arabi-<lb/>
&#x017F;chen Meere biß nach Gades ge&#x017F;egelt. Nichts<lb/>
minder wa&#x0364;re ein von dem Egypti&#x017F;chen Ko&#x0364;nige<lb/>
Nechus aus der Handel&#x017F;tadt Aduli im rothen<lb/>
Meere abge&#x017F;chicktes Schiff/ nach dreyja&#x0364;hriger<lb/>
Fahrt umb gantz Africa in den Canobi&#x017F;chen<lb/>
Mund des Nilus eingelauffen. Alleine wie fu&#x0364;r<lb/>
Zeiten die Scythen denen Egyptiern in ihrem<lb/>
Zwi&#x017F;t um ihr Alterthum aus wichtigen Ur&#x017F;a-<lb/>
chen abgewonnen; Al&#x017F;o ru&#x0364;hmen &#x017F;ich auch die<lb/>
Hunnen/ Fennen/ Hellu&#x017F;ier/ Oxioner/ Satma-<lb/>
ler/ Fane&#x017F;ier/ Chadener/ in der eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Mitter-<lb/>
nacht/ u&#x0364;ber dem Berge Sevo bey dem gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Meer-Nabel wohnenden Deut&#x017F;chen und die<lb/>
Hyperbori&#x017F;chen Scythen: daß &#x017F;ie von de&#xA75B; Nord-<lb/>
&#x017F;pitze Rubeas aus dem Eylande Carambutze<lb/>
und Oone/ aus dem Gle&#x017F;&#x017F;ari&#x017F;chen Eylande/ aus<lb/>
Thule und Kronen u&#x0364;ber das gefrorne Amalchi-<lb/>
&#x017F;che und Sarmati&#x017F;che Meer gelauffen/ die Tau-<lb/>
ten und Man&#x017F;en auf ihren Jn&#x017F;eln u&#x0364;berwa&#x0364;ltigt/<lb/>
hernach in das o&#x0364;&#x017F;tliche Nordtheil die&#x017F;er neuen<lb/>
Welt/ darinnen wie bey den Scythen Elend-<lb/>
Thiere und wei&#x017F;&#x017F;e Ba&#x0364;ren/ die Anbetung der<lb/>
Sonnen und das E&#x017F;&#x017F;en der rohen Spei&#x017F;en an-<lb/>
getroffen wird/ be&#x017F;onders durch Hu&#x0364;lffe ihrer<lb/>
&#x017F;chnellen Rennthiere/ und derer ge&#x017F;chwinde Hir-<lb/>
&#x017F;chen u&#x0364;berlauffender Hunde/ gedrungen wa&#x0364;ren/<lb/>
endlich &#x017F;ich &#x017F;ehr weit gegen Sud gezogen ha&#x0364;tten.<lb/>
Dahero die Einwohner im Vaterlande des ro-<lb/>
then Fa&#x0364;rbeholtzes den Hyperboriern/ ihre Spra-<lb/>
che der Fenni&#x017F;chen nicht wenig gleiche &#x017F;ey. Die<lb/>
Ur&#x017F;achen wa&#x0364;ren theils ihre Gebu&#xA75B;tsart und Ge-<lb/>
wohnheit/ da &#x017F;ie nemlich nirgends lange zu ra-<lb/>
&#x017F;ten/ auch &#x017F;tets inne&#xA75B;liche K&#xA75B;iege zu hegen pflegten/<lb/>
theils/ daß ih&#xA75B; Vate&#xA75B;land ihrem fruchtba&#xA75B;en Vol-<lb/>
cke zu enge werden wollen/ welches dahero &#x017F;ein<lb/>
Reich nach Uberwindung des Ko&#x0364;nigs Vexoris<lb/>
biß an Egypten ergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert/ und A&#x017F;ien dreymal<lb/>
eingenom&#x0303;en ha&#x0364;tte. Zeno fing hie&#xA75B;auf an: Er erin-<lb/>
nerte &#x017F;ich nun auch de&#x017F;&#x017F;en/ was er in Mo&#xA75B;genland<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0172] Anderes Buch aber ſollen dieſe wol allein in ſolche Laͤnder kom- men ſeyn? Sie ruͤhmen ſich es/ ſagte Marco- mir/ und haben deswegen den Hanno unter ih- re Goͤtter gezehlet/ auch ſein Bild in die Tem- pel geſetzt. Ja er ſelbſt ließ eine Menge lehrſa- mer Voͤgel abrichten und hernach fliegen/ wel- che ihn in der Lufft fuͤr einen groſſen Gott aus- ſchryen. Jedoch ſtreiten die Egyptier und Scythen mit ihnen ums Vorrecht. Von je- nen iſt bekandt/ wie die Egyptiſchen Prieſter ſich gegen den Solon geruͤhmt haben ſollen: daß O- ſiris damals ſchon fuͤr neuntauſend Jahren die Verwaltung Egyptiens ſeiner Jſis uͤberlaſſen/ die gantze Welt durchzogen/ endlich auch ſich die- ſes Atlantiſchen Eylandes bemaͤchtigt/ und da- ſelbſt ſeinen Enckel Neptun zum Koͤnige hinter- laſſen haben ſolte. Ferner ſollen zu Thebe an einem Obeliſcus/ unter dem Verzeichnuͤſſe der Laͤnder/ welche Seſoſtris und Oſmandua beherꝛ- ſchet/ auch dieſe fernen Abendlaͤnder begriffen ge- weſen ſeyn. Welche Sage nicht allein der Raͤu- ber-Jnſeln Einwohner daſelbſt gegen den Alla- megan beſtaͤtigt haben/ ſondern der Egyptier Buchſtaben/ welche theils allerhand Thiere/ theils verworrene Knoten und Schneckenhaͤu- ſer abbildeten/ kommen auch mit der Schrifft in Kokiſem nicht wenig uͤberein. Dieſer Meinung dient nicht wenig zum Behelff: Daß/ ob wol die gar alten Egyptier das Meer den Schaum des Typhan und das Verderben genennt/ die Schif- fer fuͤr wilde Menſchen/ die Fiſche fuͤr Merck- mahle des Haſſes gehalten/ ſie dennoch hernach der Schiffarth ſich ſorgfaͤltig befliſſen. Nach dem auch Ptolomeus Evergetes von einem ge- ſtrandeten Jndianer die Straſſe nach Jndien erfahren/ hat ſo wol er als ſeine Gemahlin Cleo- patra unterſchiedene Flotten dahin ausgeruͤſtet/ welche durch die Meer-Enge zwiſchen Abalites und Ocelis um das von dem Gewuͤrtze den Nah- men habenden Vorgebuͤrge nach der groſſen E- lephanten Jnſel Menutheſias und der beruͤhm- ten Handelſtadt in Africa/ nach Taprobana/ nach der Stadt Ganges/ in den guͤldenen Cher- ſoneſus/ ja biß zu dem euſerſten Eylande Jam- boli gefahren/ und viel koͤſtliche Waaren nach Arſinoe zuruͤck gebracht. Der fluͤchtige Eudo- xus iſt fuͤr dem Koͤnige Latirus aus dem Arabi- ſchen Meere biß nach Gades geſegelt. Nichts minder waͤre ein von dem Egyptiſchen Koͤnige Nechus aus der Handelſtadt Aduli im rothen Meere abgeſchicktes Schiff/ nach dreyjaͤhriger Fahrt umb gantz Africa in den Canobiſchen Mund des Nilus eingelauffen. Alleine wie fuͤr Zeiten die Scythen denen Egyptiern in ihrem Zwiſt um ihr Alterthum aus wichtigen Urſa- chen abgewonnen; Alſo ruͤhmen ſich auch die Hunnen/ Fennen/ Helluſier/ Oxioner/ Satma- ler/ Faneſier/ Chadener/ in der euſſerſten Mitter- nacht/ uͤber dem Berge Sevo bey dem groſſen Meer-Nabel wohnenden Deutſchen und die Hyperboriſchen Scythen: daß ſie von deꝛ Nord- ſpitze Rubeas aus dem Eylande Carambutze und Oone/ aus dem Gleſſariſchen Eylande/ aus Thule und Kronen uͤber das gefrorne Amalchi- ſche und Sarmatiſche Meer gelauffen/ die Tau- ten und Manſen auf ihren Jnſeln uͤberwaͤltigt/ hernach in das oͤſtliche Nordtheil dieſer neuen Welt/ darinnen wie bey den Scythen Elend- Thiere und weiſſe Baͤren/ die Anbetung der Sonnen und das Eſſen der rohen Speiſen an- getroffen wird/ beſonders durch Huͤlffe ihrer ſchnellen Rennthiere/ und derer geſchwinde Hir- ſchen uͤberlauffender Hunde/ gedrungen waͤren/ endlich ſich ſehr weit gegen Sud gezogen haͤtten. Dahero die Einwohner im Vaterlande des ro- then Faͤrbeholtzes den Hyperboriern/ ihre Spra- che der Fenniſchen nicht wenig gleiche ſey. Die Urſachen waͤren theils ihre Gebuꝛtsart und Ge- wohnheit/ da ſie nemlich nirgends lange zu ra- ſten/ auch ſtets inneꝛliche Kꝛiege zu hegen pflegten/ theils/ daß ihꝛ Vateꝛland ihrem fruchtbaꝛen Vol- cke zu enge werden wollen/ welches dahero ſein Reich nach Uberwindung des Koͤnigs Vexoris biß an Egypten ergroͤſſert/ und Aſien dreymal eingenom̃en haͤtte. Zeno fing hieꝛauf an: Er erin- nerte ſich nun auch deſſen/ was er in Moꝛgenland von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/172
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/172>, abgerufen am 24.11.2024.