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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Sechstes Buch
[Spaltenumbruch] einen Römischen Freund und Bund genossen
hieß und ihm in Eubea zehntausend Huben A-
ckers schenckte; so zohe doch dieser unglückliche
König dem Sylla biß zur Stadt Dardanus
entgegen/ und beliebte nach einer langen Unter-
redung den geschlossenen Frieden. Worauff
denn beyde/ gleich als wenn sie niemahls gegen
einander den Degen gezückt hätten/ als vertrau-
te Freunde einander umhalseten und küßten;
die Deutschen also unter dem Fürsten Dejotar/
nach dem sie sich zwischen der Römischen und
Pontischen Macht seltzam durch geschraubtha-
ten/ zwar wieder zur Ruh/ aber nicht zu ihren
alten Kräfften und Ansehen kamen.

Sylla hingegen saß dem Fimbria auff den
Hals/ und zwang ihn: daß er zu Pergamus sich
in dem Tempel des Esculapius ermordete; gleich
als diß Laster verzweiffelter Zagheit eine den
Heiligthümern anständige Andacht wäre. Wie-
wol/ wenn es einigen Schein der Tugend an-
nehmen kan/ es ihm sein Knecht zuvor that/ der
des Fimbria Leben und Schmertzen durch sei-
nen Dolch vollends abhalff/ und hernach sein ei-
gen Blut dessen Leiche aufopfferte; Dessen Le-
ben er seine Dienste so treulich gewiedmet hatte.
Hierauf baute Sylla Jlium wieder auf/ ließ
sich zu Athen in dem Elevsinischen Heiligthume
ein weihen; behandelte vom Tejus Apelicon/
das Aristoteles und anderer weisen Grichen
halb vermoderte Handschrifften; und ließ den
Murena mit zwey Legionen in Asten/ und den
Lucullus in der vergebenen Belägerung der
Stadt Mytilene zurücke. Hierauf erklärte
sich der in Jtalien kommende Sylla zwar: daß
er sich dem Rathe unterwerffen wolte/ wenn al-
le vom verstorbenen Cinna verjagten Bürger
wie der nach Rom beruffen würden; aber der
Bürgermeister Carbo verderbte alles Spiel/
und zündete den grausamen Bürger-Krieg an;
in welchem etliche tausend Deutsche abermahls
das Blut-Bad musten vergrössern helffen.
Denn der Römische Rath/ welcher nach des
[Spaltenumbruch] Carbo Urthel mit einem in des Sylla Hertzen
wohnenden Löwen und Fuchse zu thun hatte/
dorffte bey nahe keinem Römer recht trauen/
nach dem Metellus/ Cethegus/ Verres/ Piso/
der junge Pompejus/ und der Kern des Römi-
schen Adels dem Sylla zufielen; Daher ließ er
den Junius Brutus/ die Helvetier/ Noricher
und andere Deutschen mit grossen Vertröstun-
gen wieder den Sylla um Hülffe anflehen. Ein
Tribocischer Fürst brachte ihm auch in Eyl drey
tausend Reuter zu/ mit welchen er dem jun-
gen Cneus Pompejus/ der gleichsam als ein
neuer Glücks-Stern aufgieng/ und mit der U-
berbleibung seines väterlichen Heeres zum
Sylla ritte/ den Weg verbeugen wolte. Allein
des Brutischen Heeres Müdigkeit/ und die gar
zu hefftige Hitze des Tribocischen Fürsten/ wel-
cher zu eiffrig dem Pompejus selbst auff den
Hals drang; und weil seine Lantze auff des
Pompejus Schilde zerbrach/ von ihm durch-
rennt ward/ oder vielmehr das für den Sylla
selbst fechtende Gelücke waren Ursache: daß die
Deutschen und das gantze Heer des Brutus ge-
schlagen ward. Worauff denn auch des Bür-
germeisters Scipio Heer ihn verließ/ und zum
Sylla übergieng; Pompejus aber/ der kaum
aus dem Picenischen Schul-Staube gediegen
war/ vom Sylla prächtig bewillkommet/ ein
Römischer Feld-Herr begrüsset/ und am Po
denen anziehenden Deutschen zu begegnen ver-
schickt ward. Der junge Marius zohe hierauff
zwar ein frisches Heer meist von Samnitern/
Marsen und Deutschen zusammen/ und grieff
den Sylla bey der Stadt Signia tapffer an;
weil aber im hitzigsten Treffen sieben Römische
Fahnen die Waffen niederwarffen/ und zum
Sylla flohen/ ward selbtes geschlagen; und
entkam Marius mit genauer Noth nach Pre-
neste. Pompejus und Metellus schlugen bald
darnach auch den Carbo/ und Rom sperrte dem
Sylla selbst das Thor auff. Ob nun wol dero-
gestalt alles sich für dem Sylla bückte; ja der

Bürger

Sechſtes Buch
[Spaltenumbruch] einen Roͤmiſchen Freund und Bund genoſſen
hieß und ihm in Eubea zehntauſend Huben A-
ckers ſchenckte; ſo zohe doch dieſer ungluͤckliche
Koͤnig dem Sylla biß zur Stadt Dardanus
entgegen/ und beliebte nach einer langen Unter-
redung den geſchloſſenen Frieden. Worauff
denn beyde/ gleich als wenn ſie niemahls gegen
einandeꝛ den Degen gezuͤckt haͤtten/ als veꝛtrau-
te Freunde einander umhalſeten und kuͤßten;
die Deutſchen alſo unter dem Fuͤrſten Dejotar/
nach dem ſie ſich zwiſchen der Roͤmiſchen und
Pontiſchen Macht ſeltzam durch geſchraubtha-
ten/ zwar wieder zur Ruh/ aber nicht zu ihren
alten Kraͤfften und Anſehen kamen.

Sylla hingegen ſaß dem Fimbria auff den
Hals/ und zwang ihn: daß er zu Pergamus ſich
in dem Tempel des Eſculapius ermordete; gleich
als diß Laſter verzweiffelter Zagheit eine den
Heiligthuͤmern anſtaͤndige Andacht waͤre. Wie-
wol/ wenn es einigen Schein der Tugend an-
nehmen kan/ es ihm ſein Knecht zuvor that/ der
des Fimbria Leben und Schmertzen durch ſei-
nen Dolch vollends abhalff/ und hernach ſein ei-
gen Blut deſſen Leiche aufopfferte; Deſſen Le-
ben er ſeine Dienſte ſo treulich gewiedmet hatte.
Hierauf baute Sylla Jlium wieder auf/ ließ
ſich zu Athen in dem Elevſiniſchen Heiligthume
ein weihen; behandelte vom Tejus Apelicon/
das Ariſtoteles und anderer weiſen Grichen
halb vermoderte Handſchrifften; und ließ den
Murena mit zwey Legionen in Aſten/ und den
Lucullus in der vergebenen Belaͤgerung der
Stadt Mytilene zuruͤcke. Hierauf erklaͤrte
ſich der in Jtalien kommende Sylla zwar: daß
er ſich dem Rathe unterwerffen wolte/ wenn al-
le vom verſtorbenen Cinna verjagten Buͤrger
wie der nach Rom beruffen wuͤrden; aber der
Buͤrgermeiſter Carbo verderbte alles Spiel/
und zuͤndete den grauſamen Buͤrger-Krieg an;
in welchem etliche tauſend Deutſche abermahls
das Blut-Bad muſten vergroͤſſern helffen.
Denn der Roͤmiſche Rath/ welcher nach des
[Spaltenumbruch] Carbo Urthel mit einem in des Sylla Hertzen
wohnenden Loͤwen und Fuchſe zu thun hatte/
dorffte bey nahe keinem Roͤmer recht trauen/
nach dem Metellus/ Cethegus/ Verres/ Piſo/
der junge Pompejus/ und der Kern des Roͤmi-
ſchen Adels dem Sylla zufielen; Daher ließ er
den Junius Brutus/ die Helvetier/ Noricher
und andere Deutſchen mit groſſen Vertroͤſtun-
gen wieder den Sylla um Huͤlffe anflehen. Ein
Tribociſcher Fuͤrſt brachte ihm auch in Eyl drey
tauſend Reuter zu/ mit welchen er dem jun-
gen Cneus Pompejus/ der gleichſam als ein
neuer Gluͤcks-Stern aufgieng/ und mit der U-
berbleibung ſeines vaͤterlichen Heeres zum
Sylla ritte/ den Weg verbeugen wolte. Allein
des Brutiſchen Heeres Muͤdigkeit/ und die gar
zu hefftige Hitze des Tribociſchen Fuͤrſten/ wel-
cher zu eiffrig dem Pompejus ſelbſt auff den
Hals drang; und weil ſeine Lantze auff des
Pompejus Schilde zerbrach/ von ihm durch-
rennt ward/ oder vielmehr das fuͤr den Sylla
ſelbſt fechtende Geluͤcke waren Urſache: daß die
Deutſchen und das gantze Heer des Brutus ge-
ſchlagen ward. Worauff denn auch des Buͤr-
germeiſters Scipio Heer ihn verließ/ und zum
Sylla uͤbergieng; Pompejus aber/ der kaum
aus dem Piceniſchen Schul-Staube gediegen
war/ vom Sylla praͤchtig bewillkommet/ ein
Roͤmiſcher Feld-Herr begruͤſſet/ und am Po
denen anziehenden Deutſchen zu begegnen ver-
ſchickt ward. Der junge Marius zohe hierauff
zwar ein friſches Heer meiſt von Samnitern/
Marſen und Deutſchen zuſammen/ und grieff
den Sylla bey der Stadt Signia tapffer an;
weil aber im hitzigſten Treffen ſieben Roͤmiſche
Fahnen die Waffen niederwarffen/ und zum
Sylla flohen/ ward ſelbtes geſchlagen; und
entkam Marius mit genauer Noth nach Pre-
neſte. Pompejus und Metellus ſchlugen bald
darnach auch den Carbo/ und Rom ſperrte dem
Sylla ſelbſt das Thor auff. Ob nun wol dero-
geſtalt alles ſich fuͤr dem Sylla buͤckte; ja der

Buͤrger
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 940[942]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1002>, abgerufen am 23.11.2024.