Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Zu-Gabe. 212. Auff Bardum. Bardus strebt nach grossem Namen/ ist von allen Gaben bloß; Dieses kan man jhm wol günnen/ daß er heisse Gernegroß. 213. Meine Reime. NAtur that nichts umsonst; sie brachte was kan fliegen/ Bracht auch was krichen kan/ ein jedes kan was tügen: Mein Reim kan wo durch kruch/ ob nicht durch flug/ ver- gnügen. 214. Trachten. WEil sich grosse Potentaten von Frantzosen lassen zwingen/ Das so knechtisch sie sich beugen nach zufolgen jhren Dingen/ (schlingen. Scheint es/ daß sie wie die Alten/ wenig scheun der Freyheit 215. Auff Tölplinen. Für Lauten hat vnd für Biolen Tölplin den polschen Bock erkohren/ (Ohren. Denn jene kunten ihm nicht füllen die hohen/ weiten/ tieffen 216. Johannis-Tag. Johannes ist ein durstig Mann/ wann er kümt an vnd trincket/ So siht man wie ein grosser Teich/ offt auch ein Fluß versincket/ 217. Von der Charite. Charite du bist ein Spiegel/ wer dich an vnd in dich siht/ Siht das eygne Bild der Tugend/ wie es gläntzt vnd wie es blüth. 218. Von der Castula. Castula du Jungfern Bild/ gleichwol auch du frome Fraw; Zucht erzeugt auß dir die Scham/ da sie gieng mit dir zur Traw. 219. Auff R r r
Zu-Gabe. 212. Auff Bardum. Bardus ſtrebt nach groſſem Namen/ iſt von allen Gaben bloß; Dieſes kan man jhm wol guͤnnen/ daß er heiſſe Gernegroß. 213. Meine Reime. NAtur that nichts umſonſt; ſie brachte was kan fliegen/ Bracht auch was krichen kan/ ein jedes kan was tuͤgen: Mein Reim kan wo durch kruch/ ob nicht durch flug/ ver- gnuͤgen. 214. Trachten. WEil ſich groſſe Potentaten von Frantzoſen laſſen zwingen/ Das ſo knechtiſch ſie ſich beugen nach zufolgen jhren Dingen/ (ſchlingen. Scheint es/ daß ſie wie die Alten/ wenig ſcheun der Freyheit 215. Auff Toͤlplinen. Fuͤr Lauten hat vnd fuͤr Biolen Toͤlplin den polſchen Bock erkohren/ (Ohren. Denn jene kunten ihm nicht fuͤllen die hohen/ weiten/ tieffen 216. Johannis-Tag. Johannes iſt ein durſtig Mann/ wann er kuͤmt an vnd trincket/ So ſiht man wie ein groſſer Teich/ offt auch ein Fluß verſincket/ 217. Von der Charité. Charité du biſt ein Spiegel/ wer dich an vnd in dich ſiht/ Siht das eygne Bild der Tugend/ wie es glaͤntzt vnd wie es bluͤth. 218. Von der Caſtula. Caſtula du Jungfern Bild/ gleichwol auch du frome Fraw; Zucht erzeugt auß dir die Scham/ da ſie gieng mit dir zur Traw. 219. Auff R r r
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Zu-Gabe.
212.
Auff Bardum.
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Dieſes kan man jhm wol guͤnnen/ daß er heiſſe Gernegroß.
213.
Meine Reime.
NAtur that nichts umſonſt; ſie brachte was kan fliegen/
Bracht auch was krichen kan/ ein jedes kan was tuͤgen:
Mein Reim kan wo durch kruch/ ob nicht durch flug/ ver-
gnuͤgen.
214.
Trachten.
WEil ſich groſſe Potentaten von Frantzoſen laſſen zwingen/
Das ſo knechtiſch ſie ſich beugen nach zufolgen jhren
Dingen/ (ſchlingen.
Scheint es/ daß ſie wie die Alten/ wenig ſcheun der Freyheit
215.
Auff Toͤlplinen.
Fuͤr Lauten hat vnd fuͤr Biolen Toͤlplin den polſchen Bock
erkohren/ (Ohren.
Denn jene kunten ihm nicht fuͤllen die hohen/ weiten/ tieffen
216.
Johannis-Tag.
Johannes iſt ein durſtig Mann/ wann er kuͤmt an vnd trincket/
So ſiht man wie ein groſſer Teich/ offt auch ein Fluß verſincket/
217.
Von der Charité.
Charité du biſt ein Spiegel/ wer dich an vnd in dich ſiht/
Siht das eygne Bild der Tugend/ wie es glaͤntzt vnd wie es
bluͤth.
218.
Von der Caſtula.
Caſtula du Jungfern Bild/ gleichwol auch du frome Fraw;
Zucht erzeugt auß dir die Scham/ da ſie gieng mit dir zur Traw.
219. Auff
R r r
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