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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
Wißt: daß Anton kein Haar von seiner Meinung weiche.
370.Er gibt Cleopatren nicht für viel Kömgreiche/
Nebst der Egypten er nicht fahren lassen kan.
Seh't auch/ ihr Römer/ uns nicht für so alber an:
Daß wir dem/ was ihr uns so scheinbar vormahlt/ trauen.
Den man zerreissen wil/ dem weist man nicht die Klauen.
375.Es hat August uns auch di Kunst gespilt zuvor:
Wen man zu stürtzen denckt/ den hebt man mehr empor/
Wem man was nehmen wil/ muß man mit Gaben bländeu.
Am besten man behält dis/ was man hat/ in Händen.
Und daß man es/ weil man noch athmet/ steif bewahr.
380.Eh' man was kost bars tausch' umb doppelte Gefahr.
Procul. Wer voller Thorheit steckt/ dem kommt kein Rath
zu statten.
Wer schon verzweifeln wil den schröckt auch Laub und Schatten:
Der steckt voll Aberwitz/ der all zu klug wil sein.
Jhr sencket Glück und Mast in ofne Strudel ein/
385.Weil euch von falscher Furcht der blinden Klippen träumet.
Dis Gifft/ das ihr auf uns von eurem Munde schäumet/
Spritz't vor/ weil euer Hertz voll schwartzer Galle steckt.
Denn der Verdacht besorgt di Laster/ di er deckt.
Nein! des Augustus Ruhm muß so geschimpfft nicht werden.
390.Der minste Dunst verstellt di Sonnen dieser Erden.
Jch weiß deß Keisers Mund sagt/ was sein Hertze wil.
Archib. Der oft zu viel verspricht/ hält meisten-theils nicht
viel.
Procul. Fahrt hin! nun ihr so gar in Blindheit seit ersoffen.
Archib. Ein scharffer Feind läst was/ ein glatter gar nichts
hoffen.
395.
Procul. Wer Löwen-Klauen hat/ bedarf des Fuchs-Balg's
nicht.
Mein't ihr; daß eure Stadt der Römer Heer anficht?
Nein sicher! nein! für dem sich beugt der Kreiß der Erden/
Läst Alexandrien ihm nicht zum Meister werden.
Arch. Sagt was ihr woll't/ und pocht: darauf der pochen kan/
400.Den ein verzweiflend Feind greifft im gedrangen an/
Jhr
CLEOPATRA.
Wißt: daß Anton kein Haar von ſeiner Meinung weiche.
370.Er gibt Cleopatren nicht fuͤr viel Koͤmgreiche/
Nebſt der Egypten er nicht fahren laſſen kan.
Seh’t auch/ ihr Roͤmer/ uns nicht fuͤr ſo alber an:
Daß wir dem/ was ihr uns ſo ſcheinbar vormahlt/ trauen.
Den man zerreiſſen wil/ dem weiſt man nicht die Klauen.
375.Es hat Auguſt uns auch di Kunſt geſpilt zuvor:
Wen man zu ſtuͤrtzen denckt/ den hebt man mehr empor/
Wem man was nehmen wil/ muß man mit Gaben blaͤndeu.
Am beſten man behaͤlt dis/ was man hat/ in Haͤnden.
Und daß man es/ weil man noch athmet/ ſteif bewahr.
380.Eh’ man was koſt bars tauſch’ umb doppelte Gefahr.
Procul. Wer voller Thorheit ſteckt/ dem kom̃t kein Rath
zu ſtatten.
Wer ſchon verzweifeln wil den ſchroͤckt auch Laub uñ Schatten:
Der ſteckt voll Aberwitz/ der all zu klug wil ſein.
Jhr ſencket Gluͤck und Maſt in ofne Strudel ein/
385.Weil euch von falſcher Furcht der blinden Klippen traͤumet.
Dis Gifft/ das ihr auf uns von eurem Munde ſchaͤumet/
Spritz’t vor/ weil euer Hertz voll ſchwartzer Galle ſteckt.
Denn der Verdacht beſorgt di Laſter/ di er deckt.
Nein! des Auguſtus Ruhm muß ſo geſchimpfft nicht werden.
390.Der minſte Dunſt verſtellt di Sonnen dieſer Erden.
Jch weiß deß Keiſers Mund ſagt/ was ſein Hertze wil.
Archib. Der oft zu viel verſpricht/ haͤlt meiſten-theils nicht
viel.
Procul. Fahrt hin! nun ihr ſo gar in Blindheit ſeit erſoffen.
Archib. Ein ſcharffer Feind laͤſt was/ ein glatter gar nichts
hoffen.
395.
Procul. Wer Loͤwen-Klauen hat/ bedarf des Fuchs-Balg’s
nicht.
Mein’t ihr; daß eure Stadt der Roͤmer Heer anficht?
Nein ſicher! nein! fuͤr dem ſich beugt der Kreiß der Erden/
Laͤſt Alexandrien ihm nicht zum Meiſter werden.
Arch. Sagt was ihr woll’t/ uñ pocht: darauf der pochen kan/
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Jhr
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[0070] CLEOPATRA. Wißt: daß Anton kein Haar von ſeiner Meinung weiche. Er gibt Cleopatren nicht fuͤr viel Koͤmgreiche/ Nebſt der Egypten er nicht fahren laſſen kan. Seh’t auch/ ihr Roͤmer/ uns nicht fuͤr ſo alber an: Daß wir dem/ was ihr uns ſo ſcheinbar vormahlt/ trauen. Den man zerreiſſen wil/ dem weiſt man nicht die Klauen. Es hat Auguſt uns auch di Kunſt geſpilt zuvor: Wen man zu ſtuͤrtzen denckt/ den hebt man mehr empor/ Wem man was nehmen wil/ muß man mit Gaben blaͤndeu. Am beſten man behaͤlt dis/ was man hat/ in Haͤnden. Und daß man es/ weil man noch athmet/ ſteif bewahr. Eh’ man was koſt bars tauſch’ umb doppelte Gefahr. Procul. Wer voller Thorheit ſteckt/ dem kom̃t kein Rath zu ſtatten. Wer ſchon verzweifeln wil den ſchroͤckt auch Laub uñ Schatten: Der ſteckt voll Aberwitz/ der all zu klug wil ſein. Jhr ſencket Gluͤck und Maſt in ofne Strudel ein/ Weil euch von falſcher Furcht der blinden Klippen traͤumet. Dis Gifft/ das ihr auf uns von eurem Munde ſchaͤumet/ Spritz’t vor/ weil euer Hertz voll ſchwartzer Galle ſteckt. Denn der Verdacht beſorgt di Laſter/ di er deckt. Nein! des Auguſtus Ruhm muß ſo geſchimpfft nicht werden. Der minſte Dunſt verſtellt di Sonnen dieſer Erden. Jch weiß deß Keiſers Mund ſagt/ was ſein Hertze wil. Archib. Der oft zu viel verſpricht/ haͤlt meiſten-theils nicht viel. Procul. Fahrt hin! nun ihr ſo gar in Blindheit ſeit erſoffen. Archib. Ein ſcharffer Feind laͤſt was/ ein glatter gar nichts hoffen. Procul. Wer Loͤwen-Klauen hat/ bedarf des Fuchs-Balg’s nicht. Mein’t ihr; daß eure Stadt der Roͤmer Heer anficht? Nein ſicher! nein! fuͤr dem ſich beugt der Kreiß der Erden/ Laͤſt Alexandrien ihm nicht zum Meiſter werden. Arch. Sagt was ihr woll’t/ uñ pocht: darauf der pochen kan/ Den ein verzweiflend Feind greifft im gedrangen an/ Jhr

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/70>, abgerufen am 24.11.2024.