Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.
Und daß aus deinem Sarch' ihr Lorbern mögen blüh'n. Weil ihr dein Ruhm Verlust/ dein Unfall bring't Gewien. Anicet. Sie hat den Halß verwirg't nur durch die bösen Lüste. 310.Des Ninus Faust durchstach der geilen Mutter Brüste. Wil sie Semiramis/ muß Nero Ninus seyn. Denn Blutt wäsch't Boßheit ab/ mach't Seelen Tauben- rein. Nero. Jch gebe leitchlich nach: Daß unter einem Scheine Des Libens/ Agrippin' uns nur zu stürtzen meine/ 315.Daß wir durch ihren Tod sind vielen Kummers frey/ Daß ihr erstarrter Leib des Reiches Pfeiler sey/ Jn dem ich itzt muß selbst für ihrer Brunst erschrecken/ Dadurch sie (ich gesteh's) hat wollen uns beflecken: Alleine geb't uns nur ein Mittel an die Hand/ 320.Zu tödten diesen Wurm zu läschen ihren Brand. Paris. Jst Gifft/ ist Eisen denn für ihren Halß zu theuer? Nero. Nein! nein! Solch Wasser läsch't nicht sicher die- ses Feuer. Wall'n wir die Mutter uns zu tödten unterstehn/ So muß man wegen Rom mehr als behuttsam geh'n. 325.Der Eyser für ihr Heil steck't noch in tausend Seelen. Meinstu daß sich der Mord durch Dolche läß't verhölen? Ja wer ist so behertz't/ der sich den Stahl erkühn't Zu stossen in ihr Hertz? Das Gift-Glaß gleichfalls dien't Zu unserm Zwecke nicht: Wir haben längst erfahren: 330.Daß sie für Giffte sich pfleg't täglich zu verwahren. Wir haben's schon dreymahl vergebens ihr bracht bey. Gefätzt: Daß Gift sie auch zu tödten kräftig sey/ So wird sich's doch bey uns ihr nicht gewehren lassen. Denn/ da Britannieus hat müssen so erblassen/ 335.So geh't zum andern mal nicht unverdächtig an Diß/ was durch Zufall sich nicht oft ereignen kan. Die Diener/ die sie hat/ sind auch nicht zu bestechen. Denn sie als Meisterin in ieglichem Verbrechen/ Weiß aller List und Kunst zu kommen klüglich für. 340.Jüngst meinten wir gewiß in ihrem Zimmer Jhr Durch künstlich Taffelwerck das Todten-brett zu rücken/ Daß
Und daß aus deinem Sarch’ ihr Lorbern moͤgen bluͤh’n. Weil ihr dein Ruhm Verluſt/ dein Unfall bring’t Gewien. Anicet. Sie hat den Halß verwirg’t nur durch die boͤſen Luͤſte. 310.Des Ninus Fauſt durchſtach der geilen Mutter Bruͤſte. Wil ſie Semiramis/ muß Nero Ninus ſeyn. Denn Blutt waͤſch’t Boßheit ab/ mach’t Seelen Tauben- rein. Nero. Jch gebe leitchlich nach: Daß unter einem Scheine Des Libens/ Agrippin’ uns nur zu ſtuͤrtzen meine/ 315.Daß wir durch ihren Tod ſind vielen Kummers frey/ Daß ihr erſtarrter Leib des Reiches Pfeiler ſey/ Jn dem ich itzt muß ſelbſt fuͤr ihrer Brunſt erſchrecken/ Dadurch ſie (ich geſteh’s) hat wollen uns beflecken: Alleine geb’t uns nur ein Mittel an die Hand/ 320.Zu toͤdten dieſen Wurm zu laͤſchen ihren Brand. Paris. Jſt Gifft/ iſt Eiſen denn fuͤr ihren Halß zu theuer? Nero. Nein! nein! Solch Waſſer laͤſch’t nicht ſicher die- ſes Feuer. Wall’n wir die Mutter uns zu toͤdten unterſtehn/ So muß man wegen Rom mehr als behuttſam geh’n. 325.Der Eyſer fuͤr ihr Heil ſteck’t noch in tauſend Seelen. Meinſtu daß ſich der Mord durch Dolche laͤß’t verhoͤlen? Ja wer iſt ſo behertz’t/ der ſich den Stahl erkuͤhn’t Zu ſtoſſen in ihr Hertz? Das Gift-Glaß gleichfalls dien’t Zu unſerm Zwecke nicht: Wir haben laͤngſt erfahren: 330.Daß ſie fuͤr Giffte ſich pfleg’t taͤglich zu verwahren. Wir haben’s ſchon dreymahl vergebens ihr bracht bey. Gefaͤtzt: Daß Gift ſie auch zu toͤdten kraͤftig ſey/ So wird ſich’s doch bey uns ihr nicht gewehren laſſen. Denn/ da Britannieus hat muͤſſen ſo erblaſſen/ 335.So geh’t zum andern mal nicht unverdaͤchtig an Diß/ was durch Zufall ſich nicht oft ereignen kan. Die Diener/ die ſie hat/ ſind auch nicht zu beſtechen. Denn ſie als Meiſterin in ieglichem Verbrechen/ Weiß aller Liſt und Kunſt zu kommen kluͤglich fuͤr. 340.Juͤngſt meinten wir gewiß in ihrem Zimmer Jhr Durch kuͤnſtlich Taffelwerck das Todten-brett zu ruͤcken/ Daß
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Weil ihr dein Ruhm Verluſt/ dein Unfall bring’t Gewien.
Anicet. Sie hat den Halß verwirg’t nur durch die boͤſen
Luͤſte.
Des Ninus Fauſt durchſtach der geilen Mutter Bruͤſte.
Wil ſie Semiramis/ muß Nero Ninus ſeyn.
Denn Blutt waͤſch’t Boßheit ab/ mach’t Seelen Tauben-
rein.
Nero. Jch gebe leitchlich nach: Daß unter einem Scheine
Des Libens/ Agrippin’ uns nur zu ſtuͤrtzen meine/
Daß wir durch ihren Tod ſind vielen Kummers frey/
Daß ihr erſtarrter Leib des Reiches Pfeiler ſey/
Jn dem ich itzt muß ſelbſt fuͤr ihrer Brunſt erſchrecken/
Dadurch ſie (ich geſteh’s) hat wollen uns beflecken:
Alleine geb’t uns nur ein Mittel an die Hand/
Zu toͤdten dieſen Wurm zu laͤſchen ihren Brand.
Paris. Jſt Gifft/ iſt Eiſen denn fuͤr ihren Halß zu theuer?
Nero. Nein! nein! Solch Waſſer laͤſch’t nicht ſicher die-
ſes Feuer.
Wall’n wir die Mutter uns zu toͤdten unterſtehn/
So muß man wegen Rom mehr als behuttſam geh’n.
Der Eyſer fuͤr ihr Heil ſteck’t noch in tauſend Seelen.
Meinſtu daß ſich der Mord durch Dolche laͤß’t verhoͤlen?
Ja wer iſt ſo behertz’t/ der ſich den Stahl erkuͤhn’t
Zu ſtoſſen in ihr Hertz? Das Gift-Glaß gleichfalls dien’t
Zu unſerm Zwecke nicht: Wir haben laͤngſt erfahren:
Daß ſie fuͤr Giffte ſich pfleg’t taͤglich zu verwahren.
Wir haben’s ſchon dreymahl vergebens ihr bracht bey.
Gefaͤtzt: Daß Gift ſie auch zu toͤdten kraͤftig ſey/
So wird ſich’s doch bey uns ihr nicht gewehren laſſen.
Denn/ da Britannieus hat muͤſſen ſo erblaſſen/
So geh’t zum andern mal nicht unverdaͤchtig an
Diß/ was durch Zufall ſich nicht oft ereignen kan.
Die Diener/ die ſie hat/ ſind auch nicht zu beſtechen.
Denn ſie als Meiſterin in ieglichem Verbrechen/
Weiß aller Liſt und Kunſt zu kommen kluͤglich fuͤr.
Juͤngſt meinten wir gewiß in ihrem Zimmer Jhr
Durch kuͤnſtlich Taffelwerck das Todten-brett zu ruͤcken/
Daß
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