Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.
Ja! was hat erst dein Blutt-Rath mehr beschlossen? 455.Soll nun Octavie auch deinen Mord-spruch hör'n? 445.Soll die/ die Haß und Geilheit angegossen Unschuld'ger Leichenberg/ die Schaar der Geister mehr'n? Mein Schatten wird in unter-irrd'schen Hölen/ Die Todten-Beine/ grimmer Sohn/ Der längst-entseelten Menschen schon 450.Zu meiner Lust/ und dir zur Kwal beseelen. Bis daß du nach viel Ach und Pein Die Götter wirst versöhnen auf der Baare/ Wenn auf dem mir geweyhten Rach-Altare Dein Arm der Prister wird/ dein Leib das Opffer seyn. Nero. Ach! Mutter/ ach! Vergib! vergib dem bösen 460.Kinde! Wasch' ab durch Straff und Blutt das Brandmal ärgster Sünde! Fleuchstu? Verzihe doch! Die Faust ist schon geschick't Daß sie den blancken Dolch mir in das Hertze drück't/ Und dir mit meiner Leich' ein bluttigs Opffer bringet. Burrh. Halt Fürst! Was ist's/ das ihn zu dem Verzwei- feln zwinget? Nero. Laß't den gekwälten Geist erlangen Tod und Ruh Burrh. Der Käyser meld' uns doch/ was nöthig't ihn hier- zu? Nero. Die Mutter. Burrh. Die schon kalt! Nero. Be- kämpft die ängst'ge Seele. Burrh. Die Geister kommen nicht zu rück' aus Grab und 465Höle. Nero. Sie hat itzt ja auf mich den Blutt-Spruch erst gefäll't. Burrh. Nichts Wunder: Daß die Furcht den Traum für Warheit hält. Nero. Was uns ihr Geist gedreu't/ das dreu't uns auch's Gewissen. Burrh. Solch Nebel wird sich schon am Tage säncken müs- sen. Nero. Sag't/ ist der Tag das Ziel des Lebens itzt bald dar? Burrh.
Ja! was hat erſt dein Blutt-Rath mehr beſchloſſen? 455.Soll nun Octavie auch deinen Mord-ſpruch hoͤr’n? 445.Soll die/ die Haß und Geilheit angegoſſen Unſchuld’ger Leichenberg/ die Schaar der Geiſter mehr’n? Mein Schatten wird in unter-irrd’ſchen Hoͤlen/ Die Todten-Beine/ grimmer Sohn/ Der laͤngſt-entſeelten Menſchen ſchon 450.Zu meiner Luſt/ und dir zur Kwal beſeelen. Bis daß du nach viel Ach und Pein Die Goͤtter wirſt verſoͤhnen auf der Baare/ Wenn auf dem mir geweyhten Rach-Altare Dein Arm der Priſter wird/ dein Leib das Opffer ſeyn. Nero. Ach! Mutter/ ach! Vergib! vergib dem boͤſen 460.Kinde! Waſch’ ab durch Straff und Blutt das Brandmal aͤrgſter Suͤnde! Fleuchſtu? Verzihe doch! Die Fauſt iſt ſchon geſchick’t Daß ſie den blancken Dolch mir in das Hertze druͤck’t/ Und dir mit meiner Leich’ ein bluttigs Opffer bringet. Burrh. Halt Fuͤrſt! Was iſt’s/ das ihn zu dem Verzwei- feln zwinget? Nero. Laß’t den gekwaͤlten Geiſt erlangen Tod und Ruh Burrh. Der Kaͤyſer meld’ uns doch/ was noͤthig’t ihn hier- zu? Nero. Die Mutter. Burrh. Die ſchon kalt! Nero. Be- kaͤmpft die aͤngſt’ge Seele. Burrh. Die Geiſter kommen nicht zu ruͤck’ aus Grab und 465Hoͤle. Nero. Sie hat itzt ja auf mich den Blutt-Spruch erſt gefaͤll’t. Burrh. Nichts Wunder: Daß die Furcht den Traum fuͤr Warheit haͤlt. Nero. Was uns ihr Geiſt gedreu’t/ das dreu’t uns auch’s Gewiſſen. Burrh. Solch Nebel wird ſich ſchon am Tage ſaͤncken muͤſ- ſen. Nero. Sag’t/ iſt der Tag das Ziel des Lebens itzt bald dar? Burrh.
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Unſchuld’ger Leichenberg/ die Schaar der Geiſter mehr’n?
Mein Schatten wird in unter-irrd’ſchen Hoͤlen/
Die Todten-Beine/ grimmer Sohn/
Der laͤngſt-entſeelten Menſchen ſchon
Zu meiner Luſt/ und dir zur Kwal beſeelen.
Bis daß du nach viel Ach und Pein
Die Goͤtter wirſt verſoͤhnen auf der Baare/
Wenn auf dem mir geweyhten Rach-Altare
Dein Arm der Priſter wird/ dein Leib das Opffer ſeyn.
Nero. Ach! Mutter/ ach! Vergib! vergib dem boͤſen
Kinde!
Waſch’ ab durch Straff und Blutt das Brandmal aͤrgſter
Suͤnde!
Fleuchſtu? Verzihe doch! Die Fauſt iſt ſchon geſchick’t
Daß ſie den blancken Dolch mir in das Hertze druͤck’t/
Und dir mit meiner Leich’ ein bluttigs Opffer bringet.
Burrh. Halt Fuͤrſt! Was iſt’s/ das ihn zu dem Verzwei-
feln zwinget?
Nero. Laß’t den gekwaͤlten Geiſt erlangen Tod und Ruh
Burrh. Der Kaͤyſer meld’ uns doch/ was noͤthig’t ihn hier-
zu?
Nero. Die Mutter. Burrh. Die ſchon kalt! Nero. Be-
kaͤmpft die aͤngſt’ge Seele.
Burrh. Die Geiſter kommen nicht zu ruͤck’ aus Grab und
Hoͤle.
Nero. Sie hat itzt ja auf mich den Blutt-Spruch erſt
gefaͤll’t.
Burrh. Nichts Wunder: Daß die Furcht den Traum fuͤr
Warheit haͤlt.
Nero. Was uns ihr Geiſt gedreu’t/ das dreu’t uns auch’s
Gewiſſen.
Burrh. Solch Nebel wird ſich ſchon am Tage ſaͤncken muͤſ-
ſen.
Nero. Sag’t/ iſt der Tag das Ziel des Lebens itzt bald
dar?
Burrh.
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 98.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/116>, abgerufen am 29.07.2024. |