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Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

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Orestens Geist.
Wo Minos nicht an mir die Rechte bricht
Krafft welcher mir so scharffe Kwal ist worden;
805.Hat Hell' und Welt genungsam Martern nicht
Für Nerons Halß und schröcklich's Mutter- morden;
Jch tödtete die mich verletzet/
Du die/ die dich in's Reich gesätzet.
Tisiphone.
Komm't/ Schwestern/ helf't mir Rutten binden.
810.Komm't leih't mir euer Nattricht Haar.
Helf't hartzt vom Phlegeton anzünden/
Reich't Schwefel/ Pech und Zunder dar.
Entblößet ihn/ braucht Fäckel/ Flamm und Rutte
Biß sich der Brand lesch' in des Mörders Blutte.
Alecto.
815.Ertzt-Mörder! wie Alemaeons Eßen
Muß Galle/ Gift und Schwefel seyn/
Weil er der Kinder-hold vergessen/
Die sonst die Mutter-Milch flöß't ein:
So muß auch dir seyn brennend Oel gewehret
820.Daß deine Kwal stets mit der Flamme nehret.
Alcmaeons Geist.
Wo Rhadamanth mich nicht zu scharf verdamm't/
Wenn Gifft mich tränck't/ und glüend Ertzt mich speiset/
So ist kein Stahl der sattsam brenn't und flamm't/
Kein Gifft/ das sich genungsam starck erweiset/
825.Dardurch der Abgrund das Verbrechen
Des Mutter-Mörders könne rechen.
Tisiphone.
Komm't Schwestern/ helft Geträncke machen
Bring't Basilißk'-und Molchen- Jäscht
Vermisch't mit Eyter von den Drachen:
830.Daß es den Durst dem Käyser läscht.
Trinck/ Nero/ trinck! was magert dein Gesichte?
Gift ist dein Wein/ der Schwefel dein Gerichte.
Die
Oreſtens Geiſt.
Wo Minos nicht an mir die Rechte bricht
Krafft welcher mir ſo ſcharffe Kwal iſt worden;
805.Hat Hell’ und Welt genungſam Martern nicht
Fuͤr Nerons Halß und ſchroͤcklich’s Mutter- morden;
Jch toͤdtete die mich verletzet/
Du die/ die dich in’s Reich geſaͤtzet.
Tiſiphone.
Komm’t/ Schweſtern/ helf’t mir Rutten binden.
810.Komm’t leih’t mir euer Nattricht Haar.
Helf’t hartzt vom Phlegeton anzuͤnden/
Reich’t Schwefel/ Pech und Zunder dar.
Entbloͤßet ihn/ braucht Faͤckel/ Flamm und Rutte
Biß ſich der Brand leſch’ in des Moͤrders Blutte.
Alecto.
815.Ertzt-Moͤrder! wie Alemæons Eßen
Muß Galle/ Gift und Schwefel ſeyn/
Weil er der Kinder-hold vergeſſen/
Die ſonſt die Mutter-Milch floͤß’t ein:
So muß auch dir ſeyn brennend Oel gewehret
820.Daß deine Kwal ſtets mit der Flamme nehret.
Alcmæons Geiſt.
Wo Rhadamanth mich nicht zu ſcharf verdamm’t/
Wenn Gifft mich traͤnck’t/ und gluͤend Ertzt mich ſpeiſet/
So iſt kein Stahl der ſattſam brenn’t und flamm’t/
Kein Gifft/ das ſich genungſam ſtarck erweiſet/
825.Dardurch der Abgrund das Verbrechen
Des Mutter-Moͤrders koͤnne rechen.
Tiſiphone.
Komm’t Schweſtern/ helft Getraͤncke machen
Bring’t Baſilißk’-und Molchen- Jaͤſcht
Vermiſch’t mit Eyter von den Drachen:
830.Daß es den Durſt dem Kaͤyſer laͤſcht.
Trinck/ Nero/ trinck! was magert dein Geſichte?
Gift iſt dein Wein/ der Schwefel dein Gerichte.
Die
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[111./0129] Oreſtens Geiſt. Wo Minos nicht an mir die Rechte bricht Krafft welcher mir ſo ſcharffe Kwal iſt worden; Hat Hell’ und Welt genungſam Martern nicht Fuͤr Nerons Halß und ſchroͤcklich’s Mutter- morden; Jch toͤdtete die mich verletzet/ Du die/ die dich in’s Reich geſaͤtzet. Tiſiphone. Komm’t/ Schweſtern/ helf’t mir Rutten binden. Komm’t leih’t mir euer Nattricht Haar. Helf’t hartzt vom Phlegeton anzuͤnden/ Reich’t Schwefel/ Pech und Zunder dar. Entbloͤßet ihn/ braucht Faͤckel/ Flamm und Rutte Biß ſich der Brand leſch’ in des Moͤrders Blutte. Alecto. Ertzt-Moͤrder! wie Alemæons Eßen Muß Galle/ Gift und Schwefel ſeyn/ Weil er der Kinder-hold vergeſſen/ Die ſonſt die Mutter-Milch floͤß’t ein: So muß auch dir ſeyn brennend Oel gewehret Daß deine Kwal ſtets mit der Flamme nehret. Alcmæons Geiſt. Wo Rhadamanth mich nicht zu ſcharf verdamm’t/ Wenn Gifft mich traͤnck’t/ und gluͤend Ertzt mich ſpeiſet/ So iſt kein Stahl der ſattſam brenn’t und flamm’t/ Kein Gifft/ das ſich genungſam ſtarck erweiſet/ Dardurch der Abgrund das Verbrechen Des Mutter-Moͤrders koͤnne rechen. Tiſiphone. Komm’t Schweſtern/ helft Getraͤncke machen Bring’t Baſilißk’-und Molchen- Jaͤſcht Vermiſch’t mit Eyter von den Drachen: Daß es den Durſt dem Kaͤyſer laͤſcht. Trinck/ Nero/ trinck! was magert dein Geſichte? Gift iſt dein Wein/ der Schwefel dein Gerichte. Die

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 111.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/129>, abgerufen am 25.11.2024.