Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite
Die/ seit der Fürst die Macht der Mutter was verschnit-
ten/
205.Sie als ihr eigen Hertz allzeit zu Rathe nahm/
Wordurch sie hinter diß und alles andre kam
Was sie im Schilde führ't. Silan' hat selbst gelesen
Des Plautus Heyraths Schluß.
Nero. Wir sind zu gutt
gewesen/
Ja/ leider! gar zu blind: Daß man Sie nur verstieß/
210.Als sie ihr falsches Hertz schon von sich blicken ließ.
Paris. Ein Wurm wird nur erhitz't/ den man nur neck't/
nicht tödtet.
Nichts/ als das Rach-Schwerdt nur/ das Blut und Flam-
me röthet
Tilg't der Regiersucht Brand.
Nero. Ja/ unsre grimme
Gnad'
Jst Hencker unsrer Seel'/ und ärgste Missethat/
215.Die wir durch unsern Fall itzt allzu theuer büßen.
Otho. Der Fürst wird ein schwach Weib ja noch zu däm-
pfen wissen.
Nero. Der Rath und Läger mehr als uns ist zugethan?
Wir leider! sind nur hin. Senec. Was sicht den Käysee
an?
Nero. Die Mutter hat sich selbst auff unsern Hals ver-
schworen.
220.
Senec. Die Mutter? ich erstarr'! auff den/ den sie geboh-
ren?
Otho. Sie ist des Plautus Braut/ Rom ist ihr Heyrath-
Gutt.
Senec. Mir kommt's unglaublich vor. Der Käyser muß
den Muth
Nicht furchtsam lassen fall'n. Sind die geharnisch'ten
Scharen
Nicht mächtig Rom und ihn für Meineyd zu bewahren?
225.Paris. Rom und der Käyser fäll't/ da man die Schlange
nicht/
Eh sie erwach't/ erdrückt. Man stech' eh'/ als sie sticht.
Nero. Daß Agrippine sterb? und Plautus untergehe.
Jst's aber gutt: Daß man des Werck's sich unterstche/
Nun
Die/ ſeit der Fuͤrſt die Macht der Mutter was verſchnit-
ten/
205.Sie als ihr eigen Hertz allzeit zu Rathe nahm/
Wordurch ſie hinter diß und alles andre kam
Was ſie im Schilde fuͤhr’t. Silan’ hat ſelbſt geleſen
Des Plautus Heyraths Schluß.
Nero. Wir ſind zu gutt
geweſen/
Ja/ leider! gar zu blind: Daß man Sie nur verſtieß/
210.Als ſie ihr falſches Hertz ſchon von ſich blicken ließ.
Paris. Ein Wurm wird nur erhitz’t/ den man nur neck’t/
nicht toͤdtet.
Nichts/ als das Rach-Schwerdt nur/ das Blut und Flam-
me roͤthet
Tilg’t der Regierſucht Brand.
Nero. Ja/ unſre grimme
Gnad’
Jſt Hencker unſrer Seel’/ und aͤrgſte Miſſethat/
215.Die wir durch unſern Fall itzt allzu theuer buͤßen.
Otho. Der Fuͤrſt wird ein ſchwach Weib ja noch zu daͤm-
pfen wiſſen.
Nero. Der Rath und Laͤger mehr als uns iſt zugethan?
Wir leider! ſind nur hin. Senec. Was ſicht den Kaͤyſee
an?
Nero. Die Mutter hat ſich ſelbſt auff unſern Hals ver-
ſchworen.
220.
Senec. Die Mutter? ich erſtarr’! auff den/ den ſie geboh-
ren?
Otho. Sie iſt des Plautus Braut/ Rom iſt ihr Heyrath-
Gutt.
Senec. Mir kommt’s unglaublich vor. Der Kaͤyſer muß
den Muth
Nicht furchtſam laſſen fall’n. Sind die geharniſch’ten
Scharen
Nicht maͤchtig Rom und ihn fuͤr Meineyd zu bewahren?
225.Paris. Rom und der Kaͤyſer faͤll’t/ da man die Schlange
nicht/
Eh ſie erwach’t/ erdruͤckt. Man ſtech’ eh’/ als ſie ſticht.
Nero. Daß Agrippine ſterb? und Plautus untergehe.
Jſt’s aber gutt: Daß man des Werck’s ſich unterſtche/
Nun
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp>
          <p><pb facs="#f0026" n="8."/>
Die/ &#x017F;eit der Fu&#x0364;r&#x017F;t die Macht der Mutter was ver&#x017F;chnit-<lb/><hi rendition="#et">ten/</hi><lb/><note place="left">205.</note>Sie als ihr eigen Hertz allzeit zu Rathe nahm/<lb/>
Wordurch &#x017F;ie hinter diß und alles andre kam<lb/>
Was &#x017F;ie im Schilde fu&#x0364;hr&#x2019;t. Silan&#x2019; hat &#x017F;elb&#x017F;t gele&#x017F;en<lb/>
Des Plautus Heyraths Schluß.</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker>
          <p>Wir &#x017F;ind zu gutt<lb/><hi rendition="#et">gewe&#x017F;en/</hi><lb/>
Ja/ leider! gar zu blind: Daß man Sie nur ver&#x017F;tieß/<lb/><note place="left">210.</note>Als &#x017F;ie ihr fal&#x017F;ches Hertz &#x017F;chon von &#x017F;ich blicken ließ.</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker>
          <p>Ein Wurm wird nur erhitz&#x2019;t/ den man nur neck&#x2019;t/<lb/><hi rendition="#et">nicht to&#x0364;dtet.</hi><lb/>
Nichts/ als das Rach-Schwerdt nur/ das Blut und Flam-<lb/><hi rendition="#et">me ro&#x0364;thet</hi><lb/>
Tilg&#x2019;t der Regier&#x017F;ucht Brand.</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker>
          <p>Ja/ un&#x017F;re grimme<lb/><hi rendition="#et">Gnad&#x2019;</hi><lb/>
J&#x017F;t Hencker un&#x017F;rer Seel&#x2019;/ und a&#x0364;rg&#x017F;te Mi&#x017F;&#x017F;ethat/<lb/><note place="left">215.</note>Die wir durch un&#x017F;ern Fall itzt allzu theuer bu&#x0364;ßen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Otho.</hi> </speaker>
          <p>Der Fu&#x0364;r&#x017F;t wird ein &#x017F;chwach Weib ja noch zu da&#x0364;m-<lb/><hi rendition="#et">pfen wi&#x017F;&#x017F;en.</hi></p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker>
          <p>Der Rath und La&#x0364;ger mehr als uns i&#x017F;t zugethan?<lb/>
Wir leider! &#x017F;ind nur hin. <hi rendition="#aq">Senec.</hi> Was &#x017F;icht den Ka&#x0364;y&#x017F;ee<lb/><hi rendition="#et">an?</hi></p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker>
          <p>Die Mutter hat &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t auff un&#x017F;ern Hals ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chworen.</hi></p>
        </sp><lb/>
        <note place="left">220.</note>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Senec.</hi> </speaker>
          <p>Die Mutter? ich er&#x017F;tarr&#x2019;! auff den/ den &#x017F;ie geboh-<lb/><hi rendition="#et">ren?</hi></p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Otho.</hi> </speaker>
          <p>Sie i&#x017F;t des Plautus Braut/ Rom i&#x017F;t ihr Heyrath-<lb/><hi rendition="#et">Gutt.</hi></p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Senec.</hi> </speaker>
          <p>Mir kommt&#x2019;s unglaublich vor. Der Ka&#x0364;y&#x017F;er muß<lb/><hi rendition="#et">den Muth</hi><lb/>
Nicht furcht&#x017F;am la&#x017F;&#x017F;en fall&#x2019;n. Sind die geharni&#x017F;ch&#x2019;ten<lb/><hi rendition="#et">Scharen</hi><lb/>
Nicht ma&#x0364;chtig Rom und ihn fu&#x0364;r Meineyd zu bewahren?<lb/><note place="left">225.</note><hi rendition="#aq">Paris.</hi> Rom und der Ka&#x0364;y&#x017F;er fa&#x0364;ll&#x2019;t/ da man die Schlange<lb/><hi rendition="#et">nicht/</hi><lb/>
Eh &#x017F;ie erwach&#x2019;t/ erdru&#x0364;ckt. Man &#x017F;tech&#x2019; eh&#x2019;/ als &#x017F;ie &#x017F;ticht.</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker>
          <p>Daß Agrippine &#x017F;terb? und Plautus untergehe.<lb/>
J&#x017F;t&#x2019;s aber gutt: Daß man des Werck&#x2019;s &#x017F;ich unter&#x017F;tche/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Nun</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8./0026] Die/ ſeit der Fuͤrſt die Macht der Mutter was verſchnit- ten/ Sie als ihr eigen Hertz allzeit zu Rathe nahm/ Wordurch ſie hinter diß und alles andre kam Was ſie im Schilde fuͤhr’t. Silan’ hat ſelbſt geleſen Des Plautus Heyraths Schluß. Nero. Wir ſind zu gutt geweſen/ Ja/ leider! gar zu blind: Daß man Sie nur verſtieß/ Als ſie ihr falſches Hertz ſchon von ſich blicken ließ. Paris. Ein Wurm wird nur erhitz’t/ den man nur neck’t/ nicht toͤdtet. Nichts/ als das Rach-Schwerdt nur/ das Blut und Flam- me roͤthet Tilg’t der Regierſucht Brand. Nero. Ja/ unſre grimme Gnad’ Jſt Hencker unſrer Seel’/ und aͤrgſte Miſſethat/ Die wir durch unſern Fall itzt allzu theuer buͤßen. Otho. Der Fuͤrſt wird ein ſchwach Weib ja noch zu daͤm- pfen wiſſen. Nero. Der Rath und Laͤger mehr als uns iſt zugethan? Wir leider! ſind nur hin. Senec. Was ſicht den Kaͤyſee an? Nero. Die Mutter hat ſich ſelbſt auff unſern Hals ver- ſchworen. Senec. Die Mutter? ich erſtarr’! auff den/ den ſie geboh- ren? Otho. Sie iſt des Plautus Braut/ Rom iſt ihr Heyrath- Gutt. Senec. Mir kommt’s unglaublich vor. Der Kaͤyſer muß den Muth Nicht furchtſam laſſen fall’n. Sind die geharniſch’ten Scharen Nicht maͤchtig Rom und ihn fuͤr Meineyd zu bewahren? Paris. Rom und der Kaͤyſer faͤll’t/ da man die Schlange nicht/ Eh ſie erwach’t/ erdruͤckt. Man ſtech’ eh’/ als ſie ſticht. Nero. Daß Agrippine ſterb? und Plautus untergehe. Jſt’s aber gutt: Daß man des Werck’s ſich unterſtche/ Nun

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/26
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 8.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/26>, abgerufen am 21.11.2024.