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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
Mit den di Pristerschaft den durch unschuldig Blutt
Entweihten Nil versöhnt/ zersprangen in der Flutt/
335.Als der sonst sanfte Fluß mit ungeheurem schäumen
An dem durchborten Rand' und außgerißnen Bäumen
Den grausen Zorn außliß/ uns aber sagte wahr:
Egyptens Untergang/ und Ende sei nun dar.
Anton. Getrost! di Opffer sind ein Port bei solchen Wettern.
340.
Cleopatr. Di Opffer werden ja verschmäht von unsern Göt-
tern.
Anton. Di Andacht ist der Blitz/ der durch di Wolcken bricht.
Cleopatr. Ach! das Verhängnüß beugt sich durch di An-
dacht nicht.
Anton. Di Götter wollen mehr als einmal sein gebethen.
Cleopa. Gott hört den nicht/ den er wil in den Abgrund treten.
345.
Anton. Furcht kehr't ein zitternd Laub in einen Donnerschlag.
Cleopat. Ach! daß bei solchem Sturm'er ichtwas hoffen
mag!
Anton. Der Himmel/ der uus oft erlößt hat/ heist's uns hoffen.
Cleopatr. Wer offtmals wird gefehlt/ wird endlich doch ge-
troffen.
Anton. Gott heilet Angst durch Angst! di Aertze Gifft durch
Gifft.
350.
Cleopatr. Ach! daß der lichte Blitz denn nur di Cedern trift!
Anton. Es treffe Fall und Blitz di Cedern unser Ehren;
Nichts wird den Lorber-Krantz der Tugend uns versehren.
Der Muth erwarb den Thron; der Zufall raff' ihn weg:
Es brennt das Ungelück uns keinen Ehren-Fleck.
355.Gedult und Hoffnung ist di Salbe dieses Brandes.
Prinzeß/ Sie nehm' in acht di Würden ihres Standes/
Und faß' im tiefstem fall' ihr diesen Muth in Sinn:
Sie sterb' Egyptenlands gebohrne Konigin.
So steh't und fällt Anton. Oft zeucht das Ungelücke
369.Das schon gezückte Beil von Hals und Kopff zurücke/
Wenn es di Tugend siht mit starren Augen an:
Daß sie mehr/ als sie drückt/ behertzt erdulden kan.
Haupt.
CLEOPATRA.
Mit den di Priſterſchaft den durch unſchuldig Blutt
Entweihten Nil verſoͤhnt/ zerſprangen in der Flutt/
335.Als der ſonſt ſanfte Fluß mit ungeheurem ſchaͤumen
An dem durchborten Rand’ und außgerißnen Baͤumen
Den grauſen Zorn außliß/ uns aber ſagte wahr:
Egyptens Untergang/ und Ende ſei nun dar.
Anton. Getroſt! di Opffer ſind ein Port bei ſolchen Wettern.
340.
Cleopatr. Di Opffer werden ja verſchmaͤht von unſern Goͤt-
tern.
Anton. Di Andacht iſt der Blitz/ der durch di Wolcken bricht.
Cleopatr. Ach! das Verhaͤngnuͤß beugt ſich durch di An-
dacht nicht.
Anton. Di Goͤtter wollen mehr als einmal ſein gebethen.
Cleopa. Gott hoͤrt den nicht/ den er wil in den Abgrund treten.
345.
Anton. Furcht kehr’t ein zitternd Laub in einen Donnerſchlag.
Cleopat. Ach! daß bei ſolchem Sturm’er ichtwas hoffen
mag!
Anton. Der Him̃el/ der uus oft erloͤßt hat/ heiſt’s uns hoffen.
Cleopatr. Wer offtmals wird gefehlt/ wird endlich doch ge-
troffen.
Anton. Gott heilet Angſt durch Angſt! di Aertze Gifft durch
Gifft.
350.
Cleopatr. Ach! daß der lichte Blitz denn nur di Cedern trift!
Anton. Es treffe Fall und Blitz di Cedern unſer Ehren;
Nichts wird den Lorber-Krantz der Tugend uns verſehren.
Der Muth erwarb den Thron; der Zufall raff’ ihn weg:
Es brennt das Ungeluͤck uns keinen Ehren-Fleck.
355.Gedult und Hoffnung iſt di Salbe dieſes Brandes.
Prinzeß/ Sie nehm’ in acht di Wuͤrden ihres Standes/
Und faß’ im tiefſtem fall’ ihr dieſen Muth in Sinn:
Sie ſterb’ Egyptenlands gebohrne Konigin.
So ſteh’t und faͤllt Anton. Oft zeucht das Ungeluͤcke
369.Das ſchon gezuͤckte Beil von Hals und Kopff zuruͤcke/
Wenn es di Tugend ſiht mit ſtarren Augen an:
Daß ſie mehr/ als ſie druͤckt/ behertzt erdulden kan.
Haupt.
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[0041] CLEOPATRA. Mit den di Priſterſchaft den durch unſchuldig Blutt Entweihten Nil verſoͤhnt/ zerſprangen in der Flutt/ Als der ſonſt ſanfte Fluß mit ungeheurem ſchaͤumen An dem durchborten Rand’ und außgerißnen Baͤumen Den grauſen Zorn außliß/ uns aber ſagte wahr: Egyptens Untergang/ und Ende ſei nun dar. Anton. Getroſt! di Opffer ſind ein Port bei ſolchen Wettern. Cleopatr. Di Opffer werden ja verſchmaͤht von unſern Goͤt- tern. Anton. Di Andacht iſt der Blitz/ der durch di Wolcken bricht. Cleopatr. Ach! das Verhaͤngnuͤß beugt ſich durch di An- dacht nicht. Anton. Di Goͤtter wollen mehr als einmal ſein gebethen. Cleopa. Gott hoͤrt den nicht/ den er wil in den Abgrund treten. Anton. Furcht kehr’t ein zitternd Laub in einen Donnerſchlag. Cleopat. Ach! daß bei ſolchem Sturm’er ichtwas hoffen mag! Anton. Der Him̃el/ der uus oft erloͤßt hat/ heiſt’s uns hoffen. Cleopatr. Wer offtmals wird gefehlt/ wird endlich doch ge- troffen. Anton. Gott heilet Angſt durch Angſt! di Aertze Gifft durch Gifft. Cleopatr. Ach! daß der lichte Blitz denn nur di Cedern trift! Anton. Es treffe Fall und Blitz di Cedern unſer Ehren; Nichts wird den Lorber-Krantz der Tugend uns verſehren. Der Muth erwarb den Thron; der Zufall raff’ ihn weg: Es brennt das Ungeluͤck uns keinen Ehren-Fleck. Gedult und Hoffnung iſt di Salbe dieſes Brandes. Prinzeß/ Sie nehm’ in acht di Wuͤrden ihres Standes/ Und faß’ im tiefſtem fall’ ihr dieſen Muth in Sinn: Sie ſterb’ Egyptenlands gebohrne Konigin. So ſteh’t und faͤllt Anton. Oft zeucht das Ungeluͤcke Das ſchon gezuͤckte Beil von Hals und Kopff zuruͤcke/ Wenn es di Tugend ſiht mit ſtarren Augen an: Daß ſie mehr/ als ſie druͤckt/ behertzt erdulden kan. Haupt.

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/41>, abgerufen am 28.11.2024.