Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Gußmann aber ihn gar vom Pferde rieß; also:
daß/ weil die andern Deutschen sich mit dem
Gußmann um das mit Golde und Edelgestei-
nen reich aufgeputztes Pferd zwisteten/ Pom-
pejus gleichsam durch ein Wunderwerck ent-
ran. Sertorius trieb hierauf auch den Afri-
canus mit grossem Verlust zurücke; also: daß
zehntausend Römer sitzen blieben; Er hätte
auch früh dem Pompejus sein letztes vollends
versetzt; wenn nicht Metellus ihm zu Hülffe
kommen wäre. Hierauff hielt sich Sertorius
alles ihm bevorstehenden Vortheils ungeach-
tet/ in seinem Lager gantz stille; biß seine weiße
Hindin/ die sich in die Wälder verlauffen hat-
te/ zurück kam. Da er denn/ gleich/ als wenn
ihm die Götter durch selbte diß/ was er fürneh-
men solte/ andeuteten/ auszoh/ und das Römi-
sche Heer an dem Flusse Salo bey Seguntium
erreichte; mit selbigem vom Mittage biß in die
Nacht schlug/ und sechs tausend Römer dem
Pompejus erlegte; folgenden Tag auch des
Metellus Lager stürmte/ und bey nah eroberte.
Weil nun die Celtiberier und Deutschen hierin-
nen so tapffere Helden-Thaten ausübten; er-
kiesete Sertorius ihm solche zur Leib-Wache;
die Deutschen aber rückten den Römern für:
daß sie bey Stürmung des Metellischen Lä-
gers ihre Pflicht nicht gethan hätten. Welches
die Römer hoch empfunden; und als sonderlich
Pompejus mit zwey frischen Legionen ver-
stärckt ward/ hauffenweise zu ihm und dem Me-
tellus über giengen. Gleichwol hielt ein Theil
nebenst denen Deutschen beym Sertorius
stand/ entsetzte die vom Pompejus belägerte
Stadt Palantia/ und erlegte bey Calaguris
abermals drey tausend Römer; ja er brachte den
Metellus und Pompejus in solche Furcht: daß
keiner ihm mehr Stand hielt/ und so ins Ge-
drange: daß jener in einen Winckel Jtaliens/
dieser ins Narbonische Gallien sich verkrichen
muste; ja Rom selbst schon für dem ankommen-
den Sertorius und den strengen Deutschen zit-
terte. Zu eben dieser Zeit starben Nicomedes und
[Spaltenumbruch] Appio/ welche das Römische Volck zu Erben
ihrer Königreiche Bithynien und Lybien einsetz-
te; daher Mithridates mit seinem im Hertzen
verborgenen Kriege länger zurück zu halten/ und
die Römische Macht sich vergrössern zu lassen
nicht rathsam hielt. Derhalben schickte er zwey
vertriebene Römer/ nemlich den Fannius und
Magius durch Jtalien zum Sertorius; wel-
che/ iedoch weil dieser gleichwol nichts zu Ab-
bruch des Römischen Reichs fürnehmen/ sondern
nur des grausamen Sylla Uberbleibung/ und
die gewaltsamen Herrscher aus dem Sattel he-
ben wolte/ mit Noth zu einem Bündnüße be-
wegte/ Krafft dessen Mithridates zwar Cappa-
docien und Bithynien haben; das übrige Asien
aber den Römern bleiben; Sertorius Mithri-
daten einen Feldhauptmann mit gewissem Vol-
cke/ dieser aber jenem drey tausend Talent und
viertzig Schiffe schicken solte. Mithridates
brach hierauf alsofort mit den Römern; welcher
alleine hundert-sechs- und funffzig tausend
Hülffs-völcker von Deutschen/ Scythen/ Sar-
matern/ Thraciern/ und insonderheit Bastar-
nen/ vierhundert grosse Schiffe/ wie auch hun-
dert und funffzig Sichelwagen zusammen brach-
te. So bald nun Fannius und Magius mit dem
gewesenen Rathsherrn Marcus Varius/ wel-
chem Mithridates selbst die Oberstelle gab/ in
Asien ankam/ schickte er den Diophantus mit
hundert tausend Mann in Cappadocien; er selbst
rückte mit anderthalb hundert tausend Fuß-
Knechten und zwölff tausend Reutern durch das
Timonitidische Paphlagonien und Galatien in
Bithynien/ und bemächtigte sich der Stadt He-
raclea. Daher beyde Bürgermeister Lucullus
und Cotta wieder den Mithridates geschickt wur-
den. Alleine der ehrsüchtige Cotta/ welcher dem
Lucullus den Ruhm des Sieges wegnehmen
wolte/ ward bey Chalcedon von denen einigen
Bastarnen und andern Deutschen auffs Haupt
geschlagen; Lucullus Manlius mit sechstehalb
tausend Römern getödtet/ und die Uberbleibung
in Chalcedon eingesperrt. Mithridates selbst

segelte
Erster Theil. D d d d d d

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Gußmann aber ihn gar vom Pferde rieß; alſo:
daß/ weil die andern Deutſchen ſich mit dem
Gußmann um das mit Golde und Edelgeſtei-
nen reich aufgeputztes Pferd zwiſteten/ Pom-
pejus gleichſam durch ein Wunderwerck ent-
ran. Sertorius trieb hierauf auch den Afri-
canus mit groſſem Verluſt zuruͤcke; alſo: daß
zehntauſend Roͤmer ſitzen blieben; Er haͤtte
auch fruͤh dem Pompejus ſein letztes vollends
verſetzt; wenn nicht Metellus ihm zu Huͤlffe
kommen waͤre. Hierauff hielt ſich Sertorius
alles ihm bevorſtehenden Vortheils ungeach-
tet/ in ſeinem Lager gantz ſtille; biß ſeine weiße
Hindin/ die ſich in die Waͤlder verlauffen hat-
te/ zuruͤck kam. Da er denn/ gleich/ als wenn
ihm die Goͤtter durch ſelbte diß/ was er fuͤrneh-
men ſolte/ andeuteten/ auszoh/ und das Roͤmi-
ſche Heer an dem Fluſſe Salo bey Seguntium
erreichte; mit ſelbigem vom Mittage biß in die
Nacht ſchlug/ und ſechs tauſend Roͤmer dem
Pompejus erlegte; folgenden Tag auch des
Metellus Lager ſtuͤrmte/ und bey nah eroberte.
Weil nun die Celtiberier und Deutſchen hierin-
nen ſo tapffere Helden-Thaten ausuͤbten; er-
kieſete Sertorius ihm ſolche zur Leib-Wache;
die Deutſchen aber ruͤckten den Roͤmern fuͤr:
daß ſie bey Stuͤrmung des Metelliſchen Laͤ-
gers ihre Pflicht nicht gethan haͤtten. Welches
die Roͤmer hoch empfunden; und als ſonderlich
Pompejus mit zwey friſchen Legionen ver-
ſtaͤrckt ward/ hauffenweiſe zu ihm und dem Me-
tellus uͤber giengen. Gleichwol hielt ein Theil
nebenſt denen Deutſchen beym Sertorius
ſtand/ entſetzte die vom Pompejus belaͤgerte
Stadt Palantia/ und erlegte bey Calaguris
abermals drey tauſend Roͤmer; ja er brachte den
Metellus und Pompejus in ſolche Furcht: daß
keiner ihm mehr Stand hielt/ und ſo ins Ge-
drange: daß jener in einen Winckel Jtaliens/
dieſer ins Narboniſche Gallien ſich verkrichen
muſte; ja Rom ſelbſt ſchon fuͤr dem ankommen-
den Sertorius und den ſtrengen Deutſchen zit-
terte. Zu eben dieſer Zeit ſtarben Nicomedes und
[Spaltenumbruch] Appio/ welche das Roͤmiſche Volck zu Erben
ihrer Koͤnigreiche Bithynien und Lybien einſetz-
te; daher Mithridates mit ſeinem im Hertzen
verborgenen Kriege laͤngeꝛ zuꝛuͤck zu halten/ und
die Roͤmiſche Macht ſich vergroͤſſern zu laſſen
nicht rathſam hielt. Derhalben ſchickte er zwey
vertriebene Roͤmer/ nemlich den Fannius und
Magius durch Jtalien zum Sertorius; wel-
che/ iedoch weil dieſer gleichwol nichts zu Ab-
bruch des Roͤmiſchen Reichs fuͤꝛnehmen/ ſondeꝛn
nur des grauſamen Sylla Uberbleibung/ und
die gewaltſamen Herrſcher aus dem Sattel he-
ben wolte/ mit Noth zu einem Buͤndnuͤße be-
wegte/ Krafft deſſen Mithridates zwar Cappa-
docien und Bithynien haben; das uͤbrige Aſien
aber den Roͤmern bleiben; Sertorius Mithri-
daten einen Feldhauptmañ mit gewiſſem Vol-
cke/ dieſer aber jenem drey tauſend Talent und
viertzig Schiffe ſchicken ſolte. Mithridates
brach hierauf alſofort mit den Roͤmern; welcher
alleine hundert-ſechs- und funffzig tauſend
Huͤlffs-voͤlcker von Deutſchen/ Scythen/ Sar-
matern/ Thraciern/ und inſonderheit Baſtar-
nen/ vierhundert groſſe Schiffe/ wie auch hun-
dert und funffzig Sichelwagen zuſam̃en brach-
te. So bald nun Fannius und Magius mit dem
geweſenen Rathsherrn Marcus Varius/ wel-
chem Mithridates ſelbſt die Oberſtelle gab/ in
Aſien ankam/ ſchickte er den Diophantus mit
hundert tauſend Mann in Cappadocien; er ſelbſt
ruͤckte mit anderthalb hundert tauſend Fuß-
Knechten und zwoͤlff tauſend Reutern durch das
Timonitidiſche Paphlagonien und Galatien in
Bithynien/ und bemaͤchtigte ſich der Stadt He-
raclea. Daher beyde Buͤrgermeiſter Lucullus
uñ Cotta wieder den Mithridates geſchickt wur-
den. Alleine der ehrſuͤchtige Cotta/ welcher dem
Lucullus den Ruhm des Sieges wegnehmen
wolte/ ward bey Chalcedon von denen einigen
Baſtarnen und andern Deutſchen auffs Haupt
geſchlagen; Lucullus Manlius mit ſechſtehalb
tauſend Roͤmern getoͤdtet/ und die Uberbleibung
in Chalcedon eingeſperrt. Mithridates ſelbſt

ſegelte
Erſter Theil. D d d d d d
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1007" n="945[947]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
Gußmann aber ihn gar vom Pferde rieß; al&#x017F;o:<lb/>
daß/ weil die andern Deut&#x017F;chen &#x017F;ich mit dem<lb/>
Gußmann um das mit Golde und Edelge&#x017F;tei-<lb/>
nen reich aufgeputztes Pferd zwi&#x017F;teten/ Pom-<lb/>
pejus gleich&#x017F;am durch ein Wunderwerck ent-<lb/>
ran. Sertorius trieb hierauf auch den Afri-<lb/>
canus mit gro&#x017F;&#x017F;em Verlu&#x017F;t zuru&#x0364;cke; al&#x017F;o: daß<lb/>
zehntau&#x017F;end Ro&#x0364;mer &#x017F;itzen blieben; Er ha&#x0364;tte<lb/>
auch fru&#x0364;h dem Pompejus &#x017F;ein letztes vollends<lb/>
ver&#x017F;etzt; wenn nicht Metellus ihm zu Hu&#x0364;lffe<lb/>
kommen wa&#x0364;re. Hierauff hielt &#x017F;ich Sertorius<lb/>
alles ihm bevor&#x017F;tehenden Vortheils ungeach-<lb/>
tet/ in &#x017F;einem Lager gantz &#x017F;tille; biß &#x017F;eine weiße<lb/>
Hindin/ die &#x017F;ich in die Wa&#x0364;lder verlauffen hat-<lb/>
te/ zuru&#x0364;ck kam. Da er denn/ gleich/ als wenn<lb/>
ihm die Go&#x0364;tter durch &#x017F;elbte diß/ was er fu&#x0364;rneh-<lb/>
men &#x017F;olte/ andeuteten/ auszoh/ und das Ro&#x0364;mi-<lb/>
&#x017F;che Heer an dem Flu&#x017F;&#x017F;e Salo bey Seguntium<lb/>
erreichte; mit &#x017F;elbigem vom Mittage biß in die<lb/>
Nacht &#x017F;chlug/ und &#x017F;echs tau&#x017F;end Ro&#x0364;mer dem<lb/>
Pompejus erlegte; folgenden Tag auch des<lb/>
Metellus Lager &#x017F;tu&#x0364;rmte/ und bey nah eroberte.<lb/>
Weil nun die Celtiberier und Deut&#x017F;chen hierin-<lb/>
nen &#x017F;o tapffere Helden-Thaten ausu&#x0364;bten; er-<lb/>
kie&#x017F;ete Sertorius ihm &#x017F;olche zur Leib-Wache;<lb/>
die Deut&#x017F;chen aber ru&#x0364;ckten den Ro&#x0364;mern fu&#x0364;r:<lb/>
daß &#x017F;ie bey Stu&#x0364;rmung des Metelli&#x017F;chen La&#x0364;-<lb/>
gers ihre Pflicht nicht gethan ha&#x0364;tten. Welches<lb/>
die Ro&#x0364;mer hoch empfunden; und als &#x017F;onderlich<lb/>
Pompejus mit zwey fri&#x017F;chen Legionen ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rckt ward/ hauffenwei&#x017F;e zu ihm und dem Me-<lb/>
tellus u&#x0364;ber giengen. Gleichwol hielt ein Theil<lb/>
neben&#x017F;t denen Deut&#x017F;chen beym Sertorius<lb/>
&#x017F;tand/ ent&#x017F;etzte die vom Pompejus bela&#x0364;gerte<lb/>
Stadt Palantia/ und erlegte bey Calaguris<lb/>
abermals drey tau&#x017F;end Ro&#x0364;mer; ja er brachte den<lb/>
Metellus und Pompejus in &#x017F;olche Furcht: daß<lb/>
keiner ihm mehr Stand hielt/ und &#x017F;o ins Ge-<lb/>
drange: daß jener in einen Winckel Jtaliens/<lb/>
die&#x017F;er ins Narboni&#x017F;che Gallien &#x017F;ich verkrichen<lb/>
mu&#x017F;te; ja Rom &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chon fu&#x0364;r dem ankommen-<lb/>
den Sertorius und den &#x017F;trengen Deut&#x017F;chen zit-<lb/>
terte. Zu eben die&#x017F;er Zeit &#x017F;tarben Nicomedes und<lb/><cb/>
Appio/ welche das Ro&#x0364;mi&#x017F;che Volck zu Erben<lb/>
ihrer Ko&#x0364;nigreiche Bithynien und Lybien ein&#x017F;etz-<lb/>
te; daher Mithridates mit &#x017F;einem im Hertzen<lb/>
verborgenen Kriege la&#x0364;nge&#xA75B; zu&#xA75B;u&#x0364;ck zu halten/ und<lb/>
die Ro&#x0364;mi&#x017F;che Macht &#x017F;ich vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern zu la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
nicht rath&#x017F;am hielt. Derhalben &#x017F;chickte er zwey<lb/>
vertriebene Ro&#x0364;mer/ nemlich den Fannius und<lb/>
Magius durch Jtalien zum Sertorius; wel-<lb/>
che/ iedoch weil die&#x017F;er gleichwol nichts zu Ab-<lb/>
bruch des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reichs fu&#x0364;&#xA75B;nehmen/ &#x017F;onde&#xA75B;n<lb/>
nur des grau&#x017F;amen Sylla Uberbleibung/ und<lb/>
die gewalt&#x017F;amen Herr&#x017F;cher aus dem Sattel he-<lb/>
ben wolte/ mit Noth zu einem Bu&#x0364;ndnu&#x0364;ße be-<lb/>
wegte/ Krafft de&#x017F;&#x017F;en Mithridates zwar Cappa-<lb/>
docien und Bithynien haben; das u&#x0364;brige A&#x017F;ien<lb/>
aber den Ro&#x0364;mern bleiben; Sertorius Mithri-<lb/>
daten einen Feldhauptman&#x0303; mit gewi&#x017F;&#x017F;em Vol-<lb/>
cke/ die&#x017F;er aber jenem drey tau&#x017F;end Talent und<lb/>
viertzig Schiffe &#x017F;chicken &#x017F;olte. Mithridates<lb/>
brach hierauf al&#x017F;ofort mit den Ro&#x0364;mern; welcher<lb/>
alleine hundert-&#x017F;echs- und funffzig tau&#x017F;end<lb/>
Hu&#x0364;lffs-vo&#x0364;lcker von Deut&#x017F;chen/ Scythen/ Sar-<lb/>
matern/ Thraciern/ und in&#x017F;onderheit Ba&#x017F;tar-<lb/>
nen/ vierhundert gro&#x017F;&#x017F;e Schiffe/ wie auch hun-<lb/>
dert und funffzig Sichelwagen zu&#x017F;am&#x0303;en brach-<lb/>
te. So bald nun Fannius und Magius mit dem<lb/>
gewe&#x017F;enen Rathsherrn Marcus Varius/ wel-<lb/>
chem Mithridates &#x017F;elb&#x017F;t die Ober&#x017F;telle gab/ in<lb/>
A&#x017F;ien ankam/ &#x017F;chickte er den Diophantus mit<lb/>
hundert tau&#x017F;end Mann in Cappadocien; er &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
ru&#x0364;ckte mit anderthalb hundert tau&#x017F;end Fuß-<lb/>
Knechten und zwo&#x0364;lff tau&#x017F;end Reutern durch das<lb/>
Timonitidi&#x017F;che Paphlagonien und Galatien in<lb/>
Bithynien/ und bema&#x0364;chtigte &#x017F;ich der Stadt He-<lb/>
raclea. Daher beyde Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter Lucullus<lb/>
un&#x0303; Cotta wieder den Mithridates ge&#x017F;chickt wur-<lb/>
den. Alleine der ehr&#x017F;u&#x0364;chtige Cotta/ welcher dem<lb/>
Lucullus den Ruhm des Sieges wegnehmen<lb/>
wolte/ ward bey Chalcedon von denen einigen<lb/>
Ba&#x017F;tarnen und andern Deut&#x017F;chen auffs Haupt<lb/>
ge&#x017F;chlagen; Lucullus Manlius mit &#x017F;ech&#x017F;tehalb<lb/>
tau&#x017F;end Ro&#x0364;mern geto&#x0364;dtet/ und die Uberbleibung<lb/>
in Chalcedon einge&#x017F;perrt. Mithridates &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Er&#x017F;ter Theil. D d d d d d</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;egelte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[945[947]/1007] Arminius und Thußnelda. Gußmann aber ihn gar vom Pferde rieß; alſo: daß/ weil die andern Deutſchen ſich mit dem Gußmann um das mit Golde und Edelgeſtei- nen reich aufgeputztes Pferd zwiſteten/ Pom- pejus gleichſam durch ein Wunderwerck ent- ran. Sertorius trieb hierauf auch den Afri- canus mit groſſem Verluſt zuruͤcke; alſo: daß zehntauſend Roͤmer ſitzen blieben; Er haͤtte auch fruͤh dem Pompejus ſein letztes vollends verſetzt; wenn nicht Metellus ihm zu Huͤlffe kommen waͤre. Hierauff hielt ſich Sertorius alles ihm bevorſtehenden Vortheils ungeach- tet/ in ſeinem Lager gantz ſtille; biß ſeine weiße Hindin/ die ſich in die Waͤlder verlauffen hat- te/ zuruͤck kam. Da er denn/ gleich/ als wenn ihm die Goͤtter durch ſelbte diß/ was er fuͤrneh- men ſolte/ andeuteten/ auszoh/ und das Roͤmi- ſche Heer an dem Fluſſe Salo bey Seguntium erreichte; mit ſelbigem vom Mittage biß in die Nacht ſchlug/ und ſechs tauſend Roͤmer dem Pompejus erlegte; folgenden Tag auch des Metellus Lager ſtuͤrmte/ und bey nah eroberte. Weil nun die Celtiberier und Deutſchen hierin- nen ſo tapffere Helden-Thaten ausuͤbten; er- kieſete Sertorius ihm ſolche zur Leib-Wache; die Deutſchen aber ruͤckten den Roͤmern fuͤr: daß ſie bey Stuͤrmung des Metelliſchen Laͤ- gers ihre Pflicht nicht gethan haͤtten. Welches die Roͤmer hoch empfunden; und als ſonderlich Pompejus mit zwey friſchen Legionen ver- ſtaͤrckt ward/ hauffenweiſe zu ihm und dem Me- tellus uͤber giengen. Gleichwol hielt ein Theil nebenſt denen Deutſchen beym Sertorius ſtand/ entſetzte die vom Pompejus belaͤgerte Stadt Palantia/ und erlegte bey Calaguris abermals drey tauſend Roͤmer; ja er brachte den Metellus und Pompejus in ſolche Furcht: daß keiner ihm mehr Stand hielt/ und ſo ins Ge- drange: daß jener in einen Winckel Jtaliens/ dieſer ins Narboniſche Gallien ſich verkrichen muſte; ja Rom ſelbſt ſchon fuͤr dem ankommen- den Sertorius und den ſtrengen Deutſchen zit- terte. Zu eben dieſer Zeit ſtarben Nicomedes und Appio/ welche das Roͤmiſche Volck zu Erben ihrer Koͤnigreiche Bithynien und Lybien einſetz- te; daher Mithridates mit ſeinem im Hertzen verborgenen Kriege laͤngeꝛ zuꝛuͤck zu halten/ und die Roͤmiſche Macht ſich vergroͤſſern zu laſſen nicht rathſam hielt. Derhalben ſchickte er zwey vertriebene Roͤmer/ nemlich den Fannius und Magius durch Jtalien zum Sertorius; wel- che/ iedoch weil dieſer gleichwol nichts zu Ab- bruch des Roͤmiſchen Reichs fuͤꝛnehmen/ ſondeꝛn nur des grauſamen Sylla Uberbleibung/ und die gewaltſamen Herrſcher aus dem Sattel he- ben wolte/ mit Noth zu einem Buͤndnuͤße be- wegte/ Krafft deſſen Mithridates zwar Cappa- docien und Bithynien haben; das uͤbrige Aſien aber den Roͤmern bleiben; Sertorius Mithri- daten einen Feldhauptmañ mit gewiſſem Vol- cke/ dieſer aber jenem drey tauſend Talent und viertzig Schiffe ſchicken ſolte. Mithridates brach hierauf alſofort mit den Roͤmern; welcher alleine hundert-ſechs- und funffzig tauſend Huͤlffs-voͤlcker von Deutſchen/ Scythen/ Sar- matern/ Thraciern/ und inſonderheit Baſtar- nen/ vierhundert groſſe Schiffe/ wie auch hun- dert und funffzig Sichelwagen zuſam̃en brach- te. So bald nun Fannius und Magius mit dem geweſenen Rathsherrn Marcus Varius/ wel- chem Mithridates ſelbſt die Oberſtelle gab/ in Aſien ankam/ ſchickte er den Diophantus mit hundert tauſend Mann in Cappadocien; er ſelbſt ruͤckte mit anderthalb hundert tauſend Fuß- Knechten und zwoͤlff tauſend Reutern durch das Timonitidiſche Paphlagonien und Galatien in Bithynien/ und bemaͤchtigte ſich der Stadt He- raclea. Daher beyde Buͤrgermeiſter Lucullus uñ Cotta wieder den Mithridates geſchickt wur- den. Alleine der ehrſuͤchtige Cotta/ welcher dem Lucullus den Ruhm des Sieges wegnehmen wolte/ ward bey Chalcedon von denen einigen Baſtarnen und andern Deutſchen auffs Haupt geſchlagen; Lucullus Manlius mit ſechſtehalb tauſend Roͤmern getoͤdtet/ und die Uberbleibung in Chalcedon eingeſperrt. Mithridates ſelbſt ſegelte Erſter Theil. D d d d d d

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1007
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 945[947]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1007>, abgerufen am 23.11.2024.