Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665. Paris. Die gantze Gegend ist voll Lermen/ und erweck't. Jch weiß nicht/ wer so bald den Schifbruch hab' entdeck't. 85.Das Ufer ist voll Volck/ die See voll kleiner Nachen/ Der Fackeln Vielheit kan die Sternen tunckel machen. Viel wateten ins Meer/ und reichten ihr die Hand. Nun Agrippinen itzt geholffen ist an's Land/ Erkling't Gebirg' und Luft von hellen Lufft-gethönen/ 90.Man sih't die Hügel sich mit Freuden-feuern krönen. Den Tempeln rennet zu des Pöfels gröster Theil/ Und sag't den Göttern Danck für Agrippinens Heil. Nero. Für unsers Niemand nicht! ach leider! Dise Stun- de Geneset Agrippin'/ und Nero geh't zu Grunde. 95.Ein Traum/ wo nicht ein Geist weissagte die Gefahr. Anic. Fürst/ Agerinus ist von Agrippinen dar. Nero. Hilf Himmel! auch verseh'n mit viel geharnschten Scharen? Anic. Jch merckte keine nicht/ die ihm zu Dinste waren. Nero. Was sol die Botschafft wol uns von ihr bringen 100.bey? Anic. Nichts/ als daß Agrippin' in Hafen kommen sey Nero. Gesund und unverletz't? Anic. Sie hat allein em- pfunden Durch eines Ruders-Streich ein Merckmal einer Wun- den. Nero. Entschwam sie uns zur Straff' alleine diser Noth? Anic. Nein! Aceronie und Plautus sind nur todt. 105. Nero. Weiß die Verruchte sich so alber noch zustellen? Ja/ leider! ja! sie sucht durch Einfalt uns zu fällen/ Und thut: als wüste sie des Schifbruchs Ursprung nicht/ Biß unsre Sicherheit uns Halß und Zepter bricht. Sie wird bald bey uns seyn/ nicht ihre Rache fristen/ 110.Den Pöfel wafnen aus/ die Sclaven auf uns rüsten/ Das ihr geneigte Heer mit Aufruhr stecken an. Ja wo sie nur nach Rom zum Rathe kommen kan/ Dem Volcke machen weiß: Wie sie die Wund empfangen/ Wie es bey'm Schifbruch' Jhr erbärmlich sey ergangen/ 115.Daß ihre Freind' allein' umbkommen in der Flutt; So E 3
Paris. Die gantze Gegend iſt voll Lermen/ und erweck’t. Jch weiß nicht/ wer ſo bald den Schifbruch hab’ entdeck’t. 85.Das Ufer iſt voll Volck/ die See voll kleiner Nachen/ Der Fackeln Vielheit kan die Sternen tunckel machen. Viel wateten ins Meer/ und reichten ihr die Hand. Nun Agrippinen itzt geholffen iſt an’s Land/ Erkling’t Gebirg’ und Luft von hellen Lufft-gethoͤnen/ 90.Man ſih’t die Huͤgel ſich mit Freuden-feuern kroͤnen. Den Tempeln rennet zu des Poͤfels groͤſter Theil/ Und ſag’t den Goͤttern Danck fuͤr Agrippinens Heil. Nero. Fuͤr unſers Niemand nicht! ach leider! Diſe Stun- de Geneſet Agrippin’/ und Nero geh’t zu Grunde. 95.Ein Traum/ wo nicht ein Geiſt weiſſagte die Gefahr. Anic. Fuͤrſt/ Agerinus iſt von Agrippinen dar. Nero. Hilf Himmel! auch verſeh’n mit viel geharnſchten Scharen? Anic. Jch merckte keine nicht/ die ihm zu Dinſte waren. Nero. Was ſol die Botſchafft wol uns von ihr bringen 100.bey? Anic. Nichts/ als daß Agrippin’ in Hafen kommen ſey Nero. Geſund und unverletz’t? Anic. Sie hat allein em- pfunden Durch eines Ruders-Streich ein Merckmal einer Wun- den. Nero. Entſchwam ſie uns zur Straff’ alleine diſer Noth? Anic. Nein! Aceronie und Plautus ſind nur todt. 105. Nero. Weiß die Verruchte ſich ſo alber noch zuſtellen? Ja/ leider! ja! ſie ſucht durch Einfalt uns zu faͤllen/ Und thut: als wuͤſte ſie des Schifbruchs Urſprung nicht/ Biß unſre Sicherheit uns Halß und Zepter bricht. Sie wird bald bey uns ſeyn/ nicht ihre Rache friſten/ 110.Den Poͤfel wafnen aus/ die Sclaven auf uns ruͤſten/ Das ihr geneigte Heer mit Aufruhr ſtecken an. Ja wo ſie nur nach Rom zum Rathe kommen kan/ Dem Volcke machen weiß: Wie ſie die Wund empfangen/ Wie es bey’m Schifbruch’ Jhr erbaͤrmlich ſey ergangen/ 115.Daß ihre Freind’ allein’ umbkommen in der Flutt; So E 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0087" n="69."/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker> <p>Die gantze Gegend iſt voll Lermen/ und erweck’t.<lb/> Jch weiß nicht/ wer ſo bald den Schifbruch hab’ entdeck’t.<lb/><note place="left">85.</note>Das Ufer iſt voll Volck/ die See voll kleiner Nachen/<lb/> Der Fackeln Vielheit kan die Sternen tunckel machen.<lb/> Viel wateten ins Meer/ und reichten ihr die Hand.<lb/> Nun Agrippinen itzt geholffen iſt an’s Land/<lb/> Erkling’t Gebirg’ und Luft von hellen Lufft-gethoͤnen/<lb/><note place="left">90.</note>Man ſih’t die Huͤgel ſich mit Freuden-feuern kroͤnen.<lb/> Den Tempeln rennet zu des Poͤfels groͤſter Theil/<lb/> Und ſag’t den Goͤttern Danck fuͤr Agrippinens Heil.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>Fuͤr unſers Niemand nicht! ach leider! Diſe Stun-<lb/><hi rendition="#et">de</hi><lb/> Geneſet Agrippin’/ und Nero geh’t zu Grunde.<lb/><note place="left">95.</note>Ein Traum/ wo nicht ein Geiſt weiſſagte die Gefahr.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Anic.</hi> </speaker> <p>Fuͤrſt/ Agerinus iſt von Agrippinen dar.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>Hilf Himmel! auch verſeh’n mit viel geharnſchten<lb/><hi rendition="#et">Scharen?</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Anic.</hi> </speaker> <p>Jch merckte keine nicht/ die ihm zu Dinſte waren.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>Was ſol die Botſchafft wol uns von ihr bringen<lb/><hi rendition="#et">bey?</hi></p> </sp><lb/> <note place="left">100.</note> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Anic.</hi> </speaker> <p>Nichts/ als daß Agrippin’ in Hafen kommen ſey</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>Geſund und unverletz’t? <hi rendition="#aq">Anic.</hi> Sie hat allein em-<lb/><hi rendition="#et">pfunden</hi><lb/> Durch eines Ruders-Streich ein Merckmal einer Wun-<lb/><hi rendition="#et">den.</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>Entſchwam ſie uns zur Straff’ alleine diſer Noth?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Anic.</hi> </speaker> <p>Nein! Aceronie und Plautus ſind nur todt.</p> </sp><lb/> <note place="left">105.</note> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>Weiß die Verruchte ſich ſo alber noch zuſtellen?<lb/> Ja/ leider! ja! ſie ſucht durch Einfalt uns zu faͤllen/<lb/> Und thut: als wuͤſte ſie des Schifbruchs Urſprung nicht/<lb/> Biß unſre Sicherheit uns Halß und Zepter bricht.<lb/> Sie wird bald bey uns ſeyn/ nicht ihre Rache friſten/<lb/><note place="left">110.</note>Den Poͤfel wafnen aus/ die Sclaven auf uns ruͤſten/<lb/> Das ihr geneigte Heer mit Aufruhr ſtecken an.<lb/> Ja wo ſie nur nach Rom zum Rathe kommen kan/<lb/> Dem Volcke machen weiß: Wie ſie die Wund empfangen/<lb/> Wie es bey’m Schifbruch’ Jhr erbaͤrmlich ſey ergangen/<lb/><note place="left">115.</note>Daß ihre Freind’ allein’ umbkommen in der Flutt;<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E 3</fw><fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [69./0087]
Paris. Die gantze Gegend iſt voll Lermen/ und erweck’t.
Jch weiß nicht/ wer ſo bald den Schifbruch hab’ entdeck’t.
Das Ufer iſt voll Volck/ die See voll kleiner Nachen/
Der Fackeln Vielheit kan die Sternen tunckel machen.
Viel wateten ins Meer/ und reichten ihr die Hand.
Nun Agrippinen itzt geholffen iſt an’s Land/
Erkling’t Gebirg’ und Luft von hellen Lufft-gethoͤnen/
Man ſih’t die Huͤgel ſich mit Freuden-feuern kroͤnen.
Den Tempeln rennet zu des Poͤfels groͤſter Theil/
Und ſag’t den Goͤttern Danck fuͤr Agrippinens Heil.
Nero. Fuͤr unſers Niemand nicht! ach leider! Diſe Stun-
de
Geneſet Agrippin’/ und Nero geh’t zu Grunde.
Ein Traum/ wo nicht ein Geiſt weiſſagte die Gefahr.
Anic. Fuͤrſt/ Agerinus iſt von Agrippinen dar.
Nero. Hilf Himmel! auch verſeh’n mit viel geharnſchten
Scharen?
Anic. Jch merckte keine nicht/ die ihm zu Dinſte waren.
Nero. Was ſol die Botſchafft wol uns von ihr bringen
bey?
Anic. Nichts/ als daß Agrippin’ in Hafen kommen ſey
Nero. Geſund und unverletz’t? Anic. Sie hat allein em-
pfunden
Durch eines Ruders-Streich ein Merckmal einer Wun-
den.
Nero. Entſchwam ſie uns zur Straff’ alleine diſer Noth?
Anic. Nein! Aceronie und Plautus ſind nur todt.
Nero. Weiß die Verruchte ſich ſo alber noch zuſtellen?
Ja/ leider! ja! ſie ſucht durch Einfalt uns zu faͤllen/
Und thut: als wuͤſte ſie des Schifbruchs Urſprung nicht/
Biß unſre Sicherheit uns Halß und Zepter bricht.
Sie wird bald bey uns ſeyn/ nicht ihre Rache friſten/
Den Poͤfel wafnen aus/ die Sclaven auf uns ruͤſten/
Das ihr geneigte Heer mit Aufruhr ſtecken an.
Ja wo ſie nur nach Rom zum Rathe kommen kan/
Dem Volcke machen weiß: Wie ſie die Wund empfangen/
Wie es bey’m Schifbruch’ Jhr erbaͤrmlich ſey ergangen/
Daß ihre Freind’ allein’ umbkommen in der Flutt;
So
E 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/87 |
Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 69.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/87>, abgerufen am 29.07.2024. |