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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] wie eitel güldene Blumen gemahlet waren.
Der Frühling hatte ein grase-grün Kleid an/ wel-
ches wie das Haupt mit hunderterley aus Seide
gestückten Frühlings-Blumen bedeckt war.
Für diesem Wagen zeigten sich fünf und zwan-
tzig weibliche/ hinter dem Wagen aber eben so
viel männliche Frühlings-Blumen; welche/
wie aller folgenden Jahres-Zeiten/ durch eine
ihrem Nahmen/ oder ihrer Farbe/ Ursprunge/
oder andern Eigenschafften anverwandte Per-
son aufgeführet wurden. Jm ersten Gliede
erschienen fünf schneeweisse wie Najaden/ oder
Göttinnen der Bäche unten blau oben weiß ge-
kleidet/ die weisse Heroldin der Sonne Levco-
thea bildete die Heroldin des Frühlings/ die
fruchtbare Antope die Kinder-zeugende Schlüs-
sel-Blume/ die in den Narciß verliebte Echo
die mit ihm an Farbe und Geruch kämpfende
Meyen-Blume/ oder Springauf/ die mit ih-
rem Sternen-Krantze geschmückte Ariadne die
Stern-Rose/ Artemisia die weisse Beyfuß-
Blume ab/ in die sie verwandelt worden. Jm
andern Gliede der wie Napeen oder Wiesen-
Nymfen unten grün-oben in Gold gekleide-
ten gelben führte Venus die aus ihren Thränen
entsprossene Anemone/ Asterie die wie sie leuch-
tende Feld-Zwiebel/ die Eyer-legende Leda die
Gänse-die Chryseis die ihr ähnliche Mooß-die
geile Pasiphäe die reitzende Schooß-Wurtz-
Blume auf. Das dritte Glied der rothen
war die Oreaden oder Berg-Nymfen unten
blau oben roth ausgeputzt. Die sich gleichsam
von den Flammen speisende Thais prangte
mit der Purper-Lilge von Susis/ Juno mit der
Blume des sie schwängernden Kuckucks. Smi-
lax stellte mit der Winde-Blume ihre Ver-
wandelung für; die flammende Aglaope die
Zinober/ und die von Golde geschwängerte
Danae das hohe Gold der Maaßblume für.
Jm vierdten Gliede kamen die nach Art der
unten grün oben blau gekleideten Nereiden
oder Meer-Göttinnen gleichsam traurig her-
[Spaltenumbruch] ein die in eine Schilfblume verwandelte Syr-
nix mit ihrer blauen Schw erdt-Lilge/ Aglaja
mit ihrer Aglay/ die in eine Kuh verwandelte
Jo mit ihrer süssen Speise der Feilge/ die
wirthliche Penelope mit ihrer Küchen-Schelle/
die für ihren Ehmann zu sterben begierige Al-
ceste mit ihrer Maß-Liebe. Das fünffte
Glied der scheckichten Frühlings-Blumen war
nach Art der Dryaden oder Wald-Göttinnen
mit bund-geblümtem Damast vielerley Farben
angethan. Die bald weinend bald lachende
Andromache bildete die zugleich freudig- und
traurigen Farben der Tulipane/ die über der
Schatten-Umarmung ihres todten Ehmanns
sterbende Laodamia die brennende Liebe/ die
von ihres ermordeten Bruders Absyrtus Blu-
te besprützte Chalciope die fleckichte Anemone
von Chalcedon/ die in Gold und Seide stü-
ckende Omphale/ die von der Natur gewürckte
Würffel-Blume/ und die eitel mit Purper ge-
krönte Aepfel-bewachende Hesperethusa die
Königs-Krone ab. Dem Frühlings-Wagen
folgten im ersten Gliede der/ wie tantzende Sa-
tyren in weiß-raucher Kleidung aufziehender
weissen Frühlings-Blumen der sich bückende
Narciß/ und der den Schnee beschämende
Hyacinth/ jener mit der Blume/ darein ihn
seine eigene/ dieser mit der/ darein seine Leiche
des Apollo Liebe verwandelt. Der weisse Bren-
nus mit seinem ihm gleichen Schwerdte/ der
zerrissene Absyrtus mit seinem Ruhrkraute/ und
Tityus mit dem Leberklee/ gleich als wenn er
seiner vom Geyer unendlich gefressenen Leber
darmit wieder zu Hülffe kommen wolte. Jm
andern Gliede der gelben/ zeigte sich in Gestalt
der hörnrichten Sylvanen oder Wald-Götter
in grün-gelber Tracht Atlas mit dem Himmel-
Schlüssel/ gleich als wenn er die Macht hätte
selbten zu öfnen/ Bacchus mit dem ihm gewied-
meten Narciß-Stengel/ Agamemnon mit
seinem Königs-Spieße/ Phaeton mit dem
ihm an statt des Zepters zugeeigneten Son-

nen-

Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] wie eitel guͤldene Blumen gemahlet waren.
Der Fꝛuͤhling hatte ein graſe-gruͤn Kleid an/ wel-
ches wie das Haupt mit hundeꝛterley aus Seide
geſtuͤckten Fruͤhlings-Blumen bedeckt war.
Fuͤr dieſem Wagen zeigten ſich fuͤnf und zwan-
tzig weibliche/ hinter dem Wagen aber eben ſo
viel maͤnnliche Fruͤhlings-Blumen; welche/
wie aller folgenden Jahres-Zeiten/ durch eine
ihrem Nahmen/ oder ihrer Farbe/ Urſprunge/
oder andern Eigenſchafften anverwandte Per-
ſon aufgefuͤhret wurden. Jm erſten Gliede
erſchienen fuͤnf ſchneeweiſſe wie Najaden/ oder
Goͤttinnen der Baͤche unten blau oben weiß ge-
kleidet/ die weiſſe Heroldin der Sonne Levco-
thea bildete die Heroldin des Fruͤhlings/ die
fruchtbaꝛe Antope die Kinder-zeugende Schluͤſ-
ſel-Blume/ die in den Narciß verliebte Echo
die mit ihm an Farbe und Geruch kaͤmpfende
Meyen-Blume/ oder Springauf/ die mit ih-
rem Sternen-Krantze geſchmuͤckte Ariadne die
Stern-Roſe/ Artemiſia die weiſſe Beyfuß-
Blume ab/ in die ſie verwandelt worden. Jm
andern Gliede der wie Napeen oder Wieſen-
Nymfen unten gruͤn-oben in Gold gekleide-
ten gelben fuͤhrte Venus die aus ihren Thraͤnen
entſproſſene Anemone/ Aſterie die wie ſie leuch-
tende Feld-Zwiebel/ die Eyer-legende Leda die
Gaͤnſe-die Chryſeis die ihr aͤhnliche Mooß-die
geile Paſiphaͤe die reitzende Schooß-Wurtz-
Blume auf. Das dritte Glied der rothen
war die Oreaden oder Berg-Nymfen unten
blau oben roth ausgeputzt. Die ſich gleichſam
von den Flammen ſpeiſende Thais prangte
mit der Purper-Lilge von Suſis/ Juno mit der
Blume des ſie ſchwaͤngernden Kuckucks. Smi-
lax ſtellte mit der Winde-Blume ihre Ver-
wandelung fuͤr; die flammende Aglaope die
Zinober/ und die von Golde geſchwaͤngerte
Danae das hohe Gold der Maaßblume fuͤr.
Jm vierdten Gliede kamen die nach Art der
unten gruͤn oben blau gekleideten Nereiden
oder Meer-Goͤttinnen gleichſam traurig her-
[Spaltenumbruch] ein die in eine Schilfblume verwandelte Syr-
nix mit ihrer blauen Schw erdt-Lilge/ Aglaja
mit ihrer Aglay/ die in eine Kuh verwandelte
Jo mit ihrer ſuͤſſen Speiſe der Feilge/ die
wirthliche Penelope mit ihrer Kuͤchen-Schelle/
die fuͤr ihren Ehmann zu ſterben begierige Al-
ceſte mit ihrer Maß-Liebe. Das fuͤnffte
Glied der ſcheckichten Fruͤhlings-Blumen war
nach Art der Dryaden oder Wald-Goͤttinnen
mit bund-gebluͤmtem Damaſt vielerley Farben
angethan. Die bald weinend bald lachende
Andromache bildete die zugleich freudig- und
traurigen Farben der Tulipane/ die uͤber der
Schatten-Umarmung ihres todten Ehmanns
ſterbende Laodamia die brennende Liebe/ die
von ihres ermordeten Bruders Abſyrtus Blu-
te beſpruͤtzte Chalciope die fleckichte Anemone
von Chalcedon/ die in Gold und Seide ſtuͤ-
ckende Omphale/ die von der Natur gewuͤrckte
Wuͤrffel-Blume/ und die eitel mit Purper ge-
kroͤnte Aepfel-bewachende Heſperethuſa die
Koͤnigs-Krone ab. Dem Fruͤhlings-Wagen
folgten im erſten Gliede der/ wie tantzende Sa-
tyren in weiß-raucher Kleidung aufziehender
weiſſen Fruͤhlings-Blumen der ſich buͤckende
Narciß/ und der den Schnee beſchaͤmende
Hyacinth/ jener mit der Blume/ darein ihn
ſeine eigene/ dieſer mit der/ darein ſeine Leiche
des Apollo Liebe verwandelt. Der weiſſe Bren-
nus mit ſeinem ihm gleichen Schwerdte/ der
zerriſſene Abſyrtus mit ſeinem Ruhrkraute/ und
Tityus mit dem Leberklee/ gleich als wenn er
ſeiner vom Geyer unendlich gefreſſenen Leber
darmit wieder zu Huͤlffe kommen wolte. Jm
andern Gliede der gelben/ zeigte ſich in Geſtalt
der hoͤrnrichten Sylvanen oder Wald-Goͤtter
in gruͤn-gelber Tracht Atlas mit dem Himmel-
Schluͤſſel/ gleich als wenn er die Macht haͤtte
ſelbten zu oͤfnen/ Bacchus mit dem ihm gewied-
meten Narciß-Stengel/ Agamemnon mit
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[1378[1380]/1446] Neuntes Buch wie eitel guͤldene Blumen gemahlet waren. Der Fꝛuͤhling hatte ein graſe-gruͤn Kleid an/ wel- ches wie das Haupt mit hundeꝛterley aus Seide geſtuͤckten Fruͤhlings-Blumen bedeckt war. Fuͤr dieſem Wagen zeigten ſich fuͤnf und zwan- tzig weibliche/ hinter dem Wagen aber eben ſo viel maͤnnliche Fruͤhlings-Blumen; welche/ wie aller folgenden Jahres-Zeiten/ durch eine ihrem Nahmen/ oder ihrer Farbe/ Urſprunge/ oder andern Eigenſchafften anverwandte Per- ſon aufgefuͤhret wurden. Jm erſten Gliede erſchienen fuͤnf ſchneeweiſſe wie Najaden/ oder Goͤttinnen der Baͤche unten blau oben weiß ge- kleidet/ die weiſſe Heroldin der Sonne Levco- thea bildete die Heroldin des Fruͤhlings/ die fruchtbaꝛe Antope die Kinder-zeugende Schluͤſ- ſel-Blume/ die in den Narciß verliebte Echo die mit ihm an Farbe und Geruch kaͤmpfende Meyen-Blume/ oder Springauf/ die mit ih- rem Sternen-Krantze geſchmuͤckte Ariadne die Stern-Roſe/ Artemiſia die weiſſe Beyfuß- Blume ab/ in die ſie verwandelt worden. Jm andern Gliede der wie Napeen oder Wieſen- Nymfen unten gruͤn-oben in Gold gekleide- ten gelben fuͤhrte Venus die aus ihren Thraͤnen entſproſſene Anemone/ Aſterie die wie ſie leuch- tende Feld-Zwiebel/ die Eyer-legende Leda die Gaͤnſe-die Chryſeis die ihr aͤhnliche Mooß-die geile Paſiphaͤe die reitzende Schooß-Wurtz- Blume auf. Das dritte Glied der rothen war die Oreaden oder Berg-Nymfen unten blau oben roth ausgeputzt. Die ſich gleichſam von den Flammen ſpeiſende Thais prangte mit der Purper-Lilge von Suſis/ Juno mit der Blume des ſie ſchwaͤngernden Kuckucks. Smi- lax ſtellte mit der Winde-Blume ihre Ver- wandelung fuͤr; die flammende Aglaope die Zinober/ und die von Golde geſchwaͤngerte Danae das hohe Gold der Maaßblume fuͤr. Jm vierdten Gliede kamen die nach Art der unten gruͤn oben blau gekleideten Nereiden oder Meer-Goͤttinnen gleichſam traurig her- ein die in eine Schilfblume verwandelte Syr- nix mit ihrer blauen Schw erdt-Lilge/ Aglaja mit ihrer Aglay/ die in eine Kuh verwandelte Jo mit ihrer ſuͤſſen Speiſe der Feilge/ die wirthliche Penelope mit ihrer Kuͤchen-Schelle/ die fuͤr ihren Ehmann zu ſterben begierige Al- ceſte mit ihrer Maß-Liebe. Das fuͤnffte Glied der ſcheckichten Fruͤhlings-Blumen war nach Art der Dryaden oder Wald-Goͤttinnen mit bund-gebluͤmtem Damaſt vielerley Farben angethan. Die bald weinend bald lachende Andromache bildete die zugleich freudig- und traurigen Farben der Tulipane/ die uͤber der Schatten-Umarmung ihres todten Ehmanns ſterbende Laodamia die brennende Liebe/ die von ihres ermordeten Bruders Abſyrtus Blu- te beſpruͤtzte Chalciope die fleckichte Anemone von Chalcedon/ die in Gold und Seide ſtuͤ- ckende Omphale/ die von der Natur gewuͤrckte Wuͤrffel-Blume/ und die eitel mit Purper ge- kroͤnte Aepfel-bewachende Heſperethuſa die Koͤnigs-Krone ab. Dem Fruͤhlings-Wagen folgten im erſten Gliede der/ wie tantzende Sa- tyren in weiß-raucher Kleidung aufziehender weiſſen Fruͤhlings-Blumen der ſich buͤckende Narciß/ und der den Schnee beſchaͤmende Hyacinth/ jener mit der Blume/ darein ihn ſeine eigene/ dieſer mit der/ darein ſeine Leiche des Apollo Liebe verwandelt. Der weiſſe Bren- nus mit ſeinem ihm gleichen Schwerdte/ der zerriſſene Abſyrtus mit ſeinem Ruhrkraute/ und Tityus mit dem Leberklee/ gleich als wenn er ſeiner vom Geyer unendlich gefreſſenen Leber darmit wieder zu Huͤlffe kommen wolte. Jm andern Gliede der gelben/ zeigte ſich in Geſtalt der hoͤrnrichten Sylvanen oder Wald-Goͤtter in gruͤn-gelber Tracht Atlas mit dem Himmel- Schluͤſſel/ gleich als wenn er die Macht haͤtte ſelbten zu oͤfnen/ Bacchus mit dem ihm gewied- meten Narciß-Stengel/ Agamemnon mit ſeinem Koͤnigs-Spieße/ Phaeton mit dem ihm an ſtatt des Zepters zugeeigneten Son- nen-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1378[1380]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1446>, abgerufen am 23.11.2024.