Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] dem sie einen gantzen Tag mit acht tausend
Mann leichten Reutern die Römische Macht
aufgehalten hatte/ Cäsarn die Anlendung ent-
räumen. Ob nun wol achtzehn andere mit
Reuterey beladene Schiffe aus Gallien Cäsarn
folgten; so erregte sich doch ein neuer Sturm/
und bey damahligem Vollmonden ward die
Flut so ungewöhnlich groß: daß jene Schiffe
abermahls zerstreuet/ die an dem Strande zu
kurtz angebundenen aber entweder eingesenckt/
oder von den Wellen zerschlagen wurden. Cä-
sar lernte hierdurch: daß die Hertzhaftigkeit nicht
allzeit die Mäß-Schnure unserer Siege und
Glücks wären/ ward also hierüber nicht wenig
bekümmert/ sonderlich als er vernahm: daß Bon-
dicea sich in der Nähe verstärckte/ und auf ihn
loß zu gehen sich anschickte. Gleichwol ließ er
Tag und Nacht an Befestigung des Lägers/
und an Ausbesserung der zerschmetterten
Schiffe arbeiten. Boudicea that inzwischen
bey Erwartung des zum Sturm nöthigen
Fuß-Volcks den Römern/ welche auf Fütte-
rung ausritten/ täglich grossen Abbruch/ end-
lich stürmte sie gar das Läger. Weil aber selb-
tes wegen der tieffen Gräben/ grossen Bollwer-
cke/ vielen Thürme/ und mangelnden Sturm-
Zeuges/ wie diese ihnen gantz neue Art der
Befestigung bedorffte/ allzuviel Volckes zu be-
dörffen schien/ hielt sie als eine nicht weniger
kluge Landes-Mutter/ als eine großmüthige
Heldin für rathsamer/ den Feind nur ins Lä-
ger einzuschliessen/ und durch Abschneidung
aller Lebens-Mittel zum Abzuge zu nöthigen;
denn durch unersätzliche Verschwendung vie-
len Menschen-Blutes den eitelen Ruhm einer
verwegenen Eroberung zu erwerben. Cäsar
kriegte hierauf Nachricht: daß König Caßibe-
lin hätte den Comius auf einem Nachen an das
Gallische Ufer führen/ und daselbst aussetzen
lassen; zugleich auch ein Schreiben: Darinnen
der König seine Bestraffung selbst heimstellte;
weil er durch unrechtmäßige Bestechungen sei-
[Spaltenumbruch] ne Diener verleiten/ seine Geheimnüße aus-
kundschafften/ seine Unterthanen zu Aufruhre
bewegen wollen; und dardurch nicht weniger
das Recht der Völcker verletzt/ als sein heiliges
Amt verunehret hätte. Cäsar lachte zwar hier-
zu; und sagte: Bothschaffter wären die für-
nehmsten Kundschaffter/ und einen andern über
den Stock stossen ihr Handwerck; gleichwol a-
ber brauchte er die Loßlassung des Comius zu
einem scheinbaren Vorwandte seiner Bestil-
lung. Wie nun das ungestüme Meer sich
nur etlicher massen besänfftigte; gieng er um
Mitternacht in aller Stille zu Schiffe/ und
zwar mit grossem Verlust der Schiffe und
Volckes; segelte aber mit keinem andern Ge-
winn zurücke/ als daß die Römer Britannien
gesehen hatten; und lieff theils in dem Jccischen
Hafen/ theils in dem Munde des Flusses Can-
cius zu Lutomagus ein.

Cäsar aber fand Gallien auch in ziemlich
verwirrtem Zustande; Denn die Moriner und
Menapier waren nicht nur denen Atrebatern
eingefallen; sondern der Trevirer Hertzog Ju-
duciamor empfand auch sehr hoch: daß Cäsar
ohne einige Ursache seiner Schwester Tochter
die Königin Boudicea überzogen hatte. Daher
er nicht nur mit dem Eburoner Hertzoge Cat-
tivolck/ sondern auch mit dem Feldherrn Aem-
brich Rath hielt/ wie sie sämtlich ihrer nahen
Bluts-Freundin/ wie auch denen Galliern/
welche von allen Seiten die deutschen Fürsten
um Entbürdung des Römischen Jochs anfle-
heten/ zu Hülffe kämen. Weil aber der Feld-
Herr Aembrich noch mit denen Catten/ Her-
mundurern und Svionen alle Hände voll zu
thun hatte/ dorffte er gegen die Römer nichts
hauptsächliches entschliessen.

Jnzwischen schickte Cäsar den Labienus mit
zweyen Legionen gegen die Moriner; den Ti-
turius und Cotta aber mit so vielen/ und den Co-
mius mit etlichen tausend Galliern wieder die
Menapier. Alleine beyde Völcker verliessen

ihre
Erster Theil. N n n n n n

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] dem ſie einen gantzen Tag mit acht tauſend
Mann leichten Reutern die Roͤmiſche Macht
aufgehalten hatte/ Caͤſarn die Anlendung ent-
raͤumen. Ob nun wol achtzehn andere mit
Reuterey beladene Schiffe aus Gallien Caͤſarn
folgten; ſo erregte ſich doch ein neuer Sturm/
und bey damahligem Vollmonden ward die
Flut ſo ungewoͤhnlich groß: daß jene Schiffe
abermahls zerſtreuet/ die an dem Strande zu
kurtz angebundenen aber entweder eingeſenckt/
oder von den Wellen zerſchlagen wurden. Caͤ-
ſar lernte hieꝛdurch: daß die Hertzhaftigkeit nicht
allzeit die Maͤß-Schnure unſerer Siege und
Gluͤcks waͤren/ ward alſo hieruͤber nicht wenig
bekuͤm̃ert/ ſonderlich als er vernahm: daß Bon-
dicea ſich in der Naͤhe verſtaͤrckte/ und auf ihn
loß zu gehen ſich anſchickte. Gleichwol ließ er
Tag und Nacht an Befeſtigung des Laͤgers/
und an Ausbeſſerung der zerſchmetterten
Schiffe arbeiten. Boudicea that inzwiſchen
bey Erwartung des zum Sturm noͤthigen
Fuß-Volcks den Roͤmern/ welche auf Fuͤtte-
rung ausritten/ taͤglich groſſen Abbruch/ end-
lich ſtuͤrmte ſie gar das Laͤger. Weil aber ſelb-
tes wegen der tieffen Graͤben/ groſſen Bollwer-
cke/ vielen Thuͤrme/ und mangelnden Sturm-
Zeuges/ wie dieſe ihnen gantz neue Art der
Befeſtigung bedorffte/ allzuviel Volckes zu be-
doͤrffen ſchien/ hielt ſie als eine nicht weniger
kluge Landes-Mutter/ als eine großmuͤthige
Heldin fuͤr rathſamer/ den Feind nur ins Laͤ-
ger einzuſchlieſſen/ und durch Abſchneidung
aller Lebens-Mittel zum Abzuge zu noͤthigen;
denn durch unerſaͤtzliche Verſchwendung vie-
len Menſchen-Blutes den eitelen Ruhm einer
verwegenen Eroberung zu erwerben. Caͤſar
kriegte hierauf Nachricht: daß Koͤnig Caßibe-
lin haͤtte den Comius auf einem Nachen an das
Galliſche Ufer fuͤhren/ und daſelbſt ausſetzen
laſſen; zugleich auch ein Schreiben: Darinnen
der Koͤnig ſeine Beſtraffung ſelbſt heimſtellte;
weil er durch unrechtmaͤßige Beſtechungen ſei-
[Spaltenumbruch] ne Diener verleiten/ ſeine Geheimnuͤße aus-
kundſchafften/ ſeine Unterthanen zu Aufruhre
bewegen wollen; und dardurch nicht weniger
das Recht der Voͤlcker verletzt/ als ſein heiliges
Amt verunehret haͤtte. Caͤſar lachte zwar hier-
zu; und ſagte: Bothſchaffter waͤren die fuͤr-
nehmſten Kundſchaffter/ und einen andern uͤber
den Stock ſtoſſen ihr Handwerck; gleichwol a-
ber brauchte er die Loßlaſſung des Comius zu
einem ſcheinbaren Vorwandte ſeiner Beſtil-
lung. Wie nun das ungeſtuͤme Meer ſich
nur etlicher maſſen beſaͤnfftigte; gieng er um
Mitternacht in aller Stille zu Schiffe/ und
zwar mit groſſem Verluſt der Schiffe und
Volckes; ſegelte aber mit keinem andern Ge-
winn zuruͤcke/ als daß die Roͤmer Britannien
geſehen hatten; und lieff theils in dem Jcciſchen
Hafen/ theils in dem Munde des Fluſſes Can-
cius zu Lutomagus ein.

Caͤſar aber fand Gallien auch in ziemlich
verwirrtem Zuſtande; Denn die Moriner und
Menapier waren nicht nur denen Atrebatern
eingefallen; ſondern der Trevirer Hertzog Ju-
duciamor empfand auch ſehr hoch: daß Caͤſar
ohne einige Urſache ſeiner Schweſter Tochter
die Koͤnigin Boudicea uͤberzogen hatte. Daher
er nicht nur mit dem Eburoner Hertzoge Cat-
tivolck/ ſondern auch mit dem Feldherꝛn Aem-
brich Rath hielt/ wie ſie ſaͤmtlich ihrer nahen
Bluts-Freundin/ wie auch denen Galliern/
welche von allen Seiten die deutſchen Fuͤrſten
um Entbuͤrdung des Roͤmiſchen Jochs anfle-
heten/ zu Huͤlffe kaͤmen. Weil aber der Feld-
Herꝛ Aembrich noch mit denen Catten/ Her-
mundurern und Svionen alle Haͤnde voll zu
thun hatte/ dorffte er gegen die Roͤmer nichts
hauptſaͤchliches entſchlieſſen.

Jnzwiſchen ſchickte Caͤſar den Labienus mit
zweyen Legionen gegen die Moriner; den Ti-
turius und Cotta aber mit ſo vielen/ und den Co-
mius mit etlichen tauſend Galliern wieder die
Menapier. Alleine beyde Voͤlcker verlieſſen

ihre
Erſter Theil. N n n n n n
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1081" n="1017[1019]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
dem &#x017F;ie einen gantzen Tag mit acht tau&#x017F;end<lb/>
Mann leichten Reutern die Ro&#x0364;mi&#x017F;che Macht<lb/>
aufgehalten hatte/ Ca&#x0364;&#x017F;arn die Anlendung ent-<lb/>
ra&#x0364;umen. Ob nun wol achtzehn andere mit<lb/>
Reuterey beladene Schiffe aus Gallien Ca&#x0364;&#x017F;arn<lb/>
folgten; &#x017F;o erregte &#x017F;ich doch ein neuer Sturm/<lb/>
und bey damahligem Vollmonden ward die<lb/>
Flut &#x017F;o ungewo&#x0364;hnlich groß: daß jene Schiffe<lb/>
abermahls zer&#x017F;treuet/ die an dem Strande zu<lb/>
kurtz angebundenen aber entweder einge&#x017F;enckt/<lb/>
oder von den Wellen zer&#x017F;chlagen wurden. Ca&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ar lernte hie&#xA75B;durch: daß die Hertzhaftigkeit nicht<lb/>
allzeit die Ma&#x0364;ß-Schnure un&#x017F;erer Siege und<lb/>
Glu&#x0364;cks wa&#x0364;ren/ ward al&#x017F;o hieru&#x0364;ber nicht wenig<lb/>
beku&#x0364;m&#x0303;ert/ &#x017F;onderlich als er vernahm: daß Bon-<lb/>
dicea &#x017F;ich in der Na&#x0364;he ver&#x017F;ta&#x0364;rckte/ und auf ihn<lb/>
loß zu gehen &#x017F;ich an&#x017F;chickte. Gleichwol ließ er<lb/>
Tag und Nacht an Befe&#x017F;tigung des La&#x0364;gers/<lb/>
und an Ausbe&#x017F;&#x017F;erung der zer&#x017F;chmetterten<lb/>
Schiffe arbeiten. Boudicea that inzwi&#x017F;chen<lb/>
bey Erwartung des zum Sturm no&#x0364;thigen<lb/>
Fuß-Volcks den Ro&#x0364;mern/ welche auf Fu&#x0364;tte-<lb/>
rung ausritten/ ta&#x0364;glich gro&#x017F;&#x017F;en Abbruch/ end-<lb/>
lich &#x017F;tu&#x0364;rmte &#x017F;ie gar das La&#x0364;ger. Weil aber &#x017F;elb-<lb/>
tes wegen der tieffen Gra&#x0364;ben/ gro&#x017F;&#x017F;en Bollwer-<lb/>
cke/ vielen Thu&#x0364;rme/ und mangelnden Sturm-<lb/>
Zeuges/ wie die&#x017F;e ihnen gantz neue Art der<lb/>
Befe&#x017F;tigung bedorffte/ allzuviel Volckes zu be-<lb/>
do&#x0364;rffen &#x017F;chien/ hielt &#x017F;ie als eine nicht weniger<lb/>
kluge Landes-Mutter/ als eine großmu&#x0364;thige<lb/>
Heldin fu&#x0364;r rath&#x017F;amer/ den Feind nur ins La&#x0364;-<lb/>
ger einzu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ und durch Ab&#x017F;chneidung<lb/>
aller Lebens-Mittel zum Abzuge zu no&#x0364;thigen;<lb/>
denn durch uner&#x017F;a&#x0364;tzliche Ver&#x017F;chwendung vie-<lb/>
len Men&#x017F;chen-Blutes den eitelen Ruhm einer<lb/>
verwegenen Eroberung zu erwerben. Ca&#x0364;&#x017F;ar<lb/>
kriegte hierauf Nachricht: daß Ko&#x0364;nig Caßibe-<lb/>
lin ha&#x0364;tte den Comius auf einem Nachen an das<lb/>
Galli&#x017F;che Ufer fu&#x0364;hren/ und da&#x017F;elb&#x017F;t aus&#x017F;etzen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en; zugleich auch ein Schreiben: Darinnen<lb/>
der Ko&#x0364;nig &#x017F;eine Be&#x017F;traffung &#x017F;elb&#x017F;t heim&#x017F;tellte;<lb/>
weil er durch unrechtma&#x0364;ßige Be&#x017F;techungen &#x017F;ei-<lb/><cb/>
ne Diener verleiten/ &#x017F;eine Geheimnu&#x0364;ße aus-<lb/>
kund&#x017F;chafften/ &#x017F;eine Unterthanen zu Aufruhre<lb/>
bewegen wollen; und dardurch nicht weniger<lb/>
das Recht der Vo&#x0364;lcker verletzt/ als &#x017F;ein heiliges<lb/>
Amt verunehret ha&#x0364;tte. Ca&#x0364;&#x017F;ar lachte zwar hier-<lb/>
zu; und &#x017F;agte: Both&#x017F;chaffter wa&#x0364;ren die fu&#x0364;r-<lb/>
nehm&#x017F;ten Kund&#x017F;chaffter/ und einen andern u&#x0364;ber<lb/>
den Stock &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en ihr Handwerck; gleichwol a-<lb/>
ber brauchte er die Loßla&#x017F;&#x017F;ung des Comius zu<lb/>
einem &#x017F;cheinbaren Vorwandte &#x017F;einer Be&#x017F;til-<lb/>
lung. Wie nun das unge&#x017F;tu&#x0364;me Meer &#x017F;ich<lb/>
nur etlicher ma&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;a&#x0364;nfftigte; gieng er um<lb/>
Mitternacht in aller Stille zu Schiffe/ und<lb/>
zwar mit gro&#x017F;&#x017F;em Verlu&#x017F;t der Schiffe und<lb/>
Volckes; &#x017F;egelte aber mit keinem andern Ge-<lb/>
winn zuru&#x0364;cke/ als daß die Ro&#x0364;mer Britannien<lb/>
ge&#x017F;ehen hatten; und lieff theils in dem Jcci&#x017F;chen<lb/>
Hafen/ theils in dem Munde des Flu&#x017F;&#x017F;es Can-<lb/>
cius zu Lutomagus ein.</p><lb/>
          <p>Ca&#x0364;&#x017F;ar aber fand Gallien auch in ziemlich<lb/>
verwirrtem Zu&#x017F;tande; Denn die Moriner und<lb/>
Menapier waren nicht nur denen Atrebatern<lb/>
eingefallen; &#x017F;ondern der Trevirer Hertzog Ju-<lb/>
duciamor empfand auch &#x017F;ehr hoch: daß Ca&#x0364;&#x017F;ar<lb/>
ohne einige Ur&#x017F;ache &#x017F;einer Schwe&#x017F;ter Tochter<lb/>
die Ko&#x0364;nigin Boudicea u&#x0364;berzogen hatte. Daher<lb/>
er nicht nur mit dem Eburoner Hertzoge Cat-<lb/>
tivolck/ &#x017F;ondern auch mit dem Feldher&#xA75B;n Aem-<lb/>
brich Rath hielt/ wie &#x017F;ie &#x017F;a&#x0364;mtlich ihrer nahen<lb/>
Bluts-Freundin/ wie auch denen Galliern/<lb/>
welche von allen Seiten die deut&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
um Entbu&#x0364;rdung des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Jochs anfle-<lb/>
heten/ zu Hu&#x0364;lffe ka&#x0364;men. Weil aber der Feld-<lb/>
Her&#xA75B; Aembrich noch mit denen Catten/ Her-<lb/>
mundurern und Svionen alle Ha&#x0364;nde voll zu<lb/>
thun hatte/ dorffte er gegen die Ro&#x0364;mer nichts<lb/>
haupt&#x017F;a&#x0364;chliches ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Jnzwi&#x017F;chen &#x017F;chickte Ca&#x0364;&#x017F;ar den Labienus mit<lb/>
zweyen Legionen gegen die Moriner; den Ti-<lb/>
turius und Cotta aber mit &#x017F;o vielen/ und den Co-<lb/>
mius mit etlichen tau&#x017F;end Galliern wieder die<lb/>
Menapier. Alleine beyde Vo&#x0364;lcker verlie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Er&#x017F;ter Theil. N n n n n n</fw><fw place="bottom" type="catch">ihre</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1017[1019]/1081] Arminius und Thußnelda. dem ſie einen gantzen Tag mit acht tauſend Mann leichten Reutern die Roͤmiſche Macht aufgehalten hatte/ Caͤſarn die Anlendung ent- raͤumen. Ob nun wol achtzehn andere mit Reuterey beladene Schiffe aus Gallien Caͤſarn folgten; ſo erregte ſich doch ein neuer Sturm/ und bey damahligem Vollmonden ward die Flut ſo ungewoͤhnlich groß: daß jene Schiffe abermahls zerſtreuet/ die an dem Strande zu kurtz angebundenen aber entweder eingeſenckt/ oder von den Wellen zerſchlagen wurden. Caͤ- ſar lernte hieꝛdurch: daß die Hertzhaftigkeit nicht allzeit die Maͤß-Schnure unſerer Siege und Gluͤcks waͤren/ ward alſo hieruͤber nicht wenig bekuͤm̃ert/ ſonderlich als er vernahm: daß Bon- dicea ſich in der Naͤhe verſtaͤrckte/ und auf ihn loß zu gehen ſich anſchickte. Gleichwol ließ er Tag und Nacht an Befeſtigung des Laͤgers/ und an Ausbeſſerung der zerſchmetterten Schiffe arbeiten. Boudicea that inzwiſchen bey Erwartung des zum Sturm noͤthigen Fuß-Volcks den Roͤmern/ welche auf Fuͤtte- rung ausritten/ taͤglich groſſen Abbruch/ end- lich ſtuͤrmte ſie gar das Laͤger. Weil aber ſelb- tes wegen der tieffen Graͤben/ groſſen Bollwer- cke/ vielen Thuͤrme/ und mangelnden Sturm- Zeuges/ wie dieſe ihnen gantz neue Art der Befeſtigung bedorffte/ allzuviel Volckes zu be- doͤrffen ſchien/ hielt ſie als eine nicht weniger kluge Landes-Mutter/ als eine großmuͤthige Heldin fuͤr rathſamer/ den Feind nur ins Laͤ- ger einzuſchlieſſen/ und durch Abſchneidung aller Lebens-Mittel zum Abzuge zu noͤthigen; denn durch unerſaͤtzliche Verſchwendung vie- len Menſchen-Blutes den eitelen Ruhm einer verwegenen Eroberung zu erwerben. Caͤſar kriegte hierauf Nachricht: daß Koͤnig Caßibe- lin haͤtte den Comius auf einem Nachen an das Galliſche Ufer fuͤhren/ und daſelbſt ausſetzen laſſen; zugleich auch ein Schreiben: Darinnen der Koͤnig ſeine Beſtraffung ſelbſt heimſtellte; weil er durch unrechtmaͤßige Beſtechungen ſei- ne Diener verleiten/ ſeine Geheimnuͤße aus- kundſchafften/ ſeine Unterthanen zu Aufruhre bewegen wollen; und dardurch nicht weniger das Recht der Voͤlcker verletzt/ als ſein heiliges Amt verunehret haͤtte. Caͤſar lachte zwar hier- zu; und ſagte: Bothſchaffter waͤren die fuͤr- nehmſten Kundſchaffter/ und einen andern uͤber den Stock ſtoſſen ihr Handwerck; gleichwol a- ber brauchte er die Loßlaſſung des Comius zu einem ſcheinbaren Vorwandte ſeiner Beſtil- lung. Wie nun das ungeſtuͤme Meer ſich nur etlicher maſſen beſaͤnfftigte; gieng er um Mitternacht in aller Stille zu Schiffe/ und zwar mit groſſem Verluſt der Schiffe und Volckes; ſegelte aber mit keinem andern Ge- winn zuruͤcke/ als daß die Roͤmer Britannien geſehen hatten; und lieff theils in dem Jcciſchen Hafen/ theils in dem Munde des Fluſſes Can- cius zu Lutomagus ein. Caͤſar aber fand Gallien auch in ziemlich verwirrtem Zuſtande; Denn die Moriner und Menapier waren nicht nur denen Atrebatern eingefallen; ſondern der Trevirer Hertzog Ju- duciamor empfand auch ſehr hoch: daß Caͤſar ohne einige Urſache ſeiner Schweſter Tochter die Koͤnigin Boudicea uͤberzogen hatte. Daher er nicht nur mit dem Eburoner Hertzoge Cat- tivolck/ ſondern auch mit dem Feldherꝛn Aem- brich Rath hielt/ wie ſie ſaͤmtlich ihrer nahen Bluts-Freundin/ wie auch denen Galliern/ welche von allen Seiten die deutſchen Fuͤrſten um Entbuͤrdung des Roͤmiſchen Jochs anfle- heten/ zu Huͤlffe kaͤmen. Weil aber der Feld- Herꝛ Aembrich noch mit denen Catten/ Her- mundurern und Svionen alle Haͤnde voll zu thun hatte/ dorffte er gegen die Roͤmer nichts hauptſaͤchliches entſchlieſſen. Jnzwiſchen ſchickte Caͤſar den Labienus mit zweyen Legionen gegen die Moriner; den Ti- turius und Cotta aber mit ſo vielen/ und den Co- mius mit etlichen tauſend Galliern wieder die Menapier. Alleine beyde Voͤlcker verlieſſen ihre Erſter Theil. N n n n n n

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1081
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1017[1019]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1081>, abgerufen am 23.11.2024.