Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
höher als alle erwehnte/ ja auch als des Eucra-tes Ring/ darinnen des Pythischen Apollo Bild alle Heimligkeiten ihm entdeckte/ und andere zu achten seyn/ krafft welcher Timolaus alle Schwerden erheben/ durch die Lüffte flügen/ ie- derman einschläffen/ und alle Schlösser öffnen wolte. Uber diesen Worten fand Alfelsleben den Ring in einem Darme des Bäres/ welchen er mit grossen Freuden dem ihn zu sehen ver- langenden Fürsten Zeno reichte. Bey dessen erstem Anblicke er anfing: es ist dieser Ring ziemlich weit/ und zum Verlieren gar geschickt. Weil er nun so hoch geschätzt wird/ muthmaße ich/ dessen Weite werde so wohl als der Ring des dem Jupiter zu Rom geweyhten Hohen- priesters etwas sonderlichs anziehlen; in dem dieser ihn erinnerte/ daß er nichts gezwunge- nes für die Hand nehmen solte. Ja/ sagte Mar- comir/ nichts anders zielet auch dieser deutsche Ring an; daher auch kein Leibeigner solchen bey Lebens-Straffe tragen darff. Uberdiß kömmt auch dieser Ring dem erwehnten priesterlichen bey/ daß er mit keinem Steine versetzt ist. Zeno fiel ein: bey andern Völckern aber sind die eiser- nen Ringe der Leibeigenen Merckmahl/ wie die silbernen der unedlen Freyen. Wiewohl bey- de sich aus einem verborgenen Ehrgeitze unter- stehen denen edlen einzugreiffen/ und unter der Farbe oder Schale des Stahles Gold zu tra- gen. Malovend antwortete: Es ist nicht ohne/ daß Eisen und Stahl dem Golde nicht zu ver- gleichen; sondern vielmehr solche Ringe von e- ben dem Metalle/ worvon insgemein die knech- tischen Fessel seyn. Mir ist auch nicht unwis- send/ daß zu Rom die ersten güldnen Ringe nur die Botschaffter/ die Raths-Herren/ und die Rathsfähigen Geschlechte/ welche nach der Can- nischen Schlacht alle ihr Gold in den gemeinen Kasten gelieffert/ hernach die Ritterlichen getra- gen/ und daher Mango aus der grossen Menge der abgenommenen güldenen Ringe zu Cartha- go die Anzahl der erschlagenen edlen Römer er- [Spaltenumbruch] wiesen habe. Durch welches Kennzeichen des Cornutus Knechte des Marius den Cornutus zu ermorden befehlichte Kriegs-Leute betrogen; indem sie unter dem Scheine ihres schon entseel- ten Herrn einer gemeinen Leiche güldne Ringe angesteckt/ und sie für des Cornutus zu Gra- be getragen. Wiewohl freylich das Recht güldne Ringe zu tragen hernach auff die Kriegs- Hauptleute/ nach diesem auff die außerlesnen Kriegs-Männer/ ferner auff die Edelleute/ wel- che viertzig tausend Sestertier in Vermögen zeigen konten/ verfiel. Ja endlich steckte Ver- res/ wiewohl mit grossem Unwillen des Römi- schen Adels/ seinem Schreiber/ Sylla seinem Schauspieler Roscius/ Käyser Julius dem un- edlen Laberius/ Balbus dem Gauckler Heren- nius Gallus/ Käyser August dem vom Pom- pejus mit der Schiffs-Flotte übergehenden Mena/ und seinem Artzte Musa einen güld- nen Ring an; also/ daß zuletzt dieses güldne Ge- schencke nur für ein Zeichen der Loßlassung aus der Dienstbarkeit angenommen ward. Nichts destoweniger ist unläugbar/ daß Pro- metheus/ welcher der Ringe Erfinder gewe- sen seyn soll/ einen eisernen getragen/ und daß bey denen Spartanern ein eiserner Ring ein Kleinod der Edlen/ zu Rom eine Zierde des Kö- nigs Numa in seinem ertztenen Bilde war/ daß bey denen alten Römern die gleich mit einer güldenen Krone im Siegs-Gepränge einzie- henden Uberwinder/ und insonderheit Cajus Marius/ als der dem König Jugurtha an sei- nen Wagen gespannet einführte/ doch ei- nen eisernen Ring am Finger truge/ ja die Römischen Gesandten in ihren Wohnungen nur eiserne ansteckten/ die Römer auch noch nur mit dergleichen ihre Bräute beschencken. Jch habe zu Rom selbst zu der Zeit/ als Käyser August das Volck in zehn und zehn abtheil- te/ die Richter in ansehnlicher Zahl sitzen/ und in der meisten Händen keine andere als eiser- ne Ringe gesehen/ und hat man mich verst- chert/ N 2
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
hoͤher als alle erwehnte/ ja auch als des Eucra-tes Ring/ darinnen des Pythiſchen Apollo Bild alle Heimligkeiten ihm entdeckte/ und andere zu achten ſeyn/ krafft welcher Timolaus alle Schwerden erheben/ durch die Luͤffte fluͤgen/ ie- derman einſchlaͤffen/ und alle Schloͤſſer oͤffnen wolte. Uber dieſen Worten fand Alfelsleben den Ring in einem Darme des Baͤres/ welchen er mit groſſen Freuden dem ihn zu ſehen ver- langenden Fuͤrſten Zeno reichte. Bey deſſen erſtem Anblicke er anfing: es iſt dieſer Ring ziemlich weit/ und zum Verlieren gar geſchickt. Weil er nun ſo hoch geſchaͤtzt wird/ muthmaße ich/ deſſen Weite werde ſo wohl als der Ring des dem Jupiter zu Rom geweyhten Hohen- prieſters etwas ſonderlichs anziehlen; in dem dieſer ihn erinnerte/ daß er nichts gezwunge- nes fuͤr die Hand nehmen ſolte. Ja/ ſagte Mar- comir/ nichts anders zielet auch dieſer deutſche Ring an; daher auch kein Leibeigner ſolchen bey Lebens-Straffe tragen darff. Uberdiß koͤmmt auch dieſer Ring dem erwehnten prieſterlichen bey/ daß er mit keinem Steine verſetzt iſt. Zeno fiel ein: bey andern Voͤlckern aber ſind die eiſer- nen Ringe der Leibeigenen Merckmahl/ wie die ſilbernen der unedlen Freyen. Wiewohl bey- de ſich aus einem verborgenen Ehrgeitze unter- ſtehen denen edlen einzugreiffen/ und unter der Farbe oder Schale des Stahles Gold zu tra- gen. Malovend antwortete: Es iſt nicht ohne/ daß Eiſen und Stahl dem Golde nicht zu ver- gleichen; ſondern vielmehr ſolche Ringe von e- ben dem Metalle/ worvon insgemein die knech- tiſchen Feſſel ſeyn. Mir iſt auch nicht unwiſ- ſend/ daß zu Rom die erſten guͤldnen Ringe nur die Botſchaffter/ die Raths-Herren/ und die Rathsfaͤhigen Geſchlechte/ welche nach der Can- niſchen Schlacht alle ihr Gold in den gemeinen Kaſten gelieffert/ hernach die Ritterlichen getra- gen/ und daher Mango aus der groſſen Menge der abgenommenen guͤldenen Ringe zu Cartha- go die Anzahl der erſchlagenen edlen Roͤmer er- [Spaltenumbruch] wieſen habe. Durch welches Kennzeichen des Cornutus Knechte des Marius den Cornutus zu ermorden befehlichte Kriegs-Leute betrogen; indem ſie unter dem Scheine ihres ſchon entſeel- ten Herrn einer gemeinen Leiche guͤldne Ringe angeſteckt/ und ſie fuͤr des Cornutus zu Gra- be getragen. Wiewohl freylich das Recht guͤldne Ringe zu tragen hernach auff die Kriegs- Hauptleute/ nach dieſem auff die außerleſnen Kriegs-Maͤnner/ ferner auff die Edelleute/ wel- che viertzig tauſend Seſtertier in Vermoͤgen zeigen konten/ verfiel. Ja endlich ſteckte Ver- res/ wiewohl mit groſſem Unwillen des Roͤmi- ſchen Adels/ ſeinem Schreiber/ Sylla ſeinem Schauſpieler Roſcius/ Kaͤyſer Julius dem un- edlen Laberius/ Balbus dem Gauckler Heren- nius Gallus/ Kaͤyſer Auguſt dem vom Pom- pejus mit der Schiffs-Flotte uͤbergehenden Mena/ und ſeinem Artzte Muſa einen guͤld- nen Ring an; alſo/ daß zuletzt dieſes guͤldne Ge- ſchencke nur fuͤr ein Zeichen der Loßlaſſung aus der Dienſtbarkeit angenommen ward. Nichts deſtoweniger iſt unlaͤugbar/ daß Pro- metheus/ welcher der Ringe Erfinder gewe- ſen ſeyn ſoll/ einen eiſernen getragen/ und daß bey denen Spartanern ein eiſerner Ring ein Kleinod der Edlen/ zu Rom eine Zierde des Koͤ- nigs Numa in ſeinem ertztenen Bilde war/ daß bey denen alten Roͤmern die gleich mit einer guͤldenen Krone im Siegs-Gepraͤnge einzie- henden Uberwinder/ und inſonderheit Cajus Marius/ als der dem Koͤnig Jugurtha an ſei- nen Wagen geſpannet einfuͤhrte/ doch ei- nen eiſernen Ring am Finger truge/ ja die Roͤmiſchen Geſandten in ihren Wohnungen nur eiſerne anſteckten/ die Roͤmer auch noch nur mit dergleichen ihre Braͤute beſchencken. Jch habe zu Rom ſelbſt zu der Zeit/ als Kaͤyſer Auguſt das Volck in zehn und zehn abtheil- te/ die Richter in anſehnlicher Zahl ſitzen/ und in der meiſten Haͤnden keine andere als eiſer- ne Ringe geſehen/ und hat man mich verſt- chert/ N 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0149" n="99"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/> hoͤher als alle erwehnte/ ja auch als des Eucra-<lb/> tes Ring/ darinnen des Pythiſchen Apollo Bild<lb/> alle Heimligkeiten ihm entdeckte/ und andere<lb/> zu achten ſeyn/ krafft welcher Timolaus alle<lb/> Schwerden erheben/ durch die Luͤffte fluͤgen/ ie-<lb/> derman einſchlaͤffen/ und alle Schloͤſſer oͤffnen<lb/> wolte. Uber dieſen Worten fand Alfelsleben<lb/> den Ring in einem Darme des Baͤres/ welchen<lb/> er mit groſſen Freuden dem ihn zu ſehen ver-<lb/> langenden Fuͤrſten Zeno reichte. Bey deſſen<lb/> erſtem Anblicke er anfing: es iſt dieſer Ring<lb/> ziemlich weit/ und zum Verlieren gar geſchickt.<lb/> Weil er nun ſo hoch geſchaͤtzt wird/ muthmaße<lb/> ich/ deſſen Weite werde ſo wohl als der Ring<lb/> des dem Jupiter zu Rom geweyhten Hohen-<lb/> prieſters etwas ſonderlichs anziehlen; in dem<lb/> dieſer ihn erinnerte/ daß er nichts gezwunge-<lb/> nes fuͤr die Hand nehmen ſolte. Ja/ ſagte Mar-<lb/> comir/ nichts anders zielet auch dieſer deutſche<lb/> Ring an; daher auch kein Leibeigner ſolchen bey<lb/> Lebens-Straffe tragen darff. Uberdiß koͤmmt<lb/> auch dieſer Ring dem erwehnten prieſterlichen<lb/> bey/ daß er mit keinem Steine verſetzt iſt. Zeno<lb/> fiel ein: bey andern Voͤlckern aber ſind die eiſer-<lb/> nen Ringe der Leibeigenen Merckmahl/ wie die<lb/> ſilbernen der unedlen Freyen. Wiewohl bey-<lb/> de ſich aus einem verborgenen Ehrgeitze unter-<lb/> ſtehen denen edlen einzugreiffen/ und unter der<lb/> Farbe oder Schale des Stahles Gold zu tra-<lb/> gen. Malovend antwortete: Es iſt nicht ohne/<lb/> daß Eiſen und Stahl dem Golde nicht zu ver-<lb/> gleichen; ſondern vielmehr ſolche Ringe von e-<lb/> ben dem Metalle/ worvon insgemein die knech-<lb/> tiſchen Feſſel ſeyn. Mir iſt auch nicht unwiſ-<lb/> ſend/ daß zu Rom die erſten guͤldnen Ringe nur<lb/> die Botſchaffter/ die Raths-Herren/ und die<lb/> Rathsfaͤhigen Geſchlechte/ welche nach der Can-<lb/> niſchen Schlacht alle ihr Gold in den gemeinen<lb/> Kaſten gelieffert/ hernach die Ritterlichen getra-<lb/> gen/ und daher Mango aus der groſſen Menge<lb/> der abgenommenen guͤldenen Ringe zu Cartha-<lb/> go die Anzahl der erſchlagenen edlen Roͤmer er-<lb/><cb/> wieſen habe. Durch welches Kennzeichen des<lb/> Cornutus Knechte des Marius den Cornutus<lb/> zu ermorden befehlichte Kriegs-Leute betrogen;<lb/> indem ſie unter dem Scheine ihres ſchon entſeel-<lb/> ten Herrn einer gemeinen Leiche guͤldne Ringe<lb/> angeſteckt/ und ſie fuͤr des Cornutus zu Gra-<lb/> be getragen. Wiewohl freylich das Recht<lb/> guͤldne Ringe zu tragen hernach auff die Kriegs-<lb/> Hauptleute/ nach dieſem auff die außerleſnen<lb/> Kriegs-Maͤnner/ ferner auff die Edelleute/ wel-<lb/> che viertzig tauſend Seſtertier in Vermoͤgen<lb/> zeigen konten/ verfiel. Ja endlich ſteckte Ver-<lb/> res/ wiewohl mit groſſem Unwillen des Roͤmi-<lb/> ſchen Adels/ ſeinem Schreiber/ Sylla ſeinem<lb/> Schauſpieler Roſcius/ Kaͤyſer Julius dem un-<lb/> edlen Laberius/ Balbus dem Gauckler Heren-<lb/> nius Gallus/ Kaͤyſer Auguſt dem vom Pom-<lb/> pejus mit der Schiffs-Flotte uͤbergehenden<lb/> Mena/ und ſeinem Artzte Muſa einen guͤld-<lb/> nen Ring an; alſo/ daß zuletzt dieſes guͤldne Ge-<lb/> ſchencke nur fuͤr ein Zeichen der Loßlaſſung<lb/> aus der Dienſtbarkeit angenommen ward.<lb/> Nichts deſtoweniger iſt unlaͤugbar/ daß Pro-<lb/> metheus/ welcher der Ringe Erfinder gewe-<lb/> ſen ſeyn ſoll/ einen eiſernen getragen/ und daß<lb/> bey denen Spartanern ein eiſerner Ring ein<lb/> Kleinod der Edlen/ zu Rom eine Zierde des Koͤ-<lb/> nigs Numa in ſeinem ertztenen Bilde war/ daß<lb/> bey denen alten Roͤmern die gleich mit einer<lb/> guͤldenen Krone im Siegs-Gepraͤnge einzie-<lb/> henden Uberwinder/ und inſonderheit Cajus<lb/> Marius/ als der dem Koͤnig Jugurtha an ſei-<lb/> nen Wagen geſpannet einfuͤhrte/ doch ei-<lb/> nen eiſernen Ring am Finger truge/ ja die<lb/> Roͤmiſchen Geſandten in ihren Wohnungen<lb/> nur eiſerne anſteckten/ die Roͤmer auch noch nur<lb/> mit dergleichen ihre Braͤute beſchencken. Jch<lb/> habe zu Rom ſelbſt zu der Zeit/ als Kaͤyſer<lb/> Auguſt das Volck in zehn und zehn abtheil-<lb/> te/ die Richter in anſehnlicher Zahl ſitzen/ und<lb/> in der meiſten Haͤnden keine andere als eiſer-<lb/> ne Ringe geſehen/ und hat man mich verſt-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><fw place="bottom" type="catch">chert/</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0149]
Arminius und Thußnelda.
hoͤher als alle erwehnte/ ja auch als des Eucra-
tes Ring/ darinnen des Pythiſchen Apollo Bild
alle Heimligkeiten ihm entdeckte/ und andere
zu achten ſeyn/ krafft welcher Timolaus alle
Schwerden erheben/ durch die Luͤffte fluͤgen/ ie-
derman einſchlaͤffen/ und alle Schloͤſſer oͤffnen
wolte. Uber dieſen Worten fand Alfelsleben
den Ring in einem Darme des Baͤres/ welchen
er mit groſſen Freuden dem ihn zu ſehen ver-
langenden Fuͤrſten Zeno reichte. Bey deſſen
erſtem Anblicke er anfing: es iſt dieſer Ring
ziemlich weit/ und zum Verlieren gar geſchickt.
Weil er nun ſo hoch geſchaͤtzt wird/ muthmaße
ich/ deſſen Weite werde ſo wohl als der Ring
des dem Jupiter zu Rom geweyhten Hohen-
prieſters etwas ſonderlichs anziehlen; in dem
dieſer ihn erinnerte/ daß er nichts gezwunge-
nes fuͤr die Hand nehmen ſolte. Ja/ ſagte Mar-
comir/ nichts anders zielet auch dieſer deutſche
Ring an; daher auch kein Leibeigner ſolchen bey
Lebens-Straffe tragen darff. Uberdiß koͤmmt
auch dieſer Ring dem erwehnten prieſterlichen
bey/ daß er mit keinem Steine verſetzt iſt. Zeno
fiel ein: bey andern Voͤlckern aber ſind die eiſer-
nen Ringe der Leibeigenen Merckmahl/ wie die
ſilbernen der unedlen Freyen. Wiewohl bey-
de ſich aus einem verborgenen Ehrgeitze unter-
ſtehen denen edlen einzugreiffen/ und unter der
Farbe oder Schale des Stahles Gold zu tra-
gen. Malovend antwortete: Es iſt nicht ohne/
daß Eiſen und Stahl dem Golde nicht zu ver-
gleichen; ſondern vielmehr ſolche Ringe von e-
ben dem Metalle/ worvon insgemein die knech-
tiſchen Feſſel ſeyn. Mir iſt auch nicht unwiſ-
ſend/ daß zu Rom die erſten guͤldnen Ringe nur
die Botſchaffter/ die Raths-Herren/ und die
Rathsfaͤhigen Geſchlechte/ welche nach der Can-
niſchen Schlacht alle ihr Gold in den gemeinen
Kaſten gelieffert/ hernach die Ritterlichen getra-
gen/ und daher Mango aus der groſſen Menge
der abgenommenen guͤldenen Ringe zu Cartha-
go die Anzahl der erſchlagenen edlen Roͤmer er-
wieſen habe. Durch welches Kennzeichen des
Cornutus Knechte des Marius den Cornutus
zu ermorden befehlichte Kriegs-Leute betrogen;
indem ſie unter dem Scheine ihres ſchon entſeel-
ten Herrn einer gemeinen Leiche guͤldne Ringe
angeſteckt/ und ſie fuͤr des Cornutus zu Gra-
be getragen. Wiewohl freylich das Recht
guͤldne Ringe zu tragen hernach auff die Kriegs-
Hauptleute/ nach dieſem auff die außerleſnen
Kriegs-Maͤnner/ ferner auff die Edelleute/ wel-
che viertzig tauſend Seſtertier in Vermoͤgen
zeigen konten/ verfiel. Ja endlich ſteckte Ver-
res/ wiewohl mit groſſem Unwillen des Roͤmi-
ſchen Adels/ ſeinem Schreiber/ Sylla ſeinem
Schauſpieler Roſcius/ Kaͤyſer Julius dem un-
edlen Laberius/ Balbus dem Gauckler Heren-
nius Gallus/ Kaͤyſer Auguſt dem vom Pom-
pejus mit der Schiffs-Flotte uͤbergehenden
Mena/ und ſeinem Artzte Muſa einen guͤld-
nen Ring an; alſo/ daß zuletzt dieſes guͤldne Ge-
ſchencke nur fuͤr ein Zeichen der Loßlaſſung
aus der Dienſtbarkeit angenommen ward.
Nichts deſtoweniger iſt unlaͤugbar/ daß Pro-
metheus/ welcher der Ringe Erfinder gewe-
ſen ſeyn ſoll/ einen eiſernen getragen/ und daß
bey denen Spartanern ein eiſerner Ring ein
Kleinod der Edlen/ zu Rom eine Zierde des Koͤ-
nigs Numa in ſeinem ertztenen Bilde war/ daß
bey denen alten Roͤmern die gleich mit einer
guͤldenen Krone im Siegs-Gepraͤnge einzie-
henden Uberwinder/ und inſonderheit Cajus
Marius/ als der dem Koͤnig Jugurtha an ſei-
nen Wagen geſpannet einfuͤhrte/ doch ei-
nen eiſernen Ring am Finger truge/ ja die
Roͤmiſchen Geſandten in ihren Wohnungen
nur eiſerne anſteckten/ die Roͤmer auch noch nur
mit dergleichen ihre Braͤute beſchencken. Jch
habe zu Rom ſelbſt zu der Zeit/ als Kaͤyſer
Auguſt das Volck in zehn und zehn abtheil-
te/ die Richter in anſehnlicher Zahl ſitzen/ und
in der meiſten Haͤnden keine andere als eiſer-
ne Ringe geſehen/ und hat man mich verſt-
chert/
N 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/149 |
Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/149>, abgerufen am 16.07.2024. |