Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.CLEOPATRA. Und Seide zu der blinden Lust/Aus eines geilen Weibes Brust. Doch/ wi des Seiden-Wurms Gespinste wird sein Grab/ So gibt dis Garn ihm auch den Sterbe-Kittel ab. Atropos. Der Nil sei Zeuge meiner Macht/ Di itzt auf seine Götter kracht: Des Fürsten Faden trenn't ein Dolch/ Cleopatrens zerbeist' ein Molch. So bald di Uhr auslauft fäll't auch mein Fallbeil ein/ 620.Und solte/ der da fällt/ gleich selbst sein Hencker sein. Alle drei. Jedoch sind wir nicht scheltens wehrt/ Daß unser Blitzen euch verzehrt; Weil doch der Donner/ der euch stürtz't/ Euch oft ein langes ach verkürtzt. Wenn edle Freiheit sol in knechtsche Ketten gehn/ 625.Muß euch der Todt beim Sturm für einen Hafen stehn. Di vierdte Abhandlung. Der Schauplatz verändert sich in des Augu- stus Gezelt. Augustus. Dercetaeus. Der Trabanten Hauptmann. August. Was ist di Heimligkeit/ di du uns wilst entdecken? Dercet. Herr/ disen scharffen Dolch und seine Purper-Flecken. August. Durch weßen Hand und Blutt ist diser Stahl be- nätzt? Dercet. Herr/ Fürst Anton hat ihn ihm selbst ans Hertz 5.gesätzt. August. Was hett' ihn noch zur Zeit zu solcher That be- wogen? Dercet. Jch habe selbst den Dolch ihm aus der Brust gezo- gen. Den
CLEOPATRA. Und Seide zu der blinden Luſt/Aus eines geilen Weibes Bruſt. Doch/ wi des Seiden-Wurms Geſpinſte wird ſein Grab/ So gibt dis Garn ihm auch den Sterbe-Kittel ab. Atropos. Der Nil ſei Zeuge meiner Macht/ Di itzt auf ſeine Goͤtter kracht: Des Fuͤrſten Faden trenn’t ein Dolch/ Cleopatrens zerbeiſt’ ein Molch. So bald di Uhr auslauft faͤll’t auch mein Fallbeil ein/ 620.Und ſolte/ der da faͤllt/ gleich ſelbſt ſein Hencker ſein. Alle drei. Jedoch ſind wir nicht ſcheltens wehrt/ Daß unſer Blitzen euch verzehrt; Weil doch der Donner/ der euch ſtuͤrtz’t/ Euch oft ein langes ach verkuͤrtzt. Wenn edle Freiheit ſol in knechtſche Ketten gehn/ 625.Muß euch der Todt beim Sturm fuͤr einen Hafen ſtehn. Di vierdte Abhandlung. Der Schauplatz veraͤndert ſich in des Augu- ſtus Gezelt. Auguſtus. Dercetæus. Der Trabanten Hauptmann. Auguſt. Was iſt di Heimligkeit/ di du uns wilſt entdecken? Dercet. Herr/ diſen ſcharffen Dolch und ſeine Purper-Flecken. Auguſt. Durch weßen Hand und Blutt iſt diſer Stahl be- naͤtzt? Dercet. Herr/ Fuͤrſt Anton hat ihn ihm ſelbſt ans Hertz 5.geſaͤtzt. Auguſt. Was hett’ ihn noch zur Zeit zu ſolcher That be- wogen? Dercet. Jch habe ſelbſt den Dolch ihm aus der Bruſt gezo- gen. Den
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CLEOPATRA.
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Aus eines geilen Weibes Bruſt.
Doch/ wi des Seiden-Wurms Geſpinſte wird ſein Grab/
So gibt dis Garn ihm auch den Sterbe-Kittel ab.
Atropos. Der Nil ſei Zeuge meiner Macht/
Di itzt auf ſeine Goͤtter kracht:
Des Fuͤrſten Faden trenn’t ein Dolch/
Cleopatrens zerbeiſt’ ein Molch.
So bald di Uhr auslauft faͤll’t auch mein Fallbeil ein/
Und ſolte/ der da faͤllt/ gleich ſelbſt ſein Hencker ſein.
Alle drei. Jedoch ſind wir nicht ſcheltens wehrt/
Daß unſer Blitzen euch verzehrt;
Weil doch der Donner/ der euch ſtuͤrtz’t/
Euch oft ein langes ach verkuͤrtzt.
Wenn edle Freiheit ſol in knechtſche Ketten gehn/
Muß euch der Todt beim Sturm fuͤr einen Hafen ſtehn.
Di vierdte Abhandlung.
Der Schauplatz veraͤndert ſich in des Augu-
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Auguſtus. Dercetæus. Der Trabanten
Hauptmann.
Auguſt. Was iſt di Heimligkeit/ di du uns wilſt entdecken?
Dercet. Herr/ diſen ſcharffen Dolch und ſeine Purper-Flecken.
Auguſt. Durch weßen Hand und Blutt iſt diſer Stahl be-
naͤtzt?
Dercet. Herr/ Fuͤrſt Anton hat ihn ihm ſelbſt ans Hertz
geſaͤtzt.
Auguſt. Was hett’ ihn noch zur Zeit zu ſolcher That be-
wogen?
Dercet. Jch habe ſelbſt den Dolch ihm aus der Bruſt gezo-
gen.
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/96>, abgerufen am 23.07.2024. |