Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.Nero. Burrhus. Seneca. Paris. Anicetus. Herculeus. Die Trabanten. Nero. Jst die befohl'ne That nach unserm| Wuntsch ge- schehen? Anic. Hier kan der Käyser selbst die blutt' ge Leiche sehen. 175. Nero. Eröfnet: wie euch kömm't dis schöne Schauspiel für. Seneca. Des Feindes Leiche gib't anmutt'gen Dampf von ihr. Nero. Laß't uns die Eigenschaft der |Wunden recht be- schauen. Burrh. Mag ihrer Majestät nicht für der Todten grauen? Anicet. Ein zornig' Aug ergätz't an blutt'gen Glidern 180.sich. Nero. Jch hette nicht gemein't: Daß solche Glider mich Solch Schnee-gebirgter Leib in sich getragen haben: Daß solche Brüste mir die süsse Nahrung gaben. Es schein't unglaublich fast: Daß dise Lilgen-Brust Der Augen Paradiß/ das Zeughauß süsser Lust/ 185.Ein so kohl schwartzes Hertz innwendig habe stecken. Daß der Rubinen Mund/ der von den Purpurschnecken Zur Farbe Blutt entlehn't/ von Bienen Süssigkeit Von Rosen den Geruch/ nur ein beschönungs-Kleid Der gift'gen Schlangen sey/ die in der Seele nisten. 190.Jedwedes Auge liß sich ihrer Schooß gelüsten/ Sein Marmel war ein Brunn/ wo Durst und Lieb-reitz kwill't/ Ein Schneeberg voll mit Glutt und Anmuth angefüll't. Allein' im Liben war sie härter als Kristallen Und kalter als das Eiß. Den Göttern hat gefallen: 195.Daß ihr erhitztes Blutt die Kälte lau gemach't. Schau't wie di Morgen-röth am weissen Himmel lach't. Zinober kwill't aus Milch/ Rubin aus Helffenbeine/ Aus Alabaster Glutt/ Korall aus Marmelsteine. Die F 5
Nero. Burrhus. Seneca. Paris. Anicetus. Herculeus. Die Trabanten. Nero. Jſt die befohl’ne That nach unſerm| Wuntſch ge- ſchehen? Anic. Hier kan der Kaͤyſer ſelbſt die blutt’ ge Leiche ſehen. 175. Nero. Eroͤfnet: wie euch koͤmm’t dis ſchoͤne Schauſpiel fuͤr. Seneca. Des Feindes Leiche gib’t anmutt’gen Dampf von ihr. Nero. Laß’t uns die Eigenſchaft der |Wunden recht be- ſchauen. Burrh. Mag ihrer Majeſtaͤt nicht fuͤr der Todten grauen? Anicet. Ein zornig’ Aug ergaͤtz’t an blutt’gen Glidern 180.ſich. Nero. Jch hette nicht gemein’t: Daß ſolche Glider mich Solch Schnee-gebirgter Leib in ſich getragen haben: Daß ſolche Bruͤſte mir die ſuͤſſe Nahrung gaben. Es ſchein’t unglaublich faſt: Daß diſe Lilgen-Bruſt Der Augen Paradiß/ das Zeughauß ſuͤſſer Luſt/ 185.Ein ſo kohl ſchwartzes Hertz innwendig habe ſtecken. Daß der Rubinen Mund/ der von den Purpurſchnecken Zur Farbe Blutt entlehn’t/ von Bienen Suͤſſigkeit Von Roſen den Geruch/ nur ein beſchoͤnungs-Kleid Der gift’gen Schlangen ſey/ die in der Seele niſten. 190.Jedwedes Auge liß ſich ihrer Schooß geluͤſten/ Sein Marmel war ein Brunn/ wo Durſt und Lieb-reitz kwill’t/ Ein Schneeberg voll mit Glutt und Anmuth angefuͤll’t. Allein’ im Liben war ſie haͤrter als Kriſtallen Und kalter als das Eiß. Den Goͤttern hat gefallen: 195.Daß ihr erhitztes Blutt die Kaͤlte lau gemach’t. Schau’t wie di Morgen-roͤth am weiſſen Himmel lach’t. Zinober kwill’t aus Milch/ Rubin aus Helffenbeine/ Aus Alabaſter Glutt/ Korall aus Marmelſteine. Die F 5
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Nero. Burrhus. Seneca. Paris.
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Herculeus. Die Trabanten.
Nero. Jſt die befohl’ne That nach unſerm| Wuntſch ge-
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Anic. Hier kan der Kaͤyſer ſelbſt die blutt’ ge Leiche ſehen.
Nero. Eroͤfnet: wie euch koͤmm’t dis ſchoͤne Schauſpiel
fuͤr.
Seneca. Des Feindes Leiche gib’t anmutt’gen Dampf von
ihr.
Nero. Laß’t uns die Eigenſchaft der |Wunden recht be-
ſchauen.
Burrh. Mag ihrer Majeſtaͤt nicht fuͤr der Todten grauen?
Anicet. Ein zornig’ Aug ergaͤtz’t an blutt’gen Glidern
ſich.
Nero. Jch hette nicht gemein’t: Daß ſolche Glider mich
Solch Schnee-gebirgter Leib in ſich getragen haben:
Daß ſolche Bruͤſte mir die ſuͤſſe Nahrung gaben.
Es ſchein’t unglaublich faſt: Daß diſe Lilgen-Bruſt
Der Augen Paradiß/ das Zeughauß ſuͤſſer Luſt/
Ein ſo kohl ſchwartzes Hertz innwendig habe ſtecken.
Daß der Rubinen Mund/ der von den Purpurſchnecken
Zur Farbe Blutt entlehn’t/ von Bienen Suͤſſigkeit
Von Roſen den Geruch/ nur ein beſchoͤnungs-Kleid
Der gift’gen Schlangen ſey/ die in der Seele niſten.
Jedwedes Auge liß ſich ihrer Schooß geluͤſten/
Sein Marmel war ein Brunn/ wo Durſt und Lieb-reitz
kwill’t/
Ein Schneeberg voll mit Glutt und Anmuth angefuͤll’t.
Allein’ im Liben war ſie haͤrter als Kriſtallen
Und kalter als das Eiß. Den Goͤttern hat gefallen:
Daß ihr erhitztes Blutt die Kaͤlte lau gemach’t.
Schau’t wie di Morgen-roͤth am weiſſen Himmel lach’t.
Zinober kwill’t aus Milch/ Rubin aus Helffenbeine/
Aus Alabaſter Glutt/ Korall aus Marmelſteine.
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 89.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/107>, abgerufen am 29.07.2024. |