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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Neuntes Buch
[Spaltenumbruch]
Der Pallas heilig Schild sey Alexanders Ruhm.
Sey seines Heeres Schirm/ dem Feind' ein Donner-Knall;
Des grossen Herrmanns Brust ist Deutschlands Schild und
Wall.

Das beste Schutz-Bild ist der Tugend Heiligthum;
Erzt aber nur ein Garn/ das eine Spinne spinnt/
Wenn Hertzen nicht der Schild/ und Männer Mauern sind.

Dieser Gesang war nur beschlossen; als
der gantze Schauplatz mit einem neuen Ge-
räusche rege/ und von vielem kriegrischen Ge-
thöne erfüllet ward. Denn die das Feuer
anzeigende Fürstin Jsmene stellte mit ihren
vier gewaffneten Hauffen in einem zierlichen
Fackel-Tantze die Spiele des Prometheus für;
darinnen sie bald die Fackeln unaufhörlich
umbs Haupt schwenckten/ und darmit in ei-
nem zweyfachen doch durch einander gehenden
Schlangen - Kreisse herumb rennten; bald
die Fackeln gerade hinter sich hielten/ und
doch sonder derselben Verleschung nach ei-
nem gewissen Ziele die Wette rennten/ bald
die brennenden Fackeln einander wechsels-
weise in einem sanfften Tantze zuwarffen.
einen gleichmäßigen Fackel - Tantz hielt zu
Fusse der Tag mit denen vier und zwantzig
Stunden; darinnen bey jedem geendigten
Satze wie oben Jsmene als eine Sonne; also
hier der Tag in der Mitte des Kreisses seinen
Stand bekam. Nach diesem fieng die das
Wasser abbildende Thußnelde einen Waffen-
Tantz an/ dergleichen nach überwundenen
Titanen die Göttin Minerva/ oder vielmehr
der Thetys Sohn Achilles erfunden/ und sein
Sohn Pyrrhus bey seines Vaters Grabe
mit grosser Pracht gehalten haben soll. Die
Nacht mit denen Wasser - Nymphen hegte
eben diesen Tantz zu Fusse; darinnen die
Tantzenden mit ihren Degen allerhand zier-
liche Streiche gegen einander machten; ihre
Lantzen bald einander zu/ bald auch in die
Lufft wurffen/ und wieder fiengen. Die Lufft
oder die Fürstin Adelmunde mit ihrem Hauffen
[Spaltenumbruch] stellte zu Pferde die zwölff Winde/ und die
zwölff himmlischen Zeichen/ zu Fusse aber den
Tantz der Cureten/ und darinnen die Aufer-
ziehung des Jupiters für; wormit sie sonder-
lich durch an einander geschehende Schlagung
der Waffen so wol ihre Geschickligkeit zeigten;
als mit den Säitenspielen ein gleichstimmiges
Gethöne machten. Bald darauf stellte die
Cattische Fürstin in einem künstlichen Wald-
Götter-Tantze das Wette - Rennen der Ata-
lanta mit dem Hippomenes vor; darinnen sie
mit Granat-Aepffeln artlich spieleten; durch
derer Vorwurff Hippomenes Atalanten auf-
gehalten; und sie ihm selbst zur Braut ge-
wonnen haben soll. Endlich ward von allen
Häuptern und Hauffen insgesampt durch ei-
nen allen Begierden der Augen zuvor kom-
menden Tantz die Vermählung des Himmels
und der Erde fürgestellet/ und dardurch zum
Beschlusse des Deutschburgischen Hochzeit-
Feyers angedeutet: daß wolbedächtige Hey-
rathen grosser Fürsten die Gestirne gleichsam
mit der Unterwelt verknüpffen; die Men-
schen durch ihre Andacht dem Himmel beliebt/
ihn aber zu Ausschüttung tausenderley See-
gens geneigt machten. Die Holdinnen mach-
ten durch ein Braut - Lied nicht alleine diesen
grossen Tantz annehmlicher/ sondern legten
zugleich auch darmit desselben seltzame Wend-
und Bildungen aus; ob schon die Kunst in
einem stuminen Tantze durch blosse Gebehr-
den alle Geschichte verständlich auszudrücken/
welche Telestes in Griechenland erfunden ha-
ben soll/ nicht nur durch den Pylades aus Ci-
licien/ und den Bathyll von Alexandria nach
Rom gebracht; sondern wie bey denen an-
dern Völckern/ also auch in Deutschland ziem-
lich gemein worden war. Wiewol die Deut-
schen selbst diese Täntze als allzu weibisch selten
hegten/ sondern sie nur denen Ausländern er-
laubten. Denn ihre eigene Spiele waren

alle
Neuntes Buch
[Spaltenumbruch]
Der Pallas heilig Schild ſey Alexanders Ruhm.
Sey ſeines Heeres Schirm/ dem Feind’ ein Donner-Knall;
Des groſſen Herrmanns Bruſt iſt Deutſchlands Schild und
Wall.

Das beſte Schutz-Bild iſt der Tugend Heiligthum;
Erzt aber nur ein Garn/ das eine Spinne ſpinnt/
Wenn Hertzen nicht der Schild/ und Maͤnner Mauern ſind.

Dieſer Geſang war nur beſchloſſen; als
der gantze Schauplatz mit einem neuen Ge-
raͤuſche rege/ und von vielem kriegriſchen Ge-
thoͤne erfuͤllet ward. Denn die das Feuer
anzeigende Fuͤrſtin Jſmene ſtellte mit ihren
vier gewaffneten Hauffen in einem zierlichen
Fackel-Tantze die Spiele des Prometheus fuͤr;
darinnen ſie bald die Fackeln unaufhoͤrlich
umbs Haupt ſchwenckten/ und darmit in ei-
nem zweyfachen doch durch einander gehenden
Schlangen - Kreiſſe herumb rennten; bald
die Fackeln gerade hinter ſich hielten/ und
doch ſonder derſelben Verleſchung nach ei-
nem gewiſſen Ziele die Wette rennten/ bald
die brennenden Fackeln einander wechſels-
weiſe in einem ſanfften Tantze zuwarffen.
einen gleichmaͤßigen Fackel - Tantz hielt zu
Fuſſe der Tag mit denen vier und zwantzig
Stunden; darinnen bey jedem geendigten
Satze wie oben Jſmene als eine Sonne; alſo
hier der Tag in der Mitte des Kreiſſes ſeinen
Stand bekam. Nach dieſem fieng die das
Waſſer abbildende Thußnelde einen Waffen-
Tantz an/ dergleichen nach uͤberwundenen
Titanen die Goͤttin Minerva/ oder vielmehr
der Thetys Sohn Achilles erfunden/ und ſein
Sohn Pyrrhus bey ſeines Vaters Grabe
mit groſſer Pracht gehalten haben ſoll. Die
Nacht mit denen Waſſer - Nymphen hegte
eben dieſen Tantz zu Fuſſe; darinnen die
Tantzenden mit ihren Degen allerhand zier-
liche Streiche gegen einander machten; ihre
Lantzen bald einander zu/ bald auch in die
Lufft wurffen/ und wieder fiengen. Die Lufft
oder die Fuͤrſtin Adelmunde mit ihrem Hauffen
[Spaltenumbruch] ſtellte zu Pferde die zwoͤlff Winde/ und die
zwoͤlff himmliſchen Zeichen/ zu Fuſſe aber den
Tantz der Cureten/ und darinnen die Aufer-
ziehung des Jupiters fuͤr; wormit ſie ſonder-
lich durch an einander geſchehende Schlagung
der Waffen ſo wol ihre Geſchickligkeit zeigten;
als mit den Saͤitenſpielen ein gleichſtimmiges
Gethoͤne machten. Bald darauf ſtellte die
Cattiſche Fuͤrſtin in einem kuͤnſtlichen Wald-
Goͤtter-Tantze das Wette - Rennen der Ata-
lanta mit dem Hippomenes vor; darinnen ſie
mit Granat-Aepffeln artlich ſpieleten; durch
derer Vorwurff Hippomenes Atalanten auf-
gehalten; und ſie ihm ſelbſt zur Braut ge-
wonnen haben ſoll. Endlich ward von allen
Haͤuptern und Hauffen insgeſampt durch ei-
nen allen Begierden der Augen zuvor kom-
menden Tantz die Vermaͤhlung des Himmels
und der Erde fuͤrgeſtellet/ und dardurch zum
Beſchluſſe des Deutſchburgiſchen Hochzeit-
Feyers angedeutet: daß wolbedaͤchtige Hey-
rathen groſſer Fuͤrſten die Geſtirne gleichſam
mit der Unterwelt verknuͤpffen; die Men-
ſchen durch ihre Andacht dem Himmel beliebt/
ihn aber zu Ausſchuͤttung tauſenderley See-
gens geneigt machten. Die Holdinnen mach-
ten durch ein Braut - Lied nicht alleine dieſen
groſſen Tantz annehmlicher/ ſondern legten
zugleich auch darmit deſſelben ſeltzame Wend-
und Bildungen aus; ob ſchon die Kunſt in
einem ſtuminen Tantze durch bloſſe Gebehr-
den alle Geſchichte verſtaͤndlich auszudruͤcken/
welche Teleſtes in Griechenland erfunden ha-
ben ſoll/ nicht nur durch den Pylades aus Ci-
licien/ und den Bathyll von Alexandria nach
Rom gebracht; ſondern wie bey denen an-
dern Voͤlckern/ alſo auch in Deutſchland ziem-
lich gemein worden war. Wiewol die Deut-
ſchen ſelbſt dieſe Taͤntze als allzu weibiſch ſelten
hegten/ ſondern ſie nur denen Auslaͤndern er-
laubten. Denn ihre eigene Spiele waren

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[1424[1426]/1492] Neuntes Buch Der Pallas heilig Schild ſey Alexanders Ruhm. Sey ſeines Heeres Schirm/ dem Feind’ ein Donner-Knall; Des groſſen Herrmanns Bruſt iſt Deutſchlands Schild und Wall. Das beſte Schutz-Bild iſt der Tugend Heiligthum; Erzt aber nur ein Garn/ das eine Spinne ſpinnt/ Wenn Hertzen nicht der Schild/ und Maͤnner Mauern ſind. Dieſer Geſang war nur beſchloſſen; als der gantze Schauplatz mit einem neuen Ge- raͤuſche rege/ und von vielem kriegriſchen Ge- thoͤne erfuͤllet ward. Denn die das Feuer anzeigende Fuͤrſtin Jſmene ſtellte mit ihren vier gewaffneten Hauffen in einem zierlichen Fackel-Tantze die Spiele des Prometheus fuͤr; darinnen ſie bald die Fackeln unaufhoͤrlich umbs Haupt ſchwenckten/ und darmit in ei- nem zweyfachen doch durch einander gehenden Schlangen - Kreiſſe herumb rennten; bald die Fackeln gerade hinter ſich hielten/ und doch ſonder derſelben Verleſchung nach ei- nem gewiſſen Ziele die Wette rennten/ bald die brennenden Fackeln einander wechſels- weiſe in einem ſanfften Tantze zuwarffen. einen gleichmaͤßigen Fackel - Tantz hielt zu Fuſſe der Tag mit denen vier und zwantzig Stunden; darinnen bey jedem geendigten Satze wie oben Jſmene als eine Sonne; alſo hier der Tag in der Mitte des Kreiſſes ſeinen Stand bekam. Nach dieſem fieng die das Waſſer abbildende Thußnelde einen Waffen- Tantz an/ dergleichen nach uͤberwundenen Titanen die Goͤttin Minerva/ oder vielmehr der Thetys Sohn Achilles erfunden/ und ſein Sohn Pyrrhus bey ſeines Vaters Grabe mit groſſer Pracht gehalten haben ſoll. Die Nacht mit denen Waſſer - Nymphen hegte eben dieſen Tantz zu Fuſſe; darinnen die Tantzenden mit ihren Degen allerhand zier- liche Streiche gegen einander machten; ihre Lantzen bald einander zu/ bald auch in die Lufft wurffen/ und wieder fiengen. Die Lufft oder die Fuͤrſtin Adelmunde mit ihrem Hauffen ſtellte zu Pferde die zwoͤlff Winde/ und die zwoͤlff himmliſchen Zeichen/ zu Fuſſe aber den Tantz der Cureten/ und darinnen die Aufer- ziehung des Jupiters fuͤr; wormit ſie ſonder- lich durch an einander geſchehende Schlagung der Waffen ſo wol ihre Geſchickligkeit zeigten; als mit den Saͤitenſpielen ein gleichſtimmiges Gethoͤne machten. Bald darauf ſtellte die Cattiſche Fuͤrſtin in einem kuͤnſtlichen Wald- Goͤtter-Tantze das Wette - Rennen der Ata- lanta mit dem Hippomenes vor; darinnen ſie mit Granat-Aepffeln artlich ſpieleten; durch derer Vorwurff Hippomenes Atalanten auf- gehalten; und ſie ihm ſelbſt zur Braut ge- wonnen haben ſoll. Endlich ward von allen Haͤuptern und Hauffen insgeſampt durch ei- nen allen Begierden der Augen zuvor kom- menden Tantz die Vermaͤhlung des Himmels und der Erde fuͤrgeſtellet/ und dardurch zum Beſchluſſe des Deutſchburgiſchen Hochzeit- Feyers angedeutet: daß wolbedaͤchtige Hey- rathen groſſer Fuͤrſten die Geſtirne gleichſam mit der Unterwelt verknuͤpffen; die Men- ſchen durch ihre Andacht dem Himmel beliebt/ ihn aber zu Ausſchuͤttung tauſenderley See- gens geneigt machten. Die Holdinnen mach- ten durch ein Braut - Lied nicht alleine dieſen groſſen Tantz annehmlicher/ ſondern legten zugleich auch darmit deſſelben ſeltzame Wend- und Bildungen aus; ob ſchon die Kunſt in einem ſtuminen Tantze durch bloſſe Gebehr- den alle Geſchichte verſtaͤndlich auszudruͤcken/ welche Teleſtes in Griechenland erfunden ha- ben ſoll/ nicht nur durch den Pylades aus Ci- licien/ und den Bathyll von Alexandria nach Rom gebracht; ſondern wie bey denen an- dern Voͤlckern/ alſo auch in Deutſchland ziem- lich gemein worden war. Wiewol die Deut- ſchen ſelbſt dieſe Taͤntze als allzu weibiſch ſelten hegten/ ſondern ſie nur denen Auslaͤndern er- laubten. Denn ihre eigene Spiele waren alle

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1424[1426]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1492>, abgerufen am 23.11.2024.