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Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

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Mir diesen Rechnungs-schluß: des Meeres Sanftmuth
sey/
40.Daß es mich nicht ersäufft/ nur milde Tiranney;
Die Rache habe mich zu mehrer Kwal er halten.
Sih'stu die Schatten nicht erschrecklicher Gestalten?
Mein ängstig Hertze würck't in die Tapeten ein/
Diß stumme Marmel sag't: Was meine Thaten seyn.
45.Hier nechst steh't angemahl't/ wie mein halb-viehisch
Liben
Mit Sohn und Bruder hat unkeusche Lust getriben/
Wie ich des Pallas Hold erkauff't umb tolle Brunst/
Des Vettern Bett' und Thron durch ärgste Zauber-kunst/
Die Gunst des Seneca durch Unzucht überkommen.
50.Dort: Daß ich dem Silan erst seine Braut genommen/
Hernach auch Stadt und Geist/ in dem mein Heyraths-
Fest
Die Hochzeit-Fackel ihm zu Grabe leuchten läß't.
Jch sehe Lollien/ die ohne Schuld gestorben/
Weil sie sich hat nebst mir umb's Käysers Hold bewor-
ben.
55.Schaustu's/ hier schwebet ihr aus Neid' ent-seelter Geist/
Schaut! wie sie meiner Schuld die blutt'gen Brüste
weist.
Statilius verfluch't die Anmuth seiner Gärthe/
Für die ich einen Dolch zum Kauffgeld' ihm gewehr' te/
Dort web't die Spinne mir die Mordthat übers Haupt/
60.Wie ich dem Claudius durch Schwämm' und Gift ge-
raub't
Das Leben/ und das Reich; Wie ich des Erbtheils Kro-
ne/
Durch des Britannicus Verkürtzung/ meinem Sohne
Durch Arglist zugeschantz't Jtzt leider | krigen wir
Schmach/ Unhold/ Untergang/ den rechten Danck dafür.
65.
Sosia. Welch Wahn verführet sie in diesen Jrrgangs-
Schrancken?
Sie bilde tumme Träum' ihr nicht in die Gedancken.
Gesunde Sinnen sind von falcher Bländung frey.
Agrip. Mein schuldig Hertze weiß: Daß es die Warheit
sey.
Sosia.
Mir dieſen Rechnungs-ſchluß: des Meeres Sanftmuth
ſey/
40.Daß es mich nicht erſaͤufft/ nur milde Tiranney;
Die Rache habe mich zu mehrer Kwal er halten.
Sih’ſtu die Schatten nicht erſchrecklicher Geſtalten?
Mein aͤngſtig Hertze wuͤrck’t in die Tapeten ein/
Diß ſtumme Marmel ſag’t: Was meine Thaten ſeyn.
45.Hier nechſt ſteh’t angemahl’t/ wie mein halb-viehiſch
Liben
Mit Sohn und Bruder hat unkeuſche Luſt getriben/
Wie ich des Pallas Hold erkauff’t umb tolle Brunſt/
Des Vettern Bett’ und Thron durch aͤrgſte Zauber-kunſt/
Die Gunſt des Seneca durch Unzucht uͤberkommen.
50.Dort: Daß ich dem Silan erſt ſeine Braut genommen/
Hernach auch Stadt und Geiſt/ in dem mein Heyraths-
Feſt
Die Hochzeit-Fackel ihm zu Grabe leuchten laͤß’t.
Jch ſehe Lollien/ die ohne Schuld geſtorben/
Weil ſie ſich hat nebſt mir umb’s Kaͤyſers Hold bewor-
ben.
55.Schauſtu’s/ hier ſchwebet ihr aus Neid’ ent-ſeelter Geiſt/
Schaut! wie ſie meiner Schuld die blutt’gen Bruͤſte
weiſt.
Statilius verfluch’t die Anmuth ſeiner Gaͤrthe/
Fuͤr die ich einen Dolch zum Kauffgeld’ ihm gewehr’ te/
Dort web’t die Spinne mir die Mordthat uͤbers Haupt/
60.Wie ich dem Claudius durch Schwaͤmm’ und Gift ge-
raub’t
Das Leben/ und das Reich; Wie ich des Erbtheils Kro-
ne/
Durch des Britannicus Verkuͤrtzung/ meinem Sohne
Durch Argliſt zugeſchantz’t Jtzt leider | krigen wir
Schmach/ Unhold/ Untergang/ den rechten Danck dafuͤr.
65.
Soſia. Welch Wahn verfuͤhret ſie in dieſen Jrꝛgangs-
Schrancken?
Sie bilde tumme Traͤum’ ihr nicht in die Gedancken.
Geſunde Sinnen ſind von falcher Blaͤndung frey.
Agrip. Mein ſchuldig Hertze weiß: Daß es die Warheit
ſey.
Soſia.
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[84./0102] Mir dieſen Rechnungs-ſchluß: des Meeres Sanftmuth ſey/ Daß es mich nicht erſaͤufft/ nur milde Tiranney; Die Rache habe mich zu mehrer Kwal er halten. Sih’ſtu die Schatten nicht erſchrecklicher Geſtalten? Mein aͤngſtig Hertze wuͤrck’t in die Tapeten ein/ Diß ſtumme Marmel ſag’t: Was meine Thaten ſeyn. Hier nechſt ſteh’t angemahl’t/ wie mein halb-viehiſch Liben Mit Sohn und Bruder hat unkeuſche Luſt getriben/ Wie ich des Pallas Hold erkauff’t umb tolle Brunſt/ Des Vettern Bett’ und Thron durch aͤrgſte Zauber-kunſt/ Die Gunſt des Seneca durch Unzucht uͤberkommen. Dort: Daß ich dem Silan erſt ſeine Braut genommen/ Hernach auch Stadt und Geiſt/ in dem mein Heyraths- Feſt Die Hochzeit-Fackel ihm zu Grabe leuchten laͤß’t. Jch ſehe Lollien/ die ohne Schuld geſtorben/ Weil ſie ſich hat nebſt mir umb’s Kaͤyſers Hold bewor- ben. Schauſtu’s/ hier ſchwebet ihr aus Neid’ ent-ſeelter Geiſt/ Schaut! wie ſie meiner Schuld die blutt’gen Bruͤſte weiſt. Statilius verfluch’t die Anmuth ſeiner Gaͤrthe/ Fuͤr die ich einen Dolch zum Kauffgeld’ ihm gewehr’ te/ Dort web’t die Spinne mir die Mordthat uͤbers Haupt/ Wie ich dem Claudius durch Schwaͤmm’ und Gift ge- raub’t Das Leben/ und das Reich; Wie ich des Erbtheils Kro- ne/ Durch des Britannicus Verkuͤrtzung/ meinem Sohne Durch Argliſt zugeſchantz’t Jtzt leider | krigen wir Schmach/ Unhold/ Untergang/ den rechten Danck dafuͤr. Soſia. Welch Wahn verfuͤhret ſie in dieſen Jrꝛgangs- Schrancken? Sie bilde tumme Traͤum’ ihr nicht in die Gedancken. Geſunde Sinnen ſind von falcher Blaͤndung frey. Agrip. Mein ſchuldig Hertze weiß: Daß es die Warheit ſey. Soſia.

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 84.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/102>, abgerufen am 25.11.2024.