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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Zu-Gabe.
Folgende Sinn-Getichte sind
vnter wehrendem Druck ein-
gelauffen.
1.
Hofedienst.
NJcht dencke/ daß du was verdtenen soltest künnen;
Bey Hofe lohnt man nicht/ was kümt/ das kümmt durch
günnen.
2.
Geborgte Haare.
Franckreicht träget zwar die Schuld/ daß es manthem nimt
sein Haar/
Weiset aber/ wie man braucht das/ was eines andren war.
3.
Verleumdungen.
Wer viel Verleumder hat/ bey diesem ist gewiß/
Daß er die Tugend hält vnd Tugend jhn nicht ließ.
4.
Fürstliche Sinnen.
Fürsten Hertz ist so ein Ort; der sich nimmer so soll fügen/
Sondern viel zu köstlich ist/ drein zu lassen falsche Lügen.
5.
Ehre.
Wann Ehr vnd Eigennutz in einer Sache streiten/
So sihe/ daß du stehst der Ehr an jhrer Seiten.
6.
Mittelstand.
Viel Glücke hat viel Neid; viel Gut hat viel Gefahren;
Ein Mittelmässig Stand/ kan manche Noth ersparen.
7. Demut.
Zu-Gabe.
Folgende Sinn-Getichte ſind
vnter wehrendem Druck ein-
gelauffen.
1.
Hofedienſt.
NJcht dencke/ daß du was verdtenen ſolteſt kuͤnnen;
Bey Hofe lohnt man nicht/ was kuͤmt/ das kuͤm̃t durch
guͤnnen.
2.
Geborgte Haare.
Franckreicht traͤget zwar die Schuld/ daß es manthem nimt
ſein Haar/
Weiſet aber/ wie man braucht das/ was eines andren war.
3.
Verleumdungen.
Wer viel Verleumder hat/ bey dieſem iſt gewiß/
Daß er die Tugend haͤlt vnd Tugend jhn nicht ließ.
4.
Fuͤrſtliche Sinnen.
Fuͤrſten Hertz iſt ſo ein Ort; der ſich nimmer ſo ſoll fuͤgen/
Sondern viel zu koͤſtlich iſt/ drein zu laſſen falſche Luͤgen.
5.
Ehre.
Wann Ehr vnd Eigennutz in einer Sache ſtreiten/
So ſihe/ daß du ſtehſt der Ehr an jhrer Seiten.
6.
Mittelſtand.
Viel Gluͤcke hat viel Neid; viel Gut hat viel Gefahren;
Ein Mittelmaͤſſig Stand/ kan manche Noth erſparen.
7. Demut.
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[219/0749] Zu-Gabe. Folgende Sinn-Getichte ſind vnter wehrendem Druck ein- gelauffen. 1. Hofedienſt. NJcht dencke/ daß du was verdtenen ſolteſt kuͤnnen; Bey Hofe lohnt man nicht/ was kuͤmt/ das kuͤm̃t durch guͤnnen. 2. Geborgte Haare. Franckreicht traͤget zwar die Schuld/ daß es manthem nimt ſein Haar/ Weiſet aber/ wie man braucht das/ was eines andren war. 3. Verleumdungen. Wer viel Verleumder hat/ bey dieſem iſt gewiß/ Daß er die Tugend haͤlt vnd Tugend jhn nicht ließ. 4. Fuͤrſtliche Sinnen. Fuͤrſten Hertz iſt ſo ein Ort; der ſich nimmer ſo ſoll fuͤgen/ Sondern viel zu koͤſtlich iſt/ drein zu laſſen falſche Luͤgen. 5. Ehre. Wann Ehr vnd Eigennutz in einer Sache ſtreiten/ So ſihe/ daß du ſtehſt der Ehr an jhrer Seiten. 6. Mittelſtand. Viel Gluͤcke hat viel Neid; viel Gut hat viel Gefahren; Ein Mittelmaͤſſig Stand/ kan manche Noth erſparen. 7. Demut.

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/749>, abgerufen am 22.11.2024.