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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
Beyder 3. Kinder ein Hauptmann.
Anton. Wie wenn der düstre Schimmer
95.Deß braunen Abends itzt di blauen Hügel deckt;
Di Schnecke/ di den Thau von den Gewächsen leckt/
Schier neuen Geist bekommt: so muß/ Princeß/ sie eben
Durch ihren Anmuths-Thau uns neue Geist er geben/
Wenn Sorg- und Sonnen-Hitz' uns fast verschmachtenläst.
Beseele mich/ mein Hertz/ durch den belibten West
100.Der Zucker-süssen Hold.
Cleop. Em Artzt kan auß den
Sternen/
Auch auß dem Antlitz nicht di Kranckheit allzeit lernen;
Der krancke muß daß Weh entdecken/ dasihn sticht.
Jch sol sein Labsal sein/ und er entdeckt mir nicht
Den Uhrsprung herber Noth. Man läst' uns nichts mehr-
wissen/
105.Was Caesar von uns wil/ was unsre Räthe schlüssen.
Man zeucht Cleopatren nicht nur nicht mehr in Rath/
Man schleust auch dinoch auß/ diman zu Räthen hat
Auß unserm Volck' erlieft. Was mag Egypten hoffen?
Nun auch der Rath nicht mehr der Kömgin steht offen.
110.Mich denckt di liebe Zeit: daß nichts bei Kräfften blib/
Was nicht Cleopatra selbst-händig| unterschrieb/
Daß meines Fürsten Hertz in meinen Händen schwebte/
Daß ohne mich Anton gleich als entgeistert lebte.
Was aber sind wir itzt? ein Oel auß dem vielleicht
115.Man itzt für beider Wund' ein tauglich Pflaster streicht/
Auß dem. Anton. Prinzeßin halt! hat sie so groß beliben
Uns bei so herber Angst noch herber zu betrüben?
Sie sehe den Anton für keinen Caesar an.
120.Sie weiß Anton hat nie nichts ohne sie gethan
Und wird es noch nicht thun. Daß aber wir zu Zeiten
Die Fälle/ die den Geist unmenschlich uns bestreiten/
So viel man kan/ verschmeigt/ sol das ein Laster sein?
So erndtet sie gewiß für Mandeln Disteln ein.
Ein
CLEOPATRA.
Beyder 3. Kinder ein Hauptmann.
Anton. Wie wenn der duͤſtre Schimmer
95.Deß braunen Abends itzt di blauen Huͤgel deckt;
Di Schnecke/ di den Thau von den Gewaͤchſen leckt/
Schier neuen Geiſt bekom̃t: ſo muß/ Princeß/ ſie eben
Durch ihren Anmuths-Thau uns neue Geiſt er geben/
Wenn Sorg- und Sonnen-Hitz’ uns faſt verſchmachtenlaͤſt.
Beſeele mich/ mein Hertz/ durch den belibten Weſt
100.Der Zucker-ſuͤſſen Hold.
Cleop. Em Artzt kan auß den
Sternen/
Auch auß dem Antlitz nicht di Kranckheit allzeit lernen;
Der krancke muß daß Weh entdecken/ dasihn ſticht.
Jch ſol ſein Labſal ſein/ und er entdeckt mir nicht
Den Uhrſprung herber Noth. Man laͤſt’ uns nichts mehr-
wiſſen/
105.Was Cæſar von uns wil/ was unſre Raͤthe ſchluͤſſen.
Man zeucht Cleopatren nicht nur nicht mehr in Rath/
Man ſchleuſt auch dinoch auß/ diman zu Raͤthen hat
Auß unſerm Volck’ erlieft. Was mag Egypten hoffen?
Nun auch der Rath nicht mehr der Koͤmgin ſteht offen.
110.Mich denckt di liebe Zeit: daß nichts bei Kraͤfften blib/
Was nicht Cleopatra ſelbſt-haͤndig| unterſchrieb/
Daß meines Fuͤrſten Hertz in meinen Haͤnden ſchwebte/
Daß ohne mich Anton gleich als entgeiſtert lebte.
Was aber ſind wir itzt? ein Oel auß dem vielleicht
115.Man itzt fuͤr beider Wund’ ein tauglich Pflaſter ſtreicht/
Auß dem. Anton. Prinzeßin halt! hat ſie ſo groß beliben
Uns bei ſo herber Angſt noch herber zu betruͤben?
Sie ſehe den Anton fuͤr keinen Cæſar an.
120.Sie weiß Anton hat nie nichts ohne ſie gethan
Und wird es noch nicht thun. Daß aber wir zu Zeiten
Die Faͤlle/ die den Geiſt unmenſchlich uns beſtreiten/
So viel man kan/ verſchmeigt/ ſol das ein Laſter ſein?
So erndtet ſie gewiß fuͤr Mandeln Diſteln ein.
Ein
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/61>, abgerufen am 23.11.2024.