Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.
Ja/ was für Schuld weiß man ihr füglich aufzuladen? Popp. Man melde: Daß auch sie zu der verdammten That 325.Des Agerin/ ertheil't vermaledeyten Rath. Nero. Jhr Einfalts-Schein läß't sich mit Arglist nicht beflecken. Popp. Man findet oftmal Gift in Tauben-Augen stecken. Nero. Mein Schatz so ferne sih't der blinde Pöfel nicht. Popp. Man miß't den Monden nur zur Nacht/ kein klei- ner Licht. Nero. Wer weiß? Wie Rom noch wird der Mutter Tod 330.empfinden. Popp. Er kan durch lindern Weg der Gramen sich entbin- den. Nero. Sie sage denn: Wordurch? Popp. Er trenne sich von ihr. Nero. Was wendet man mit Fug für Scheidens-Uhrsach für? Popp. Daß sie nicht fruchtbar ist. Nero. Rom wird dis Unrecht schelten. Popp. Was Bürgern vor war recht/ sol das nicht Käy- sern gelten? 335.Mein Licht/ mein Augen-Trost/ er ist zu furchtsam noch. Er bürde von sich ab des Eyferns knechtisch Joch. Jst dieser Mund/ die Brust für Liebens-werth zu achten? Warumb denn läß't er mich für Liebe schier verschmach- ten? Wilstu/ mein Auffenthalt/ mein Seelen-Abgott seyn? 340.So lasse dir doch nicht umbsonste Weyrauch streu'n. Mein Schatz/ man opfert ja den Göttern nicht verge- bens. Dein Himmlisch Antlitz ist die Sonne meines Lebens. Der Schatten deine Gunst/ der Zeiger ist dein Schluß/ Nach welchem meine Zeit sein Glücke messen muß. 345.Wie aber: Daß dein Licht so langsam aufwerts steiget? Und noch nicht unsrer Lust gewünschten Mittag zeiget? Es wird die Schönheit ja für einen Blitz geschätz't/ Der Seelen Augenblick's in volle Flammen sätz't/ Ja Stein und Ertzt zermalm't/ der Zunder zarter Hertzen/ Jst
Ja/ was fuͤr Schuld weiß man ihr fuͤglich aufzuladen? Popp. Man melde: Daß auch ſie zu der verdammten That 325.Des Agerin/ ertheil’t vermaledeyten Rath. Nero. Jhr Einfalts-Schein laͤß’t ſich mit Argliſt nicht beflecken. Popp. Man findet oftmal Gift in Tauben-Augen ſtecken. Nero. Mein Schatz ſo ferne ſih’t der blinde Poͤfel nicht. Popp. Man miß’t den Monden nur zur Nacht/ kein klei- ner Licht. Nero. Wer weiß? Wie Rom noch wird der Mutter Tod 330.empfinden. Popp. Er kan durch lindern Weg der Gramen ſich entbin- den. Nero. Sie ſage denn: Wordurch? Popp. Er trenne ſich von ihr. Nero. Was wendet man mit Fug fuͤr Scheidens-Uhrſach fuͤr? Popp. Daß ſie nicht fruchtbar iſt. Nero. Rom wird dis Unrecht ſchelten. Popp. Was Buͤrgern vor war recht/ ſol das nicht Kaͤy- ſern gelten? 335.Mein Licht/ mein Augen-Troſt/ er iſt zu furchtſam noch. Er buͤrde von ſich ab des Eyferns knechtiſch Joch. Jſt dieſer Mund/ die Bruſt fuͤr Liebens-werth zu achten? Warumb denn laͤß’t er mich fuͤr Liebe ſchier verſchmach- ten? Wilſtu/ mein Auffenthalt/ mein Seelen-Abgott ſeyn? 340.So laſſe dir doch nicht umbſonſte Weyrauch ſtreu’n. Mein Schatz/ man opfert ja den Goͤttern nicht verge- bens. Dein Himmliſch Antlitz iſt die Sonne meines Lebens. Der Schatten deine Gunſt/ der Zeiger iſt dein Schluß/ Nach welchem meine Zeit ſein Gluͤcke meſſen muß. 345.Wie aber: Daß dein Licht ſo langſam aufwerts ſteiget? Und noch nicht unſrer Luſt gewuͤnſchten Mittag zeiget? Es wird die Schoͤnheit ja fuͤr einen Blitz geſchaͤtz’t/ Der Seelen Augenblick’s in volle Flammen ſaͤtz’t/ Ja Stein und Ertzt zermalm’t/ der Zunder zarter Hertzen/ Jſt
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Ja/ was fuͤr Schuld weiß man ihr fuͤglich aufzuladen?
Popp. Man melde: Daß auch ſie zu der verdammten That
Des Agerin/ ertheil’t vermaledeyten Rath.
Nero. Jhr Einfalts-Schein laͤß’t ſich mit Argliſt nicht
beflecken.
Popp. Man findet oftmal Gift in Tauben-Augen ſtecken.
Nero. Mein Schatz ſo ferne ſih’t der blinde Poͤfel nicht.
Popp. Man miß’t den Monden nur zur Nacht/ kein klei-
ner Licht.
Nero. Wer weiß? Wie Rom noch wird der Mutter Tod
empfinden.
Popp. Er kan durch lindern Weg der Gramen ſich entbin-
den.
Nero. Sie ſage denn: Wordurch?
Popp. Er trenne ſich
von ihr.
Nero. Was wendet man mit Fug fuͤr Scheidens-Uhrſach
fuͤr?
Popp. Daß ſie nicht fruchtbar iſt.
Nero. Rom wird dis
Unrecht ſchelten.
Popp. Was Buͤrgern vor war recht/ ſol das nicht Kaͤy-
ſern gelten?
Mein Licht/ mein Augen-Troſt/ er iſt zu furchtſam noch.
Er buͤrde von ſich ab des Eyferns knechtiſch Joch.
Jſt dieſer Mund/ die Bruſt fuͤr Liebens-werth zu achten?
Warumb denn laͤß’t er mich fuͤr Liebe ſchier verſchmach-
ten?
Wilſtu/ mein Auffenthalt/ mein Seelen-Abgott ſeyn?
So laſſe dir doch nicht umbſonſte Weyrauch ſtreu’n.
Mein Schatz/ man opfert ja den Goͤttern nicht verge-
bens.
Dein Himmliſch Antlitz iſt die Sonne meines Lebens.
Der Schatten deine Gunſt/ der Zeiger iſt dein Schluß/
Nach welchem meine Zeit ſein Gluͤcke meſſen muß.
Wie aber: Daß dein Licht ſo langſam aufwerts ſteiget?
Und noch nicht unſrer Luſt gewuͤnſchten Mittag zeiget?
Es wird die Schoͤnheit ja fuͤr einen Blitz geſchaͤtz’t/
Der Seelen Augenblick’s in volle Flammen ſaͤtz’t/
Ja Stein und Ertzt zermalm’t/ der Zunder zarter Hertzen/
Jſt
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 94.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/112>, abgerufen am 29.07.2024. |