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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Pforten der Augen/ ob sie schon von denen sich
Verliebenden nicht gesehen wird/ eindringet;
mit ihrem annehmlichen Lichte das Gesichte
verbländet/ und mit ihren lebhafften Strahlen
die Seelen tödtet. Dieses Bild stellte vorwerts
ein heßliches/ hinten ein schönes Weibesbild
für; weil dieser Wurm so wol auf Rosen/ als
schlechtem Mah kreucht; ja die hiervon be-
schmeißte Schönheit sich allezeit ungestalter
hält als ihre Neben-Buhlerin. Uber den gan-
tzen Leib war es mit eitel auffgesperrten Augen
besäet; weil Eyversüchtige weder Tag noch
Nacht ruhen können/ und Scharffsichtigkeit
nichts minder als das übermäßige Licht der
Sonnenstrahlen ihre Augen verblendet: daß sie
einen nichtigen Schatten für ein wahrhaffti-
ges Wesen ansehen. Um das Haupt war an
statt des Krantzes ein Pomerantzen-Zweig mit
anhangenden Früchten geflochten; Auff der
Scheitel aber war ein Drache; gleich als wenn
dieser eyvernde Wurm nichts minder seine
Buhlschafft/ als der in den Hesperischen Gär-
ten die güldenen Aepffel bewachen müste. Jn
der rechten Hand führte die Eyversucht eine
mit Dornen umwundene Fackel/ derogleichen
einige Völcker bey denen Vermählungen zu
brauchen pflegen/ um so viel den Stachel als
Brand beyder Gemüths-Regungen abzubil-
den. Auff der lincken Hand saß ein Geyer;
welcher aber mit seinem Schnabel in dieses
Bildes Brust einhackte/ und sich gleichsam
mit dieses andern Tityons Leber speisete. Bey
währender wolrüchenden Verglimmung die-
ses Ungeheuers lasen die Fürsten nachfolgende
Auslegung:

Weg/ mit der Eyversucht! Sie ist des Todes Bild/
Ein Zaum der reinen Lieb'/ ein Kind der düstern Nacht/
Ein Dunst/ der Augen blind-die Sonne finster macht/
Ein Wurm/ der seinen Koth in Ros' und Purper hüll't/
Gifft/ das aus Nec[t]ar fleußt/ doch aus der Höle quillt/
Durch das aus Berg-Kristall uns wird der Tod zubracht/
Ein Hencker seiner Hold/ ein Wahnw[i]tz/ wo Verdacht
Mehr als ein Argos sieht/ mehr als die Keusch heit gilt.
[Spaltenumbruch]
Fleuch! weil die Liebe ja schon ohne deine Pein
Kan eine Folter-Banck und eine Hölle seyn;
Du aber ärger noch/ als Höll und Folter bist.
Doch weil hier himmlisch Oel die Liebes Ampeln nährt;
So müht ihr Flammen euch: daß ihr diß Thier verzehrt/
Zu lehrn: daß Eyversucht sich selbst quält/ würgt und frißt.

Gegen Mitternacht saß das Bild der Un-
fruchtbarkeit auf einem Maul-Esel. Diese
hatte schlaffe abhängende Geiß-Brüste/ einen
fetten Wanst/ und einen kriplichten Rücken.
Jn der Hand hatte es eine Sichel; wormit
entweder auf die grausame vom Saturn an
seinem Vater verübte Verstimmelung der
Geburts-Glieder/ als welche auch diesem Bil-
de gäntzlich ermangelten; oder weil der Ysop
die Garten-Müntz und unterschiedene andere
Kräuter nicht ohne ihre Verwesung vom Ei-
sen berühret werden. Jn der andern Hand
hatte es eine Schale mit Wein/ und eine dar-
innen getödtete Meer-Barbe/ welch Geträn-
cke die Weiber unfruchtbar macht/ und deßwe-
gen Asinius Celer zum minsten deßhalben einen
um acht tausend Groschen zu theuer gekaufft
hat. Um das Haupt hatte es einen Krantz von
Sadelbaum/ Hirzenzung/ Farren-Kraut/
Raute/ und andern die Fruchtbarkeit hindern-
den Kräutern. Uber die Achsel hieng eine Wie-
der-Haut; als welchen Thieres getrunckenes
Wasser gleicher Gestalt Unfruchtbarkeit ver-
ursacht; ungeachtet die gantze Natur geschwän-
gert wird/ wenn die Sonne in das Zeichen des
himmlischen Wieders tritt. So lange nun das
Bild der Eyversucht glüete; so geschwinde ward
die Seule der Unfruchtbarkeit verzehret. Denn
so bald die zwey Fürstlichen Vermählten selb-
tem gegen über kamen; ward es von einem
unterirrdischen Feuer angezündet/ und durch
einen schnellen Brand theils in Asche/ theils in
einen wolrüchenden Weyrauch-Rauch/ der den
gantzen Tempel wie eine Wolcke überzoh/ ver-
wandelt; Gleich als wenn die Eyversucht lan-
ge Zeit vertilget seyn/ die Unfruchtbarkeit aber

ohne
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Pforten der Augen/ ob ſie ſchon von denen ſich
Verliebenden nicht geſehen wird/ eindringet;
mit ihrem annehmlichen Lichte das Geſichte
verblaͤndet/ und mit ihren lebhafften Strahlen
die Seelen toͤdtet. Dieſes Bild ſtellte vorwerts
ein heßliches/ hinten ein ſchoͤnes Weibesbild
fuͤr; weil dieſer Wurm ſo wol auf Roſen/ als
ſchlechtem Mah kreucht; ja die hiervon be-
ſchmeißte Schoͤnheit ſich allezeit ungeſtalter
haͤlt als ihre Neben-Buhlerin. Uber den gan-
tzen Leib war es mit eitel auffgeſperrten Augen
beſaͤet; weil Eyverſuͤchtige weder Tag noch
Nacht ruhen koͤnnen/ und Scharffſichtigkeit
nichts minder als das uͤbermaͤßige Licht der
Sonnenſtrahlen ihre Augen verblendet: daß ſie
einen nichtigen Schatten fuͤr ein wahrhaffti-
ges Weſen anſehen. Um das Haupt war an
ſtatt des Krantzes ein Pomerantzen-Zweig mit
anhangenden Fruͤchten geflochten; Auff der
Scheitel aber war ein Drache; gleich als wenn
dieſer eyvernde Wurm nichts minder ſeine
Buhlſchafft/ als der in den Heſperiſchen Gaͤr-
ten die guͤldenen Aepffel bewachen muͤſte. Jn
der rechten Hand fuͤhrte die Eyverſucht eine
mit Dornen umwundene Fackel/ derogleichen
einige Voͤlcker bey denen Vermaͤhlungen zu
brauchen pflegen/ um ſo viel den Stachel als
Brand beyder Gemuͤths-Regungen abzubil-
den. Auff der lincken Hand ſaß ein Geyer;
welcher aber mit ſeinem Schnabel in dieſes
Bildes Bruſt einhackte/ und ſich gleichſam
mit dieſes andern Tityons Leber ſpeiſete. Bey
waͤhrender wolruͤchenden Verglimmung die-
ſes Ungeheuers laſen die Fuͤrſten nachfolgende
Auslegung:

Weg/ mit der Eyverſucht! Sie iſt des Todes Bild/
Ein Zaum der reinen Lieb’/ ein Kind der duͤſtern Nacht/
Ein Dunſt/ der Augen blind-die Sonne finſter macht/
Ein Wurm/ der ſeinen Koth in Roſ’ und Purper huͤll’t/
Gifft/ das aus Nec[t]ar fleußt/ doch aus der Hoͤle quillt/
Durch das aus Berg-Kriſtall uns wird der Tod zubracht/
Ein Hencker ſeiner Hold/ ein Wahnw[i]tz/ wo Verdacht
Mehr als ein Argos ſieht/ mehr als die Keuſch heit gilt.
[Spaltenumbruch]
Fleuch! weil die Liebe ja ſchon ohne deine Pein
Kan eine Folter-Banck und eine Hoͤlle ſeyn;
Du aber aͤrger noch/ als Hoͤll und Folter biſt.
Doch weil hier himmliſch Oel die Liebes Ampeln naͤhrt;
So muͤht ihr Flammen euch: daß ihr diß Thier verzehrt/
Zu lehrn: daß Eyverſucht ſich ſelbſt quaͤlt/ wuͤrgt und frißt.

Gegen Mitternacht ſaß das Bild der Un-
fruchtbarkeit auf einem Maul-Eſel. Dieſe
hatte ſchlaffe abhaͤngende Geiß-Bruͤſte/ einen
fetten Wanſt/ und einen kriplichten Ruͤcken.
Jn der Hand hatte es eine Sichel; wormit
entweder auf die grauſame vom Saturn an
ſeinem Vater veruͤbte Verſtimmelung der
Geburts-Glieder/ als welche auch dieſem Bil-
de gaͤntzlich ermangelten; oder weil der Yſop
die Garten-Muͤntz und unterſchiedene andere
Kraͤuter nicht ohne ihre Verweſung vom Ei-
ſen beruͤhret werden. Jn der andern Hand
hatte es eine Schale mit Wein/ und eine dar-
innen getoͤdtete Meer-Barbe/ welch Getraͤn-
cke die Weiber unfruchtbar macht/ und deßwe-
gen Aſinius Celer zum minſten deßhalben einen
um acht tauſend Groſchen zu theuer gekaufft
hat. Um das Haupt hatte es einen Krantz von
Sadelbaum/ Hirzenzung/ Farren-Kraut/
Raute/ und andern die Fruchtbarkeit hindern-
den Kraͤutern. Uber die Achſel hieng eine Wie-
der-Haut; als welchen Thieres getrunckenes
Waſſer gleicher Geſtalt Unfruchtbarkeit ver-
urſacht; ungeachtet die gantze Natur geſchwaͤn-
gert wird/ wenn die Sonne in das Zeichen des
himmliſchen Wieders tritt. So lange nun das
Bild der Eyverſucht gluͤete; ſo geſchwinde ward
die Seule der Unfruchtbarkeit verzehret. Deñ
ſo bald die zwey Fuͤrſtlichen Vermaͤhlten ſelb-
tem gegen uͤber kamen; ward es von einem
unterirrdiſchen Feuer angezuͤndet/ und durch
einen ſchnellen Brand theils in Aſche/ theils in
einen wolruͤchenden Weyrauch-Rauch/ der den
gantzen Tempel wie eine Wolcke uͤberzoh/ ver-
wandelt; Gleich als wenn die Eyverſucht lan-
ge Zeit vertilget ſeyn/ die Unfruchtbarkeit aber

ohne
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1181[1183]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1247>, abgerufen am 26.11.2024.