Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] sam hielt/ Ariovisten einen Frieden antragen
ließ.

Weil nun inzwischen der Cherusker Hertzog
Aembrich mit der Catten Hertzoge Arabarn in
Krieg gerathen war/ also nicht nur Fürst Na-
sua und Cimber mit ihrem Heere zurück beruf-
fen wurden; die Ubier denen Catten auch be-
reit ins Land gefallen waren; über diß Ariovist
sahe: daß er in den einheimischen Krieg würde
eingeflochten werden; hatte er wenig Beden-
cken den angebotenen Frieden mit Cäsarn auff
die Bedingung zu schlüssen: daß er alleine des
Rechtes auff die Sequaner und Heduer sich
verzeihen; alles übrige/ was er in Gallien biß
an das Vogesische Gebürge gehabt/ behalten/
und die Gefangenen gegen einander ausge-
wechselt werden solten. Alles ward auch voll-
zogen; ausser: daß Cäsar/ welcher alle Tage
neue Buhlschafften suchte/ und mit dem ersten
Anblicke sich in die gefangene Eunöe verliebt
hatte/ sie in Jtalien vertuschte; welche er hernach
durch tausend Erfindungen zu seiner Liebe be-
wegte/ endlich sie dem Mauritanischen Könige
Bogud verheyrathete. Uber diß verneuerte
Cäsar mit Hertzog Aembrichen sein Bündnüß/
um den in Deutschland entglimmenden Bür-
ger-Krieg so viel mehr zur Flamme zu bringen.
Denen Heduern halff er wieder zu der alten
Hoheit über die Gallier; hingegen drückte er
die Sequaner/ welche vorher jenen lange Zeit
die Wage gehalten/ und endlich durch der
Deutschen Hülffe den Meister gespielet hatten.
Ob auch wol Fürst Tasget die an der Ligeris ge-
legene Stadt Genab und die darum wohnen-
den Carnuter/ Procillus die Caducker/ Cinge-
torich die Trevirer/ Comius die Atrebater/ Ol-
lovico die Nitiobriger/ und mehr andere ihre
Lands-Leute aus Ehrgeitz und Eigennutz zu
der Römischen Diensibarkeit verleiteten; so
wurden doch allen andern Galliern die Rhemer
für gezogen/ den Heduern fast gleiche geschätzet;
weil sie durch ihre drey Fürsten den Jccius/ An-
[Spaltenumbruch] tebrog/ und Vertiscus bald nach Ariovistens
Niederlage sich auf Treu und Glauben Cäsarn
untergaben; also: daß fast alle andere Celtische
und Aquitanische Gallier/ die wegen alter
Feindschafft mit den Heduern keine Gemein-
schafft hatten/ nunmehr sich des Schirms der
Rhemer bedienten.

Jnzwischen kam zu Cäsars mercklichem
Vortheil in Deutschland die Kriegs-Flamme
wieder zu Schwunge. Denn ob wol Aembrich
nach überwundenem Cattischen Hertzoge Ara-
bar seine Feld-Hauptmannschafft über die Qua-
den befestigte; so waren doch seine allzugrossen
Siege die Ursache ihm grösserer zuwachsenden
Nöthen. Er verliebte sich bey so wol gelun-
genen Streichen in sein Glücke: daß er weder
seinem Uberwinden/ noch seiner Rache ein Ziel
setzte; da doch das Glücke niemahls weniger/
als bey Vermengung der Waffen die Farbe
hält. Wie nun derogestalt Hertzog Aembrich/
ungeachtet des Britannischen Königs Caßibel-
lin/ ja selbst des Hermundurischen Fürsten Bri-
to beweglicher Vorschrifft/ unerbittlich war A-
rabarn ein Theil seiner Länder wieder einzu-
räumen; ja er nicht allein auf der ihm Tag und
Nacht in Ohren liegender Druyden unabsetzli-
ches Anhalten ihnen alle vorhin gewiedmete
Eichwälder bey den Catten und Vangionen
einräumete/ sondern auch eben diese dem Für-
sten Brito/ welcher doch zu seinen Siegen ein
grosses beygetragen hatte/ ansprach; die Bar-
den und Eubagen aber allenthalben drückte
und vertrieb; lud er deßwegen nicht allein des
halben Deutschland Haß auf sich; sondern auch
die/ welche denen Druyden beypflichteten/ und
denen Catten keinen andern Fürsten ihres Ge-
blütes fürsetzen sahen/ fasten einen Argwohn:
daß Aembrich über gantz Deutschland eine un-
verschränckte Gewalt zu erlangen im Schilde
führte. Gleichwol aber hielt die Furcht für dem
in Deutschland und Gallien so sieghafften U-
berwinder alle Schwerdter in der Scheide;

und

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] ſam hielt/ Arioviſten einen Frieden antragen
ließ.

Weil nun inzwiſchen der Cherusker Hertzog
Aembrich mit der Catten Hertzoge Arabarn in
Krieg gerathen war/ alſo nicht nur Fuͤrſt Na-
ſua und Cimber mit ihrem Heere zuruͤck beruf-
fen wurden; die Ubier denen Catten auch be-
reit ins Land gefallen waren; uͤber diß Arioviſt
ſahe: daß er in den einheimiſchen Krieg wuͤrde
eingeflochten werden; hatte er wenig Beden-
cken den angebotenen Frieden mit Caͤſarn auff
die Bedingung zu ſchluͤſſen: daß er alleine des
Rechtes auff die Sequaner und Heduer ſich
verzeihen; alles uͤbrige/ was er in Gallien biß
an das Vogeſiſche Gebuͤrge gehabt/ behalten/
und die Gefangenen gegen einander ausge-
wechſelt werden ſolten. Alles ward auch voll-
zogen; auſſer: daß Caͤſar/ welcher alle Tage
neue Buhlſchafften ſuchte/ und mit dem erſten
Anblicke ſich in die gefangene Eunoͤe verliebt
hatte/ ſie in Jtalien vertuſchte; welche er hernach
durch tauſend Erfindungen zu ſeiner Liebe be-
wegte/ endlich ſie dem Mauritaniſchen Koͤnige
Bogud verheyrathete. Uber diß verneuerte
Caͤſar mit Hertzog Aembrichen ſein Buͤndnuͤß/
um den in Deutſchland entglimmenden Buͤr-
ger-Krieg ſo viel mehr zur Flamme zu bringen.
Denen Heduern halff er wieder zu der alten
Hoheit uͤber die Gallier; hingegen druͤckte er
die Sequaner/ welche vorher jenen lange Zeit
die Wage gehalten/ und endlich durch der
Deutſchen Huͤlffe den Meiſter geſpielet hatten.
Ob auch wol Fuͤrſt Taſget die an der Ligeris ge-
legene Stadt Genab und die darum wohnen-
den Carnuter/ Procillus die Caducker/ Cinge-
torich die Trevirer/ Comius die Atrebater/ Ol-
lovico die Nitiobriger/ und mehr andere ihre
Lands-Leute aus Ehrgeitz und Eigennutz zu
der Roͤmiſchen Dienſibarkeit verleiteten; ſo
wurden doch allen andern Galliern die Rhemeꝛ
fuͤr gezogen/ den Heduern faſt gleiche geſchaͤtzet;
weil ſie durch ihre drey Fuͤrſten den Jccius/ An-
[Spaltenumbruch] tebrog/ und Vertiſcus bald nach Arioviſtens
Niederlage ſich auf Treu und Glauben Caͤſarn
untergaben; alſo: daß faſt alle andere Celtiſche
und Aquitaniſche Gallier/ die wegen alter
Feindſchafft mit den Heduern keine Gemein-
ſchafft hatten/ nunmehr ſich des Schirms der
Rhemer bedienten.

Jnzwiſchen kam zu Caͤſars mercklichem
Vortheil in Deutſchland die Kriegs-Flamme
wieder zu Schwunge. Denn ob wol Aembrich
nach uͤberwundenem Cattiſchen Hertzoge Ara-
bar ſeine Feld-Hauptmannſchafft uͤber die Qua-
den befeſtigte; ſo waren doch ſeine allzugroſſen
Siege die Urſache ihm groͤſſerer zuwachſenden
Noͤthen. Er verliebte ſich bey ſo wol gelun-
genen Streichen in ſein Gluͤcke: daß er weder
ſeinem Uberwinden/ noch ſeiner Rache ein Ziel
ſetzte; da doch das Gluͤcke niemahls weniger/
als bey Vermengung der Waffen die Farbe
haͤlt. Wie nun derogeſtalt Hertzog Aembrich/
ungeachtet des Britanniſchen Koͤnigs Caßibel-
lin/ ja ſelbſt des Hermunduriſchen Fuͤrſten Bri-
to beweglicher Vorſchrifft/ unerbittlich war A-
rabarn ein Theil ſeiner Laͤnder wieder einzu-
raͤumen; ja er nicht allein auf der ihm Tag und
Nacht in Ohren liegender Druyden unabſetzli-
ches Anhalten ihnen alle vorhin gewiedmete
Eichwaͤlder bey den Catten und Vangionen
einraͤumete/ ſondern auch eben dieſe dem Fuͤr-
ſten Brito/ welcher doch zu ſeinen Siegen ein
groſſes beygetragen hatte/ anſprach; die Bar-
den und Eubagen aber allenthalben druͤckte
und vertrieb; lud er deßwegen nicht allein des
halben Deutſchland Haß auf ſich; ſondern auch
die/ welche denen Druyden beypflichteten/ und
denen Catten keinen andern Fuͤrſten ihres Ge-
bluͤtes fuͤrſetzen ſahen/ faſten einen Argwohn:
daß Aembrich uͤber gantz Deutſchland eine un-
verſchraͤnckte Gewalt zu erlangen im Schilde
fuͤhrte. Gleichwol aber hielt die Furcht fuͤr dem
in Deutſchland und Gallien ſo ſieghafften U-
berwinder alle Schwerdter in der Scheide;

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1064" n="1000[1002]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;am hielt/ Ariovi&#x017F;ten einen Frieden antragen<lb/>
ließ.</p><lb/>
          <p>Weil nun inzwi&#x017F;chen der Cherusker Hertzog<lb/>
Aembrich mit der Catten Hertzoge Arabarn in<lb/>
Krieg gerathen war/ al&#x017F;o nicht nur Fu&#x0364;r&#x017F;t Na-<lb/>
&#x017F;ua und Cimber mit ihrem Heere zuru&#x0364;ck beruf-<lb/>
fen wurden; die Ubier denen Catten auch be-<lb/>
reit ins Land gefallen waren; u&#x0364;ber diß Ariovi&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ahe: daß er in den einheimi&#x017F;chen Krieg wu&#x0364;rde<lb/>
eingeflochten werden; hatte er wenig Beden-<lb/>
cken den angebotenen Frieden mit Ca&#x0364;&#x017F;arn auff<lb/>
die Bedingung zu &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: daß er alleine des<lb/>
Rechtes auff die Sequaner und Heduer &#x017F;ich<lb/>
verzeihen; alles u&#x0364;brige/ was er in Gallien biß<lb/>
an das Voge&#x017F;i&#x017F;che Gebu&#x0364;rge gehabt/ behalten/<lb/>
und die Gefangenen gegen einander ausge-<lb/>
wech&#x017F;elt werden &#x017F;olten. Alles ward auch voll-<lb/>
zogen; au&#x017F;&#x017F;er: daß Ca&#x0364;&#x017F;ar/ welcher alle Tage<lb/>
neue Buhl&#x017F;chafften &#x017F;uchte/ und mit dem er&#x017F;ten<lb/>
Anblicke &#x017F;ich in die gefangene Euno&#x0364;e verliebt<lb/>
hatte/ &#x017F;ie in Jtalien vertu&#x017F;chte; welche er hernach<lb/>
durch tau&#x017F;end Erfindungen zu &#x017F;einer Liebe be-<lb/>
wegte/ endlich &#x017F;ie dem Mauritani&#x017F;chen Ko&#x0364;nige<lb/>
Bogud verheyrathete. Uber diß verneuerte<lb/>
Ca&#x0364;&#x017F;ar mit Hertzog Aembrichen &#x017F;ein Bu&#x0364;ndnu&#x0364;ß/<lb/>
um den in Deut&#x017F;chland entglimmenden Bu&#x0364;r-<lb/>
ger-Krieg &#x017F;o viel mehr zur Flamme zu bringen.<lb/>
Denen Heduern halff er wieder zu der alten<lb/>
Hoheit u&#x0364;ber die Gallier; hingegen dru&#x0364;ckte er<lb/>
die Sequaner/ welche vorher jenen lange Zeit<lb/>
die Wage gehalten/ und endlich durch der<lb/>
Deut&#x017F;chen Hu&#x0364;lffe den Mei&#x017F;ter ge&#x017F;pielet hatten.<lb/>
Ob auch wol Fu&#x0364;r&#x017F;t Ta&#x017F;get die an der Ligeris ge-<lb/>
legene Stadt Genab und die darum wohnen-<lb/>
den Carnuter/ Procillus die Caducker/ Cinge-<lb/>
torich die Trevirer/ Comius die Atrebater/ Ol-<lb/>
lovico die Nitiobriger/ und mehr andere ihre<lb/>
Lands-Leute aus Ehrgeitz und Eigennutz zu<lb/>
der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Dien&#x017F;ibarkeit verleiteten; &#x017F;o<lb/>
wurden doch allen andern Galliern die Rheme&#xA75B;<lb/>
fu&#x0364;r gezogen/ den Heduern fa&#x017F;t gleiche ge&#x017F;cha&#x0364;tzet;<lb/>
weil &#x017F;ie durch ihre drey Fu&#x0364;r&#x017F;ten den Jccius/ An-<lb/><cb/>
tebrog/ und Verti&#x017F;cus bald nach Ariovi&#x017F;tens<lb/>
Niederlage &#x017F;ich auf Treu und Glauben Ca&#x0364;&#x017F;arn<lb/>
untergaben; al&#x017F;o: daß fa&#x017F;t alle andere Celti&#x017F;che<lb/>
und Aquitani&#x017F;che Gallier/ die wegen alter<lb/>
Feind&#x017F;chafft mit den Heduern keine Gemein-<lb/>
&#x017F;chafft hatten/ nunmehr &#x017F;ich des Schirms der<lb/>
Rhemer bedienten.</p><lb/>
          <p>Jnzwi&#x017F;chen kam zu Ca&#x0364;&#x017F;ars mercklichem<lb/>
Vortheil in Deut&#x017F;chland die Kriegs-Flamme<lb/>
wieder zu Schwunge. Denn ob wol Aembrich<lb/>
nach u&#x0364;berwundenem Catti&#x017F;chen Hertzoge Ara-<lb/>
bar &#x017F;eine Feld-Hauptmann&#x017F;chafft u&#x0364;ber die Qua-<lb/>
den befe&#x017F;tigte; &#x017F;o waren doch &#x017F;eine allzugro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Siege die Ur&#x017F;ache ihm gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer zuwach&#x017F;enden<lb/>
No&#x0364;then. Er verliebte &#x017F;ich bey &#x017F;o wol gelun-<lb/>
genen Streichen in &#x017F;ein Glu&#x0364;cke: daß er weder<lb/>
&#x017F;einem Uberwinden/ noch &#x017F;einer Rache ein Ziel<lb/>
&#x017F;etzte; da doch das Glu&#x0364;cke niemahls weniger/<lb/>
als bey Vermengung der Waffen die Farbe<lb/>
ha&#x0364;lt. Wie nun deroge&#x017F;talt Hertzog Aembrich/<lb/>
ungeachtet des Britanni&#x017F;chen Ko&#x0364;nigs Caßibel-<lb/>
lin/ ja &#x017F;elb&#x017F;t des Hermunduri&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten Bri-<lb/>
to beweglicher Vor&#x017F;chrifft/ unerbittlich war A-<lb/>
rabarn ein Theil &#x017F;einer La&#x0364;nder wieder einzu-<lb/>
ra&#x0364;umen; ja er nicht allein auf der ihm Tag und<lb/>
Nacht in Ohren liegender Druyden unab&#x017F;etzli-<lb/>
ches Anhalten ihnen alle vorhin gewiedmete<lb/>
Eichwa&#x0364;lder bey den Catten und Vangionen<lb/>
einra&#x0364;umete/ &#x017F;ondern auch eben die&#x017F;e dem Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten Brito/ welcher doch zu &#x017F;einen Siegen ein<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;es beygetragen hatte/ an&#x017F;prach; die Bar-<lb/>
den und Eubagen aber allenthalben dru&#x0364;ckte<lb/>
und vertrieb; lud er deßwegen nicht allein des<lb/>
halben Deut&#x017F;chland Haß auf &#x017F;ich; &#x017F;ondern auch<lb/>
die/ welche denen Druyden beypflichteten/ und<lb/>
denen Catten keinen andern Fu&#x0364;r&#x017F;ten ihres Ge-<lb/>
blu&#x0364;tes fu&#x0364;r&#x017F;etzen &#x017F;ahen/ fa&#x017F;ten einen Argwohn:<lb/>
daß Aembrich u&#x0364;ber gantz Deut&#x017F;chland eine un-<lb/>
ver&#x017F;chra&#x0364;nckte Gewalt zu erlangen im Schilde<lb/>
fu&#x0364;hrte. Gleichwol aber hielt die Furcht fu&#x0364;r dem<lb/>
in Deut&#x017F;chland und Gallien &#x017F;o &#x017F;ieghafften U-<lb/>
berwinder alle Schwerdter in der Scheide;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1000[1002]/1064] Siebendes Buch ſam hielt/ Arioviſten einen Frieden antragen ließ. Weil nun inzwiſchen der Cherusker Hertzog Aembrich mit der Catten Hertzoge Arabarn in Krieg gerathen war/ alſo nicht nur Fuͤrſt Na- ſua und Cimber mit ihrem Heere zuruͤck beruf- fen wurden; die Ubier denen Catten auch be- reit ins Land gefallen waren; uͤber diß Arioviſt ſahe: daß er in den einheimiſchen Krieg wuͤrde eingeflochten werden; hatte er wenig Beden- cken den angebotenen Frieden mit Caͤſarn auff die Bedingung zu ſchluͤſſen: daß er alleine des Rechtes auff die Sequaner und Heduer ſich verzeihen; alles uͤbrige/ was er in Gallien biß an das Vogeſiſche Gebuͤrge gehabt/ behalten/ und die Gefangenen gegen einander ausge- wechſelt werden ſolten. Alles ward auch voll- zogen; auſſer: daß Caͤſar/ welcher alle Tage neue Buhlſchafften ſuchte/ und mit dem erſten Anblicke ſich in die gefangene Eunoͤe verliebt hatte/ ſie in Jtalien vertuſchte; welche er hernach durch tauſend Erfindungen zu ſeiner Liebe be- wegte/ endlich ſie dem Mauritaniſchen Koͤnige Bogud verheyrathete. Uber diß verneuerte Caͤſar mit Hertzog Aembrichen ſein Buͤndnuͤß/ um den in Deutſchland entglimmenden Buͤr- ger-Krieg ſo viel mehr zur Flamme zu bringen. Denen Heduern halff er wieder zu der alten Hoheit uͤber die Gallier; hingegen druͤckte er die Sequaner/ welche vorher jenen lange Zeit die Wage gehalten/ und endlich durch der Deutſchen Huͤlffe den Meiſter geſpielet hatten. Ob auch wol Fuͤrſt Taſget die an der Ligeris ge- legene Stadt Genab und die darum wohnen- den Carnuter/ Procillus die Caducker/ Cinge- torich die Trevirer/ Comius die Atrebater/ Ol- lovico die Nitiobriger/ und mehr andere ihre Lands-Leute aus Ehrgeitz und Eigennutz zu der Roͤmiſchen Dienſibarkeit verleiteten; ſo wurden doch allen andern Galliern die Rhemeꝛ fuͤr gezogen/ den Heduern faſt gleiche geſchaͤtzet; weil ſie durch ihre drey Fuͤrſten den Jccius/ An- tebrog/ und Vertiſcus bald nach Arioviſtens Niederlage ſich auf Treu und Glauben Caͤſarn untergaben; alſo: daß faſt alle andere Celtiſche und Aquitaniſche Gallier/ die wegen alter Feindſchafft mit den Heduern keine Gemein- ſchafft hatten/ nunmehr ſich des Schirms der Rhemer bedienten. Jnzwiſchen kam zu Caͤſars mercklichem Vortheil in Deutſchland die Kriegs-Flamme wieder zu Schwunge. Denn ob wol Aembrich nach uͤberwundenem Cattiſchen Hertzoge Ara- bar ſeine Feld-Hauptmannſchafft uͤber die Qua- den befeſtigte; ſo waren doch ſeine allzugroſſen Siege die Urſache ihm groͤſſerer zuwachſenden Noͤthen. Er verliebte ſich bey ſo wol gelun- genen Streichen in ſein Gluͤcke: daß er weder ſeinem Uberwinden/ noch ſeiner Rache ein Ziel ſetzte; da doch das Gluͤcke niemahls weniger/ als bey Vermengung der Waffen die Farbe haͤlt. Wie nun derogeſtalt Hertzog Aembrich/ ungeachtet des Britanniſchen Koͤnigs Caßibel- lin/ ja ſelbſt des Hermunduriſchen Fuͤrſten Bri- to beweglicher Vorſchrifft/ unerbittlich war A- rabarn ein Theil ſeiner Laͤnder wieder einzu- raͤumen; ja er nicht allein auf der ihm Tag und Nacht in Ohren liegender Druyden unabſetzli- ches Anhalten ihnen alle vorhin gewiedmete Eichwaͤlder bey den Catten und Vangionen einraͤumete/ ſondern auch eben dieſe dem Fuͤr- ſten Brito/ welcher doch zu ſeinen Siegen ein groſſes beygetragen hatte/ anſprach; die Bar- den und Eubagen aber allenthalben druͤckte und vertrieb; lud er deßwegen nicht allein des halben Deutſchland Haß auf ſich; ſondern auch die/ welche denen Druyden beypflichteten/ und denen Catten keinen andern Fuͤrſten ihres Ge- bluͤtes fuͤrſetzen ſahen/ faſten einen Argwohn: daß Aembrich uͤber gantz Deutſchland eine un- verſchraͤnckte Gewalt zu erlangen im Schilde fuͤhrte. Gleichwol aber hielt die Furcht fuͤr dem in Deutſchland und Gallien ſo ſieghafften U- berwinder alle Schwerdter in der Scheide; und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1064
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1000[1002]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1064>, abgerufen am 23.11.2024.