Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Zu-Gabe. 50. Handwercks-Leute. HAndwercks-Leute haben Zunfften/ haben Ordnung vnd Ge- setze; Daß sich Niemand in jhr Mittel/ sein Gewerb zu treiben setze/ Der nicht ehlich ist geboren/ ob er sonsten gleich ist tüchtig: Der auch ausser seiner Ehe nicht gelebet allzu richtig/ Ob gleich Busse drauff erfolget: Welcher einen Hund erschlagen Obs gleich ohngefehr geschehen: Der die Kosten nicht zu tragen Zum Gesäuff vnd zum Gefrässe: Der nicht Meisterstücke machet/ Macht jhn gleich das Werck zum Meister: Mehres ist darob man lachet. Aber/ daß man Warheit meidet: Daß man schindrisch übersetzet: Daß man Falsch für Gut gewehret: Daß man Trew vnd Schwur versetzet; Dieses heist/ sich klüglich nähren. Lieber! sind es Handwercks- Stücke? Sind es doch nicht Christen-Wercke! sehet zu wies droben glücke! 51. Friedens-Beschwer. Der Fried ist zwar gestifft/ die Krieger handeln linde: Die Steuer trillt vns noch/ noch Arbter vnd Gesinde. 52. Steuer. ANdre Länder geben Steuer nach dem Kopff vnd nach Genieß; Wir/ nach dem sich vnbesonnen weiland einer schätzen ließ: Wer das Leben kaum noch hat/ wer sonst alles hat versetzet/ Muß noch dennoch tragen Last/ darum daß er ist geschätzet. Jsts dann billich/ ists dann Christlich? O es sey gleich wie es wil/ Fromts nur einem vnd dem andren/ hats zu deuten sonst nicht viel! 53. Die P p p iij
Zu-Gabe. 50. Handwercks-Leute. HAndwercks-Leute haben Zunfften/ haben Ordnung vnd Ge- ſetze; Daß ſich Niemand in jhr Mittel/ ſein Gewerb zu treiben ſetze/ Der nicht ehlich iſt geboren/ ob er ſonſten gleich iſt tuͤchtig: Der auch auſſer ſeiner Ehe nicht gelebet allzu richtig/ Ob gleich Buſſe drauff erfolget: Welcher einen Hund erſchlagen Obs gleich ohngefehr geſchehen: Der die Koſten nicht zu tragen Zum Geſaͤuff vnd zum Gefraͤſſe: Der nicht Meiſterſtuͤcke machet/ Macht jhn gleich das Werck zum Meiſter: Mehres iſt darob man lachet. Aber/ daß man Warheit meidet: Daß man ſchindriſch uͤberſetzet: Daß man Falſch fuͤr Gut gewehret: Daß man Trew vnd Schwur verſetzet; Dieſes heiſt/ ſich kluͤglich naͤhren. Lieber! ſind es Handwercks- Stuͤcke? Sind es doch nicht Chriſten-Wercke! ſehet zu wies droben gluͤcke! 51. Friedens-Beſchwer. Der Fried iſt zwar geſtifft/ die Krieger handeln linde: Die Steuer trillt vns noch/ noch Arbter vnd Geſinde. 52. Steuer. ANdre Laͤnder geben Steuer nach dem Kopff vnd nach Genieß; Wir/ nach dem ſich vnbeſonnen weiland einer ſchaͤtzen ließ: Wer das Leben kaum noch hat/ wer ſonſt alles hat verſetzet/ Muß noch dennoch tragen Laſt/ darum daß er iſt geſchaͤtzet. Jſts dann billich/ iſts dann Chriſtlich? O es ſey gleich wie es wil/ Fromts nur einem vnd dem andren/ hats zu deuten ſonſt nicht viel! 53. Die P p p iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0757" n="227"/> <fw place="top" type="header">Zu-Gabe.</fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">50.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Handwercks-Leute.</hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">H</hi>Andwercks-Leute haben Zunfften/ haben Ordnung vnd Ge-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſetze;</hi> </l><lb/> <l>Daß ſich Niemand in jhr Mittel/ ſein Gewerb zu treiben ſetze/</l><lb/> <l>Der nicht ehlich iſt geboren/ ob er ſonſten gleich iſt tuͤchtig:</l><lb/> <l>Der auch auſſer ſeiner Ehe nicht gelebet allzu richtig/</l><lb/> <l>Ob gleich Buſſe drauff erfolget: Welcher einen Hund erſchlagen</l><lb/> <l>Obs gleich ohngefehr geſchehen: Der die Koſten nicht zu tragen</l><lb/> <l>Zum Geſaͤuff vnd zum Gefraͤſſe: Der nicht Meiſterſtuͤcke machet/</l><lb/> <l>Macht jhn gleich das Werck zum Meiſter: Mehres iſt darob</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">man lachet.</hi> </l><lb/> <l>Aber/ daß man Warheit meidet: Daß man ſchindriſch uͤberſetzet:</l><lb/> <l>Daß man Falſch fuͤr Gut gewehret: Daß man Trew vnd</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Schwur verſetzet;</hi> </l><lb/> <l>Dieſes heiſt/ ſich kluͤglich naͤhren. Lieber! ſind es Handwercks-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Stuͤcke?</hi> </l><lb/> <l>Sind es doch nicht Chriſten-Wercke! ſehet zu wies droben gluͤcke!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">51.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Friedens-Beſchwer.</hi> </head><lb/> <lg> <l>Der Fried iſt zwar geſtifft/ die Krieger handeln linde:</l><lb/> <l>Die Steuer trillt vns noch/ noch Arbter vnd Geſinde.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">52.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Steuer.</hi> </head><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">A</hi>Ndre Laͤnder geben Steuer nach dem Kopff vnd nach Genieß;</l><lb/> <l>Wir/ nach dem ſich vnbeſonnen weiland einer ſchaͤtzen ließ:</l><lb/> <l>Wer das Leben kaum noch hat/ wer ſonſt alles hat verſetzet/</l><lb/> <l>Muß noch dennoch tragen Laſt/ darum daß er iſt geſchaͤtzet.</l><lb/> <l>Jſts dann billich/ iſts dann Chriſtlich? O es ſey gleich wie es wil/</l><lb/> <l>Fromts nur einem vnd dem andren/ hats zu deuten ſonſt nicht</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">viel!</hi> </l> </lg> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig">P p p iij</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">53. Die</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [227/0757]
Zu-Gabe.
50.
Handwercks-Leute.
HAndwercks-Leute haben Zunfften/ haben Ordnung vnd Ge-
ſetze;
Daß ſich Niemand in jhr Mittel/ ſein Gewerb zu treiben ſetze/
Der nicht ehlich iſt geboren/ ob er ſonſten gleich iſt tuͤchtig:
Der auch auſſer ſeiner Ehe nicht gelebet allzu richtig/
Ob gleich Buſſe drauff erfolget: Welcher einen Hund erſchlagen
Obs gleich ohngefehr geſchehen: Der die Koſten nicht zu tragen
Zum Geſaͤuff vnd zum Gefraͤſſe: Der nicht Meiſterſtuͤcke machet/
Macht jhn gleich das Werck zum Meiſter: Mehres iſt darob
man lachet.
Aber/ daß man Warheit meidet: Daß man ſchindriſch uͤberſetzet:
Daß man Falſch fuͤr Gut gewehret: Daß man Trew vnd
Schwur verſetzet;
Dieſes heiſt/ ſich kluͤglich naͤhren. Lieber! ſind es Handwercks-
Stuͤcke?
Sind es doch nicht Chriſten-Wercke! ſehet zu wies droben gluͤcke!
51.
Friedens-Beſchwer.
Der Fried iſt zwar geſtifft/ die Krieger handeln linde:
Die Steuer trillt vns noch/ noch Arbter vnd Geſinde.
52.
Steuer.
ANdre Laͤnder geben Steuer nach dem Kopff vnd nach Genieß;
Wir/ nach dem ſich vnbeſonnen weiland einer ſchaͤtzen ließ:
Wer das Leben kaum noch hat/ wer ſonſt alles hat verſetzet/
Muß noch dennoch tragen Laſt/ darum daß er iſt geſchaͤtzet.
Jſts dann billich/ iſts dann Chriſtlich? O es ſey gleich wie es wil/
Fromts nur einem vnd dem andren/ hats zu deuten ſonſt nicht
viel!
53. Die
P p p iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/757 |
Zitationshilfe: | Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/757>, abgerufen am 16.02.2025. |