Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] Thiere Näherung schon/ ehe sie sie zu Gesichte be-
kommen/ angedeutet/ weil die Natur beyden einen
unversöhnlichen Haß eingepflantzt. Die aus-
ländischen Fürsten wolten etliche von den Brit-
tannischen Tocken auff sie loß lassen; Malovend
aber meinte/ es wäre an einer genug. Denn an
den andern Bär würde sich wohl ein einiger Jä-
ger machen. Der loßgelaßne Hund griff als-
bald den grösten Bär an/ und machte ihm so
viel zu schaffen/ daß er sich für ihm auff einen
Eichbaum flüchtete; nach welchen sie hernach
mit Pfeilen so lange zum Ziele schossen/ biß
er nach vielen empfangenen Wunden herab
fiel. Den andern Bär aber griff Alfelsleben/
ein von Fußauff gewaffneter Cattischer Edel-
mann des Fürsten Adgandesters/ an; gegen
welchen sich der Bär aufflehnte/ und als er ihn
mit den fördern Klauen umarmete/ fiel der Jä-
ger mit allem Fleiß zurücke/ und stach ihm ein
Messer durch den Bauch ins Hertze/ daß er ü-
ber ihm steintodt liegen blieb. Ehe sich aber die-
ser unter dem Bären herfürweltzte/ fing der ihn
begleitende Hund erbärmlich an zu winseln/ fiel
den todten Bären auffs grimmigste an/ und als
dieser sich nicht regte/ stürtzte sich der Hund in
den nechsten See/ hätte sich auch darinnen vor-
sätzlich ersäuffet/ wenn nicht der hinzu lauffende
Jäger durch sein Zuruffen ihn davon abwen-
dig gemacht hätte. Sie verwunderten sich al-
le über dieser Begebniß/ und sagte Rhemetal-
ces/ daß es doch kein ander Thier an Liebe und
Treue gegen den Menschen den Hunden gleich
thäte. Man hätte mehr als tausend berühmte
Beyspiele/ daß sie für ihre Herren biß in Tod ge-
fochten/ auch nach etlichen Jahren ihre Mörder
angefallen und entdeckt hätten. Ja des Eu-
polites Hund wäre über seinen Absterben er-
hungert/ des Xantippus wäre seinem Schif-
fe so lange nachgeschwommen/ biß er ersoffen/
des letzten Darius Hund wäre sein einiger
Todes-Gefärthe gewest/ des Lysimachus und
Pyrrhus hätten sich in ihre brennenden Holtz-
Stöße gestürtzet.

[Spaltenumbruch]

Die Verzweiffelung dieses getreuen Hundes
war kaum vorbey/ als Alfelsleben/ der den Bär in
Eil ausgeweidet hatte/ keine geringe Bestürtzung
von sich blicken ließ. Wie nun dieser dem Jäger-
meister den Verlust seines eisernen Ringes/ als
die Ursache seiner Bekümmernis andeutete/ zo-
he Zeno einen köstlichen mit Diamanten versetz-
ten Ring vom Finger/ und reichte selbten diesem
Cattischen Edelmanne/ um dardurch seinen
Schaden zu ergäntzen. Alfelsleben bezeugte
gegen dieser Fürstlichen Freygebigkeit die höff-
lichste Demut/ und weigerte sich dieses Geschen-
cke anzunehmen/ anziehende/ daß der Werth
seines verlohrnen eisernen Ringes durch keinen
andern/ auch durch den mit einem köstlichen
Opal versetzten Ring nicht ersetzt werden könte/
welchen der Rathsherr Monius gehabt/ und so
hoch geachtet/ daß er sich lieber damit ins Elend
verjagen lassen/ als solchen dem geitzigen Anto-
nius abtreten wollen; noch auch um denselben
Ring/ um dessen Kauff zwischen dem Cöpio und
Drusus eine Todt-Feindschafft und ein schreck-
licher Krieg erwachsen. Rhemetalces fing an:
in was denn die Kostbarkeit dieses Ringes be-
standen/ weil selbter nur für eisern angegeben
würde? Ob selbter eine geheime Krafft wie der-
selbe Ring in sich gehabt habe/ welchen der Kö-
nigliche Hirte Gyges in einer Höle einer in ei-
nem ertztenen Pferde verwahrten Leiche abge-
zogen; sich damit als wie des Pluto oder der Höl-
le Helm ebenfals die Krafft gehabt haben soll/
unsichtbar und zum Könige in Lydien gemacht
hätte? oder ob dieser Ring den Alfelsleben/ wie
des Phecensischen Fürsten zwey Ringe/ durch
ihren Klang erinnert hätten: Ob er diß oder
jenes thun oder lassen solte? Alfesleben/ wel-
cher in dem Eingeweide des Bären seinen Ring
bekümmert suchte/ gleichwohlaber das eine Ohr
bey dem Gespräche dieser Fürsten hatte/ ant-
wortete: Wo die Anreitzung der Tugend et-
was bessers/ als die betrügerischen Künste der
Zauberey wäre/ würde sein Ring zweiffelsfrey

hö-

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] Thiere Naͤherung ſchon/ ehe ſie ſie zu Geſichte be-
kom̃en/ angedeutet/ weil die Natur beyden einen
unverſoͤhnlichen Haß eingepflantzt. Die aus-
laͤndiſchen Fuͤrſten wolten etliche von den Brit-
tanniſchen Tocken auff ſie loß laſſen; Malovend
aber meinte/ es waͤre an einer genug. Denn an
den andern Baͤr wuͤrde ſich wohl ein einigeꝛ Jaͤ-
ger machen. Der loßgelaßne Hund griff als-
bald den groͤſten Baͤr an/ und machte ihm ſo
viel zu ſchaffen/ daß er ſich fuͤr ihm auff einen
Eichbaum fluͤchtete; nach welchen ſie hernach
mit Pfeilen ſo lange zum Ziele ſchoſſen/ biß
er nach vielen empfangenen Wunden herab
fiel. Den andern Baͤr aber griff Alfelsleben/
ein von Fußauff gewaffneter Cattiſcher Edel-
mann des Fuͤrſten Adgandeſters/ an; gegen
welchen ſich der Baͤr aufflehnte/ und als er ihn
mit den foͤrdern Klauen umarmete/ fiel der Jaͤ-
ger mit allem Fleiß zuruͤcke/ und ſtach ihm ein
Meſſer durch den Bauch ins Hertze/ daß er uͤ-
ber ihm ſteintodt liegen blieb. Ehe ſich aber die-
ſer unter dem Baͤren herfuͤrweltzte/ fing der ihn
begleitende Hund erbaͤrmlich an zu winſeln/ fiel
den todten Baͤren auffs grimmigſte an/ und als
dieſer ſich nicht regte/ ſtuͤrtzte ſich der Hund in
den nechſten See/ haͤtte ſich auch darinnen vor-
ſaͤtzlich erſaͤuffet/ wenn nicht der hinzu lauffende
Jaͤger durch ſein Zuruffen ihn davon abwen-
dig gemacht haͤtte. Sie verwunderten ſich al-
le uͤber dieſer Begebniß/ und ſagte Rhemetal-
ces/ daß es doch kein ander Thier an Liebe und
Treue gegen den Menſchen den Hunden gleich
thaͤte. Man haͤtte mehr als tauſend beruͤhmte
Beyſpiele/ daß ſie fuͤr ihre Herren biß in Tod ge-
fochten/ auch nach etlichen Jahren ihre Moͤrder
angefallen und entdeckt haͤtten. Ja des Eu-
polites Hund waͤre uͤber ſeinen Abſterben er-
hungert/ des Xantippus waͤre ſeinem Schif-
fe ſo lange nachgeſchwommen/ biß er erſoffen/
des letzten Darius Hund waͤre ſein einiger
Todes-Gefaͤrthe geweſt/ des Lyſimachus und
Pyrrhus haͤtten ſich in ihre brennenden Holtz-
Stoͤße geſtuͤrtzet.

[Spaltenumbruch]

Die Verzweiffelung dieſes getreuen Hundes
war kaum vorbey/ als Alfelsleben/ deꝛ den Baͤꝛ in
Eil ausgeweidet hatte/ keine geringe Beſtuͤꝛtzung
von ſich blicken ließ. Wie nun dieſer dem Jaͤger-
meiſter den Verluſt ſeines eiſernen Ringes/ als
die Urſache ſeiner Bekuͤmmernis andeutete/ zo-
he Zeno einen koͤſtlichen mit Diamanten verſetz-
ten Ring vom Finger/ und reichte ſelbten dieſem
Cattiſchen Edelmanne/ um dardurch ſeinen
Schaden zu ergaͤntzen. Alfelsleben bezeugte
gegen dieſer Fuͤrſtlichen Freygebigkeit die hoͤff-
lichſte Demut/ und weigerte ſich dieſes Geſchen-
cke anzunehmen/ anziehende/ daß der Werth
ſeines verlohrnen eiſernen Ringes durch keinen
andern/ auch durch den mit einem koͤſtlichen
Opal verſetzten Ring nicht erſetzt werden koͤnte/
welchen der Rathsherr Monius gehabt/ und ſo
hoch geachtet/ daß er ſich lieber damit ins Elend
verjagen laſſen/ als ſolchen dem geitzigen Anto-
nius abtreten wollen; noch auch um denſelben
Ring/ um deſſen Kauff zwiſchen dem Coͤpio und
Druſus eine Todt-Feindſchafft und ein ſchreck-
licher Krieg erwachſen. Rhemetalces fing an:
in was denn die Koſtbarkeit dieſes Ringes be-
ſtanden/ weil ſelbter nur fuͤr eiſern angegeben
wuͤrde? Ob ſelbter eine geheime Krafft wie der-
ſelbe Ring in ſich gehabt habe/ welchen der Koͤ-
nigliche Hirte Gyges in einer Hoͤle einer in ei-
nem ertztenen Pferde verwahrten Leiche abge-
zogen; ſich damit als wie des Pluto oder der Hoͤl-
le Helm ebenfals die Krafft gehabt haben ſoll/
unſichtbar und zum Koͤnige in Lydien gemacht
haͤtte? oder ob dieſer Ring den Alfelsleben/ wie
des Phecenſiſchen Fuͤrſten zwey Ringe/ durch
ihren Klang erinnert haͤtten: Ob er diß oder
jenes thun oder laſſen ſolte? Alfesleben/ wel-
cher in dem Eingeweide des Baͤren ſeinen Ring
bekuͤmmert ſuchte/ gleichwohlaber das eine Ohr
bey dem Geſpraͤche dieſer Fuͤrſten hatte/ ant-
wortete: Wo die Anreitzung der Tugend et-
was beſſers/ als die betruͤgeriſchen Kuͤnſte der
Zauberey waͤre/ wuͤrde ſein Ring zweiffelsfrey

hoͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0148" n="98"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
Thiere Na&#x0364;herung &#x017F;chon/ ehe &#x017F;ie &#x017F;ie zu Ge&#x017F;ichte be-<lb/>
kom&#x0303;en/ angedeutet/ weil die Natur beyden einen<lb/>
unver&#x017F;o&#x0364;hnlichen Haß eingepflantzt. Die aus-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten wolten etliche von den Brit-<lb/>
tanni&#x017F;chen Tocken auff &#x017F;ie loß la&#x017F;&#x017F;en; Malovend<lb/>
aber meinte/ es wa&#x0364;re an einer genug. Denn an<lb/>
den andern Ba&#x0364;r wu&#x0364;rde &#x017F;ich wohl ein einige&#xA75B; Ja&#x0364;-<lb/>
ger machen. Der loßgelaßne Hund griff als-<lb/>
bald den gro&#x0364;&#x017F;ten Ba&#x0364;r an/ und machte ihm &#x017F;o<lb/>
viel zu &#x017F;chaffen/ daß er &#x017F;ich fu&#x0364;r ihm auff einen<lb/>
Eichbaum flu&#x0364;chtete; nach welchen &#x017F;ie hernach<lb/>
mit Pfeilen &#x017F;o lange zum Ziele &#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en/ biß<lb/>
er nach vielen empfangenen Wunden herab<lb/>
fiel. Den andern Ba&#x0364;r aber griff Alfelsleben/<lb/>
ein von Fußauff gewaffneter Catti&#x017F;cher Edel-<lb/>
mann des Fu&#x0364;r&#x017F;ten Adgande&#x017F;ters/ an; gegen<lb/>
welchen &#x017F;ich der Ba&#x0364;r aufflehnte/ und als er ihn<lb/>
mit den fo&#x0364;rdern Klauen umarmete/ fiel der Ja&#x0364;-<lb/>
ger mit allem Fleiß zuru&#x0364;cke/ und &#x017F;tach ihm ein<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;er durch den Bauch ins Hertze/ daß er u&#x0364;-<lb/>
ber ihm &#x017F;teintodt liegen blieb. Ehe &#x017F;ich aber die-<lb/>
&#x017F;er unter dem Ba&#x0364;ren herfu&#x0364;rweltzte/ fing der ihn<lb/>
begleitende Hund erba&#x0364;rmlich an zu win&#x017F;eln/ fiel<lb/>
den todten Ba&#x0364;ren auffs grimmig&#x017F;te an/ und als<lb/>
die&#x017F;er &#x017F;ich nicht regte/ &#x017F;tu&#x0364;rtzte &#x017F;ich der Hund in<lb/>
den nech&#x017F;ten See/ ha&#x0364;tte &#x017F;ich auch darinnen vor-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tzlich er&#x017F;a&#x0364;uffet/ wenn nicht der hinzu lauffende<lb/>
Ja&#x0364;ger durch &#x017F;ein Zuruffen ihn davon abwen-<lb/>
dig gemacht ha&#x0364;tte. Sie verwunderten &#x017F;ich al-<lb/>
le u&#x0364;ber die&#x017F;er Begebniß/ und &#x017F;agte Rhemetal-<lb/>
ces/ daß es doch kein ander Thier an Liebe und<lb/>
Treue gegen den Men&#x017F;chen den Hunden gleich<lb/>
tha&#x0364;te. Man ha&#x0364;tte mehr als tau&#x017F;end beru&#x0364;hmte<lb/>
Bey&#x017F;piele/ daß &#x017F;ie fu&#x0364;r ihre Herren biß in Tod ge-<lb/>
fochten/ auch nach etlichen Jahren ihre Mo&#x0364;rder<lb/>
angefallen und entdeckt ha&#x0364;tten. Ja des Eu-<lb/>
polites Hund wa&#x0364;re u&#x0364;ber &#x017F;einen Ab&#x017F;terben er-<lb/>
hungert/ des Xantippus wa&#x0364;re &#x017F;einem Schif-<lb/>
fe &#x017F;o lange nachge&#x017F;chwommen/ biß er er&#x017F;offen/<lb/>
des letzten Darius Hund wa&#x0364;re &#x017F;ein einiger<lb/>
Todes-Gefa&#x0364;rthe gewe&#x017F;t/ des Ly&#x017F;imachus und<lb/>
Pyrrhus ha&#x0364;tten &#x017F;ich in ihre brennenden Holtz-<lb/>
Sto&#x0364;ße ge&#x017F;tu&#x0364;rtzet.</p><lb/>
          <cb/>
          <p>Die Verzweiffelung die&#x017F;es getreuen Hundes<lb/>
war kaum vorbey/ als Alfelsleben/ de&#xA75B; den Ba&#x0364;&#xA75B; in<lb/>
Eil ausgeweidet hatte/ keine geringe Be&#x017F;tu&#x0364;&#xA75B;tzung<lb/>
von &#x017F;ich blicken ließ. Wie nun die&#x017F;er dem Ja&#x0364;ger-<lb/>
mei&#x017F;ter den Verlu&#x017F;t &#x017F;eines ei&#x017F;ernen Ringes/ als<lb/>
die Ur&#x017F;ache &#x017F;einer Beku&#x0364;mmernis andeutete/ zo-<lb/>
he Zeno einen ko&#x0364;&#x017F;tlichen mit Diamanten ver&#x017F;etz-<lb/>
ten Ring vom Finger/ und reichte &#x017F;elbten die&#x017F;em<lb/>
Catti&#x017F;chen Edelmanne/ um dardurch &#x017F;einen<lb/>
Schaden zu erga&#x0364;ntzen. Alfelsleben bezeugte<lb/>
gegen die&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Freygebigkeit die ho&#x0364;ff-<lb/>
lich&#x017F;te Demut/ und weigerte &#x017F;ich die&#x017F;es Ge&#x017F;chen-<lb/>
cke anzunehmen/ anziehende/ daß der Werth<lb/>
&#x017F;eines verlohrnen ei&#x017F;ernen Ringes durch keinen<lb/>
andern/ auch durch den mit einem ko&#x0364;&#x017F;tlichen<lb/>
Opal ver&#x017F;etzten Ring nicht er&#x017F;etzt werden ko&#x0364;nte/<lb/>
welchen der Rathsherr Monius gehabt/ und &#x017F;o<lb/>
hoch geachtet/ daß er &#x017F;ich lieber damit ins Elend<lb/>
verjagen la&#x017F;&#x017F;en/ als &#x017F;olchen dem geitzigen Anto-<lb/>
nius abtreten wollen; noch auch um den&#x017F;elben<lb/>
Ring/ um de&#x017F;&#x017F;en Kauff zwi&#x017F;chen dem Co&#x0364;pio und<lb/>
Dru&#x017F;us eine Todt-Feind&#x017F;chafft und ein &#x017F;chreck-<lb/>
licher Krieg erwach&#x017F;en. Rhemetalces fing an:<lb/>
in was denn die Ko&#x017F;tbarkeit die&#x017F;es Ringes be-<lb/>
&#x017F;tanden/ weil &#x017F;elbter nur fu&#x0364;r ei&#x017F;ern angegeben<lb/>
wu&#x0364;rde? Ob &#x017F;elbter eine geheime Krafft wie der-<lb/>
&#x017F;elbe Ring in &#x017F;ich gehabt habe/ welchen der Ko&#x0364;-<lb/>
nigliche Hirte Gyges in einer Ho&#x0364;le einer in ei-<lb/>
nem ertztenen Pferde verwahrten Leiche abge-<lb/>
zogen; &#x017F;ich damit als wie des Pluto oder der Ho&#x0364;l-<lb/>
le Helm ebenfals die Krafft gehabt haben &#x017F;oll/<lb/>
un&#x017F;ichtbar und zum Ko&#x0364;nige in Lydien gemacht<lb/>
ha&#x0364;tte? oder ob die&#x017F;er Ring den Alfelsleben/ wie<lb/>
des Phecen&#x017F;i&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten zwey Ringe/ durch<lb/>
ihren Klang erinnert ha&#x0364;tten: Ob er diß oder<lb/>
jenes thun oder la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte? Alfesleben/ wel-<lb/>
cher in dem Eingeweide des Ba&#x0364;ren &#x017F;einen Ring<lb/>
beku&#x0364;mmert &#x017F;uchte/ gleichwohlaber das eine Ohr<lb/>
bey dem Ge&#x017F;pra&#x0364;che die&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;ten hatte/ ant-<lb/>
wortete: Wo die Anreitzung der Tugend et-<lb/>
was be&#x017F;&#x017F;ers/ als die betru&#x0364;geri&#x017F;chen Ku&#x0364;n&#x017F;te der<lb/>
Zauberey wa&#x0364;re/ wu&#x0364;rde &#x017F;ein Ring zweiffelsfrey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ho&#x0364;-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0148] Anderes Buch Thiere Naͤherung ſchon/ ehe ſie ſie zu Geſichte be- kom̃en/ angedeutet/ weil die Natur beyden einen unverſoͤhnlichen Haß eingepflantzt. Die aus- laͤndiſchen Fuͤrſten wolten etliche von den Brit- tanniſchen Tocken auff ſie loß laſſen; Malovend aber meinte/ es waͤre an einer genug. Denn an den andern Baͤr wuͤrde ſich wohl ein einigeꝛ Jaͤ- ger machen. Der loßgelaßne Hund griff als- bald den groͤſten Baͤr an/ und machte ihm ſo viel zu ſchaffen/ daß er ſich fuͤr ihm auff einen Eichbaum fluͤchtete; nach welchen ſie hernach mit Pfeilen ſo lange zum Ziele ſchoſſen/ biß er nach vielen empfangenen Wunden herab fiel. Den andern Baͤr aber griff Alfelsleben/ ein von Fußauff gewaffneter Cattiſcher Edel- mann des Fuͤrſten Adgandeſters/ an; gegen welchen ſich der Baͤr aufflehnte/ und als er ihn mit den foͤrdern Klauen umarmete/ fiel der Jaͤ- ger mit allem Fleiß zuruͤcke/ und ſtach ihm ein Meſſer durch den Bauch ins Hertze/ daß er uͤ- ber ihm ſteintodt liegen blieb. Ehe ſich aber die- ſer unter dem Baͤren herfuͤrweltzte/ fing der ihn begleitende Hund erbaͤrmlich an zu winſeln/ fiel den todten Baͤren auffs grimmigſte an/ und als dieſer ſich nicht regte/ ſtuͤrtzte ſich der Hund in den nechſten See/ haͤtte ſich auch darinnen vor- ſaͤtzlich erſaͤuffet/ wenn nicht der hinzu lauffende Jaͤger durch ſein Zuruffen ihn davon abwen- dig gemacht haͤtte. Sie verwunderten ſich al- le uͤber dieſer Begebniß/ und ſagte Rhemetal- ces/ daß es doch kein ander Thier an Liebe und Treue gegen den Menſchen den Hunden gleich thaͤte. Man haͤtte mehr als tauſend beruͤhmte Beyſpiele/ daß ſie fuͤr ihre Herren biß in Tod ge- fochten/ auch nach etlichen Jahren ihre Moͤrder angefallen und entdeckt haͤtten. Ja des Eu- polites Hund waͤre uͤber ſeinen Abſterben er- hungert/ des Xantippus waͤre ſeinem Schif- fe ſo lange nachgeſchwommen/ biß er erſoffen/ des letzten Darius Hund waͤre ſein einiger Todes-Gefaͤrthe geweſt/ des Lyſimachus und Pyrrhus haͤtten ſich in ihre brennenden Holtz- Stoͤße geſtuͤrtzet. Die Verzweiffelung dieſes getreuen Hundes war kaum vorbey/ als Alfelsleben/ deꝛ den Baͤꝛ in Eil ausgeweidet hatte/ keine geringe Beſtuͤꝛtzung von ſich blicken ließ. Wie nun dieſer dem Jaͤger- meiſter den Verluſt ſeines eiſernen Ringes/ als die Urſache ſeiner Bekuͤmmernis andeutete/ zo- he Zeno einen koͤſtlichen mit Diamanten verſetz- ten Ring vom Finger/ und reichte ſelbten dieſem Cattiſchen Edelmanne/ um dardurch ſeinen Schaden zu ergaͤntzen. Alfelsleben bezeugte gegen dieſer Fuͤrſtlichen Freygebigkeit die hoͤff- lichſte Demut/ und weigerte ſich dieſes Geſchen- cke anzunehmen/ anziehende/ daß der Werth ſeines verlohrnen eiſernen Ringes durch keinen andern/ auch durch den mit einem koͤſtlichen Opal verſetzten Ring nicht erſetzt werden koͤnte/ welchen der Rathsherr Monius gehabt/ und ſo hoch geachtet/ daß er ſich lieber damit ins Elend verjagen laſſen/ als ſolchen dem geitzigen Anto- nius abtreten wollen; noch auch um denſelben Ring/ um deſſen Kauff zwiſchen dem Coͤpio und Druſus eine Todt-Feindſchafft und ein ſchreck- licher Krieg erwachſen. Rhemetalces fing an: in was denn die Koſtbarkeit dieſes Ringes be- ſtanden/ weil ſelbter nur fuͤr eiſern angegeben wuͤrde? Ob ſelbter eine geheime Krafft wie der- ſelbe Ring in ſich gehabt habe/ welchen der Koͤ- nigliche Hirte Gyges in einer Hoͤle einer in ei- nem ertztenen Pferde verwahrten Leiche abge- zogen; ſich damit als wie des Pluto oder der Hoͤl- le Helm ebenfals die Krafft gehabt haben ſoll/ unſichtbar und zum Koͤnige in Lydien gemacht haͤtte? oder ob dieſer Ring den Alfelsleben/ wie des Phecenſiſchen Fuͤrſten zwey Ringe/ durch ihren Klang erinnert haͤtten: Ob er diß oder jenes thun oder laſſen ſolte? Alfesleben/ wel- cher in dem Eingeweide des Baͤren ſeinen Ring bekuͤmmert ſuchte/ gleichwohlaber das eine Ohr bey dem Geſpraͤche dieſer Fuͤrſten hatte/ ant- wortete: Wo die Anreitzung der Tugend et- was beſſers/ als die betruͤgeriſchen Kuͤnſte der Zauberey waͤre/ wuͤrde ſein Ring zweiffelsfrey hoͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/148
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/148>, abgerufen am 22.11.2024.