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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] mundurer vertrieben. Und weil die Bojen des
Feldherrn Seite gehalten/ brach er bey ihnen
ein/ und eroberte ein ansehnliches Theil mit der
Haupt-Stadt Boviasinum. König Gotart
gieng als ein Blitz durch gantz Deutschland/
und zermalmete alles was ihm den Kopff bot.
Der Catten Hertzog Arabar hob nun auch sein
Haupt wieder empor; und fiel in der Usipeter
und Tencterer Hertzogthüme; erlegte an dem
Sieg-Strome den Fürsten Lilith/ eroberte al-
le festen Plätze/ und nöthigte diese zwey an-
sehnliche Völcker: daß sie für dem Grimme der
rauen Catten sich über den Rhein zu flüchten
schlüßig wurden. Zumahl ihnen von denen
bedrängten Galliern Land und Unterhalt an-
geboten ward. Weil aber die Menapier mit
den Catten in Bündnüß stunden/ sich also von
denen überkommenden Usipeten und Tencte-
rern nichts gutes versahen; besetzten sie den
Strom so starck: daß jene sich zwischen Thür
und Angel sehende bey entfallender Macht
durch List sich zu retten vorsinnen musten. Daher
zohen sie drey Tage-Reisen weit zurücke; gleich
als wenn sie bey verzweiffelter Uberkunfft bey
denen Chaßuariern einbrechen wolten. So
bald sie aber vernahmen: daß die Menapier
ihre Besatzung vom Rheine weg geführt hat-
ten/ kamen sie mit unglaublicher Geschwindig-
keit in einer einigen Nacht an solchen Fluß.
Und weil im Unglücke die Noth kräfftiger/ als
menschliche Klugheit ist/ kamen sie ehe über den
Strom und den Menapiern auf den Hals/ als
sie von ihrer Rückkehr einige Nachricht erlang-
ten; also: daß sie ihrer Wohnungen entsetzt/
und ferner in Gallien ihren Auffenthalt zu su-
chen gezwungen wurden. Hingegen rückte A-
rabar zu den Ubiern; welche'zwar bey voriger
Zeit der Catten Zinßgeber gewest/ von dem
Feldherrn Aembrich aber nicht alleine hiervon
befreyet/ sondern auch über die Catten weit er-
hoben worden waren. Die Catten rügten mit
Hülffe der Alemänner allhier ihr altes Recht/
[Spaltenumbruch] und behaupteten es mit der nachdrück lichsien
Beredsamkeit/ nemlich dem Degen. Weil der
Feldherr Aembrich wieder den König Gatar-
ten alle Hände voll zu Beschützung seiner Che-
rusker und Quaden zu thun/ den Ubiern aber
zu helffen weder Zeit noch Kräffte hatte; nah-
men sie mehr rachgierig/ als vorsichtig zu einem
viel gefährlichern Feinde/ nemlich den Römern
Zuflucht/ und baten Schutz wieder die Be-
drängung der unerbittlichen Catten. Weil
denn diese mit den Römern alles Gewerbe ver-
boten/ also ihren Haß wieder sie genungsam an
Tag gegeben/ die Ubier hingegen mit den Rö-
mischen Kauff-Leuten schon lange Zeit Gewer-
be getrieben hatten/ Cäsarn auch zu Ubersetzung
des Römischen Heeres genungsame Schiffe
anboten; hemmete nicht Cäsars Gemüths-
Mäßigung/ sondern nur allerhand wichtige
Bedencken die augenblickliche Ausübung ihres
Begehrens. Denn er überlegte: daß das Spiel
in Gallien noch nicht ausgemacht/ der Gallier
Gemüther zur Wanckelmuth/ wie ihre Lufft
zum Winde geneigt; Die Deutschen aber das
streitbarste Volck wären/ mit welchem die Rö-
mer noch gekriegt hätten. Er besorgte zu-
gleich: daß seine Einmischung in die deutschen
Händel zwischen ihnen nur die Eintracht be-
fördern/ und den Römern zweyerley Kriege ü-
ber den Hals ziehen würde. Seine Herrsch-
sucht hingegen hielt ihm ein: was für unsterbli-
chen Ruhm es ihm bringen würde; wenn er/
als der erste Römer/ seine Siegs-Fahnen über
den Rhein schwingen könte. Weil er aber oh-
ne der Deutschen Beystand solches für unmög-
lich hielt/ wäre nicht rathsam mit der Ubier An-
erbieten eine so herrliche Gelegenheit aus den
Händen zu lassen. Gallien würde ohne
diß von den Deutschen nicht unbeunriget
bleiben/ als biß ihnen die Flügel verschnitten
wären. Sintemahl die von den Usipetern und
Tencterern vom Rheine vertriebene Menapi-
er gleichsam in seinen Augen sich auff beyden

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] mundurer vertrieben. Und weil die Bojen des
Feldherꝛn Seite gehalten/ brach er bey ihnen
ein/ und eroberte ein anſehnliches Theil mit der
Haupt-Stadt Boviaſinum. Koͤnig Gotart
gieng als ein Blitz durch gantz Deutſchland/
und zermalmete alles was ihm den Kopff bot.
Der Catten Hertzog Arabar hob nun auch ſein
Haupt wieder empor; und fiel in der Uſipeter
und Tencterer Hertzogthuͤme; erlegte an dem
Sieg-Strome den Fuͤrſten Lilith/ eroberte al-
le feſten Plaͤtze/ und noͤthigte dieſe zwey an-
ſehnliche Voͤlcker: daß ſie fuͤr dem Grimme der
rauen Catten ſich uͤber den Rhein zu fluͤchten
ſchluͤßig wurden. Zumahl ihnen von denen
bedraͤngten Galliern Land und Unterhalt an-
geboten ward. Weil aber die Menapier mit
den Catten in Buͤndnuͤß ſtunden/ ſich alſo von
denen uͤberkommenden Uſipeten und Tencte-
rern nichts gutes verſahen; beſetzten ſie den
Strom ſo ſtarck: daß jene ſich zwiſchen Thuͤr
und Angel ſehende bey entfallender Macht
durch Liſt ſich zu retten vorſiñen muſten. Daher
zohen ſie drey Tage-Reiſen weit zuruͤcke; gleich
als wenn ſie bey verzweiffelter Uberkunfft bey
denen Chaßuariern einbrechen wolten. So
bald ſie aber vernahmen: daß die Menapier
ihre Beſatzung vom Rheine weg gefuͤhrt hat-
ten/ kamen ſie mit unglaublicher Geſchwindig-
keit in einer einigen Nacht an ſolchen Fluß.
Und weil im Ungluͤcke die Noth kraͤfftiger/ als
menſchliche Klugheit iſt/ kamen ſie ehe uͤber den
Strom und den Menapiern auf den Hals/ als
ſie von ihrer Ruͤckkehr einige Nachricht erlang-
ten; alſo: daß ſie ihrer Wohnungen entſetzt/
und ferner in Gallien ihren Auffenthalt zu ſu-
chen gezwungen wurden. Hingegen ruͤckte A-
rabar zu den Ubiern; welche’zwar bey voriger
Zeit der Catten Zinßgeber geweſt/ von dem
Feldherꝛn Aembrich aber nicht alleine hiervon
befreyet/ ſondern auch uͤber die Catten weit er-
hoben worden waren. Die Catten ruͤgten mit
Huͤlffe der Alemaͤnner allhier ihr altes Recht/
[Spaltenumbruch] und behaupteten es mit der nachdruͤck lichſien
Beredſamkeit/ nemlich dem Degen. Weil der
Feldherꝛ Aembrich wieder den Koͤnig Gatar-
ten alle Haͤnde voll zu Beſchuͤtzung ſeiner Che-
rusker und Quaden zu thun/ den Ubiern aber
zu helffen weder Zeit noch Kraͤffte hatte; nah-
men ſie mehr rachgierig/ als vorſichtig zu einem
viel gefaͤhrlichern Feinde/ nemlich den Roͤmern
Zuflucht/ und baten Schutz wieder die Be-
draͤngung der unerbittlichen Catten. Weil
denn dieſe mit den Roͤmern alles Gewerbe ver-
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Tag gegeben/ die Ubier hingegen mit den Roͤ-
miſchen Kauff-Leuten ſchon lange Zeit Gewer-
be getrieben hatten/ Caͤſarn auch zu Uberſetzung
des Roͤmiſchen Heeres genungſame Schiffe
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Maͤßigung/ ſondern nur allerhand wichtige
Bedencken die augenblickliche Ausuͤbung ihres
Begehrens. Denn er uͤberlegte: daß das Spiel
in Gallien noch nicht ausgemacht/ der Gallier
Gemuͤther zur Wanckelmuth/ wie ihre Lufft
zum Winde geneigt; Die Deutſchen aber das
ſtreitbarſte Volck waͤren/ mit welchem die Roͤ-
mer noch gekriegt haͤtten. Er beſorgte zu-
gleich: daß ſeine Einmiſchung in die deutſchen
Haͤndel zwiſchen ihnen nur die Eintracht be-
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ber den Hals ziehen wuͤrde. Seine Herꝛſch-
ſucht hingegen hielt ihm ein: was fuͤr unſterbli-
chen Ruhm es ihm bringen wuͤrde; wenn er/
als der erſte Roͤmer/ ſeine Siegs-Fahnen uͤber
den Rhein ſchwingen koͤnte. Weil er aber oh-
ne der Deutſchen Beyſtand ſolches fuͤr unmoͤg-
lich hielt/ waͤre nicht rathſam mit der Ubier An-
erbieten eine ſo herrliche Gelegenheit aus den
Haͤnden zu laſſen. Gallien wuͤrde ohne
diß von den Deutſchen nicht unbeunriget
bleiben/ als biß ihnen die Fluͤgel verſchnitten
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Tencterern vom Rheine vertriebene Menapi-
er gleichſam in ſeinen Augen ſich auff beyden

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[1011[1013]/1075] Arminius und Thußnelda. mundurer vertrieben. Und weil die Bojen des Feldherꝛn Seite gehalten/ brach er bey ihnen ein/ und eroberte ein anſehnliches Theil mit der Haupt-Stadt Boviaſinum. Koͤnig Gotart gieng als ein Blitz durch gantz Deutſchland/ und zermalmete alles was ihm den Kopff bot. Der Catten Hertzog Arabar hob nun auch ſein Haupt wieder empor; und fiel in der Uſipeter und Tencterer Hertzogthuͤme; erlegte an dem Sieg-Strome den Fuͤrſten Lilith/ eroberte al- le feſten Plaͤtze/ und noͤthigte dieſe zwey an- ſehnliche Voͤlcker: daß ſie fuͤr dem Grimme der rauen Catten ſich uͤber den Rhein zu fluͤchten ſchluͤßig wurden. Zumahl ihnen von denen bedraͤngten Galliern Land und Unterhalt an- geboten ward. Weil aber die Menapier mit den Catten in Buͤndnuͤß ſtunden/ ſich alſo von denen uͤberkommenden Uſipeten und Tencte- rern nichts gutes verſahen; beſetzten ſie den Strom ſo ſtarck: daß jene ſich zwiſchen Thuͤr und Angel ſehende bey entfallender Macht durch Liſt ſich zu retten vorſiñen muſten. Daher zohen ſie drey Tage-Reiſen weit zuruͤcke; gleich als wenn ſie bey verzweiffelter Uberkunfft bey denen Chaßuariern einbrechen wolten. So bald ſie aber vernahmen: daß die Menapier ihre Beſatzung vom Rheine weg gefuͤhrt hat- ten/ kamen ſie mit unglaublicher Geſchwindig- keit in einer einigen Nacht an ſolchen Fluß. Und weil im Ungluͤcke die Noth kraͤfftiger/ als menſchliche Klugheit iſt/ kamen ſie ehe uͤber den Strom und den Menapiern auf den Hals/ als ſie von ihrer Ruͤckkehr einige Nachricht erlang- ten; alſo: daß ſie ihrer Wohnungen entſetzt/ und ferner in Gallien ihren Auffenthalt zu ſu- chen gezwungen wurden. Hingegen ruͤckte A- rabar zu den Ubiern; welche’zwar bey voriger Zeit der Catten Zinßgeber geweſt/ von dem Feldherꝛn Aembrich aber nicht alleine hiervon befreyet/ ſondern auch uͤber die Catten weit er- hoben worden waren. Die Catten ruͤgten mit Huͤlffe der Alemaͤnner allhier ihr altes Recht/ und behaupteten es mit der nachdruͤck lichſien Beredſamkeit/ nemlich dem Degen. Weil der Feldherꝛ Aembrich wieder den Koͤnig Gatar- ten alle Haͤnde voll zu Beſchuͤtzung ſeiner Che- rusker und Quaden zu thun/ den Ubiern aber zu helffen weder Zeit noch Kraͤffte hatte; nah- men ſie mehr rachgierig/ als vorſichtig zu einem viel gefaͤhrlichern Feinde/ nemlich den Roͤmern Zuflucht/ und baten Schutz wieder die Be- draͤngung der unerbittlichen Catten. Weil denn dieſe mit den Roͤmern alles Gewerbe ver- boten/ alſo ihren Haß wieder ſie genungſam an Tag gegeben/ die Ubier hingegen mit den Roͤ- miſchen Kauff-Leuten ſchon lange Zeit Gewer- be getrieben hatten/ Caͤſarn auch zu Uberſetzung des Roͤmiſchen Heeres genungſame Schiffe anboten; hemmete nicht Caͤſars Gemuͤths- Maͤßigung/ ſondern nur allerhand wichtige Bedencken die augenblickliche Ausuͤbung ihres Begehrens. Denn er uͤberlegte: daß das Spiel in Gallien noch nicht ausgemacht/ der Gallier Gemuͤther zur Wanckelmuth/ wie ihre Lufft zum Winde geneigt; Die Deutſchen aber das ſtreitbarſte Volck waͤren/ mit welchem die Roͤ- mer noch gekriegt haͤtten. Er beſorgte zu- gleich: daß ſeine Einmiſchung in die deutſchen Haͤndel zwiſchen ihnen nur die Eintracht be- foͤrdern/ und den Roͤmern zweyerley Kriege uͤ- ber den Hals ziehen wuͤrde. Seine Herꝛſch- ſucht hingegen hielt ihm ein: was fuͤr unſterbli- chen Ruhm es ihm bringen wuͤrde; wenn er/ als der erſte Roͤmer/ ſeine Siegs-Fahnen uͤber den Rhein ſchwingen koͤnte. Weil er aber oh- ne der Deutſchen Beyſtand ſolches fuͤr unmoͤg- lich hielt/ waͤre nicht rathſam mit der Ubier An- erbieten eine ſo herrliche Gelegenheit aus den Haͤnden zu laſſen. Gallien wuͤrde ohne diß von den Deutſchen nicht unbeunriget bleiben/ als biß ihnen die Fluͤgel verſchnitten waͤren. Sintemahl die von den Uſipetern und Tencterern vom Rheine vertriebene Menapi- er gleichſam in ſeinen Augen ſich auff beyden Seiten M m m m m m 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1011[1013]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1075>, abgerufen am 03.07.2024.