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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
glichen Britannischen Jungfrau glücklich bestritten und zurück in Gallien gejagt.
Verwirrter und in voller Kriegsflamme sich befindender Zustand in Deutschland/ worin-
nen der Gottesdienst zwar der Vorwand/ das Absehen aber der hohen Häupter die O-
ber-Herrschafft ist. Was Fürsten/ was klugen und treuen Dienern gelegen/ und wie
jene mit diesen die Bemühungen/ nicht aber die Würde theilen sollen; des Feld-Herrn
Aembrichs und König Ariovists/ Gotharts und Hertzog Brittons gegen einander ge-
stellte Kriegs-Macht; des allzuhitzigen Königs Gotharts tödliche Verwundung dienet
zur Lehre: daß ein Krieges-Haupt nicht in der Spitze stehen/ sondern wie das Hertze im
Leibe zum allerletzten sterben/ und ihr Tod möglichst zu verhölen seyn solle. Des Feld-
Obersten Terbals Verrätherey wieder den Feld-Herrn Aembrich. Seine Straffe.
Thorheit zuweilen eine Gefärthin der Klugheit. Ob der Fürsten Hoheit von keinen
Gesetzen umschräncket/ und einen Ubelthäter ohne Verhör zu verdammen zu entschuldi-
gen sey? Schlacht zwischen dem Feld-Herrn Aembrich und dem Könige Ariovist eine
Beförderung des Friedens/ mit Mäßigung der Druydischen Macht und Ertheilung
der den Barden und Eubagen zeither verschränckten Freyheit ihres Gottesdienst. Vie-
ler Fürsten Beschwerführung beym Feld-Herrn Aembrich über Cäsars Thätligkeiten.
Dessen versicherte Freundschafft. Aembrich weiß der Römer Beleidigungen durch sei-
ne Vernunfft zu mäßigen/ und durch seine Klugheit seinen Sohn Segimer noch bey
Leb-Zeiten wieder das sonst gewöhnliche Wahl-Recht zum Nachfolger zu erklä-
ren. Aembrich rächet der Deutschen und Belgen Unrecht durch Cäsars Niederlage
am Rhein; ziehet sich hier auff seinem eigenen Brande zu. Jnduciomar der Hertzog
der Trevirer belägert den Römischen Labienus/ wird aber in einem Ausfall erschossen.
Die den Feld-Herrn Aembrich nicht erwartenden Trevirer werden durch feindliche Hin-
terlist an der Mosel meist erleget/ die übrigen unter das Römische Joch gebracht und vom
Cingetorich beherrschet. Die Entlegenheit bey Nachbarn der Nagel daran ihre Freund-
schafft hencket. Die Römer überfallen den gantz sichern Feld - Herrn Aembrich und
Cattivolck seinen Bruder auf einem Lust-Hause; der erste kommet durch die Flucht/ die-
ser durch seinen erkiesten Tod dem Cäsar aus den Händen. Cäsar läst den ihm verdäch-
tigen Fürsten Acco nebst viel Semnonern und Carnuten zu tode prügeln/ durch welche
Grausamkeit er wieder sich die Gallier und andere Bundsgenossen aufwiegelt/ und dan-
nenher mit dem Feld-Herrn und übrigen Deutschen einen gewissen Frieden eingehen
muß/ um die Gallier im Zaume und Gehorsam zu halten. Des Gallischen Adels und
der Bellowackischen Jungfrauen Heldenmäßiges Gelübde gegen den Cäsar. Dessen und
alle Klugheit Kräffte werden für der himmlischen Versehung zur Ohnmacht. Dem Cä-
sar stehen die Deutschen wieder die Gallier bey. Die in der Festung Alesie ausgestan-
dene Hungers-Noth so groß: daß auch ein Mensch des andern Speise werden und selbst
die Natur der eussersten Noth aus dem Wege treten muß. Menschen-Fleisch eine un-
natürliche und im Geblüt nichts als Fäulnüß nach sich ziehende Speise/ so schädlich als
Gifft. Die Ubergabe Alesiens stürtzt den Vercingetorich zu Bodem/ Gallien aber un-
ter den Fußschemel der Römer. Cäsars Grausamkeit in Ugellodun wieder den Für-
sten Guturvat und übrige Gefangene. Cäsars und Pompejus Ehrsucht sucht seinen
Zunder durch bürgerliche Kriege; der erste aber seine Siege wieder diesen in der Deut-

schen
Erster Theil. F f f f f f

Arminius und Thußnelda.
glichen Britanniſchen Jungfrau gluͤcklich beſtritten und zuruͤck in Gallien gejagt.
Verwirrter und in voller Kriegsflam̃e ſich befindender Zuſtand in Deutſchland/ worin-
nen der Gottesdienſt zwar der Vorwand/ das Abſehen aber der hohen Haͤupter die O-
ber-Herrſchafft iſt. Was Fuͤrſten/ was klugen und treuen Dienern gelegen/ und wie
jene mit dieſen die Bemuͤhungen/ nicht aber die Wuͤrde theilen ſollen; des Feld-Herrn
Aembrichs und Koͤnig Arioviſts/ Gotharts und Hertzog Brittons gegen einander ge-
ſtellte Kriegs-Macht; des allzuhitzigen Koͤnigs Gotharts toͤdliche Verwundung dienet
zur Lehre: daß ein Krieges-Haupt nicht in der Spitze ſtehen/ ſondern wie das Hertze im
Leibe zum allerletzten ſterben/ und ihr Tod moͤglichſt zu verhoͤlen ſeyn ſolle. Des Feld-
Oberſten Terbals Verraͤtherey wieder den Feld-Herrn Aembrich. Seine Straffe.
Thorheit zuweilen eine Gefaͤrthin der Klugheit. Ob der Fuͤrſten Hoheit von keinen
Geſetzen umſchraͤncket/ und einen Ubelthaͤter ohne Verhoͤr zu verdammen zu entſchuldi-
gen ſey? Schlacht zwiſchen dem Feld-Herrn Aembrich und dem Koͤnige Arioviſt eine
Befoͤrderung des Friedens/ mit Maͤßigung der Druydiſchen Macht und Ertheilung
der den Barden und Eubagen zeither verſchraͤnckten Freyheit ihres Gottesdienſt. Vie-
ler Fuͤrſten Beſchwerfuͤhrung beym Feld-Herrn Aembrich uͤber Caͤſars Thaͤtligkeiten.
Deſſen verſicherte Freundſchafft. Aembrich weiß der Roͤmer Beleidigungen durch ſei-
ne Vernunfft zu maͤßigen/ und durch ſeine Klugheit ſeinen Sohn Segimer noch bey
Leb-Zeiten wieder das ſonſt gewoͤhnliche Wahl-Recht zum Nachfolger zu erklaͤ-
ren. Aembrich raͤchet der Deutſchen und Belgen Unrecht durch Caͤſars Niederlage
am Rhein; ziehet ſich hier auff ſeinem eigenen Brande zu. Jnduciomar der Hertzog
der Trevirer belaͤgert den Roͤmiſchen Labienus/ wird aber in einem Ausfall erſchoſſen.
Die den Feld-Herrn Aembrich nicht erwartenden Trevirer werden durch feindliche Hin-
terliſt an der Moſel meiſt erleget/ die uͤbꝛigen unter das Roͤmiſche Joch gebracht und vom
Cingetorich beherrſchet. Die Entlegenheit bey Nachbarn der Nagel daran ihre Freund-
ſchafft hencket. Die Roͤmer uͤberfallen den gantz ſichern Feld - Herrn Aembrich und
Cattivolck ſeinen Bruder auf einem Luſt-Hauſe; der erſte kommet durch die Flucht/ die-
ſer durch ſeinen erkieſten Tod dem Caͤſar aus den Haͤnden. Caͤſar laͤſt den ihm verdaͤch-
tigen Fuͤrſten Acco nebſt viel Semnonern und Carnuten zu tode pruͤgeln/ durch welche
Grauſamkeit er wieder ſich die Gallier und andere Bundsgenoſſen aufwiegelt/ und dan-
nenher mit dem Feld-Herrn und uͤbrigen Deutſchen einen gewiſſen Frieden eingehen
muß/ um die Gallier im Zaume und Gehorſam zu halten. Des Galliſchen Adels und
der Bellowackiſchen Jungfrauen Heldenmaͤßiges Geluͤbde gegen den Caͤſar. Deſſen und
alle Klugheit Kraͤffte werden fuͤr der himmliſchen Verſehung zur Ohnmacht. Dem Caͤ-
ſar ſtehen die Deutſchen wieder die Gallier bey. Die in der Feſtung Aleſie ausgeſtan-
dene Hungers-Noth ſo groß: daß auch ein Menſch des andern Speiſe werden und ſelbſt
die Natur der euſſerſten Noth aus dem Wege treten muß. Menſchen-Fleiſch eine un-
natuͤrliche und im Gebluͤt nichts als Faͤulnuͤß nach ſich ziehende Speiſe/ ſo ſchaͤdlich als
Gifft. Die Ubergabe Aleſiens ſtuͤrtzt den Vercingetorich zu Bodem/ Gallien aber un-
ter den Fußſchemel der Roͤmer. Caͤſars Grauſamkeit in Ugellodun wieder den Fuͤr-
ſten Guturvat und uͤbrige Gefangene. Caͤſars und Pompejus Ehrſucht ſucht ſeinen
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[961[963]/1025] Arminius und Thußnelda. glichen Britanniſchen Jungfrau gluͤcklich beſtritten und zuruͤck in Gallien gejagt. Verwirrter und in voller Kriegsflam̃e ſich befindender Zuſtand in Deutſchland/ worin- nen der Gottesdienſt zwar der Vorwand/ das Abſehen aber der hohen Haͤupter die O- ber-Herrſchafft iſt. Was Fuͤrſten/ was klugen und treuen Dienern gelegen/ und wie jene mit dieſen die Bemuͤhungen/ nicht aber die Wuͤrde theilen ſollen; des Feld-Herrn Aembrichs und Koͤnig Arioviſts/ Gotharts und Hertzog Brittons gegen einander ge- ſtellte Kriegs-Macht; des allzuhitzigen Koͤnigs Gotharts toͤdliche Verwundung dienet zur Lehre: daß ein Krieges-Haupt nicht in der Spitze ſtehen/ ſondern wie das Hertze im Leibe zum allerletzten ſterben/ und ihr Tod moͤglichſt zu verhoͤlen ſeyn ſolle. Des Feld- Oberſten Terbals Verraͤtherey wieder den Feld-Herrn Aembrich. Seine Straffe. Thorheit zuweilen eine Gefaͤrthin der Klugheit. Ob der Fuͤrſten Hoheit von keinen Geſetzen umſchraͤncket/ und einen Ubelthaͤter ohne Verhoͤr zu verdammen zu entſchuldi- gen ſey? Schlacht zwiſchen dem Feld-Herrn Aembrich und dem Koͤnige Arioviſt eine Befoͤrderung des Friedens/ mit Maͤßigung der Druydiſchen Macht und Ertheilung der den Barden und Eubagen zeither verſchraͤnckten Freyheit ihres Gottesdienſt. Vie- ler Fuͤrſten Beſchwerfuͤhrung beym Feld-Herrn Aembrich uͤber Caͤſars Thaͤtligkeiten. Deſſen verſicherte Freundſchafft. Aembrich weiß der Roͤmer Beleidigungen durch ſei- ne Vernunfft zu maͤßigen/ und durch ſeine Klugheit ſeinen Sohn Segimer noch bey Leb-Zeiten wieder das ſonſt gewoͤhnliche Wahl-Recht zum Nachfolger zu erklaͤ- ren. Aembrich raͤchet der Deutſchen und Belgen Unrecht durch Caͤſars Niederlage am Rhein; ziehet ſich hier auff ſeinem eigenen Brande zu. Jnduciomar der Hertzog der Trevirer belaͤgert den Roͤmiſchen Labienus/ wird aber in einem Ausfall erſchoſſen. Die den Feld-Herrn Aembrich nicht erwartenden Trevirer werden durch feindliche Hin- terliſt an der Moſel meiſt erleget/ die uͤbꝛigen unter das Roͤmiſche Joch gebracht und vom Cingetorich beherrſchet. Die Entlegenheit bey Nachbarn der Nagel daran ihre Freund- ſchafft hencket. Die Roͤmer uͤberfallen den gantz ſichern Feld - Herrn Aembrich und Cattivolck ſeinen Bruder auf einem Luſt-Hauſe; der erſte kommet durch die Flucht/ die- ſer durch ſeinen erkieſten Tod dem Caͤſar aus den Haͤnden. Caͤſar laͤſt den ihm verdaͤch- tigen Fuͤrſten Acco nebſt viel Semnonern und Carnuten zu tode pruͤgeln/ durch welche Grauſamkeit er wieder ſich die Gallier und andere Bundsgenoſſen aufwiegelt/ und dan- nenher mit dem Feld-Herrn und uͤbrigen Deutſchen einen gewiſſen Frieden eingehen muß/ um die Gallier im Zaume und Gehorſam zu halten. Des Galliſchen Adels und der Bellowackiſchen Jungfrauen Heldenmaͤßiges Geluͤbde gegen den Caͤſar. Deſſen und alle Klugheit Kraͤffte werden fuͤr der himmliſchen Verſehung zur Ohnmacht. Dem Caͤ- ſar ſtehen die Deutſchen wieder die Gallier bey. Die in der Feſtung Aleſie ausgeſtan- dene Hungers-Noth ſo groß: daß auch ein Menſch des andern Speiſe werden und ſelbſt die Natur der euſſerſten Noth aus dem Wege treten muß. Menſchen-Fleiſch eine un- natuͤrliche und im Gebluͤt nichts als Faͤulnuͤß nach ſich ziehende Speiſe/ ſo ſchaͤdlich als Gifft. Die Ubergabe Aleſiens ſtuͤrtzt den Vercingetorich zu Bodem/ Gallien aber un- ter den Fußſchemel der Roͤmer. Caͤſars Grauſamkeit in Ugellodun wieder den Fuͤr- ſten Guturvat und uͤbrige Gefangene. Caͤſars und Pompejus Ehrſucht ſucht ſeinen Zunder durch buͤrgerliche Kriege; der erſte aber ſeine Siege wieder dieſen in der Deut- ſchen Erſter Theil. F f f f f f

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 961[963]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1025>, abgerufen am 23.11.2024.