Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] bar der Catten Hertzog selbter zu Hülffe eilte/
kam es daselbst zu einer hefftigen Schlacht/ in
welcher Segimer zwar verwundet/ die Ale-
männer und Catten aber auffs Haupt erlegte;
der Feinde zwölff tausend erschlagen/ sechs tau-
send gefangen wurden. Dieser Sieg brachte
den zwischen dem Feldherrn Aembrich und dem
Hertzoge der Hermundurer schon ziemliche Zeit
versuchten Frieden zu seiner Vollkommenheit/
darinnen der Druyden Anforderungen ziemlich
gemäßiget/ den Barden und Eubagen auch die
Freyheit ihres Gottesdienstes verstattet ward;
wordurch der siegende Feldherr nicht alleine
das alte Ansehen des Cheruskischen Hauses befe-
stigte; sondern auch diß/ was er aus erfahrner
Unbeständigkeit des Glückes zu thun ihm hoch
nöthig hielt; für eine ungemeine Gemüths-
Mäßigung ausgelegt ward. Alle Klugen wu-
sten ihn darum so wenig genungsam zu rüh-
men/ als die Unterthanen ihm zu dancken.
Sintemal ein seine unmäßige Gedancken zäh-
mender Fürst einen unersättlichen Länderstür-
mer/ wie ein gewandtes Pferd einen Läuffer/
und wenn es mehr dem Zügel als dem Sp[o]rne
gehorsamt/ vielfältig übertrifft. Jn dem dieser
nur entseelet und verwüstet; jener aber mit dem
güldenen Frieden bauet und lebhafft macht;
welchen Phielemon so unstrittig für das höchste
Gut hielt; daß er alle als aberwitzig verlachte/
welche es in was anderm zu finden meinten.

Hertzog Aembrich selbst meinte nun nicht al-
leine Deutschland guten theils in Ruh/ sondern
auch seine Hoheit in alten Stand gesetzt/ und
seine Herrschafft durch ihre Mittelmaß genung
befestigt zu haben; welche eben so wenig von
allzugrossem Wachsthume/ als der Leib von ü-
bermäßiger Speise Kräffte bekommt; indem
beyderseits die Verdäuung/ nicht die Uberfül-
lung vorträglich ist. Alleine das Verhängnüß
gönnte diesem Fürsten nicht lange diese Erqui-
ckung/ und Deutschlande die süsse Ruh. Denn
kurtz darauf benachrichtigte ihn die Königin
[Spaltenumbruch] Boudicea: daß Cäsar in dem Jccischen Seehafen
bey nahe sieben hundert Schiffe segelfertig lie-
gen/ auch zu einem grausamen Kriege aus gantz
Gallien fast alle Mannschafft aufgeboten; der
Heduer Fürst Dumnorich sie aber in Vertrau-
en ihrer Schantze wahrzunehmen gewarniget
hätte. Gleicher Gestalt fanden sich bey dem
Feldherrn vom Fürsten Dumnorich/ vom Her-
tzoge der Trevirer Jnduciomar/ von den Car-
nutern und andern Galliern Gesandten ein/
die wehmüthigst klagten: Wie sie nicht nur selbst
in der Römischen Dienstbarkeit verschmachte-
ten; sondern nunmehr wieder ihre eigne Bluts-
verwandten/ die Britannier/ ihre Schwerdter
zücken und schärffen solten. Jnsonderheit be-
schwerte sich Jnduciomar: daß Cäsar ihm sei-
ne Gewalt überaus geschmälert hätte/ und dem
abgefundtnen Fürsten Cingetorich/ welchem
König Gotarts Tochter vermählet wäre; die
Herrschafft über die deßhalben unwilligen Tre-
virer in die Hände zu spielen vorhätte. Wenige
Zeit hierauf lieff auch Nachricht ein: Wie Jn-
duciomar sich wegen des mit sechs Legionen an-
ziehenden Cäsars in dem Arduennischen Walde
hätte verhauen; ja als er allenthalben sich um-
ringet gesehen/ endlich sich für Cäsarn demüthi-
gen/ und mit dem Cingetorich seine Gewalt
theilen/ auch erlauben müssen: daß Cingetorich
den noch nicht bestillten Catten wieder die Che-
rusker acht tausend Mann zu Hülffe geschickt;
Dieser schlimmen Zeitung folgte in wenigen
Tagen diese betrübtere auf der Fersen. Nach
dem Fürst Dumnorich weder durch den Vor-
wand seiner Verwandnüß/ noch seiner Gelüb-
de sich von dem Britannischen Zuge bey Cäsarn
hätte loß bitten können/ wäre er zwar mit seinen
Heduern heimlich durchgegangen/ in willens
bey dem Feldherrn Aembrich unterzukommen/
alleine Cäsar hätte deßwegen seine Abfarth ver-
schoben/ und ihm mit der gantzen Reuterey
nachjagen/ auch nach tapfferer Gegenwehr das
Leben mit der Liebe der Freyheit benehmen las-

sen.

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] bar der Catten Hertzog ſelbter zu Huͤlffe eilte/
kam es daſelbſt zu einer hefftigen Schlacht/ in
welcher Segimer zwar verwundet/ die Ale-
maͤnner und Catten aber auffs Haupt erlegte;
der Feinde zwoͤlff tauſend erſchlagen/ ſechs tau-
ſend gefangen wurden. Dieſer Sieg brachte
den zwiſchen dem Feldherꝛn Aembrich und dem
Hertzoge der Hermundurer ſchon ziemliche Zeit
verſuchten Frieden zu ſeiner Vollkommenheit/
darinnen der Druyden Anforderungen ziemlich
gemaͤßiget/ den Barden und Eubagen auch die
Freyheit ihres Gottesdienſtes verſtattet ward;
wordurch der ſiegende Feldherꝛ nicht alleine
das alte Anſehen des Cheruskiſchen Hauſes befe-
ſtigte; ſondern auch diß/ was er aus erfahrner
Unbeſtaͤndigkeit des Gluͤckes zu thun ihm hoch
noͤthig hielt; fuͤr eine ungemeine Gemuͤths-
Maͤßigung ausgelegt ward. Alle Klugen wu-
ſten ihn darum ſo wenig genungſam zu ruͤh-
men/ als die Unterthanen ihm zu dancken.
Sintemal ein ſeine unmaͤßige Gedancken zaͤh-
mender Fuͤrſt einen unerſaͤttlichen Laͤnderſtuͤr-
mer/ wie ein gewandtes Pferd einen Laͤuffer/
und wenn es mehr dem Zuͤgel als dem Sp[o]rne
gehorſamt/ vielfaͤltig uͤbertrifft. Jn dem dieſer
nur entſeelet und verwuͤſtet; jener aber mit dem
guͤldenen Frieden bauet und lebhafft macht;
welchen Phielemon ſo unſtrittig fuͤr das hoͤchſte
Gut hielt; daß er alle als aberwitzig verlachte/
welche es in was anderm zu finden meinten.

Hertzog Aembrich ſelbſt meinte nun nicht al-
leine Deutſchland guten theils in Ruh/ ſondern
auch ſeine Hoheit in alten Stand geſetzt/ und
ſeine Herꝛſchafft durch ihre Mittelmaß genung
befeſtigt zu haben; welche eben ſo wenig von
allzugroſſem Wachsthume/ als der Leib von uͤ-
bermaͤßiger Speiſe Kraͤffte bekommt; indem
beyderſeits die Verdaͤuung/ nicht die Uberfuͤl-
lung vortraͤglich iſt. Alleine das Verhaͤngnuͤß
goͤnnte dieſem Fuͤrſten nicht lange dieſe Erqui-
ckung/ und Deutſchlande die ſuͤſſe Ruh. Denn
kurtz darauf benachrichtigte ihn die Koͤnigin
[Spaltenumbruch] Boudicea: daß Caͤſar in dem Jcciſchẽ Seehafen
bey nahe ſieben hundert Schiffe ſegelfertig lie-
gen/ auch zu einem grauſamen Kriege aus gantz
Gallien faſt alle Mannſchafft aufgeboten; der
Heduer Fuͤrſt Dumnorich ſie aber in Vertrau-
en ihrer Schantze wahrzunehmen gewarniget
haͤtte. Gleicher Geſtalt fanden ſich bey dem
Feldherꝛn vom Fuͤrſten Dumnorich/ vom Her-
tzoge der Trevirer Jnduciomar/ von den Car-
nutern und andern Galliern Geſandten ein/
die wehmuͤthigſt klagten: Wie ſie nicht nur ſelbſt
in der Roͤmiſchen Dienſtbarkeit verſchmachte-
ten; ſondern nunmehr wieder ihre eigne Bluts-
verwandten/ die Britannier/ ihre Schwerdter
zuͤcken und ſchaͤrffen ſolten. Jnſonderheit be-
ſchwerte ſich Jnduciomar: daß Caͤſar ihm ſei-
ne Gewalt uͤberaus geſchmaͤlert haͤtte/ und dem
abgefundtnen Fuͤrſten Cingetorich/ welchem
Koͤnig Gotarts Tochter vermaͤhlet waͤre; die
Herꝛſchafft uͤber die deßhalben unwilligen Tre-
virer in die Haͤnde zu ſpielen vorhaͤtte. Wenige
Zeit hierauf lieff auch Nachricht ein: Wie Jn-
duciomar ſich wegen des mit ſechs Legionen an-
ziehenden Caͤſars in dem Arduenniſchen Walde
haͤtte verhauen; ja als er allenthalben ſich um-
ringet geſehen/ endlich ſich fuͤr Caͤſarn demuͤthi-
gen/ und mit dem Cingetorich ſeine Gewalt
theilen/ auch erlauben muͤſſen: daß Cingetorich
den noch nicht beſtillten Catten wieder die Che-
rusker acht tauſend Mann zu Huͤlffe geſchickt;
Dieſer ſchlimmen Zeitung folgte in wenigen
Tagen dieſe betruͤbtere auf der Ferſen. Nach
dem Fuͤrſt Dumnorich weder durch den Vor-
wand ſeiner Verwandnuͤß/ noch ſeiner Geluͤb-
de ſich von dem Britanniſchen Zuge bey Caͤſarn
haͤtte loß bitten koͤnnen/ waͤre er zwar mit ſeinen
Heduern heimlich durchgegangen/ in willens
bey dem Feldherꝛn Aembrich unterzukommen/
alleine Caͤſar haͤtte deßwegen ſeine Abfarth ver-
ſchoben/ und ihm mit der gantzen Reuterey
nachjagen/ auch nach tapfferer Gegenwehr das
Leben mit der Liebe der Freyheit benehmen laſ-

ſen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1088" n="1024[1026]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
bar der Catten Hertzog &#x017F;elbter zu Hu&#x0364;lffe eilte/<lb/>
kam es da&#x017F;elb&#x017F;t zu einer hefftigen Schlacht/ in<lb/>
welcher Segimer zwar verwundet/ die Ale-<lb/>
ma&#x0364;nner und Catten aber auffs Haupt erlegte;<lb/>
der Feinde zwo&#x0364;lff tau&#x017F;end er&#x017F;chlagen/ &#x017F;echs tau-<lb/>
&#x017F;end gefangen wurden. Die&#x017F;er Sieg brachte<lb/>
den zwi&#x017F;chen dem Feldher&#xA75B;n Aembrich und dem<lb/>
Hertzoge der Hermundurer &#x017F;chon ziemliche Zeit<lb/>
ver&#x017F;uchten Frieden zu &#x017F;einer Vollkommenheit/<lb/>
darinnen der Druyden Anforderungen ziemlich<lb/>
gema&#x0364;ßiget/ den Barden und Eubagen auch die<lb/>
Freyheit ihres Gottesdien&#x017F;tes ver&#x017F;tattet ward;<lb/>
wordurch der &#x017F;iegende Feldher&#xA75B; nicht alleine<lb/>
das alte An&#x017F;ehen des Cheruski&#x017F;chen Hau&#x017F;es befe-<lb/>
&#x017F;tigte; &#x017F;ondern auch diß/ was er aus erfahrner<lb/>
Unbe&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit des Glu&#x0364;ckes zu thun ihm hoch<lb/>
no&#x0364;thig hielt; fu&#x0364;r eine ungemeine Gemu&#x0364;ths-<lb/>
Ma&#x0364;ßigung ausgelegt ward. Alle Klugen wu-<lb/>
&#x017F;ten ihn darum &#x017F;o wenig genung&#x017F;am zu ru&#x0364;h-<lb/>
men/ als die Unterthanen ihm zu dancken.<lb/>
Sintemal ein &#x017F;eine unma&#x0364;ßige Gedancken za&#x0364;h-<lb/>
mender Fu&#x0364;r&#x017F;t einen uner&#x017F;a&#x0364;ttlichen La&#x0364;nder&#x017F;tu&#x0364;r-<lb/>
mer/ wie ein gewandtes Pferd einen La&#x0364;uffer/<lb/>
und wenn es mehr dem Zu&#x0364;gel als dem Sp<supplied>o</supplied>rne<lb/>
gehor&#x017F;amt/ vielfa&#x0364;ltig u&#x0364;bertrifft. Jn dem die&#x017F;er<lb/>
nur ent&#x017F;eelet und verwu&#x0364;&#x017F;tet; jener aber mit dem<lb/>
gu&#x0364;ldenen Frieden bauet und lebhafft macht;<lb/>
welchen Phielemon &#x017F;o un&#x017F;trittig fu&#x0364;r das ho&#x0364;ch&#x017F;te<lb/>
Gut hielt; daß er alle als aberwitzig verlachte/<lb/>
welche es in was anderm zu finden meinten.</p><lb/>
          <p>Hertzog Aembrich &#x017F;elb&#x017F;t meinte nun nicht al-<lb/>
leine Deut&#x017F;chland guten theils in Ruh/ &#x017F;ondern<lb/>
auch &#x017F;eine Hoheit in alten Stand ge&#x017F;etzt/ und<lb/>
&#x017F;eine Her&#xA75B;&#x017F;chafft durch ihre Mittelmaß genung<lb/>
befe&#x017F;tigt zu haben; welche eben &#x017F;o wenig von<lb/>
allzugro&#x017F;&#x017F;em Wachsthume/ als der Leib von u&#x0364;-<lb/>
berma&#x0364;ßiger Spei&#x017F;e Kra&#x0364;ffte bekommt; indem<lb/>
beyder&#x017F;eits die Verda&#x0364;uung/ nicht die Uberfu&#x0364;l-<lb/>
lung vortra&#x0364;glich i&#x017F;t. Alleine das Verha&#x0364;ngnu&#x0364;ß<lb/>
go&#x0364;nnte die&#x017F;em Fu&#x0364;r&#x017F;ten nicht lange die&#x017F;e Erqui-<lb/>
ckung/ und Deut&#x017F;chlande die &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Ruh. Denn<lb/>
kurtz darauf benachrichtigte ihn die Ko&#x0364;nigin<lb/><cb/>
Boudicea: daß Ca&#x0364;&#x017F;ar in dem Jcci&#x017F;che&#x0303; Seehafen<lb/>
bey nahe &#x017F;ieben hundert Schiffe &#x017F;egelfertig lie-<lb/>
gen/ auch zu einem grau&#x017F;amen Kriege aus gantz<lb/>
Gallien fa&#x017F;t alle Mann&#x017F;chafft aufgeboten; der<lb/>
Heduer Fu&#x0364;r&#x017F;t Dumnorich &#x017F;ie aber in Vertrau-<lb/>
en ihrer Schantze wahrzunehmen gewarniget<lb/>
ha&#x0364;tte. Gleicher Ge&#x017F;talt fanden &#x017F;ich bey dem<lb/>
Feldher&#xA75B;n vom Fu&#x0364;r&#x017F;ten Dumnorich/ vom Her-<lb/>
tzoge der Trevirer Jnduciomar/ von den Car-<lb/>
nutern und andern Galliern Ge&#x017F;andten ein/<lb/>
die wehmu&#x0364;thig&#x017F;t klagten: Wie &#x017F;ie nicht nur &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
in der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Dien&#x017F;tbarkeit ver&#x017F;chmachte-<lb/>
ten; &#x017F;ondern nunmehr wieder ihre eigne Bluts-<lb/>
verwandten/ die Britannier/ ihre Schwerdter<lb/>
zu&#x0364;cken und &#x017F;cha&#x0364;rffen &#x017F;olten. Jn&#x017F;onderheit be-<lb/>
&#x017F;chwerte &#x017F;ich Jnduciomar: daß Ca&#x0364;&#x017F;ar ihm &#x017F;ei-<lb/>
ne Gewalt u&#x0364;beraus ge&#x017F;chma&#x0364;lert ha&#x0364;tte/ und dem<lb/>
abgefundtnen Fu&#x0364;r&#x017F;ten Cingetorich/ welchem<lb/>
Ko&#x0364;nig Gotarts Tochter verma&#x0364;hlet wa&#x0364;re; die<lb/>
Her&#xA75B;&#x017F;chafft u&#x0364;ber die deßhalben unwilligen Tre-<lb/>
virer in die Ha&#x0364;nde zu &#x017F;pielen vorha&#x0364;tte. Wenige<lb/>
Zeit hierauf lieff auch Nachricht ein: Wie Jn-<lb/>
duciomar &#x017F;ich wegen des mit &#x017F;echs Legionen an-<lb/>
ziehenden Ca&#x0364;&#x017F;ars in dem Arduenni&#x017F;chen Walde<lb/>
ha&#x0364;tte verhauen; ja als er allenthalben &#x017F;ich um-<lb/>
ringet ge&#x017F;ehen/ endlich &#x017F;ich fu&#x0364;r Ca&#x0364;&#x017F;arn demu&#x0364;thi-<lb/>
gen/ und mit dem Cingetorich &#x017F;eine Gewalt<lb/>
theilen/ auch erlauben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: daß Cingetorich<lb/>
den noch nicht be&#x017F;tillten Catten wieder die Che-<lb/>
rusker acht tau&#x017F;end Mann zu Hu&#x0364;lffe ge&#x017F;chickt;<lb/>
Die&#x017F;er &#x017F;chlimmen Zeitung folgte in wenigen<lb/>
Tagen die&#x017F;e betru&#x0364;btere auf der Fer&#x017F;en. Nach<lb/>
dem Fu&#x0364;r&#x017F;t Dumnorich weder durch den Vor-<lb/>
wand &#x017F;einer Verwandnu&#x0364;ß/ noch &#x017F;einer Gelu&#x0364;b-<lb/>
de &#x017F;ich von dem Britanni&#x017F;chen Zuge bey Ca&#x0364;&#x017F;arn<lb/>
ha&#x0364;tte loß bitten ko&#x0364;nnen/ wa&#x0364;re er zwar mit &#x017F;einen<lb/>
Heduern heimlich durchgegangen/ in willens<lb/>
bey dem Feldher&#xA75B;n Aembrich unterzukommen/<lb/>
alleine Ca&#x0364;&#x017F;ar ha&#x0364;tte deßwegen &#x017F;eine Abfarth ver-<lb/>
&#x017F;choben/ und ihm mit der gantzen Reuterey<lb/>
nachjagen/ auch nach tapfferer Gegenwehr das<lb/>
Leben mit der Liebe der Freyheit benehmen la&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1024[1026]/1088] Siebendes Buch bar der Catten Hertzog ſelbter zu Huͤlffe eilte/ kam es daſelbſt zu einer hefftigen Schlacht/ in welcher Segimer zwar verwundet/ die Ale- maͤnner und Catten aber auffs Haupt erlegte; der Feinde zwoͤlff tauſend erſchlagen/ ſechs tau- ſend gefangen wurden. Dieſer Sieg brachte den zwiſchen dem Feldherꝛn Aembrich und dem Hertzoge der Hermundurer ſchon ziemliche Zeit verſuchten Frieden zu ſeiner Vollkommenheit/ darinnen der Druyden Anforderungen ziemlich gemaͤßiget/ den Barden und Eubagen auch die Freyheit ihres Gottesdienſtes verſtattet ward; wordurch der ſiegende Feldherꝛ nicht alleine das alte Anſehen des Cheruskiſchen Hauſes befe- ſtigte; ſondern auch diß/ was er aus erfahrner Unbeſtaͤndigkeit des Gluͤckes zu thun ihm hoch noͤthig hielt; fuͤr eine ungemeine Gemuͤths- Maͤßigung ausgelegt ward. Alle Klugen wu- ſten ihn darum ſo wenig genungſam zu ruͤh- men/ als die Unterthanen ihm zu dancken. Sintemal ein ſeine unmaͤßige Gedancken zaͤh- mender Fuͤrſt einen unerſaͤttlichen Laͤnderſtuͤr- mer/ wie ein gewandtes Pferd einen Laͤuffer/ und wenn es mehr dem Zuͤgel als dem Sporne gehorſamt/ vielfaͤltig uͤbertrifft. Jn dem dieſer nur entſeelet und verwuͤſtet; jener aber mit dem guͤldenen Frieden bauet und lebhafft macht; welchen Phielemon ſo unſtrittig fuͤr das hoͤchſte Gut hielt; daß er alle als aberwitzig verlachte/ welche es in was anderm zu finden meinten. Hertzog Aembrich ſelbſt meinte nun nicht al- leine Deutſchland guten theils in Ruh/ ſondern auch ſeine Hoheit in alten Stand geſetzt/ und ſeine Herꝛſchafft durch ihre Mittelmaß genung befeſtigt zu haben; welche eben ſo wenig von allzugroſſem Wachsthume/ als der Leib von uͤ- bermaͤßiger Speiſe Kraͤffte bekommt; indem beyderſeits die Verdaͤuung/ nicht die Uberfuͤl- lung vortraͤglich iſt. Alleine das Verhaͤngnuͤß goͤnnte dieſem Fuͤrſten nicht lange dieſe Erqui- ckung/ und Deutſchlande die ſuͤſſe Ruh. Denn kurtz darauf benachrichtigte ihn die Koͤnigin Boudicea: daß Caͤſar in dem Jcciſchẽ Seehafen bey nahe ſieben hundert Schiffe ſegelfertig lie- gen/ auch zu einem grauſamen Kriege aus gantz Gallien faſt alle Mannſchafft aufgeboten; der Heduer Fuͤrſt Dumnorich ſie aber in Vertrau- en ihrer Schantze wahrzunehmen gewarniget haͤtte. Gleicher Geſtalt fanden ſich bey dem Feldherꝛn vom Fuͤrſten Dumnorich/ vom Her- tzoge der Trevirer Jnduciomar/ von den Car- nutern und andern Galliern Geſandten ein/ die wehmuͤthigſt klagten: Wie ſie nicht nur ſelbſt in der Roͤmiſchen Dienſtbarkeit verſchmachte- ten; ſondern nunmehr wieder ihre eigne Bluts- verwandten/ die Britannier/ ihre Schwerdter zuͤcken und ſchaͤrffen ſolten. Jnſonderheit be- ſchwerte ſich Jnduciomar: daß Caͤſar ihm ſei- ne Gewalt uͤberaus geſchmaͤlert haͤtte/ und dem abgefundtnen Fuͤrſten Cingetorich/ welchem Koͤnig Gotarts Tochter vermaͤhlet waͤre; die Herꝛſchafft uͤber die deßhalben unwilligen Tre- virer in die Haͤnde zu ſpielen vorhaͤtte. Wenige Zeit hierauf lieff auch Nachricht ein: Wie Jn- duciomar ſich wegen des mit ſechs Legionen an- ziehenden Caͤſars in dem Arduenniſchen Walde haͤtte verhauen; ja als er allenthalben ſich um- ringet geſehen/ endlich ſich fuͤr Caͤſarn demuͤthi- gen/ und mit dem Cingetorich ſeine Gewalt theilen/ auch erlauben muͤſſen: daß Cingetorich den noch nicht beſtillten Catten wieder die Che- rusker acht tauſend Mann zu Huͤlffe geſchickt; Dieſer ſchlimmen Zeitung folgte in wenigen Tagen dieſe betruͤbtere auf der Ferſen. Nach dem Fuͤrſt Dumnorich weder durch den Vor- wand ſeiner Verwandnuͤß/ noch ſeiner Geluͤb- de ſich von dem Britanniſchen Zuge bey Caͤſarn haͤtte loß bitten koͤnnen/ waͤre er zwar mit ſeinen Heduern heimlich durchgegangen/ in willens bey dem Feldherꝛn Aembrich unterzukommen/ alleine Caͤſar haͤtte deßwegen ſeine Abfarth ver- ſchoben/ und ihm mit der gantzen Reuterey nachjagen/ auch nach tapfferer Gegenwehr das Leben mit der Liebe der Freyheit benehmen laſ- ſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1088
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1024[1026]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1088>, abgerufen am 23.11.2024.