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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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[Spaltenumbruch] das erstere des Curio vorher mit Erschlagung
vieler tausend Menschen eingefallen war. Je-
doch hatte Adgandester nach der Anleitung des
steinernen Schau-Platzes den Statilius T[a]u-
rus aus Tiburtinischen Werckstücken dem
Käyser August zu Ehren aufgeführt/ vie[l] in sei-
nem verbessert; insonderheit: daß es nicht
kreiß-sondern zu mehrer Beque[m]ligkeit der
Zuschauer Ey-rund/ auch von e[it]el zwey- und
drey-grieffigen Eichbäumen[/] also viel fester
als des Julius erbaut war Sonst hatte es
die Höhe wie dieses/ und stiegen von denen
innersten und fürnehmsten Sitzen/ welche gegen
dem Platze mit zierlichem Drate verwahrt/ und
in gemächliche Zimmer eingetheilt waren/ dreis-
sig um und um gehende Re[y]en Bäncke heraus-
werts empor/ wormit auch die letztern alles un-
verhindert sehen konten. Diese konten funf-
zig tausend Menschen [o]hne Gedränge beher-
bergen. Der Schau-Platz hatte an denen
zwey breiten Seiten [z]wey weite Thore gegen
einander über/ aber wohl zwölff Stiegen. Zu
unterste waren Hölen/ und darinnen viel wilde
Thiere/ welche ma[n] durch eiserne Fall-Gegitter
aus und einlassen konte. Darüber waren ge-
wisse Gemächer/ welche sich auf den mitlern mit
Sande bestreuten Platz heraus drehen; und
durch derselben Zusammenfügung dem Schau-
Platze die Gestalten eines Waldes/ eines Fel-
des/ einer Wiesen und andere geben; oder auch
den Platz gar beströmen/ und nicht nur mit Fi-
schen und Wasser-Thieren/ sondern auch mit
Schiffen anfüllen konten. Ja der innere gleiche
Platz hatte in sich gewisse Hölen/ welche zur
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genblicke in sich zu verschlingen/ und über sich
wieder eine Fläche zuzuschlüssen/ oder auch aus
sich Feuer und Flammen auszuspeyen geschickt
waren. Uber diß waren auch hin und wieder
kleine Spring-Brunnen gemacht; welche
durch verborgene Röhre zwar nicht wie zu Rom
Balsam und zerlassenen Saffran; aber wohl
[Spaltenumbruch] frisches Brunn-Wasser theils zu Erfrischung
des Schau-Platzes/ theils zu Erquickung der
durstigen Ringer und Zuschauer hervor sprütz-
ten. Wiewohl bey diesem Hochzeit-Feyer der
sonst denen allzu üppigen Zärtligkeiten nicht
holde Feldherr dem Fürsten Adgandester erlaubt
hatte: daß durch gewisse Röhren von wohlrü-
chendem Rosen-Wasser ein sanfter Regen über
den gantzen Schau-Platz abtröpfeln möchte.
Die Fenster waren gleichfalls mit bund-seide-
nen Vorhängen für die Sonne beschattet;
worzu die Beute aus dem Römischen Lager
einen überflüssigen Vorrath herbey geschafft
hatte.

Das Gethöne machte den Hof/ die Stadt
und die gantze Gegend nicht allein rege/ sondern
füllte in weniger Zeit den Schau-Platz deroge-
stalt mit Zuschauern an: daß in selbtem kein
Apfel zur Erde hätte fallen können; alle
Treppen besetzt wurden/ und ihrer gleichwohl
noch viel keinen Raum fanden. Als die Gros-
sen des Hofes ihre Sitze kaum eingenommen
hatten/ öffnete sich in dem untern Schau-
Platze ein Thor; daraus kam auf einem blau-
en mit Sternen bestreueten Wagen das Ge-
schrey in eine helle Posaune blasende/ gefahren.
Diesem folgten hundert Herolden mit aller-
hand Seitenspielen; und hierauf ein auf vier
gantz niedrige Räder gesetzter viereckichter
Grund-Fuß mit einem Absatze/ darauf die
Hoffnung in einem blauen mit grünenden Oel-
Zweigen bestreuten Rocke stand/ mit der lincken
Hand sich auf einen Ancker lehnete/ in der rech-
ten eine Lilge/ auf dem Haupte auch einen
Krantz von solchen der Hoffnung gewiedmeten
Blumen und Blüthen als Vorbothen künftiger
Früchte hatte/ und von vier Luchsen/ welche mit
ihrer Scharffsichtigkeit denen Hoffenden nicht
unehnlich sind/ fortgezogen ward. Hierauf brach-
ten vier schwartze Pferde einen sechsrädrichten
Wagen geführt/ auf welcher die Beständigkeit in
einem mit unausleschlichen Sternen geblümten

Rocke

Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] das erſtere des Curio vorher mit Erſchlagung
vieler tauſend Menſchen eingefallen war. Je-
doch hatte Adgandeſter nach der Anleitung des
ſteinernen Schau-Platzes den Statilius T[a]u-
rus aus Tiburtiniſchen Werckſtuͤcken dem
Kaͤyſer Auguſt zu Ehren aufgefuͤhrt/ vie[l] in ſei-
nem verbeſſert; inſonderheit: daß es nicht
kreiß-ſondern zu mehrer Beque[m]ligkeit der
Zuſchauer Ey-rund/ auch von e[it]el zwey- und
drey-grieffigen Eichbaͤumen[/] alſo viel feſter
als des Julius erbaut war Sonſt hatte es
die Hoͤhe wie dieſes/ und ſtiegen von denen
innerſten und fuͤrnehmſten Sitzen/ welche gegen
dem Platze mit zierlichem Drate verwahrt/ und
in gemaͤchliche Zimmer eingetheilt waren/ dreiſ-
ſig um und um gehende Re[y]en Baͤncke heraus-
werts empor/ wormit auch die letztern alles un-
verhindert ſehen konten. Dieſe konten funf-
zig tauſend Menſchen [o]hne Gedraͤnge beher-
bergen. Der Schau-Platz hatte an denen
zwey breiten Seiten [z]wey weite Thore gegen
einander uͤber/ aber wohl zwoͤlff Stiegen. Zu
unterſte waren Hoͤlen/ und darinnen viel wilde
Thiere/ welche ma[n] durch eiſerne Fall-Gegitteꝛ
aus und einlaſſen konte. Daruͤber waren ge-
wiſſe Gemaͤcher/ welche ſich auf den mitlern mit
Sande beſtreuten Platz heraus drehen; und
durch derſelben Zuſammenfuͤgung dem Schau-
Platze die Geſtalten eines Waldes/ eines Fel-
des/ einer Wieſen und andere geben; oder auch
den Platz gar beſtroͤmen/ und nicht nur mit Fi-
ſchen und Waſſer-Thieren/ ſondern auch mit
Schiffen anfuͤllen kontẽ. Ja der innere gleiche
Platz hatte in ſich gewiſſe Hoͤlen/ welche zur
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genblicke in ſich zu verſchlingen/ und uͤber ſich
wieder eine Flaͤche zuzuſchluͤſſen/ oder auch aus
ſich Feuer und Flammen auszuſpeyen geſchickt
waren. Uber diß waren auch hin und wieder
kleine Spring-Brunnen gemacht; welche
durch verborgene Roͤhre zwar nicht wie zu Rom
Balſam und zerlaſſenen Saffran; aber wohl
[Spaltenumbruch] friſches Brunn-Waſſer theils zu Erfriſchung
des Schau-Platzes/ theils zu Erquickung der
durſtigen Ringer und Zuſchauer hervor ſpruͤtz-
ten. Wiewohl bey dieſem Hochzeit-Feyer der
ſonſt denen allzu uͤppigen Zaͤrtligkeiten nicht
holde Feldherr dem Fuͤrſten Adgandeſteꝛ erlaubt
hatte: daß durch gewiſſe Roͤhren von wohlruͤ-
chendem Roſen-Waſſer ein ſanfter Regen uͤber
den gantzen Schau-Platz abtroͤpfeln moͤchte.
Die Fenſter waren gleichfalls mit bund-ſeide-
nen Vorhaͤngen fuͤr die Sonne beſchattet;
worzu die Beute aus dem Roͤmiſchen Lager
einen uͤberfluͤſſigen Vorrath herbey geſchafft
hatte.

Das Gethoͤne machte den Hof/ die Stadt
und die gantze Gegend nicht allein rege/ ſondern
fuͤllte in weniger Zeit den Schau-Platz deroge-
ſtalt mit Zuſchauern an: daß in ſelbtem kein
Apfel zur Erde haͤtte fallen koͤnnen; alle
Treppen beſetzt wurden/ und ihrer gleichwohl
noch viel keinen Raum fanden. Als die Groſ-
ſen des Hofes ihre Sitze kaum eingenommen
hatten/ oͤffnete ſich in dem untern Schau-
Platze ein Thor; daraus kam auf einem blau-
en mit Sternen beſtreueten Wagen das Ge-
ſchrey in eine helle Poſaune blaſende/ gefahren.
Dieſem folgten hundert Herolden mit aller-
hand Seitenſpielen; und hierauf ein auf vier
gantz niedrige Raͤder geſetzter vieꝛeckichter
Grund-Fuß mit einem Abſatze/ darauf die
Hoffnung in einem blauen mit gruͤnenden Oel-
Zweigen beſtreuten Rocke ſtand/ mit der lincken
Hand ſich auf einen Ancker lehnete/ in der rech-
ten eine Lilge/ auf dem Haupte auch einen
Krantz von ſolchen der Hoffnung gewiedmeten
Blumen und Bluͤthen als Vorbothen kuͤnftigeꝛ
Fruͤchte hatte/ und von vier Luchſen/ welche mit
ihrer Scharffſichtigkeit denen Hoffenden nicht
unehnlich ſind/ foꝛtgezogen ward. Hierauf brach-
ten vier ſchwartze Pferde einen ſechsraͤdrichten
Wagen gefuͤhꝛt/ auf welcher die Beſtaͤndigkeit in
einem mit unausleſchlichen Sternen gebluͤmten

Rocke
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[1354[1356]/1422] Neuntes Buch das erſtere des Curio vorher mit Erſchlagung vieler tauſend Menſchen eingefallen war. Je- doch hatte Adgandeſter nach der Anleitung des ſteinernen Schau-Platzes den Statilius Tau- rus aus Tiburtiniſchen Werckſtuͤcken dem Kaͤyſer Auguſt zu Ehren aufgefuͤhrt/ viel in ſei- nem verbeſſert; inſonderheit: daß es nicht kreiß-ſondern zu mehrer Bequemligkeit der Zuſchauer Ey-rund/ auch von eitel zwey- und drey-grieffigen Eichbaͤumen/ alſo viel feſter als des Julius erbaut war Sonſt hatte es die Hoͤhe wie dieſes/ und ſtiegen von denen innerſten und fuͤrnehmſten Sitzen/ welche gegen dem Platze mit zierlichem Drate verwahrt/ und in gemaͤchliche Zimmer eingetheilt waren/ dreiſ- ſig um und um gehende Reyen Baͤncke heraus- werts empor/ wormit auch die letztern alles un- verhindert ſehen konten. Dieſe konten funf- zig tauſend Menſchen ohne Gedraͤnge beher- bergen. Der Schau-Platz hatte an denen zwey breiten Seiten zwey weite Thore gegen einander uͤber/ aber wohl zwoͤlff Stiegen. Zu unterſte waren Hoͤlen/ und darinnen viel wilde Thiere/ welche man durch eiſerne Fall-Gegitteꝛ aus und einlaſſen konte. Daruͤber waren ge- wiſſe Gemaͤcher/ welche ſich auf den mitlern mit Sande beſtreuten Platz heraus drehen; und durch derſelben Zuſammenfuͤgung dem Schau- Platze die Geſtalten eines Waldes/ eines Fel- des/ einer Wieſen und andere geben; oder auch den Platz gar beſtroͤmen/ und nicht nur mit Fi- ſchen und Waſſer-Thieren/ ſondern auch mit Schiffen anfuͤllen kontẽ. Ja der innere gleiche Platz hatte in ſich gewiſſe Hoͤlen/ welche zur Zeit alles/ was ſich darauf befand/ in einem Au- genblicke in ſich zu verſchlingen/ und uͤber ſich wieder eine Flaͤche zuzuſchluͤſſen/ oder auch aus ſich Feuer und Flammen auszuſpeyen geſchickt waren. Uber diß waren auch hin und wieder kleine Spring-Brunnen gemacht; welche durch verborgene Roͤhre zwar nicht wie zu Rom Balſam und zerlaſſenen Saffran; aber wohl friſches Brunn-Waſſer theils zu Erfriſchung des Schau-Platzes/ theils zu Erquickung der durſtigen Ringer und Zuſchauer hervor ſpruͤtz- ten. Wiewohl bey dieſem Hochzeit-Feyer der ſonſt denen allzu uͤppigen Zaͤrtligkeiten nicht holde Feldherr dem Fuͤrſten Adgandeſteꝛ erlaubt hatte: daß durch gewiſſe Roͤhren von wohlruͤ- chendem Roſen-Waſſer ein ſanfter Regen uͤber den gantzen Schau-Platz abtroͤpfeln moͤchte. Die Fenſter waren gleichfalls mit bund-ſeide- nen Vorhaͤngen fuͤr die Sonne beſchattet; worzu die Beute aus dem Roͤmiſchen Lager einen uͤberfluͤſſigen Vorrath herbey geſchafft hatte. Das Gethoͤne machte den Hof/ die Stadt und die gantze Gegend nicht allein rege/ ſondern fuͤllte in weniger Zeit den Schau-Platz deroge- ſtalt mit Zuſchauern an: daß in ſelbtem kein Apfel zur Erde haͤtte fallen koͤnnen; alle Treppen beſetzt wurden/ und ihrer gleichwohl noch viel keinen Raum fanden. Als die Groſ- ſen des Hofes ihre Sitze kaum eingenommen hatten/ oͤffnete ſich in dem untern Schau- Platze ein Thor; daraus kam auf einem blau- en mit Sternen beſtreueten Wagen das Ge- ſchrey in eine helle Poſaune blaſende/ gefahren. Dieſem folgten hundert Herolden mit aller- hand Seitenſpielen; und hierauf ein auf vier gantz niedrige Raͤder geſetzter vieꝛeckichter Grund-Fuß mit einem Abſatze/ darauf die Hoffnung in einem blauen mit gruͤnenden Oel- Zweigen beſtreuten Rocke ſtand/ mit der lincken Hand ſich auf einen Ancker lehnete/ in der rech- ten eine Lilge/ auf dem Haupte auch einen Krantz von ſolchen der Hoffnung gewiedmeten Blumen und Bluͤthen als Vorbothen kuͤnftigeꝛ Fruͤchte hatte/ und von vier Luchſen/ welche mit ihrer Scharffſichtigkeit denen Hoffenden nicht unehnlich ſind/ foꝛtgezogen ward. Hierauf brach- ten vier ſchwartze Pferde einen ſechsraͤdrichten Wagen gefuͤhꝛt/ auf welcher die Beſtaͤndigkeit in einem mit unausleſchlichen Sternen gebluͤmten Rocke

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1354[1356]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1422>, abgerufen am 23.11.2024.