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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] kriegrisch; und ihr fürnehmster Tantz bestund
darinnen: daß nackte Jünglinge zwischen blos-
sen Degen und Spissen sich ohne Verletzung
mit vielen geschwinden Springen und Wen-
dungen herum dreheten. Durch öfftere Ubung
ward hieraus eine Kunst/ aus der Kunst eine
annehmliche Zierligkeit. Der Preiß solcher
verwegenen Wollust aber war nichts anders/
[Spaltenumbruch] als die Vergnügung der Zuschauer. Das in
folgenden Reymen bestehende Braut-Lied
der Holdinnen ward mit einer unvergleichli-
chen Liebligkeit abgesungen; und wurden
nach desselbtem höherm oder niedriger m/ lang-
samern oder geschwinderm Thone alle Glieder
derer Täntze beweget.

Kein Ding ist in der Welt so klein/
Auch nichts so kalt in Meer und Flüssen/
Das nicht der Liebe sey befliessen.
Der Wallfisch fühlt so heisse Pein/
Wenn er die Flutten sprützt empor/
Die in ihm von der Lieb' entflammt und siedend werden.
Das stumme Meer-Schwein sagt mit ängstigen Gebehrden
Dem andern Meer-Schwein in ein Ohr:
Es sey verliebt nicht nur in seines gleichen.
Es zingelt nach Arions Seiten-Spiel;
Springt aus der See wenn er nicht kommen wil/
Muß es gleich auff dem Ufer bald erbleichen.
Es führt den Knaben/ den es liebt/
Weil er ihm täglich Speise giebt/
Durch die beschäumte See; und zwingt sich zu erblassen/
Weil es den Hermias im Meer ertrincken lassen.
Die Aspe bebt/ die Esche seuffzt für Liebe/
Und das verliebte Eppich-Kraut
Umarmt den Mandel-Baum als Braut/
Die Eiche knackt gerührt vom innern Triebe/
Der Weinstock hals't sich mit den Ulmen-Zweigen/
Der Nelcke Brand/ der Rose Purper-Blut/
Des Safrans Röth' ist eitel Liebes-Glut/
Der Ambra/ den Jasmin von sich läßt steigen/
Jst seiner Seelen-Seuffzer Geist.
Das Wasser/ das von Lilgen fleußt/
Sind Liebes-Thränen zwar/ doch auch der Lilge Saamen.
Der Feilgen lebender Saphier
Stellt Eyfersucht und Liebe für;
Der Hyacinth prangt gar mit seines Liebsten Nahmen.
Ja in die Marmel-Adern hat
Die gütige Natur ihr Liebes-Oel geflösset/
Durch
S s s s s s s s

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] kriegriſch; und ihr fuͤrnehmſter Tantz beſtund
darinnen: daß nackte Juͤnglinge zwiſchen bloſ-
ſen Degen und Spiſſen ſich ohne Verletzung
mit vielen geſchwinden Springen und Wen-
dungen herum dreheten. Durch oͤfftere Ubung
ward hieraus eine Kunſt/ aus der Kunſt eine
annehmliche Zierligkeit. Der Preiß ſolcher
verwegenen Wolluſt aber war nichts anders/
[Spaltenumbruch] als die Vergnuͤgung der Zuſchauer. Das in
folgenden Reymen beſtehende Braut-Lied
der Holdinnen ward mit einer unvergleichli-
chen Liebligkeit abgeſungen; und wurden
nach deſſelbtem hoͤherm oder niedriger m/ lang-
ſamern oder geſchwinderm Thone alle Glieder
derer Taͤntze beweget.

Kein Ding iſt in der Welt ſo klein/
Auch nichts ſo kalt in Meer und Fluͤſſen/
Das nicht der Liebe ſey beflieſſen.
Der Wallfiſch fuͤhlt ſo heiſſe Pein/
Wenn er die Flutten ſpruͤtzt empor/
Die in ihm von der Lieb’ entflammt und ſiedend werden.
Das ſtumme Meer-Schwein ſagt mit aͤngſtigen Gebehrden
Dem andern Meer-Schwein in ein Ohr:
Es ſey verliebt nicht nur in ſeines gleichen.
Es zingelt nach Arions Seiten-Spiel;
Springt aus der See wenn er nicht kommen wil/
Muß es gleich auff dem Ufer bald erbleichen.
Es fuͤhrt den Knaben/ den es liebt/
Weil er ihm taͤglich Speiſe giebt/
Durch die beſchaͤumte See; und zwingt ſich zu erblaſſen/
Weil es den Hermias im Meer ertrincken laſſen.
Die Aſpe bebt/ die Eſche ſeuffzt fuͤr Liebe/
Und das verliebte Eppich-Kraut
Umarmt den Mandel-Baum als Braut/
Die Eiche knackt geruͤhrt vom innern Triebe/
Der Weinſtock halſ’t ſich mit den Ulmen-Zweigen/
Der Nelcke Brand/ der Roſe Purper-Blut/
Des Safrans Roͤth’ iſt eitel Liebes-Glut/
Der Ambra/ den Jaſmin von ſich laͤßt ſteigen/
Jſt ſeiner Seelen-Seuffzer Geiſt.
Das Waſſer/ das von Lilgen fleußt/
Sind Liebes-Thraͤnen zwar/ doch auch der Lilge Saamen.
Der Feilgen lebender Saphier
Stellt Eyferſucht und Liebe fuͤr;
Der Hyacinth prangt gar mit ſeines Liebſten Nahmen.
Ja in die Marmel-Adern hat
Die guͤtige Natur ihr Liebes-Oel gefloͤſſet/
Durch
S s s s s s s s
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[1425[1427]/1493] Arminius und Thußnelda. kriegriſch; und ihr fuͤrnehmſter Tantz beſtund darinnen: daß nackte Juͤnglinge zwiſchen bloſ- ſen Degen und Spiſſen ſich ohne Verletzung mit vielen geſchwinden Springen und Wen- dungen herum dreheten. Durch oͤfftere Ubung ward hieraus eine Kunſt/ aus der Kunſt eine annehmliche Zierligkeit. Der Preiß ſolcher verwegenen Wolluſt aber war nichts anders/ als die Vergnuͤgung der Zuſchauer. Das in folgenden Reymen beſtehende Braut-Lied der Holdinnen ward mit einer unvergleichli- chen Liebligkeit abgeſungen; und wurden nach deſſelbtem hoͤherm oder niedriger m/ lang- ſamern oder geſchwinderm Thone alle Glieder derer Taͤntze beweget. Kein Ding iſt in der Welt ſo klein/ Auch nichts ſo kalt in Meer und Fluͤſſen/ Das nicht der Liebe ſey beflieſſen. Der Wallfiſch fuͤhlt ſo heiſſe Pein/ Wenn er die Flutten ſpruͤtzt empor/ Die in ihm von der Lieb’ entflammt und ſiedend werden. Das ſtumme Meer-Schwein ſagt mit aͤngſtigen Gebehrden Dem andern Meer-Schwein in ein Ohr: Es ſey verliebt nicht nur in ſeines gleichen. Es zingelt nach Arions Seiten-Spiel; Springt aus der See wenn er nicht kommen wil/ Muß es gleich auff dem Ufer bald erbleichen. Es fuͤhrt den Knaben/ den es liebt/ Weil er ihm taͤglich Speiſe giebt/ Durch die beſchaͤumte See; und zwingt ſich zu erblaſſen/ Weil es den Hermias im Meer ertrincken laſſen. Die Aſpe bebt/ die Eſche ſeuffzt fuͤr Liebe/ Und das verliebte Eppich-Kraut Umarmt den Mandel-Baum als Braut/ Die Eiche knackt geruͤhrt vom innern Triebe/ Der Weinſtock halſ’t ſich mit den Ulmen-Zweigen/ Der Nelcke Brand/ der Roſe Purper-Blut/ Des Safrans Roͤth’ iſt eitel Liebes-Glut/ Der Ambra/ den Jaſmin von ſich laͤßt ſteigen/ Jſt ſeiner Seelen-Seuffzer Geiſt. Das Waſſer/ das von Lilgen fleußt/ Sind Liebes-Thraͤnen zwar/ doch auch der Lilge Saamen. Der Feilgen lebender Saphier Stellt Eyferſucht und Liebe fuͤr; Der Hyacinth prangt gar mit ſeines Liebſten Nahmen. Ja in die Marmel-Adern hat Die guͤtige Natur ihr Liebes-Oel gefloͤſſet/ Durch S s s s s s s s

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1425[1427]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1493>, abgerufen am 23.11.2024.