Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Erstes Tausend Der nach meinem Lebentrachtet/Der nach meiner Wolfahrt strebt; O wird der für Feind geachtet/ So ist Feind wer jmmer lebt. 57. Deutsche Sprache. DAs Deutsche Land ist arm/ die Sprache kan es sagen/ Die jetzt so mager ist/ daß jhr man zu muß tragen Auß Franck reich was sie darff vnd her vom Tiber-Strom Wo vor Latein starb auch/ mit dir/ Un Römisch Rom/ Zum Theil schickts der Iber: Das andre wird genummen/ So gut es wird gezeugt/ vnd auff die Welt ist kummen/ Durch einen Gerne-Klug/ der wenn der Geist jhn rürt/ Jetzt dieses Prale-Wort/ jetzt jenes rauß gebiert. Die Musen würckten zwar durch kluge Tichter-Sinnen Das Deutschland solte Deutsch vnd artlich reden künnen/ Mars aber schafft es ab/ vnd hat es so geschickt Daß Deutschland ist Blut-arm/ drum geht es so geflickt. 58. Parole, versetzt/ O Prale. O Prale/ Landsmann/ pral/ in fremder Sprache Schmucke/ Du pralst in fremder Sprach/ vnd fremd in deinem Rocke! 59. Grabschrifft eines Schneiders. HJer ligt ein Schneider in der Ruh/ Der manche Löcher flickte zu: Jetzt kan er jhm die Haut nicht flicken/ Die jhm die Würmer gantz zerstücken. 60. Gereisete. Die Deutschen zohen starck in Franckreich/ acht zu geben Auff dieser Sprache Laut/ vnd auff der Leute Leben: Frantzosen
Erſtes Tauſend Der nach meinem Lebentrachtet/Der nach meiner Wolfahrt ſtrebt; O wird der fuͤr Feind geachtet/ So iſt Feind wer jmmer lebt. 57. Deutſche Sprache. DAs Deutſche Land iſt arm/ die Sprache kan es ſagen/ Die jetzt ſo mager iſt/ daß jhr man zu muß tragen Auß Franck reich was ſie darff vnd her vom Tiber-Strom Wo vor Latein ſtarb auch/ mit dir/ Un Roͤmiſch Rom/ Zum Theil ſchickts der Iber: Das andre wird genummen/ So gut es wird gezeugt/ vnd auff die Welt iſt kummen/ Durch einen Gerne-Klug/ der wenn der Geiſt jhn ruͤrt/ Jetzt dieſes Prale-Wort/ jetzt jenes rauß gebiert. Die Muſen wuͤrckten zwar durch kluge Tichter-Sinnen Das Deutſchland ſolte Deutſch vnd artlich reden kuͤnnen/ Mars aber ſchafft es ab/ vnd hat es ſo geſchickt Daß Deutſchland iſt Blut-arm/ drum geht es ſo geflickt. 58. Parole, verſetzt/ O Prale. O Prale/ Landsmann/ pral/ in fremder Sprache Schmucke/ Du pralſt in fremder Sprach/ vnd fremd in deinem Rocke! 59. Grabſchrifft eines Schneiders. HJer ligt ein Schneider in der Ruh/ Der manche Loͤcher flickte zu: Jetzt kan er jhm die Haut nicht flicken/ Die jhm die Wuͤrmer gantz zerſtuͤcken. 60. Gereiſete. Die Deutſchen zohen ſtarck in Franckreich/ acht zu geben Auff dieſer Sprache Laut/ vnd auff der Leute Leben: Frantzoſen
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Erſtes Tauſend
Der nach meinem Lebentrachtet/
Der nach meiner Wolfahrt ſtrebt;
O wird der fuͤr Feind geachtet/
So iſt Feind wer jmmer lebt.
57.
Deutſche Sprache.
DAs Deutſche Land iſt arm/ die Sprache kan es ſagen/
Die jetzt ſo mager iſt/ daß jhr man zu muß tragen
Auß Franck reich was ſie darff vnd her vom Tiber-Strom
Wo vor Latein ſtarb auch/ mit dir/ Un Roͤmiſch Rom/
Zum Theil ſchickts der Iber: Das andre wird genummen/
So gut es wird gezeugt/ vnd auff die Welt iſt kummen/
Durch einen Gerne-Klug/ der wenn der Geiſt jhn ruͤrt/
Jetzt dieſes Prale-Wort/ jetzt jenes rauß gebiert.
Die Muſen wuͤrckten zwar durch kluge Tichter-Sinnen
Das Deutſchland ſolte Deutſch vnd artlich reden kuͤnnen/
Mars aber ſchafft es ab/ vnd hat es ſo geſchickt
Daß Deutſchland iſt Blut-arm/ drum geht es ſo geflickt.
58.
Parole, verſetzt/ O Prale.
O Prale/ Landsmann/ pral/ in fremder Sprache Schmucke/
Du pralſt in fremder Sprach/ vnd fremd in deinem Rocke!
59.
Grabſchrifft eines Schneiders.
HJer ligt ein Schneider in der Ruh/
Der manche Loͤcher flickte zu:
Jetzt kan er jhm die Haut nicht flicken/
Die jhm die Wuͤrmer gantz zerſtuͤcken.
60.
Gereiſete.
Die Deutſchen zohen ſtarck in Franckreich/ acht zu geben
Auff dieſer Sprache Laut/ vnd auff der Leute Leben:
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