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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] anfiel/ mit solcher auch den rechten Flügel/ in
welchem Cäsar wieder den Pompejus stand/
fast gantz umringte; musten die Deutschen
das beste thun/ welche nicht nur mit solcher
Geschwindigkeit an allen Orten Cäsarn zu
Hülffe kamen; daß alle andere Reuterey gegen
jenen langsame Fuß-Knechte zu seyn schienen;
sondern wenn der Feind meinte/ er stritte mit
einem Reuter/ sprangen die Deutschen in ei-
nem Augenblicke von Pferden/ und durch-
stachen die feindlichen über sich: daß sie mit ih-
ren Auffsitzern zu Bodem stürtzten; oder sie ziel-
ten mit ihren Lantzen recht in die Augen ihrer
zärtlichen Feinde; welchen also durch eine gerin-
ge Verwundung das Gesichte verbländet/ und
der Muth länger in der Schlacht zu bleiben
benommen ward. Daher die Reuterey des
lincken Flügels/ nach dem Fürst Erdmund den
Thracischen König Sadal über einen Hauf-
fen gerennt/ der Alemännische Ritter Zim-
mern aber den Cilicischen König Tarcondi-
mot nach hefftiger Verwundung gefangen be-
kommen hatte/ zum ersten in die Flucht be-
kam. Wiewol nun des Pompejus rechter
Flügel wieder den Antonius eine gute Stunde
länger Stand hielt; sonderlich weil König
Dejotar als ein Löwe mit seiner Reuterey al-
lenthalben für den Riß stand; so hatte doch der
Ritter Leiningen anfangs das Glücke ihm durch
Verwundung den rechten Arm unbrauchbar
zu machen; Endlich drang Königstein/ ein
Bructerischer Ritter/ welcher bey angehender
Schlacht Cäsarn des Sieges/ und daß er ihm/
er stürbe gleich/ oder bliebe lebendig/ zu dan-
cken Ursache haben würde/ gleich einem wü-
tenden Menschen durch seine Leib-Wache
durch/ riß ihn mit Gewalt vom Pferde/ und
kniete ihm auff den Hals. Worüber König-
stein zwar mit vielen Wunden getödtet/ Dejo-
tar aber gefangen/ und daher jenem von Cä-
sarn auff der Wallstatt ein köstliches Gedächt-
nüß-Mahl von Ertzt und Marmel auff gerich-
[Spaltenumbruch] tet ward. Für diesen Schatten wurden die
Deutschen lüstern nicht nur ihr Blut zu ver-
schwenden/ sondern auch durch Uberwindung
anderer sich selbst Cäsarn überwunden zu ge-
ben. Mit Dejotars/ und des Marcus Bru-
tus Gefängnüße/ welchen Ritter Salm in sei-
ne Hände bekam/ entfiel allen Streitenden
das Hertze; ja weil Cäfar allenthalben nicht so
wol aus Erbarmnüß/ als seine Feinde zu tren-
nen ruffen ließ: Schonet der Bürger; und al-
le Macht aber auf die Asiatischen Hülffs-Völ-
cker andrang/ liessen die Römer/ die zeither
mehr für ihr Leben/ als des Pompejus Sieg
gefochten hatten/ nunmehr die Hände/ wie
vorher den Muth sincken. Hierdurch ward
nicht allein die Schlacht/ sondern auch das Lä-
ger gewonnen; Pompejus aber/ der hier durch
keines Edlen Klinge fallen wolte/ in Egyp-
ten zu fliehen genöthiget/ wormit er seine Gur-
gel einem entwandten Knechte/ und dem Mes-
ser eines verzagten Uberläuffers darreckte.
Uber dieses ist des Chaßuarischen Ritters
Tapfferkeit und Treue unsterblich; dessen
Nachkommen hernach den Nahmen Stein-
furth bekommen; weil er Cäsarn/ als Ptolo-
meus zu Alexandria ihn mit grosser Macht in
das Meer trieb/ nicht nur wegen seiner
Schwimmens-Kunst unterstützte/ und durch
die verborgenen Steinklippen zu denen Römi-
schen Schiffen gleichsam einen Furth fand; son-
dern auch mit Fleiß sich in seinen Purpur-
Mantel hüllete; wormit die feindlichen Pfeile
nicht Cäsarn/ sondern ihn selbst treffen möch-
ten. Wie er denn auch zwar dardurch seine
Grufft in den Wellen/ aber auch hernach ein
Ehren-Mahl an dem Egyptischen Seestran-
de/ und die Unsterbligkeit seines Ruhmes bey
der Nach-Welt bekommen hat. Alleine hatten
die Deutschen Cäsarn bey Pharsalus den
Sieg/ bey Alexandria das Leben erhalten; so
halffen sie bey Munda in der gefährlichsten
Schlacht mit den jungen Pompejen/ da Cä-

sarn

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] anfiel/ mit ſolcher auch den rechten Fluͤgel/ in
welchem Caͤſar wieder den Pompejus ſtand/
faſt gantz umringte; muſten die Deutſchen
das beſte thun/ welche nicht nur mit ſolcher
Geſchwindigkeit an allen Orten Caͤſarn zu
Huͤlffe kamen; daß alle andere Reuterey gegen
jenen langſame Fuß-Knechte zu ſeyn ſchienen;
ſondern wenn der Feind meinte/ er ſtritte mit
einem Reuter/ ſprangen die Deutſchen in ei-
nem Augenblicke von Pferden/ und durch-
ſtachen die feindlichen uͤber ſich: daß ſie mit ih-
ren Auffſitzern zu Bodem ſtuͤrtzten; oder ſie ziel-
ten mit ihren Lantzen recht in die Augen ihrer
zaͤrtlichen Feinde; welchen alſo durch eine gerin-
ge Verwundung das Geſichte verblaͤndet/ und
der Muth laͤnger in der Schlacht zu bleiben
benommen ward. Daher die Reuterey des
lincken Fluͤgels/ nach dem Fuͤrſt Erdmund den
Thraciſchen Koͤnig Sadal uͤber einen Hauf-
fen gerennt/ der Alemaͤnniſche Ritter Zim-
mern aber den Ciliciſchen Koͤnig Tarcondi-
mot nach hefftiger Verwundung gefangen be-
kommen hatte/ zum erſten in die Flucht be-
kam. Wiewol nun des Pompejus rechter
Fluͤgel wieder den Antonius eine gute Stunde
laͤnger Stand hielt; ſonderlich weil Koͤnig
Dejotar als ein Loͤwe mit ſeiner Reuterey al-
lenthalben fuͤr den Riß ſtand; ſo hatte doch der
Ritter Leiningẽ anfangs das Gluͤcke ihm durch
Verwundung den rechten Arm unbrauchbar
zu machen; Endlich drang Koͤnigſtein/ ein
Bructeriſcher Ritter/ welcher bey angehender
Schlacht Caͤſarn des Sieges/ und daß er ihm/
er ſtuͤrbe gleich/ oder bliebe lebendig/ zu dan-
cken Urſache haben wuͤrde/ gleich einem wuͤ-
tenden Menſchen durch ſeine Leib-Wache
durch/ riß ihn mit Gewalt vom Pferde/ und
kniete ihm auff den Hals. Woruͤber Koͤnig-
ſtein zwar mit vielen Wunden getoͤdtet/ Dejo-
tar aber gefangen/ und daher jenem von Caͤ-
ſarn auff der Wallſtatt ein koͤſtliches Gedaͤcht-
nuͤß-Mahl von Ertzt und Marmel auff gerich-
[Spaltenumbruch] tet ward. Fuͤr dieſen Schatten wurden die
Deutſchen luͤſtern nicht nur ihr Blut zu ver-
ſchwenden/ ſondern auch durch Uberwindung
anderer ſich ſelbſt Caͤſarn uͤberwunden zu ge-
ben. Mit Dejotars/ und des Marcus Bru-
tus Gefaͤngnuͤße/ welchen Ritter Salm in ſei-
ne Haͤnde bekam/ entfiel allen Streitenden
das Hertze; ja weil Caͤfar allenthalben nicht ſo
wol aus Erbarmnuͤß/ als ſeine Feinde zu tren-
nen ruffen ließ: Schonet der Buͤrger; und al-
le Macht aber auf die Aſiatiſchen Huͤlffs-Voͤl-
cker andrang/ lieſſen die Roͤmer/ die zeither
mehr fuͤr ihr Leben/ als des Pompejus Sieg
gefochten hatten/ nunmehr die Haͤnde/ wie
vorher den Muth ſincken. Hierdurch ward
nicht allein die Schlacht/ ſondern auch das Laͤ-
ger gewonnen; Pompejus aber/ der hier durch
keines Edlen Klinge fallen wolte/ in Egyp-
ten zu fliehen genoͤthiget/ wormit er ſeine Gur-
gel einem entwandten Knechte/ und dem Meſ-
ſer eines verzagten Uberlaͤuffers darreckte.
Uber dieſes iſt des Chaßuariſchen Ritters
Tapfferkeit und Treue unſterblich; deſſen
Nachkommen hernach den Nahmen Stein-
furth bekommen; weil er Caͤſarn/ als Ptolo-
meus zu Alexandria ihn mit groſſer Macht in
das Meer trieb/ nicht nur wegen ſeiner
Schwimmens-Kunſt unterſtuͤtzte/ und durch
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ſchen Schiffen gleichſam einen Furth fand; ſon-
dern auch mit Fleiß ſich in ſeinen Purpur-
Mantel huͤllete; wormit die feindlichen Pfeile
nicht Caͤſarn/ ſondern ihn ſelbſt treffen moͤch-
ten. Wie er denn auch zwar dardurch ſeine
Grufft in den Wellen/ aber auch hernach ein
Ehren-Mahl an dem Egyptiſchen Seeſtran-
de/ und die Unſterbligkeit ſeines Ruhmes bey
der Nach-Welt bekommen hat. Alleine hatten
die Deutſchen Caͤſarn bey Pharſalus den
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[1036[1038]/1100] Siebendes Buch anfiel/ mit ſolcher auch den rechten Fluͤgel/ in welchem Caͤſar wieder den Pompejus ſtand/ faſt gantz umringte; muſten die Deutſchen das beſte thun/ welche nicht nur mit ſolcher Geſchwindigkeit an allen Orten Caͤſarn zu Huͤlffe kamen; daß alle andere Reuterey gegen jenen langſame Fuß-Knechte zu ſeyn ſchienen; ſondern wenn der Feind meinte/ er ſtritte mit einem Reuter/ ſprangen die Deutſchen in ei- nem Augenblicke von Pferden/ und durch- ſtachen die feindlichen uͤber ſich: daß ſie mit ih- ren Auffſitzern zu Bodem ſtuͤrtzten; oder ſie ziel- ten mit ihren Lantzen recht in die Augen ihrer zaͤrtlichen Feinde; welchen alſo durch eine gerin- ge Verwundung das Geſichte verblaͤndet/ und der Muth laͤnger in der Schlacht zu bleiben benommen ward. Daher die Reuterey des lincken Fluͤgels/ nach dem Fuͤrſt Erdmund den Thraciſchen Koͤnig Sadal uͤber einen Hauf- fen gerennt/ der Alemaͤnniſche Ritter Zim- mern aber den Ciliciſchen Koͤnig Tarcondi- mot nach hefftiger Verwundung gefangen be- kommen hatte/ zum erſten in die Flucht be- kam. Wiewol nun des Pompejus rechter Fluͤgel wieder den Antonius eine gute Stunde laͤnger Stand hielt; ſonderlich weil Koͤnig Dejotar als ein Loͤwe mit ſeiner Reuterey al- lenthalben fuͤr den Riß ſtand; ſo hatte doch der Ritter Leiningẽ anfangs das Gluͤcke ihm durch Verwundung den rechten Arm unbrauchbar zu machen; Endlich drang Koͤnigſtein/ ein Bructeriſcher Ritter/ welcher bey angehender Schlacht Caͤſarn des Sieges/ und daß er ihm/ er ſtuͤrbe gleich/ oder bliebe lebendig/ zu dan- cken Urſache haben wuͤrde/ gleich einem wuͤ- tenden Menſchen durch ſeine Leib-Wache durch/ riß ihn mit Gewalt vom Pferde/ und kniete ihm auff den Hals. Woruͤber Koͤnig- ſtein zwar mit vielen Wunden getoͤdtet/ Dejo- tar aber gefangen/ und daher jenem von Caͤ- ſarn auff der Wallſtatt ein koͤſtliches Gedaͤcht- nuͤß-Mahl von Ertzt und Marmel auff gerich- tet ward. Fuͤr dieſen Schatten wurden die Deutſchen luͤſtern nicht nur ihr Blut zu ver- ſchwenden/ ſondern auch durch Uberwindung anderer ſich ſelbſt Caͤſarn uͤberwunden zu ge- ben. Mit Dejotars/ und des Marcus Bru- tus Gefaͤngnuͤße/ welchen Ritter Salm in ſei- ne Haͤnde bekam/ entfiel allen Streitenden das Hertze; ja weil Caͤfar allenthalben nicht ſo wol aus Erbarmnuͤß/ als ſeine Feinde zu tren- nen ruffen ließ: Schonet der Buͤrger; und al- le Macht aber auf die Aſiatiſchen Huͤlffs-Voͤl- cker andrang/ lieſſen die Roͤmer/ die zeither mehr fuͤr ihr Leben/ als des Pompejus Sieg gefochten hatten/ nunmehr die Haͤnde/ wie vorher den Muth ſincken. Hierdurch ward nicht allein die Schlacht/ ſondern auch das Laͤ- ger gewonnen; Pompejus aber/ der hier durch keines Edlen Klinge fallen wolte/ in Egyp- ten zu fliehen genoͤthiget/ wormit er ſeine Gur- gel einem entwandten Knechte/ und dem Meſ- ſer eines verzagten Uberlaͤuffers darreckte. Uber dieſes iſt des Chaßuariſchen Ritters Tapfferkeit und Treue unſterblich; deſſen Nachkommen hernach den Nahmen Stein- furth bekommen; weil er Caͤſarn/ als Ptolo- meus zu Alexandria ihn mit groſſer Macht in das Meer trieb/ nicht nur wegen ſeiner Schwimmens-Kunſt unterſtuͤtzte/ und durch die verborgenen Steinklippen zu denen Roͤmi- ſchen Schiffen gleichſam einen Furth fand; ſon- dern auch mit Fleiß ſich in ſeinen Purpur- Mantel huͤllete; wormit die feindlichen Pfeile nicht Caͤſarn/ ſondern ihn ſelbſt treffen moͤch- ten. Wie er denn auch zwar dardurch ſeine Grufft in den Wellen/ aber auch hernach ein Ehren-Mahl an dem Egyptiſchen Seeſtran- de/ und die Unſterbligkeit ſeines Ruhmes bey der Nach-Welt bekommen hat. Alleine hatten die Deutſchen Caͤſarn bey Pharſalus den Sieg/ bey Alexandria das Leben erhalten; ſo halffen ſie bey Munda in der gefaͤhrlichſten Schlacht mit den jungen Pompejen/ da Caͤ- ſarn

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1036[1038]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1100>, abgerufen am 23.11.2024.