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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gleichsam die todten Steine rege und lebhafft.
Dahero sie die Liebe nicht nur auf der Welt den
Blumen; sondern auch allen Einflüssen der Ge-
stirne vorzüge. Alleine die gelbe Molyblume
rühmte sich ein Kind des Mercur/ und eine
Uberwinderin aller Zauber-Künste zu seyn;
welche auch den Monden aus dem Himmel zu
ziehen/ und die Sonne zu beflecken vermöchte.
Durch sie hätte Mercur Ulyssen von allen Zau-
ber-Künsten der Circe befreyet/ und also wären
ihre Kräfften so wenig mit Golde zu bezahlen/
als ihre Farbe des edelsten Ertztes Glantze was
nachgäbe. Für dieser aber meinte noch zu ge-
hen die Peonie; welche ihr aber vielmehr mit
dem Nahmen der Königs-Blume heuchelte/
und sich rühmte: daß sie nichts minder wegen
Vielheit der Blätter/ und ihrer Scharlach-
Röthe eine Königin/ als eine Tochter schattichter
Berge/ und eine Mutter der Gesundheit wäre.
Daher die Artzney-Kunst nicht weniger von ihr/
als ihrem Bruder dem eben diesen Nahmen
führenden Steine/ der die Weiber fruchtbar
machte/ und die Geburt erleichterte/ einen Ti-
tel geborgt hätte. Hierwider aber sätzte sich der
Sonnen-Wirbel; als welchem ein unbenehm-
liches Vorrecht geben solte: daß er durch eine
verborgene Zuneigung einr richtige Sonnen-
Uhr/ und eine beseelte Leiche der verliebten Cly-
tie abgäbe; also auch bey wölckichtem Himmel
niemals sein Ziel der güldenen Sonne fehlen
könte; des Nachts aber aus einer traurigen
Sehnsucht die Blume gantz zusammen züge.
Erhätte die Eigenschafft den gifftigen Schlan-
gen und Scorpionen zu widerstehen/ und die
Ameissen zu tödten. Uber dis stritten für sei-
nen Obsieg die niemals verwelckenden Blätter;
da fast alle andere früh in der Wiege liegende
Blumen/ des Abends schon in Sarch kämen.
Da aber die Verwandschafft einiges Vorrecht
geben könte/ hätte er einen verschwiste ten Stein/
der von der Natur mit blutigen Sternen be-
sämt wäre/ der der Sonne einen Spiegel ab-
[Spaltenumbruch] gäbe/ ihre Finsternüsse zeigte/ im Wasser ihre
Strahlen erhöhete/ und den Zauberern zur Un-
sichtbarkeit diente. Allein auch diesem wolte
sich das Stern-Kraut fürzücken/ weil selbtes
auch die Finsternüs der Nacht zu bemeistern/
und dardurch dem Gestirne gleich zu werden
wüste. Endlich warf sich auch die Blume
der welschen Bärenklau für eine Königin auf;
und rühmte ihre Schönheit daher: daß die
fürtreflichsten Bildhauer ihre zierlichen Blät-
ter in die köstlichsten Marmel- und Ertzt-Seu-
len einätzten.

Nichts minder gieng der Krieg unter den
Herbst-Blumen an. Denn die Damascenische
Musch-Blume meinte: daß ihre Farbe ein
Ebenbild der Keuschheit/ ihr Geruch aber der
Kern des wolrüchenden Musches wäre. Die
Griechische Aloe rühmte nichts minder ihre
Gestalt/ als den bittern Safft ihrer Wurtzel
wegen seiner heilsamen Artzney-Krafft/ und
daß er durch unversehrliche Erhaltung der
Leichen die Vergängligkeit entkräfftete. Der
Jasmin hingegen rühmte sich Krafft seines
Geruches eine Seele der Entseelten; Krafft
seiner unzählbaren Blumen gleichsam ein
Briareus zu seyn; welcher mit hundert Ar-
men seine Schönheiten ausbreitete. Allein
diese vergeringerte die Mogorin-Blume/ wel-
che sich für eine Einbisamerin gantz Jndiens
hielt/ und den Jasmin/ der Gestalt nach/ zwar
für ihren Bruder erkennte/ mit einer Blume
aber ein gantz Hauß anzufüllen/ und also tau-
send Jasminen wegzustechen vermeinte. Die
preißwürdige Jucca erkennte den Jasmin und
die Mogorin zwar für ihr Geschwister/ aber
sie hätte das Recht der Erst-Geburt/ und die
Kräffte einer Blumen-Riesin. Denn sie triebe
ihren Stengel drey Füsse hoch/ und der Vor-
rath ihrer wolrüchenden Blumen machte sie
zu der reichsten unter allen Herbst-Blumer.
Jhre öfftere Fruchtbarkeit aber züge sie der nur
einmal gebährenden Atlantischen Aloe für.

Alleine
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gleichſam die todten Steine rege und lebhafft.
Dahero ſie die Liebe nicht nur auf der Welt den
Blumen; ſondeꝛn auch allen Einfluͤſſen der Ge-
ſtirne vorzuͤge. Alleine die gelbe Molyblume
ruͤhmte ſich ein Kind des Mercur/ und eine
Uberwinderin aller Zauber-Kuͤnſte zu ſeyn;
welche auch den Monden aus dem Himmel zu
ziehen/ und die Sonne zu beflecken vermoͤchte.
Durch ſie haͤtte Mercur Ulyſſen von allen Zau-
ber-Kuͤnſten der Circe befreyet/ und alſo waͤren
ihre Kraͤfften ſo wenig mit Golde zu bezahlen/
als ihre Farbe des edelſten Ertztes Glantze was
nachgaͤbe. Fuͤr dieſer aber meinte noch zu ge-
hen die Peonie; welche ihr aber vielmehr mit
dem Nahmen der Koͤnigs-Blume heuchelte/
und ſich ruͤhmte: daß ſie nichts minder wegen
Vielheit der Blaͤtter/ und ihrer Scharlach-
Roͤthe eine Koͤnigin/ als eine Tochter ſchattichter
Berge/ und eine Mutter der Geſundheit waͤre.
Daher die Aꝛtzney-Kunſt nicht weniger von ihr/
als ihrem Bruder dem eben dieſen Nahmen
fuͤhrenden Steine/ der die Weiber fruchtbar
machte/ und die Geburt erleichterte/ einen Ti-
tel geborgt haͤtte. Hierwider aber ſaͤtzte ſich der
Sonnen-Wirbel; als welchem ein unbenehm-
liches Vorrecht geben ſolte: daß er durch eine
verborgene Zuneigung einꝛ richtige Sonnen-
Uhr/ und eine beſeelte Leiche der verliebten Cly-
tie abgaͤbe; alſo auch bey woͤlckichtem Himmel
niemals ſein Ziel der guͤldenen Sonne fehlen
koͤnte; des Nachts aber aus einer traurigen
Sehnſucht die Blume gantz zuſammen zuͤge.
Erhaͤtte die Eigenſchafft den gifftigen Schlan-
gen und Scorpionen zu widerſtehen/ und die
Ameiſſen zu toͤdten. Uber dis ſtritten fuͤr ſei-
nen Obſieg die niemals veꝛwelckenden Blaͤtter;
da faſt alle andere fruͤh in der Wiege liegende
Blumen/ des Abends ſchon in Sarch kaͤmen.
Da aber die Verwandſchafft einiges Vorrecht
geben koͤnte/ haͤtte er einen veꝛſchwiſte ten Stein/
der von der Natur mit blutigen Sternen be-
ſaͤmt waͤre/ der der Sonne einen Spiegel ab-
[Spaltenumbruch] gaͤbe/ ihre Finſternuͤſſe zeigte/ im Waſſer ihre
Strahlen erhoͤhete/ und den Zauberern zur Un-
ſichtbarkeit diente. Allein auch dieſem wolte
ſich das Stern-Kraut fuͤrzuͤcken/ weil ſelbtes
auch die Finſternuͤs der Nacht zu bemeiſtern/
und dardurch dem Geſtirne gleich zu werden
wuͤſte. Endlich warf ſich auch die Blume
der welſchen Baͤrenklau fuͤr eine Koͤnigin auf;
und ruͤhmte ihre Schoͤnheit daher: daß die
fuͤrtreflichſten Bildhauer ihre zierlichen Blaͤt-
ter in die koͤſtlichſten Marmel- und Ertzt-Seu-
len einaͤtzten.

Nichts minder gieng der Krieg unter den
Herbſt-Blumen an. Denn die Damaſceniſche
Muſch-Blume meinte: daß ihre Farbe ein
Ebenbild der Keuſchheit/ ihr Geruch aber der
Kern des wolruͤchenden Muſches waͤre. Die
Griechiſche Aloe ruͤhmte nichts minder ihre
Geſtalt/ als den bittern Safft ihrer Wurtzel
wegen ſeiner heilſamen Artzney-Krafft/ und
daß er durch unverſehrliche Erhaltung der
Leichen die Vergaͤngligkeit entkraͤfftete. Der
Jaſmin hingegen ruͤhmte ſich Krafft ſeines
Geruches eine Seele der Entſeelten; Krafft
ſeiner unzaͤhlbaren Blumen gleichſam ein
Briareus zu ſeyn; welcher mit hundert Ar-
men ſeine Schoͤnheiten ausbreitete. Allein
dieſe vergeringerte die Mogorin-Blume/ wel-
che ſich fuͤr eine Einbiſamerin gantz Jndiens
hielt/ und den Jaſmin/ der Geſtalt nach/ zwar
fuͤr ihren Bruder erkennte/ mit einer Blume
aber ein gantz Hauß anzufuͤllen/ und alſo tau-
ſend Jaſminen wegzuſtechen vermeinte. Die
preißwuͤrdige Jucca erkennte den Jaſmin und
die Mogorin zwar fuͤr ihr Geſchwiſter/ aber
ſie haͤtte das Recht der Erſt-Geburt/ und die
Kraͤffte einer Blumen-Rieſin. Denn ſie triebe
ihren Stengel drey Fuͤſſe hoch/ und der Vor-
rath ihrer wolruͤchenden Blumen machte ſie
zu der reichſten unter allen Herbſt-Blumer.
Jhre oͤfftere Fruchtbarkeit aber zuͤge ſie der nur
einmal gebaͤhrenden Atlantiſchen Aloe fuͤr.

Alleine
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[1389[1391]/1457] Arminius und Thußnelda. gleichſam die todten Steine rege und lebhafft. Dahero ſie die Liebe nicht nur auf der Welt den Blumen; ſondeꝛn auch allen Einfluͤſſen der Ge- ſtirne vorzuͤge. Alleine die gelbe Molyblume ruͤhmte ſich ein Kind des Mercur/ und eine Uberwinderin aller Zauber-Kuͤnſte zu ſeyn; welche auch den Monden aus dem Himmel zu ziehen/ und die Sonne zu beflecken vermoͤchte. Durch ſie haͤtte Mercur Ulyſſen von allen Zau- ber-Kuͤnſten der Circe befreyet/ und alſo waͤren ihre Kraͤfften ſo wenig mit Golde zu bezahlen/ als ihre Farbe des edelſten Ertztes Glantze was nachgaͤbe. Fuͤr dieſer aber meinte noch zu ge- hen die Peonie; welche ihr aber vielmehr mit dem Nahmen der Koͤnigs-Blume heuchelte/ und ſich ruͤhmte: daß ſie nichts minder wegen Vielheit der Blaͤtter/ und ihrer Scharlach- Roͤthe eine Koͤnigin/ als eine Tochter ſchattichter Berge/ und eine Mutter der Geſundheit waͤre. Daher die Aꝛtzney-Kunſt nicht weniger von ihr/ als ihrem Bruder dem eben dieſen Nahmen fuͤhrenden Steine/ der die Weiber fruchtbar machte/ und die Geburt erleichterte/ einen Ti- tel geborgt haͤtte. Hierwider aber ſaͤtzte ſich der Sonnen-Wirbel; als welchem ein unbenehm- liches Vorrecht geben ſolte: daß er durch eine verborgene Zuneigung einꝛ richtige Sonnen- Uhr/ und eine beſeelte Leiche der verliebten Cly- tie abgaͤbe; alſo auch bey woͤlckichtem Himmel niemals ſein Ziel der guͤldenen Sonne fehlen koͤnte; des Nachts aber aus einer traurigen Sehnſucht die Blume gantz zuſammen zuͤge. Erhaͤtte die Eigenſchafft den gifftigen Schlan- gen und Scorpionen zu widerſtehen/ und die Ameiſſen zu toͤdten. Uber dis ſtritten fuͤr ſei- nen Obſieg die niemals veꝛwelckenden Blaͤtter; da faſt alle andere fruͤh in der Wiege liegende Blumen/ des Abends ſchon in Sarch kaͤmen. Da aber die Verwandſchafft einiges Vorrecht geben koͤnte/ haͤtte er einen veꝛſchwiſte ten Stein/ der von der Natur mit blutigen Sternen be- ſaͤmt waͤre/ der der Sonne einen Spiegel ab- gaͤbe/ ihre Finſternuͤſſe zeigte/ im Waſſer ihre Strahlen erhoͤhete/ und den Zauberern zur Un- ſichtbarkeit diente. Allein auch dieſem wolte ſich das Stern-Kraut fuͤrzuͤcken/ weil ſelbtes auch die Finſternuͤs der Nacht zu bemeiſtern/ und dardurch dem Geſtirne gleich zu werden wuͤſte. Endlich warf ſich auch die Blume der welſchen Baͤrenklau fuͤr eine Koͤnigin auf; und ruͤhmte ihre Schoͤnheit daher: daß die fuͤrtreflichſten Bildhauer ihre zierlichen Blaͤt- ter in die koͤſtlichſten Marmel- und Ertzt-Seu- len einaͤtzten. Nichts minder gieng der Krieg unter den Herbſt-Blumen an. Denn die Damaſceniſche Muſch-Blume meinte: daß ihre Farbe ein Ebenbild der Keuſchheit/ ihr Geruch aber der Kern des wolruͤchenden Muſches waͤre. Die Griechiſche Aloe ruͤhmte nichts minder ihre Geſtalt/ als den bittern Safft ihrer Wurtzel wegen ſeiner heilſamen Artzney-Krafft/ und daß er durch unverſehrliche Erhaltung der Leichen die Vergaͤngligkeit entkraͤfftete. Der Jaſmin hingegen ruͤhmte ſich Krafft ſeines Geruches eine Seele der Entſeelten; Krafft ſeiner unzaͤhlbaren Blumen gleichſam ein Briareus zu ſeyn; welcher mit hundert Ar- men ſeine Schoͤnheiten ausbreitete. Allein dieſe vergeringerte die Mogorin-Blume/ wel- che ſich fuͤr eine Einbiſamerin gantz Jndiens hielt/ und den Jaſmin/ der Geſtalt nach/ zwar fuͤr ihren Bruder erkennte/ mit einer Blume aber ein gantz Hauß anzufuͤllen/ und alſo tau- ſend Jaſminen wegzuſtechen vermeinte. Die preißwuͤrdige Jucca erkennte den Jaſmin und die Mogorin zwar fuͤr ihr Geſchwiſter/ aber ſie haͤtte das Recht der Erſt-Geburt/ und die Kraͤffte einer Blumen-Rieſin. Denn ſie triebe ihren Stengel drey Fuͤſſe hoch/ und der Vor- rath ihrer wolruͤchenden Blumen machte ſie zu der reichſten unter allen Herbſt-Blumer. Jhre oͤfftere Fruchtbarkeit aber zuͤge ſie der nur einmal gebaͤhrenden Atlantiſchen Aloe fuͤr. Alleine N n n n n n n n 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1389[1391]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1457>, abgerufen am 23.11.2024.