Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.
Daß Nero die/ (von der ich stündlich kan genüßen Den Wollust-reichen Strom) nur darff zu weilen küssen. Gesätzt: Daß unser Ehr' auch werde was befleck't/ 410.Wenn eine Frau die Schoos gem einer Lust entdeck't; Der Sonne kräfftig Blitz tilg't alle Nebels-Dünste/ Zeucht alle Flecken aus. Von Fürsten kleb't das minste Verkleinerliches an. Ja was schätz't der gar viel Ein Weib/ des Pöfels Ruff/ der sich im Gipffel wil 415.Geehrter Würden seh'n. Aus Hoffnung künfft'ger Höhe/ Trug Macro Ennien zur Wollust und zur Ehe/ Dem künfft'gen Fürsten an. Warumb rück't man denn mir Daß/ der schon Käyser ist/ Poppeen küsse/ für? Die Ehr'/ in welche mich die hohen Aempter heben/ 420.Die Lust/ die Nerons Tisch' und Schauplatz mir kan ge- ben/ Bezahlen reichlich mir den wenigen Verlust. Agrip. Welch Traum verwirr't dein Haupt/ welch Wahn- witz deine Brust? Wilstu von Disteln Frucht/ von Schlangen Gunst erlan gen? Du wirst zur Blüthe Schimpff/ zur Frucht den Tod em- pfangen. 425.Diß stiftet/ der durch Gifft verzuckert-süsser Gunst Den man bring't zur Geduld/ sein Weib zu böser Brunst. Rühmstu dich: Daß der Fürst mit Aemptern dich berücket? Man sper't die Vogel ein/ die man nicht bald erdrücket; Diß güldne Keficht zeucht den Untergang nach sich. 430.Jst dir noch nicht bewust; Warumb der Käyser dich Nach Hofe fordern läßt? Otho. Jch sol an Tagus reisen. Agrip. So pfleg't man unter'm Schein der Ehren zu ver- weisen Den/ der des Käysers Lust sol keinen Eintrag thun. Wo anders tolle Brunst es läß't hierbey beruh'n. 435.Denn wer vom Hofe kömm't/ kömm't endlich auch vom Leben. Kan Clytemnestre dir kein bluttig's Beyspiel geben? Ein Weib/ versichre dich/ daß Eh' und Eyde bricht/ Hält C 5
Daß Nero die/ (von der ich ſtuͤndlich kan genuͤßen Den Wolluſt-reichen Strom) nur darff zu weilen kuͤſſen. Geſaͤtzt: Daß unſer Ehr’ auch werde was befleck’t/ 410.Wenn eine Frau die Schoos gem einer Luſt entdeck’t; Der Sonne kraͤfftig Blitz tilg’t alle Nebels-Duͤnſte/ Zeucht alle Flecken aus. Von Fuͤrſten kleb’t das minſte Verkleinerliches an. Ja was ſchaͤtz’t der gar viel Ein Weib/ des Poͤfels Ruff/ der ſich im Gipffel wil 415.Geehrter Wuͤrden ſeh’n. Aus Hoffnung kuͤnfft’ger Hoͤhe/ Trug Macro Ennien zur Wolluſt und zur Ehe/ Dem kuͤnfft’gen Fuͤrſten an. Warumb ruͤck’t man denn mir Daß/ der ſchon Kaͤyſer iſt/ Poppeen kuͤſſe/ fuͤr? Die Ehr’/ in welche mich die hohen Aempter heben/ 420.Die Luſt/ die Nerons Tiſch’ und Schauplatz mir kan ge- ben/ Bezahlen reichlich mir den wenigen Verluſt. Agrip. Welch Traum verwirr’t dein Haupt/ welch Wahn- witz deine Bruſt? Wilſtu von Diſteln Frucht/ von Schlangen Gunſt erlan gen? Du wirſt zur Bluͤthe Schimpff/ zur Frucht den Tod em- pfangen. 425.Diß ſtiftet/ der durch Gifft verzuckert-ſuͤſſer Gunſt Den man bring’t zur Geduld/ ſein Weib zu boͤſer Brunſt. Ruͤhmſtu dich: Daß der Fuͤrſt mit Aemptern dich beruͤcket? Man ſper’t die Vogel ein/ die man nicht bald erdruͤcket; Diß guͤldne Keficht zeucht den Untergang nach ſich. 430.Jſt dir noch nicht bewuſt; Warumb der Kaͤyſer dich Nach Hofe fordern laͤßt? Otho. Jch ſol an Tagus reiſen. Agrip. So pfleg’t man unter’m Schein der Ehren zu ver- weiſen Den/ der des Kaͤyſers Luſt ſol keinen Eintrag thun. Wo anders tolle Brunſt es laͤß’t hierbey beruh’n. 435.Denn wer vom Hofe koͤmm’t/ koͤmm’t endlich auch vom Leben. Kan Clytemneſtre dir kein bluttig’s Beyſpiel geben? Ein Weib/ verſichre dich/ daß Eh’ und Eyde bricht/ Haͤlt C 5
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Daß Nero die/ (von der ich ſtuͤndlich kan genuͤßen
Den Wolluſt-reichen Strom) nur darff zu weilen kuͤſſen.
Geſaͤtzt: Daß unſer Ehr’ auch werde was befleck’t/
Wenn eine Frau die Schoos gem einer Luſt entdeck’t;
Der Sonne kraͤfftig Blitz tilg’t alle Nebels-Duͤnſte/
Zeucht alle Flecken aus. Von Fuͤrſten kleb’t das minſte
Verkleinerliches an. Ja was ſchaͤtz’t der gar viel
Ein Weib/ des Poͤfels Ruff/ der ſich im Gipffel wil
Geehrter Wuͤrden ſeh’n. Aus Hoffnung kuͤnfft’ger Hoͤhe/
Trug Macro Ennien zur Wolluſt und zur Ehe/
Dem kuͤnfft’gen Fuͤrſten an. Warumb ruͤck’t man denn
mir
Daß/ der ſchon Kaͤyſer iſt/ Poppeen kuͤſſe/ fuͤr?
Die Ehr’/ in welche mich die hohen Aempter heben/
Die Luſt/ die Nerons Tiſch’ und Schauplatz mir kan ge-
ben/
Bezahlen reichlich mir den wenigen Verluſt.
Agrip. Welch Traum verwirr’t dein Haupt/ welch Wahn-
witz deine Bruſt?
Wilſtu von Diſteln Frucht/ von Schlangen Gunſt erlan
gen?
Du wirſt zur Bluͤthe Schimpff/ zur Frucht den Tod em-
pfangen.
Diß ſtiftet/ der durch Gifft verzuckert-ſuͤſſer Gunſt
Den man bring’t zur Geduld/ ſein Weib zu boͤſer Brunſt.
Ruͤhmſtu dich: Daß der Fuͤrſt mit Aemptern dich beruͤcket?
Man ſper’t die Vogel ein/ die man nicht bald erdruͤcket;
Diß guͤldne Keficht zeucht den Untergang nach ſich.
Jſt dir noch nicht bewuſt; Warumb der Kaͤyſer dich
Nach Hofe fordern laͤßt?
Otho. Jch ſol an Tagus reiſen.
Agrip. So pfleg’t man unter’m Schein der Ehren zu ver-
weiſen
Den/ der des Kaͤyſers Luſt ſol keinen Eintrag thun.
Wo anders tolle Brunſt es laͤß’t hierbey beruh’n.
Denn wer vom Hofe koͤmm’t/ koͤmm’t endlich auch vom
Leben.
Kan Clytemneſtre dir kein bluttig’s Beyſpiel geben?
Ein Weib/ verſichre dich/ daß Eh’ und Eyde bricht/
Haͤlt
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 41.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/59>, abgerufen am 29.07.2024. |