Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite
Die dritte Abhandlung.
Der Schauplatz stellet vor einen Spa-
tzier-Saal.
Acte. Burrhus. Seneca.
Act. Das Tigerthier/ das erst der Fürst hat loß gelassen/
Fäng't itzt den Jäger an selbst grimmig anzufassen;
Und/ nun ihm Stahl und Gifft schein't allzu schwach zu
seyn/
So fässelt sie den Printz mit Zauber-Kreißen ein
5.Durch rasend-tolle Brunst. Des Käysers Mutter kirret
Den Sohn zur Blutt-Schand' an/ nach dem sie gantz ver-
wirret
Durch gift'gen Ehrgeitz ist.
Burrh. Es kommt unglaub-
lich mir:
Daß Agrippineus Hertz solch Laster koche/ für.
Act. Die That ist Sonnen-klar. Denn/ als sie wahr ge-
nommen:
10.Daß Caesarn Hitz' und Wein war in die Stirne kommen/
Als Zunder geiler Lust/ drang Agrippine sich
Zur Taffel in's Gemach. Der Sonne Gold erblich
Für Demant und Rubin/ darmit sie war behangen.
Jhr Gold-bestreutes Haar nebst den beblümten Wangen/
15.Jhr Ambra-hauchend Mund/ die gantz entblößte Brust
War ihrer Geilheit Garn/ der Leim vergällter Lust.
Als Libes-äugeln ihn zu zwingen nicht war kräftig/
War seiner Lippen Brand umb ihren Mund geschäftig/
Die Brüste schwellten sich hoffärtig in die Höh/
20.Durch schnelles Athem-höhl'n. Gleich/ als aus diser See
Sein schon verschmachtend Hertz die Nahrung solte sau-
gen
Der süssen Anmuths-Milch. Diß Gift drang durch die
Augen
Dem
Die dritte Abhandlung.
Der Schauplatz ſtellet vor einen Spa-
tzier-Saal.
Acte. Burrhus. Seneca.
Act. Das Tigerthier/ das erſt der Fuͤrſt hat loß gelaſſen/
Faͤng’t itzt den Jaͤger an ſelbſt grimmig anzufaſſen;
Und/ nun ihm Stahl und Gifft ſchein’t allzu ſchwach zu
ſeyn/
So faͤſſelt ſie den Printz mit Zauber-Kreißen ein
5.Durch raſend-tolle Brunſt. Des Kaͤyſers Mutter kirret
Den Sohn zur Blutt-Schand’ an/ nach dem ſie gantz ver-
wirret
Durch gift’gen Ehrgeitz iſt.
Burrh. Es kommt unglaub-
lich mir:
Daß Agrippineus Hertz ſolch Laſter koche/ fuͤr.
Act. Die That iſt Sonnen-klar. Denn/ als ſie wahr ge-
nommen:
10.Daß Cæſarn Hitz’ und Wein war in die Stirne kommen/
Als Zunder geiler Luſt/ drang Agrippine ſich
Zur Taffel in’s Gemach. Der Sonne Gold erblich
Fuͤr Demant und Rubin/ darmit ſie war behangen.
Jhr Gold-beſtreutes Haar nebſt den bebluͤmten Wangen/
15.Jhr Ambra-hauchend Mund/ die gantz entbloͤßte Bruſt
War ihrer Geilheit Garn/ der Leim vergaͤllter Luſt.
Als Libes-aͤugeln ihn zu zwingen nicht war kraͤftig/
War ſeiner Lippen Brand umb ihren Mund geſchaͤftig/
Die Bruͤſte ſchwellten ſich hoffaͤrtig in die Hoͤh/
20.Durch ſchnelles Athem-hoͤhl’n. Gleich/ als aus diſer See
Sein ſchon verſchmachtend Hertz die Nahrung ſolte ſau-
gen
Der ſuͤſſen Anmuths-Milch. Diß Gift drang durch die
Augen
Dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0065" n="47."/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die dritte Abhandlung.</hi> </head><lb/>
        <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Der Schauplatz &#x017F;tellet vor einen Spa-<lb/>
tzier-Saal.</hi> </hi> </stage><lb/>
        <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Acte. Burrhus. Seneca.</hi> </hi> </stage><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Act.</hi> </speaker>
          <p>Das Tigerthier/ das er&#x017F;t der Fu&#x0364;r&#x017F;t hat loß gela&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
Fa&#x0364;ng&#x2019;t itzt den Ja&#x0364;ger an &#x017F;elb&#x017F;t grimmig anzufa&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
Und/ nun ihm Stahl und Gifft &#x017F;chein&#x2019;t allzu &#x017F;chwach zu<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;eyn/</hi><lb/>
So fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;elt &#x017F;ie den Printz mit Zauber-Kreißen ein<lb/><note place="left">5.</note>Durch ra&#x017F;end-tolle Brun&#x017F;t. Des Ka&#x0364;y&#x017F;ers Mutter kirret<lb/>
Den Sohn zur Blutt-Schand&#x2019; an/ nach dem &#x017F;ie gantz ver-<lb/><hi rendition="#et">wirret</hi><lb/>
Durch gift&#x2019;gen Ehrgeitz i&#x017F;t.</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Burrh.</hi> </speaker>
          <p>Es kommt unglaub-<lb/><hi rendition="#et">lich mir:</hi><lb/>
Daß Agrippineus Hertz &#x017F;olch La&#x017F;ter koche/ fu&#x0364;r.</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Act.</hi> </speaker>
          <p>Die That i&#x017F;t Sonnen-klar. Denn/ als &#x017F;ie wahr ge-<lb/><hi rendition="#et">nommen:</hi><lb/><note place="left">10.</note>Daß C<hi rendition="#aq">æ</hi>&#x017F;arn Hitz&#x2019; und Wein war in die Stirne kommen/<lb/>
Als Zunder geiler Lu&#x017F;t/ drang Agrippine &#x017F;ich<lb/>
Zur Taffel in&#x2019;s Gemach. Der Sonne Gold erblich<lb/>
Fu&#x0364;r Demant und Rubin/ darmit &#x017F;ie war behangen.<lb/>
Jhr Gold-be&#x017F;treutes Haar neb&#x017F;t den beblu&#x0364;mten Wangen/<lb/><note place="left">15.</note>Jhr Ambra-hauchend Mund/ die gantz entblo&#x0364;ßte Bru&#x017F;t<lb/>
War ihrer Geilheit Garn/ der Leim verga&#x0364;llter Lu&#x017F;t.<lb/>
Als Libes-a&#x0364;ugeln ihn zu zwingen nicht war kra&#x0364;ftig/<lb/>
War &#x017F;einer Lippen Brand umb ihren Mund ge&#x017F;cha&#x0364;ftig/<lb/>
Die Bru&#x0364;&#x017F;te &#x017F;chwellten &#x017F;ich hoffa&#x0364;rtig in die Ho&#x0364;h/<lb/><note place="left">20.</note>Durch &#x017F;chnelles Athem-ho&#x0364;hl&#x2019;n. Gleich/ als aus di&#x017F;er See<lb/>
Sein &#x017F;chon ver&#x017F;chmachtend Hertz die Nahrung &#x017F;olte &#x017F;au-<lb/><hi rendition="#et">gen</hi><lb/>
Der &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Anmuths-Milch. Diß Gift drang durch die<lb/><hi rendition="#et">Augen</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Dem</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47./0065] Die dritte Abhandlung. Der Schauplatz ſtellet vor einen Spa- tzier-Saal. Acte. Burrhus. Seneca. Act. Das Tigerthier/ das erſt der Fuͤrſt hat loß gelaſſen/ Faͤng’t itzt den Jaͤger an ſelbſt grimmig anzufaſſen; Und/ nun ihm Stahl und Gifft ſchein’t allzu ſchwach zu ſeyn/ So faͤſſelt ſie den Printz mit Zauber-Kreißen ein Durch raſend-tolle Brunſt. Des Kaͤyſers Mutter kirret Den Sohn zur Blutt-Schand’ an/ nach dem ſie gantz ver- wirret Durch gift’gen Ehrgeitz iſt. Burrh. Es kommt unglaub- lich mir: Daß Agrippineus Hertz ſolch Laſter koche/ fuͤr. Act. Die That iſt Sonnen-klar. Denn/ als ſie wahr ge- nommen: Daß Cæſarn Hitz’ und Wein war in die Stirne kommen/ Als Zunder geiler Luſt/ drang Agrippine ſich Zur Taffel in’s Gemach. Der Sonne Gold erblich Fuͤr Demant und Rubin/ darmit ſie war behangen. Jhr Gold-beſtreutes Haar nebſt den bebluͤmten Wangen/ Jhr Ambra-hauchend Mund/ die gantz entbloͤßte Bruſt War ihrer Geilheit Garn/ der Leim vergaͤllter Luſt. Als Libes-aͤugeln ihn zu zwingen nicht war kraͤftig/ War ſeiner Lippen Brand umb ihren Mund geſchaͤftig/ Die Bruͤſte ſchwellten ſich hoffaͤrtig in die Hoͤh/ Durch ſchnelles Athem-hoͤhl’n. Gleich/ als aus diſer See Sein ſchon verſchmachtend Hertz die Nahrung ſolte ſau- gen Der ſuͤſſen Anmuths-Milch. Diß Gift drang durch die Augen Dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/65
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 47.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/65>, abgerufen am 22.12.2024.